So, den ersten Schwung Bilder der Sonnenfinsternis vom 10. Juni 2021 habe ich nun durchgeschaut, den Rückblick gab’s ja schon im letzten Blogbeitrag. Meine Nikon D7100 hing ja am Coudé-Refraktor der Heilbronner Sternwarte und schoss jede Minute ein Foto. Das Teleskop ist ein 150/2250mm-Refraktor, mit Reducer liegt er etwa bei 1500mm Brennweite, sodass die Sonne komplett auf den Sensor der APS-C-Kamera passt.
Nun ist das Gerät aus den 1980ern, und irgendwo ist noch die Anleitung, die beschreibt, wie man die Nachführung auf Sonnengeschwindigkeit einstellen kann. Daher lief die Sonne regelmäßig aus dem Bild, und ich musste die Fotos manuell zentrieren. Die Helligkeitsschwankungen kommen daher, dass ich die Kuppel auch manuell drehen musste und nicht immer daran gedacht hatte.
Immerhin: Die erste Wolke kam erst in der Minute, nachdem der Mond nicht mehr vor der Sonne stand. Dafür kann man richtig zusehen, wie sich Staub auf dem Sensor ablagert. Da die Sonne über den Sensor wanderte und die Bilder nachträglich auf die Sonne zentriert wurden, sieht das so aus, als ob der Staub über die Sonne wandert. Immerhin ist er so besser von den kleinen Sonnenflecken zu unterscheiden.
Kleines Update: Der Vollständigkeit halber hier noch das originale Video, das nicht ausgerichtet wurde und das schön zeigt, wie sich Sonne und Mond mit anderen Geschwindigkeiten bewegen als die Sterne, auf die die Nachführung eingestellt war:
Was Finsternisse angeht, waren wir in letzter Zeit nicht gerade verwöhnt worden. Mit rund 7% Bedeckung für Süddeutschland versprach das auch ein eher unauffälliges Schauspiel – nichts, was man mit bloßem Auge bemerken würde. Trotzdem gab es schon im Vorfeld Überlegungen, mal wieder einen LiveStream von der Heilbronner Sternwarte aus zu machen. Mit öffentlichen Veranstaltungen sah es in letzter Zeit aus den bekannten Gründen ohnehin mau aus…
Schon im Vorfeld stand daher eine Neuanschaffung an: Ein Sonnenfilter für den Sucher vom C14. Dessen Brennweite von 250mm passt genau, um die Sonne bildfüllend auf die DMK Planetenkamera zu projizieren, die wir schon einmal für einen LiveStream genutzt hatten. Das hat im Test auch wunderbar funktioniert – allerdings hat die Kamera nur 640×480 Pixel Auflösung. Nicht gerade viel für heutige Verhältnisse.
Der Probelauf mit dem Youtube-Stream eineinhalb Wochen vorher ließ dann auch den Wunsch nach mehr Auflösung aufkommen. Was tun? Nun, für Deep-Sky-Fotografie haben wir noch eine gekühlte ATIK Horizon auf der Sternwarte, die sollte doch auch dafür taugen. Im Prinzipja – nur schmierte die ATIK-Software regelmäßig bei dem Versuch ab, auf Youtube zu streamen, und im Herschelkeil war das Bild auch bei kürzester Belichtungszeit zu hell.
In der letzten Woche vor dem Ereignis ließ das Wetter keine weiteren Tests zu, erst am 10. konnte ich wieder testen – kurz, bevor wir live gingen. Die Wetterprognose war mäßig, aber überraschenderweise war es dann doch weitestgehend klar in Heilbronn. Es mag damit zusammenhängen, dass ich kurz vorher nicht nur einen Sonnenfilter, sondern auch einen Regenschirm besorgt hatte – das hat den Wettergott wohl völlig verwirrt.
Jedenfalls lief gut eine Stunde vor dem Beginn der Finsternis die ATIK mit einem zusätzlichen Graufilter am Herschelkeil, und mit Bildschirmzoom auch bildfüllend. Das Bild wurde dann mit OBS abgegriffen und gestreamt. Ein Workaround, aber er funktioniert.
Also dem Kollege Bescheid geben, der aus dem HomeOffice den Stream starten konnte – im Gegensatz zu mir vor Ort konnte er auf dem Laptop was erkennen. Ohne Sonnenschutz war der Laptop nicht bedienbar…
Beim nächsten Mal werde ich wohl versuchen, mit Okularprojektion ein größeres Bild zu bekommen. Mit dem 36er Hyperion Okular habe ich an der DSLR eigentlich immer eine schön große Sonne gehabt. Aber das nächste Mal können wir den Stream dann auch vorher ankündigen, so hatten wir immer 35 Zuschauer auf sternwarte.org/live/.
Absolut ungewöhnlich war übrigens, dass ich die Sternwarte völlig für mich alleine hatte. Wochentags Mittags in Corona-Zeiten haben doch nicht zu viele Leute Zeit, erst recht nich von unseren Instrumentenscheininhabern – und wir hatten ja keine Veranstaltung angekündigt. Abstand halten und so. Ich nutzte die Gelegenheit, um meine DSLR mit Reducer an den Coudé zu hängen und im Intervallmodus minütlich ein Foto machen zu lassen. Leider hatte ich nicht mehr so viel Zeit zum Fokussieren, bzw. mich etwas vertan, und doch etwas mehr Staub auf dem Sensor als gedacht. Aber fürs Web langen die Fotos allemal. Und irgendwann muss ich nachschauen, wie ich die Nachführung unseres Coudé auf Sonnengeschwindigkeit einstelle, sie lief ein paar mal aus dem Bild. Macht aber nichts, ich habe die Kuppel auch nicht immer schnell genug gedreht.
Damit waren beide Hauptteleskope der Sternwarte mit Kameras belegt – und was mache ich jetzt? H-alpha! Wir haben ja einiges an mobilen Geräten, und ich hatte noch einen H-alpha-Filter dabei, den ich gerade teste. Also Ruckzuck den ED80 auf die CGEM gesetzt, die fest auf der Plattform aufgebaut ist. Ja, chic: Einige nette Protuberanzen, mehr Details auf der Sonnenoberfläche als die paar kleinen Sonnenflecken, die im Weißlicht zu sehen waren, und hübsch anzuschauen, wie sich die ganzen Krater und Berge am Mondrand vor der Sonnenscheibe abheben. Also die kleine Panasonic G70 geholt und drangehängt. Eine Farbkamera ist für die H-alpha-Fotografie leider nur mäßig geeignet, aber eine Quick-and-Dirty-Bildbearbeitung will ich doch nicht vorenthalten.
Das Bild hinkt dem visuellen Eindruck meilenweit hinterher – ich müsste unterschiedlich belichtete Aufnahmen von Sonnenoberfläche und Rand ineinanderkopieren, um was hübsches draus zu machen, und wesentlich mehr Zeit in die Bildbearbeitung stecken, als ich gerade habe. Aber für einen Schnellschuss schon ganz nett. Irgendwann arbeite ich mich mal in die H-alpha-Fotografie ein…
Nur was mache ich jetzt auf der Sternwarte? Langsam gehen mir die Kameras aus… Also noch ein Teleskop aufbauen: Unser kleines Lunt wartet eh schon lange wieder auf Sonne, und ich kann mal testen, wie gut die NexStar SE mit einem Sonnensystem-Alignment funktioniert. Ich bin positiv überrascht: Der breitere H-alpa-Filter des Lunt 60 (0,75Å statt 0,6Å am ED80) zeigt erwartungsgemäß die Sonnenprotuberanzen heller, und die Montierung führt ziemlich ordentlich nach – vor allem, weil ich das Stativ ohne Wasserwaage aufgestellt hatte. Nett. Damit ist das auch die erste SoFi, die ich fast komplett in H-alpha beobachte – ein bisschen dekadent ist das schon:-)
Ich konnte aber nicht wiederstehen, die DMK mit einem billigen Reducer an das Lunt zu hängen – da kam aber nichts scharfes bei raus, also hatte ich doch ein Teleskop für die visuelle Beobachtung. Auch nicht schlecht.
So vergingen die zwei Stunden recht zügig, und das Wetter hielt sich bis zuletzt. Erst wenige Sekunden nach der Finsternis schob sich die erste Wolke vor die Sonne. Ich muss öfter Regenschirme vor astronomischen Ereignissen kaufen…
Gegen Ende war auch schon fernes Rumpeln zu hören, und als ich endlich alles abgebaut hatte, kamen auch schon die ersten Regentropfen. Auf der Rückfahrt erwischte mich auf der Höhe von Schwaigern dann auch noch ein regelrechter Wolkenbruch – es bewahrheitet sich also immer wieder, nach einer SoFi kommt Regen. Das war schon 1999 so:-)
Damit war das eine entspannte kleine Abwechslung zu den üblichen Veranstaltungen auf der Sternwarte und wieder einmal schön anzuschauen – ich hatte weniger erwartet. Trotzdem wäre es nett, wieder einmal Veranstaltungen mit Gästen vor Ort zu machen…
Ich werde den Verdacht nicht los, dass ich aktuell mehr Zeit damit verbringe, Teleskope zu verpacken, als durchzuschauen. Ein Projekt für den letzten Sommer war es, die AVX-Montierung der Heilbronner Sternwarte transportfähig zu machen. Das Ziel dabei war vor allem, alles notwendige in einem Koffer zu haben. Mit meinen eigenen Koffern hatte ich das ja schon ein paar mal geübt, und die vorhandenen Lösungen, bei denen einfach der Versand-Schaumstoff in eine Tasche gepackt werden, sind wenig elegant.
Wer sie nicht kennt: Die Celestron Advanced VX (kurz: AVX) ist eine moderne GoTo-Montierung, die mit knapp 14 kg Traglast bei knapp 8 kg Eigengewicht (zuzüglich Stativ und Gegengewichte) noch gut transportabel ist. Sie ersetzt unsere alten Vixen Superpolaris-Montierungen. Die größten Vorteile sind:
Endlich Goto – Unsere alten Superpolaris sind erstklassige Montierungen, können aber nur nachführen. Mit der AVX ist endlich auch automatische Objektpositionierung möglich.
AllStar Polar Align – Die Montierung braucht keinen Polsucher (den gibt es optional), stattdessen wird sie grob eingenordet, und nach dem Alignment an zwei Redferenzsternen für das Goto wird ein Stern angefahren – bzw. die Position, an der er bei perfekter Einnordung stehen sollte. Dann wird die Montierung über den Polblock auf den Stern ausgerichtet und ist eingenordet. Das ist deutlich komfortabler als mit einem Polsucher, und mit einem Fadenkreuzokular auch sehr genau.
Ein Autoguider-Anschluss! Als die Superpolaris-Montierungen noch vor Vereinsgründung angeschafft wurden, war ein Autoguider noch Science Fiction. So sind Langzeit-Aufnahmen für die Astrofotografie möglich.
Die Montierung haben wir für den mobilen Einsatz angeschafft, vor allem mit einem orangenen 80er Jahre C8 oder einem alten Vixen 90/1000-Refraktor, sowie für die Fotografie mit dem RASA 8. Damit das klappt, muss man natürlich alles dabei haben. Gerade in einem Verein neigen Einzelteile dazu, zu verschwinden, wenn sie keinen festen Platz haben.
In den Montierungskoffer sollten also:
Montierung mit allen nötigen Anbauteilen (Stellschrauben für Azimut, Handcontroller, Deklinations-Kabel, Gegengewichtsstange)
Und das ganze möglichst kompakt. Wie das bei Maßanfertigungen so ist: Billig wird das nicht, vor allem wenn man keine Werkstatt hat. Zum Glück muss man heute nicht alles selber machen.
Die Schaumstoffeinlage stammt von Koffermarkt.com. Wer will, kann sie nachbestellen, die “Schnittvorlage” gebe ich hiermit frei: https://www.koffermarkt.com/koffer-schaumstoff-konfigurator/#/layout/xxkhce. Der Entwurf ist versiegelt; wer ihn bearbeitet, erhält ein eigenes Projekt. Ihr müsst euch also keine Hoffnung machen, dass die Rechnung bei mir landet:-) Vorsicht: Die Polhöhe der Montierung ist für Heilbronn mit 49°N eingestellt. Ggf. müsst ihr den Winkel in der Einlage etwas anpassen. Auch Platz für ein Fadenkreuzokular ist noch nicht eingeplant (siehe unten).
Als Koffer kam wie so oft ein Thon Custom Economy Flightcase von Thomann zum Einsatz, mit den Maßen 59x18x40cm und dem breiten Ledergriff sowie Butterfly-Verschlüssen.
Dann war etwas Bastelarbeit angesagt: Um die Kofferhöhe niedrig zu halten, hatte ich die Unterseite des Koffers zuerst mit Moosgummi ausgekleidet und dann die unteren 2 cm der Schaumstoff-Einlage von Koffermarkt entfernt – so ist die Einlage bündig mit der unteren Kofferhälfte, aber auch unten offen. Die frei gewordene, 2 cm dicke Schaumstoff-Bodenplatte habe ich dann mit Heißkleber in den Deckel geklebt. Vorher hatte ich noch die Ablageplatte des Celestron-Stativs auf den Schaumstoff gelegt und mit einem Messer eng ausgeschnitten. So hält sie im Deckel und ist immer dabei.
Die Kabel liegen unter dem PowerTank, auch das separate Netzkabel des Netzteils. Das Dec-Kabel der Montierung ist in einem der schmalen, tiefen Fächer links von der Montierung.
Und so sieht das ganze fertig aus:
Rechts ist noch eine Gegengewichtstasche zu sehen; für das Stativ ist eine Tasche bestellt (ich hoffe, die passt dann auch).
Zwei nachträgliche Änderungen gab es dann doch noch: Ich habe in den Deckel noch eine Aussparung für den Handcontroller-Halter des Stativs geschnitten, damit das Stativ in die Tasche passt. Und ein Fadenkreuzokular zum exakteren Einnorden kam dazu. Damit war noch etwas Nacharbeit nötig.
Den Handcontroller-Halter hatte ich einfach auf die Schaumstoffplatte gelegt und mit einem Messer ausgeschnitten, das war kein Problem. Das Fadenkreuzokular war etwas aufwändiger, weil es nicht ganz einfach war, mit einem Messer das Fach zu “schnitzen”. Wer die Vorlage von oben verwendet, sollte am besten gleich sein Fadenkreuzokular ausmessen und einplanen. Alternativ passt es auch unter den PowerTank. Der Inbusschlüssel für die Blindschrauben, wenn man die AVX von den schmalen Vixen- auf die breiten 3″-CGE-Schienen umrüstet, wurde übrigens einfach in den Schaumstoff gedrückt – Werkzeug sollte man immer dabei haben…
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, aber billig war es nicht. Stand Sommer 2020 hat der Spaß gekostet:
Flightcase: 199,–€
Schaumstoff: Rund 160,-€ (Einlage plus Moosgummi)
Arbeitszeit: Unbezahlbar:-)
Wie bei jeder Maßanfertigung gingen einige Stunden dafür drauf, alles auszumessen und möglichst kompakt zu verstauen. Da erscheinen die stolzen Preise für Teleskopkoffer auf einmal in einem anderen Licht… Der einzige Nachteil dieser Lösung ist, dass keine weiteren Teile dazu kommen dürfen. Das Fadenkreuzokular passt zum Glück unter den Powertank, vielleicht stanze ich noch eine Aufnahme dazu heraus. Wer das Nachbauen will und den Plan für meine Einlage übernehmen will: Die Aussparungen für die Netzteil sind für die Modelle von 2020 ausgelegt. Das Baader-Netzteil hatte früher eine andere Form, messt also bei eurem eigenen Equipment lieber noch einmal nach – Modellwechsel nicht ausgeschlossen.
Und nein, ich kriege weder von Thomann noch von Koffermarkt Geld dafür:-)
Astronomisch war 2020 eigentlich gar nicht schlecht. Da war der Überraschungskomet Neowise im Sommer, und die Jahrtausendkonjunktion von Jupiter und Saturn am 21. Dezember. Die beiden großen Planeten kamen einander so nahe wie seit Jahrhunderten nicht mehr, nur rund 6 Bogensekunden würden sie trennen – was für ein Ereignis! Bis zur nächsten vergleichbaren Begegnung vergehen noch einige Jahrzehnte.
Die beiden standen zur Konjunktion tief am Westhimmel, was für Fotos durch’s Teleskop zwar schlecht ist, aber schöne Stimmungsbilder ermöglichen würde. Wenn das ganze nicht ausgerechnet im Dezember wäre, wenn ich wegen Corona-Lockdown in der ewig bedeckten Nebelsuppe der Rheinebene festsitzen würde. Diese Sichtbarkeitsprognose war noch viel zu optimistisch:
Der Dezember lässt sich am besten als durchgängig bedeckt beschreiben. Drecks Novemberwetter kurz vor Weihnachten. Eigentlich hatte ich mit der großen Konjunktion schon abgeschlossen – unter anderen Umständen wäre ich dafür durchaus bereit gewesen, einige Kilometer zu fahren, aber wenn man um 20 Uhr schon wieder zu Hause sein muss… auch wenn ich vielleicht damit durchkommen würde, dass ich das beruflich mache… Aber ich hatte am 10. Dezember schon einige Zeit vergeblich auf dem Acker auf eine Wolkenlücke gewartet. Eine gewisse Erfolgswahrscheinlichkeit sollte schon da sein…
Und gerade wenn alles sinnlos erscheint: Am 17. Dezember gab es eine kleine Wolkenlücke, durch die der Mond linste, und knapp daneben waren Jupiter und Saturn zu erspähen. Im Fernglas gab das Duo noch nicht viel her, aber die Kamera war schnell auf’s Stativ gesetzt, für ein Foto durch’s Fenster.
That’s it! habe ich die beiden doch noch erwischt. Neben der Panasonic G70 mit 12-60mm f/2,8-Objektiv hatte ich natürlich auch zum Handy gegriffen. Das linke Bild ist mit 2 Sekunden bei 200 ISO und f/3,5 mit 25mm Brennweite entstanden, wie es sich gehört mit Stativ und Selbstauslöser. Das rechte mit dem iPhone 12 Mini, das unverschämt gute Bilder liefert – bzw. noch mehr aus den Bildern rausholt als ich in Lightroom. Fairerweise muss ich sagen, dass die iPhone-Bilder nur für soziale Medien oder kleinere Abzüge taugen, genau wie das, was früher die Kompaktkamera ausgespuckt hat. Bei voller Auflösung sieht man, was an Details draufgeht. Für Freihand trotzdem nicht schlecht – ich bin auf die nächste Nordlichtjagd gespannt…
Schnellschuss durch’s Okular
Was man den Handy-Bildern auch ansieht: Apple sitzt in Amerika, die Aufnahmen sind etwas zu sehr bearbeitet und zu knallig in den Farben. Aber trotzdem: Für eine Automatikknipse und Twitter gar nicht mal so schlecht.
Als nächstes der Griff zu meinem Spektiv: Schnell auf’s Stativ gesetzt, und bei 60x Jupiter und Saturn schön gesehen. Wirklich ein netter Anblick, die beiden kleinen Gasriesen auf einmal im Okular zu sehen. Im Bild festhalten konnte ich sie aber nicht wirklich gut: Das Foto durch’s Okular war nur mäßig und kommt bei weitem nicht an den Anblick im Okular ran. Und für mehr Experimente ließen die Wolkenlücke und der Giebel vom Nachbarhaus keine Zeit.
Die Wetterprognose für den 18. Dezember.
Für den nächsten Tag sah die Wolken-Prognose eher bäh aus. Kurz Richtung Pforzheim fahren? Das wäre eine Stunde Fahrt, also Zeit bis 19 Uhr, und vor allem noch eine Standort mit guter Horizontsicht finden? Uff… aber das Kribbeln war da…
Allerdings lag die Rheinebene den ganzen Tag unter dichtem Nebel, ich war froh, überhaupt das Nachbarhaus sehen zu können. Trotzdem war die Ausrüstung schon mal im Auto. Aber: Keine Spur von Sonne, und die Wettermodelle wurden entweder pessimistischer oder hatten nichts mit dem zu tun, was ich am Himmel sah.
Nerv.
Trotzdem hielt ich es nicht mehr aus und fuhr am späten Nachmittag Richtung Schwarzwald. Völkersbach hatte sich bei der Kometenjagd als ganz guter Standort erwiesen; der Nachbarort Burbach hatte noch eine minimal bessere Prognose. Und nachdem ich ein paar Höhenmeter gemacht hatte, gab es auf einmal auch strahlend blauen Himmel. Traumhaft.
Dichter Nebel in der Rheinebene, und traumhaftes Wetter ein paar Meter höher.
Pünktlich zu Sonnenuntergang hatte ich dann mein Teleskop aufgebaut und fing zu fluchen an: Der Nachführmotor lief nicht. Zum Glück kann ich meinen Oldtimer auch manuell bewegen. Später zeigte sich, dass eine Lötstelle im Stecker nachgegeben hatte und er keinen Strom hatte.
Fast bereit…
Aber egal: Für Stimmungsfotos mit dem Kameraobjektiv langte es auch diesmal wieder, und ich konnte die beiden Planeten wunderschön im Okular sehen.
Wirklich eindrucksvoll, für den Anblick hat sich der Ausflug auf jeden Fall gelohnt. Schnell noch die Kamera auf’s Stativ gesetzt und ein paar Mal mit dem Objektiv ausgelöst, bevor die Wolken wieder im Weg sind. Und nach dem ganzen Nebel endlich wieder klarer Himmel!
Kampf gegen die Wolken, wie immer, aber erfolgreich
Und natürlich immer wieder ans Teleskop. Ganz am Anfang hatte ich noch kurz die DSLR dran. Die Luftunruhe war so nah an Horizont und Wolken zwar heftig, sodass Fotos durch’s Teleskop wenig Chancen hatten, aber für ein paar Aufnahmen mit der D7100 bei 600mm Brennweite hat es gelangt. Eine war sogar ohne Nachführung ganz brauchbar.
Jupiter und Saturn am 18.12.2020 um 17:14; Nikon D7100 (APS-C) fokal bei 600mm
Nochmal mit dem Handy
Ein weiterer Versuch mit dem Handy durch’s Okular durfte nicht fehlen, brachte aber nicht viel. Die normale Kamera-App war überfordert, und mit Nightcap-Camera hatte ich noch nicht genug Chancen gehabt, um mich mit der Steuerung vertraut zu machen. Kombiniert mit der fehlenden Nachführung – ach vergiss es, genießen wir das Schauspiel einfach so, und überlassen das Fotografieren anderen Leuten. Schließlich tickt die Uhr, ich muss ja noch einpacken und heimfahren… Außerdem machte sich nun auch hier der Nebel bemerkbar, es zog langsam zu, und das Teleskop war mittlerweile klatschnass. Als die beiden Planeten gegen 18 Uhr hinter den Wolken verschwanden, war es also Zeit, zusammenzupacken.
Viel mehr war bei dieser Konjunktion für mich nicht zu holen, das Wetter war und ist unkooperativ. Sachde – so bleibt nur, sich von den Bildern der Beobachter an besseren Standorten deprimieren zu lassen. Aber immer, ich habe es gesehen!
Ein Tag später entstand zum Beispiel dieses kleine Video, dass die Luftunruhe gut wiedergibt, die auf den Fotos und beim Blick durch’s Teleskop die Details verschmiert:
Saturn und Jupiter eng beieinander im Teleskop, jetzt als Kurzfilm. So sieht man die große Luft Unruhe, weil beide Planeten sehr tief stehen. #Astronomiepic.twitter.com/LChw2P6K2t
Gefühlt ist es schon wieder eine Ewigkeit her, dass der Komet C/2020 F3 (NEOWISE) an unserem Himmel aufgetaucht war – recht überraschend war er nach den Flops der letzten Jahre sogar gut zu sehen. Die erste klare Nacht, als ich in Bayern war und er zusammen mit leuchtenden Nachtwolken am Himmel zu sehen war, hatte ich leider verschlafen – aber ich hatte auch keine Kamera dabei. Schade – da gab es ein paar tolle Bilder.
Außerdem klingelte am nächsten Morgen der Wecker um halb sieben… Ein langer Tag, und abends ging’s wieder in den Karlsruher Raum zurück. Sternklarer Himmel, und am nächsten Morgen kein Termin… Also beschränkte ich mich auf ein paar Stunden Schlaf auf der Couch, um kurz nach 2 Uhr morgens das Auto zu bepacken und raus auf den Acker zu fahren. Die Rheinebene war leider unbrauchbar – trotz klarem Himmel konnten sich in Horizontnähe keine Sterne gegen den Dunst durchsetzen. Also ab nach Völkersbach, auf knapp 400 Meter Höhe. Da dann rasch am Straßenrand das Teleskop aufgebaut und die Panasonic G70 (MFT-Sensor) mit dem Leica 12-60mm f/2,8 ohne Nachführung auf das Stativ gestellt und gewartet, bis er hoch genug am Morgenhimmel stand.
Neowise, am 10.7.2020 etwa um 3:30
3:49 mit 50mm Brennweite (MFT)
Von leuchtenden Nachtwolken war zwar nichts zu sehen, aber so ein doch recht heller Komet direkt am Horizont hat was. Einige Kilometer weiter östlich Richtung Schwäbische Alb gab es übrigens Komet mit Nachtwolken, wie der Stefan Weber twitterte… Neowise war zwar nicht unbedingt einer der wirklich großen Kometen, aber seit Hale Bopp Mitte der 90er endlich mal wieder einer, der auch mit bloßem Auge gut zu sehen war, wenn man mal einen dunklen Standort gefunden hat. Auf alle Fälle hell genug, dass er ohne Nachführung zu knipsen war – die Bilder geben den Anblick mit bloßem Auge ganz gut wieder.
Im ED80/600 mit Nikon D7100
Etwa eine Stunde hatte ich Zeit, bevor er in der Morgendämmerung verblasste. Das reichte gerade aus, um den Anblick zu genießen, einige Stimmungsaufnahmen mit dem Kameraobjektiv zu machen und dann die Kamera ans Teleskop anzuschließen, für ein paar Nahaufnahmen. Aber am schönsten wirkte er doch mit bloßem Auge oder im Fernglas; für ein Teleskop war der Komet schon wieder zu groß.
Kurz nach vier dämmerte es schon deutlich, und ich fing an, das Foto-Geraffel wieder einzupacken. Gegen 5 war ich dann endlich im Bett. Hier noch einmal eine Totale, ganz am rechten Bildrand sind die Plejaden gerade noch zu erkennen.
Neowise in der Morgendämmerung gegen 4 Uhr.
Einen Tage später, am Abend des 11.7., startete ich den nächsten Anlauf, diesmal ohne große Foto-Ambitionen. Mittlerweile war der Komet prinzipiell schon die ganze Nacht über zu sehen und kratzte am Nordhorizont. Entweder würde ich ihn schon in der Abendsichtbarkeit erwischen, oder es gäbe wieder eine lange Nacht. Und tatsächlich gelang die erste Sichtung gegen 23 Uhr. In der Abenddämmerung war er nicht ganz so toll wie am Morgen, aber auch nicht wesentlich schlechter. Dafür war die Suche nach dem passenden Weißabgleich kniffliger…
Neowise am 11.7.2020 zwischen 23:00 und 23:40
Eine gute Dreiviertelstunde lang war der Komet an diesem Abend zu sehen, bevor im Horizontdunst verschwand. Gut genug, dass ich darauf verzichtete, die Nacht durchzumachen. Anders als bei den letzten hellen Kometen stand diesmal keine Öffentlichkeitsarbeit auf der Heilbronner Sternwarte an (die hatte wegen Corona geschlossen), und ich brauchte auch keine perfekten Bilder für irgendein Projekt – diesmal ging es nur um Genuss, und ihn einmal visuell in Ruhe zu genießen. War auch mal schön!
Dann kam erst einmal eine Beobachtungspause, wegen Arbeit und Wetter. Der letzte Ankauf war am 18.7., als er schon deutlich weiter von der Sonne entfernt war und weniger hell strahlte. Dafür war ich auf der Heilbronner Hütte in den Alpen, wo das Wetter natürlich nicht mitspielte. Immerhin eine halbe Stunde Sichtbarkeit hat geklappt, bevor der Himmel wieder zuzog.
Neowise am 18.7. um 22:30 und 22:54.
Das war dann auch die letzte nennenswerte Beobachtung, mittlerweile ist der Komet schon weit auf seiner Reise in das äußere Sonnensystem und wird die nächsten Jahrtausene unbeobachtbar bleiben. Im Teleskop habe ich ihn nicht noch einmal gejagt – Faint Fuzzies habe ich schon genug gesehen, aber es hat Spaß gemacht, mal wieder einen schönen Kometen mit dem bloßen Auge zu sehen.
Alle Welt erzählt gerade, dass man wegen der Corona-Krise so viel Zeit hätte. Aber wenn man sowieso Home-Office macht, gibt’s da keinen großen Unterschied, und ich habe zum Glück auch so noch genug zu tun. Die Krise hat zwar zwei Nordlicht-und-Sterne-Touren gekostet, aber ich bin erst zum Jahresende wieder dran.
Alt: Der Sonnenwagen von Trundholm
Jedenfalls habe ich gerade auch wieder etwas Zeit, mich einem alten Projekt zu widmen: Einem Buch über den Sternenhimmel und seine Sagen auch abseits des alten Griechenlands. Dazu gibt es überraschend wenig Quellen, und noch weniger aus den letzten 50 Jahren. Die Recherchen dazu sind weitestgehend abgeschlossen, jetzt muss ich es “nur noch” ins Reine schreiben. Aber zu dem Thema habe ich schon lange einen Vortrag, den ich regelmäßig auf der Hurtigrute halte und auch schon mal auf dem TAN der Sternwarte Bellheim gehalten hatte. Das TAN ist dieses Jahr ja genauso ausgefallen wie mein Irland-Trip, also habe ich Zeit – und das Haus der Astronomie in Heidelberg macht unter dem Titel “Faszination Astronomie Online” eine Reihe von Vorträgen, die live auf Youtube gestreamt werden und dort dann auch archiviert werden. Nun, die Astro-Szene ist klein, und Caro vom HdA hat gemeint, dass das sogar mit dem DSL6000 von 1&1 gehen müsste (auch wenn das oft genug nicht für Internetradio langt), und Geld gibt’s auch keins, also habe ich mir flugs einen Termin gesichert: Am 12. Mai um 19 Uhr gebe ich einen kleinen Überblick über die Entstehung der Sternbilder von der Eiszeit bis zu dem, was in Europa bis hoch zum Nordkap überliefert ist:
Und da nur eine halbe Stunde angepeilt ist, ich aber noch mehr habe, gibt’s zwei Tage später gleich den zweiten Teil, mit einem Blick auf den Rest der Welt und die Geschichte vom alten Sumer bis heute.
Wie es sich gehört, ist das keine reine Wiederholung des selben Vortrags, sondern ändert sich immer wieder mal. Manches, was ich auf der Hurtigrute erzähle, fehlt, dafür ist Göbekli Tepe neu dazugekommen.
Es gibt so Tage, da ist einfach die Luft raus. Da findet eine partielle Mondfinsternis statt (hat man ja schon ein paar mal gesehen), das Teleskop ist fix und fertig im Auto, der Himmel ist klar, es ist mal wieder zu warm draußen und ohnehin noch viel zu viel auf der ToDo-Liste. Und morgen früh klingelt auch noch der Wecker.
Also wirklich raus auf den Acker, Teleskop aufbauen und bis mindestens Mitternacht unterwegs sein? Nur, um noch ein paar Fotos zu machen? Ist ja nicht so, dass ich noch nie eine Mondfinsternis erlebt hätte…
Das war der Moment, wo ich mich entschied, diese partielle Mondfinsternis zwar anzuschauen, aber ganz relaxt. Und diesmal kein Teleskop aufzubauen, sondern mir das einfach mal in Ruhe anzuschauen. Das Teleskop hatte ich ja zuletzt alleine auf dem Acker bei der Mondfinsternis im September 2015 (echt schon so lange her?) aufgebaut (und mich mit Nachführung und Fokussierung am Teleskop rumgeärgert), das Ende der MoFi vom August 2017 hatte ich nur vom Fenster aus angeschaut, und von der vom letzten Juli hatte ich nicht viel mitgekriegt, weil ich auf der Heilbronner Sternwarte war und wir von Besuchern überrannt worden waren. Daher gibt’s zu der auch keinen Blog…
Panasonic G70 mit 500mm Spiegeltele
Also war für heute Entspannung angesagt – der Blick aus dem Fenster hatte ja schon mal funktioniert, und diesmal sah es mit dem Mondaufgang auch gut aus. Also kleines Gerät: Ein Fernglas für visuell, und am Nachmittag noch schnell die recht neue Panasonic G70 an das Bower 500mm/f6.3 Teleobjektiv (das Walimex hier, nur mit anderem Label) adaptiert, das ich eigentlich für die Sonnenfinsternis vor zwei Jahren angeschafft hatte. Aber statt zur SoFi in die USA zu fahren, war ich stattdessen ja bekanntlich in Schottland. 500mm an einer MFT-Kamera sollte ganz gut funktionieren, um den Mond schön groß zu haben und auch ohne Nachführung im Bild zu behalten.
Das das Objektiv etwas größer und schwerer als die Kamera ist, habe ich es mit einer Rohrschelle auf das Stativ gesetzt. Nachteil: Jetzt rotiert die Kamera beim Fokussieren mit, statt des Objektivgehäuses…
Um es vernünftig nutzen zu können, hatte ich schon zur SoFi bei TS ein paar Klemmen zum Fokussieren geholt (den “Telefok”), und weil das ein Gefrickel war, auch die Motorfokussierung dazu. Irgendwo habe ich den Motor auch noch – aber da es eine spontane Aktion war, musste halt per Hand fokussiert werden. Bei 500mm und einem Videoneiger, der angeblich 7 kg trägt, ziemlich wacklig. Aber letztlich hat es halbwegs geklappt, und die MoFi kann kommen.
Das nahe Dach ist scharf
Die Kapelle am Horizont so lala…
Der Mond am Horizont um 21:22
Zur erwarteten Zeit kam der Mond dann auch über den Horizont, schön rot gefärbt durch die Erdatmosphäre, und mit etwas Phantasie links auch schon leicht verdunkelt, weil er bereits im Halbschatten der Erde stand. Dazu wunderschön der Erdschatten. Ein Zimmer mit Ausblick hat was.
21:26: Der Mond ist aufgegangen.
Die Bildschärfe überzeugt noch nicht so ganz, aber ich fotografiere ja auch durch eine ganze Menge Dunst hindurch. Blöd: Ich habe den Fernauslöser der Kamera vergessen. Und mit Auslöseverzögerung funktioniert das Bracketing der Kamera nicht.
21:32: Der Himmel wird dunkler, und der Mond nähert sich dem Kernschatten.
Gegen Erschütterungen habe ich den elektronischen Auslöser der Kamera und vier Sekunden Verzögerung eingestellt, sodass der Sensor wohl doch recht warm wird (kombiniert mit der molligen Temperatur einer Dachgeschosswohnung im bislang wärmsten Juli) und die Bilder überraschend rauschen. Aber was soll’s: Ich fotografiere ja nur just for fun, ohne Erfolgsdruck! Muss auch mal sein, und macht richtig Spaß. In aller Ruhe zuschauen, wie der Mond höher steigt, allmählich in den Kernschatten der Erde eintaucht, zurücklehnen und genießen. Schön.
Kurz nach 22 Uhr wandert der Mond dann in den Kernschatten, bis er um 23:30 zu rund zwei Dritteln verfinstert ist – mehr wird es dann auch nicht, das ist die maximale Phase.
21:54
22:10
22:26
22:51
23:04
23:17
Zwischendrin mache ich den Fehler, mir die Bilder mal in groß auf dem Laptop anzusehen. Blöd: Meine große Nikon lässt sich über den PC steurn, die Panasonic erlaubt fernsteuern nur per Handy. Also rein mit der Speicherkarte in den PC: Die Schärfe ist ausbaufähig. Viel besser kriege ich es trotz Bildschirmlupe aber nicht hin, und Fokuspeaking funktioniert mit dem Objektiv irgendwie nicht. Vielleicht ist es trotz Gegenlichtblende zu kontrastarm? Keine Ahnung. Aber für ein paar ordentliche Bilder langt es. Und irgendwie ist das auch beruhigend: Wenn ich mit dem Objektiv wie geplant zur Sonnenfinsternis in die USA geflogen wäre, hätte ich mich nur über nur zu 95% scharfe Fotos geärgert. So ist alles gut:-) Und bis zu den Sonnenfinsternissen in Spanien 2026 und ’27 habe ich entweder noch ein besseres Objektiv, mein Teleskop im Auto dabei, oder beides.
23:36: Maximum. Der Mond hängt interessant am Himmel
Und so? Mache ich gegen Mitternacht Feierabend, habe den Abend genossen und zur Abwechslung mal Fotos mit stehender Kamera, sodass der Horizont immer unten ist – bei nachgeführter Kamera (auf einer parallaktischen Montierung) dreht er sich ja sonst mit. Schön war’s.
Update: 2022 habe ich das Upgrade auf die EQStarPro vorgenommen, die klaglos und zuverlässig läuft – alle Probleme durch selbstgelötete Kabel und den Überspannungsschaden der ersten Steuerung gehören nun der Vergangenheit an. Läuft wie ein Traum.
Die Vixen GP-DX war immer so etwas wie meine Traum-Montierung – was gewiss auch damit zusammenhängt, dass ich mit ihr angefangen habe: Auf der Heilbronner Sternwarte haben wir zwei C8, die lange auf Superpolaris-Montierungen betrieben wurden. Klasse Sache, stabil und deutlich leichter als die HEQ-5, die später kamen.
Als mir vor einigen Jahren eine gebrauchte GP-DX (noch aus Vehrenberg-Zeiten) im Biete-Forum von Astronomie.de über den Weg lief, schlug ich dann auch schnell zu. Auf dem Berlebach Uni Stativ hat sie eine gute Basis und ist – bei guter Einnordung – mit meinem ED80/600 sogar ohne Autoguider fototauglich.
Was mich aber immer genervt hat: Sie ist mittlerweile etwas pflegebedürftig, insbesondere die Antriebszahnräder haben sich gerne mal gelöst. Ein Inbusschlüsselsatz war mein ständiger Begleiter. Und da die originalen Vixen-Motoren langsam sind, hat man zwar eine Feinverstellung, aber gerade bei nur 600mm Brennweite ist der Effekte eher gering. An zeitgemäßes Goto ist da gar nicht erst zu denken.
Eine Lösung ist es ja, die Elektronik von einem China-Nachbau an das Vixen-Original zu bauen. Das “Skywatcher SynScan GoTo Upgrade für EQ-5 und Vixen GP Montierungen” liegt bei gut 400 Euro und lässt sich adaptieren, hat aber weiterhin Zahnradantrieb (und somit Getriebespiel). Früher gab es ein NexSXD-Projekt, um Celestron-Steuerungen zu adaptieren – wäre mir sympathisch gewesen, weil ich mich mit der Steuerung auskenne, gibt’s aber nicht mehr. Und dann kam auf Astrotreff dieser Thread. Damals lag die EQStar-Schrittmotor-Steuerung von Astro-Gadget für Schrittmotore auf Ebay noch bei rund 100 Euro, jetzt ist sie etwas teurer – aber dafür gibt es nun auch ein Goto Drive Set mit Motoren zum Spotpreis gibt, sodass man keine passenden Motoren mehr suchen muss. Nachteil: Sie kommt aus der Ukraine…
Aber gut 100 Euro war mir der Versuch wert, wobei ich deutlich mehr Geld in das Motorset für GP von Avalon investieren musste. Das ist zwar nicht wirklich ein Schnäppchen, aber für mich gab es ein paar Gründe, die dafür sprechen:
Die Schrittmotoren sind mit der EQStar kompatibel, und von Avalon habe ich auf Anfrage auch die Pinbelegung erhalten. So kriege sogar ich als Elektroniklaie das hin
Ich mag Avalon – ich konnte mal mit der M-Zero rumspielen, und falls die EQStar nichts taugt, gäbe es immer noch die Option, auf StarGo von Avalon aufzurüsten
Keine Bastelei – die Motoren kommen im Gehäuse. Ich habe keine Werkstatt und keine Lust, groß rumzubasteln.
Heute würde ich wohl gleich das günstigere Komplett-Set von Astro-Gadget ausprobieren, aber zwei Kabel zusammenlöten ist auch kein so großes Problem.
Von Astro-Gadget kam via Ebay dann sehr flott die neue Steuerung: Ein Kästchen mit der Elektronik, ein WLAN-Modul, ein Kabel zum USB-Port vom PC (zur Steuerung via ASCOM), zwei Anschlusskabel für die Montierung und die Treiber-CD, dazu ein kleiner Joystick-Handcontroller, der statt eines Autoguiders an den Autoguider-Port der Steuerung passt.
Die Steuerung passt – mit einem Haargummi – perfekt an ein Berlebach Uni Stativbein. Unten das schwarze WLAN-Modul, links hängt der Joystick.
Nachdem ich zwei neunpolige D-SUB-Stecker aufgetrieben hatte, waren Kabel schnell zusammengelötet und die Motoren schnell angeschlossen. Erster Test am PC, noch ohne Montierung: Hm. Man braucht neben der ASCOM-Plattform ein Windows-Programm namens EQSettings, das auf der Mini-CD beiliegt. Nur: Der USB-Konverter wird zwar erkannt, aber das war’s dann auch. Eine Rücksprache beim Entwickler (danke für den guten Support!) brachte die Lösung: Dem USB-Konverter muss zwingend COM2 zugewiesen werden. Über die Systemsteuerung ging das einwandfrei, nun ich konnte die richtige Übersetzung einstellen (1:576 für die Avalon-Motoren) und über ASCOM irgendwie auch ansprechen (ASCOM ist für mich immer noch ein Buch mit sieben Siegeln) – aber irgendwo kam dann das Bedienfeld, und die Motoren liefen.
Zumindest eine Zeit lang. Bis irgendwann nichts mehr ging, nicht einmal der Piepser beim Anschalten.
Ich weiß bis heute nicht, ob es am Netzteil lag (das etwas mehr als 12V liefert, aber dafür auch bei Kälte genug Strom liefert), an der Steuerung (die 12V will, aber auch bis 15V vertragen soll) oder an der seltsamen Stromversorgung in diesem Haus, wo öfter mal die Sicherung rausfliegt.
Grmpf. Was tun? Die Steuerung in den Wind schreiben? Noch mal eine über Ebay kaufen? Kontakt mit dem Entwickler aufnehmen? Ich entscheide mich für letzteres und bin positiv überrascht: Für wenig Geld bietet er mir eine Reparatur an.
Die Reparatur an sich ist kein Problem, nur – wie kriegt man das Geld in die Ukraine, wenn Ebay nicht dazwischen steckt? Überweisungen aufs Handy sind vielleicht dort üblich, aber hier noch lange nicht, und eine Online-Überweisung? Guter Witz. Ich muss tatsächlich persönlich zur Bank gehen und eine Papierüberweisung abgeben. Online kann ich sie zwar auch gut versteckt ausfüllen, müsste sie dann aber auch ausdrucken und zur Bank tragen. Willkommen im Deutschland des 21. Jahrhunderts.
Die GP-DX mit Zahnriemen
Irgendwann kommt dann die Nachricht vom Zoll, dass ich die Teile abholen kann. Und die Frage, als was die Platinen einzuordnen sind. Was weiß denn ich, ich habe die Zollklassen noch nie gehört. Bin ich Elektroniker? Oder Zöllner? Ein paar Euro später habe ich die Steuerung dann in der Hand. Wenn ich die Spritkosten anschaue und die verlorene Arbeitszeit bezweifle ich, dass sich das für den deutschen Staat lohnt. Und mein Wagen fährt Diesel, bis in alle Ewigkeit…
In der Zwischenzeit habe ich mir auch noch einen LiFePO4 PowerTank von Celestron besorgt. Damit fällt die schwankende Stromversorgung vom Haus schon mal als Fehlerquelle flach, und die Tests können beginnen.
Nachdem dann alles zusammen war, ging es an die ersten ernsthaften Tests. Die Doku von EQStar ist diesbezüglich etwas mager, aber was soll’s – das gehört zu einem Bastelprojekt. Der Reihe nach:
Joystick-Steuerung und die Motoren
Die neuen Motoren an Ort und Stelle.
Die Motoren waren schnell installiert: Die alten Motorblöcke abschrauben, die alten Zahnräder und die Getriebekupplung von der Montierungsachse entfernen, dann die neuen Motoren samt Zahnrädern und Zahnriemen anschrauben – fertig. Die Avalon-Motorgehäuse werden jeweils nur mit einer Schraube an der Montierung befestigt und haben etwas Abstand zum Achsenkreuz der Montierung, also ziehe ich die Schrauben fest an. Über vier Schräubchen im Motorgehäuse lässt sich der Motor noch verschieben, um die richtige Spannung des Zahnriemens einzustellen: Das Band sollte sich ohne Kraftaufwand ein wenig verdrehen lassen (so ca. um 90°), dann passt es. Auch die großen Zahnräder sollten sich ohne Kraftaufwand drehen lassen.
Stecker zum Verschrauben per Schraubenzieher (rechts) sind einfacher zu finden, sinnvoll sind aber nur welche, die sich ohne Werkzeug lassen (links) – zumindest für den mobilen Einsatz.
Die Avalon-Motoren haben D-SUB-Buchsen. Für die ersten Tests hattee ich nur Steckergehäuse gefunden, für die ich einen Schraubenzieher brauche, um sie an die Motoren zu schrauben. Ohne Anschrauben sitzen sie nicht besonders fest und können leicht herausfallen (gerade bei schnellen Schwenks), aber ich habe nicht vor, die Montierung mit dem Schraubenzieher aufzubauen. Mittlerweile habe ich sie durch Stecker ersetzt, die sich mit der Hand verschrauben lassen.
Der Joystick zur Steuerung
Die manuelle Steuerung der Montierung erfolgt über einen kleinen Joystick, der in den Autoguiderport der Montierung gesteckt wird. Ein erster Test: Nachdem der Joystick einmal durch Drücken der Funktionstaste und Bewegen des Joysticks aktiviert wurde, bewegt sich die Montierung. Funktionstaste und Joystick in Deklination bewegen stellt die Geschwindigkeit ein (von 20x bis 500x); Drücken in Rektaszension stellt die Nachführgeschwindigkeit ein. Piepser zeigen an, welchen Wert man gerade eingestellt hat. Man darf in der Nacht nur nicht in die falsche Richtung drücken, sonst läuft auf einmal die Nachführung mit der falschen Geschwindigkeit… Aber soweit läuft es einwandfrei. So schnell war meine Montierung noch nie:-)
Zu viel Luft: Damit die Motorgehäuse am Achsenkreuz anliegen und sich nicht verstellen, muss ich sie etwas unterfüttern. Aber besser so als andersrum
Letztlich ist sie sogar zu schnell: Nach einiger Zeit scheppert die Montierung. Des Rätsels Lösung: Eine Schraube ist zu wenig, um die Motoren fest an ihrer Position zu halten, sie haben sich verdreht. Mit einem Abstandshalter aus Plastik kann ich sie unterfüttern, jetzt läuft sie ruhig, und die Motoren bleiben an ihrem Platz.
Beim Test am Nachthimmel gab’s dann wieder eine Ernüchterung: Die Rektaszensionsachse läuft einwandfrei, die Deklination nicht – nicht einmal per Hand kann ich sie drehen. Wir haben mittlerweile nicht die rund 20° vom Wohnzimmer, sondern um die 0° in der freien Natur, und das Schneckenspiel der Dek-Achse ist jetzt zu stramm. Ich hatte ganz vergessen, dass man das bei der GP-DX ab und zu mal justieren muss. Also ab nach Hause, wo die Inbusschlüsselsammlung ist, Motor abbauen und lockerer einstellen. Dann ab ins Bett…
Beim nächsten Test hat es wie gewünscht funktioniert. Etwas gewöhnungsbedürftig: Der Joystick spricht immer nur einen Motor an. Man kann also nicht beide Achsen gleichzeitig bewegen.
Die Steuerung per App
Einstellungen für SkySafari Pro
Noch mehr Trockentests: Der Steuerung liegt ein WLAN-Modul bei, um das Ganze per App zu steuern – zum Beispiel mit SkySafari Plus. Ich habe etwas gebraucht, um brauchbare Einstellungen zu finden. Im Augenblick habe ich sie als Celestron AVX konfiguriert, SkyWatcher SynScan wäre wohl auch einen Versuch wert.
WLAN gefunden, Steuerung gescheitert.
Die WLAN-Verbindung ist etwas haklig, was aber durchaus an Apple liegen kann – ich habe die Software auf einem älteren iPhone laufen. Auf jeden Fall muss ich immer etwas warten, bis WLAN-Symbol in der Statusleiste erscheint. Vorher muss ich gar nicht erst versuchen, SkySafari zu öffnen (obwohl es manchmal auch funktioniert, wenn LTE statt WLAN angezeigt wird – da steige ich noch nicht ganz durch). Dann kann ich mich meistens über den Connect in SkySafari mit der EQStar-Steuerung verbinden, kriege aber öfter die Fehlermeldung, dass die Steuerung nicht anspricht. Ein Handy-Neustart hilft häufig. Ein Android-Gerät mag besser funktionieren, keine Ahnung.
Wenn die Verbindung steht, läuft es aber ganz gut: Die Steuerung geht davon aus, dass das Teleskop auf den Himmelspol zeigt. Dann muss ich einen neuen Referenzstern anfahren, das Teleskop schwenkt dahin, und ich zentriere ihn über den Joystick oder besser noch mit gelösten Achsklemmen, bestätige in der App mit Align, und fertig. Das ist dann zwar nur ein Ein-Stern-Alignment (mehr kann SkySafari wohl nicht), funktioniert aber schon ganz gut.
Bis das Handy in den Ruhezustand geht und die Verbindung kappt. Unter Appearance & Behaviour bietet SkySafari zwar auch ein “Prevent Sleep”, aber manchmal sind die Reflexe schneller, und ich schalte das Handy aus. Was dafür nett ist: Ich kann die Motoren auch bewegen, indem ich das Handy etwas hin- und herneige. Wobei ich zugeben muss, dass der Touchscreen besser funktioniert als gedacht, auch wenn man die Richtungstasten nicht ertasten kann.
Ach ja: Der kleine Celestron LiFePO4 PowerTank versorgt entweder USB oder Teleskop mit Strom. Ich kann das Handy also nicht ebenfalls über den Powertank mit Strom versorgen – das größere Modell des PowerTanks soll es können. Mist.
Das Goto funktioniert schön, es ist nur etwas ungewohnt, dass erst eine Achse gefahren wird und dann die andere. Außerdem muss ich aufpassen, dass der Motor nicht an der Montierung anschlägt – aber das bin ich von der FS2-Steuerung der Alt-Montierung der Heilbronner Sternwarte auch gewohnt. Ein Tastendruck bricht den Schwenk ab.
Unter Android gibt es noch eine kleine App, um der Steuerung Datum, Zeit und Standort mitzuteilen. Dann weiß die Montierung auch, wann sie umschwenken soll. So erklärt das vielleicht die teilweise etwas seltsamen Positionswinkel. Die Objekte werden aber gefunden.
Fazit: Das Verbinden mit dem WLAN ist etwas hakelig, aber wenn es klappt, läuft es gut.
Steuerung per PC
Das habe ich bislang nur im Trockentest gemacht, aber wenn ich das richtig verstehe, muss ich ASCOM nur auf EQMOD konfigurieren, und muss mich nicht um um Getriebeübersetzungen und so kümmern. Zumindest bewegt sie sich, wenn ich in Guide einen Stern anfahren will. Wenn ich das richtig verstehe, gibt ASCOM nur die Wunschkoordinaten weiter, und die Steuerung kümmert sich um den Rest.
Fazit
Bereit für die Zukunft
Für’s erste bin ich begeistert, vor allem vom Preis-Leistungs-Verhältnis. Die hundert Euro (mittlerweile liegt sie bei 150 Euro, wobei ich das auch schon für die reine Steuerung inkl. Autoguidereingang zu zahlen bereit gewesen wäre) plus Motoren ist sie auf jeden Fall wert. Mir waren schnellere Motoren und Autoguidereingang am wichtigsten. Das Goto ist nicht ganz so wichtig, aber gerade beim Fotografieren sehr hilfreich.
Die EQStar scheint eine gute Möglichkeit zu sein, um eine solide ältere Montierung wie die SP/GP auf den modernen Stand zu bringen, wenn man sich ein bisschen reinarbeiten will. Wenn ich die Arbeitszeit rechne, wäre eine neue Montierung (ohne Zahnriemen und wohl mit geringerer Präzision) günstiger (je nach Stundensatz) – aber ein bisschen rumbasteln gehört zum Hobby Astronomie, und ich sehe keinen Grund, mich von einer alten, aber perfekt laufenden Montierung zu trennen.
Probleme hat vor allem die mangelnde Dokumentation gemacht, aber ich hoffe, alle Problemchen, die ich hatte, lassen sich mit diesem Blogbeitrag lösen. Ich würde die Steuerung nach aktuellem Stand jedenfalls wieder kaufen.
Sehr praktisch ist, dass ich das Kästchen mit der Steuerung – nachdem ich es mit der Bohrmaschine malträtiert habe – einfach mit einem Haargummi am Stativ befestigen kann. Das Kabel zum stationären Rektaszensionsmotor habe auf die kürzeste sinnvolle Länge gekürzt. Das zum Dek-Motor hat eine ziemlich gute Länge, auch wenn es bei kalten Temperaturen etwas steif wird. Und ich habe sogar einen Ersatz für die verbogene Polhöhenschraube meiner Montierung gefunden, sodass sie jetzt wieder voll einsatzfähig ist.
Der Zahnriemenantrieb ist sehr nett, beseitigt aber nur das Getriebespiel, nicht das Schneckenspiel. Schade, dass die GP-DX keine angefederte Schneckenachse hat…
Der nächste Schritt ist dann, wieder ein bisschen durch das Teleskop zu Fotografieren, wenn alles läuft. Bislang habe ich für fokale Fotografie ja vor allem das Equipment der Heilbronner Sternwarte genutzt und war mit kleinen Brennweiten auf dem Star Adventurer unterwegs, oder ohne Guiding mir der GP-DX. Wann ich das alles testen kann? Keine Ahnung – nächste Woche geht’s wieder auf die Hurtigrute, und wenn ich zurück komme, sind die Nächte schon wieder deutlich kürzer. Astronomie braucht Geduld:-)
Alles aufgeräumt – warten auf klaren Himmel…
Bis dahin wird mal alles im neuen Köfferchen verstaut (Schaumstoff von Koffermarkt.com, Koffer von Thomann. Und da gefragt wurde: Der Montierungskoffer mit dem meisten Fotokram und dem Gegengewicht liegt bei 21,5 kg, die Stativtasche bei 13,1 kg (inklusive der Vixen Porta-Montierung, wenn ich rein visuell unterwegs bin. Der Teleskopkoffer mit der aufgesattelten Ablageplatte von Stativ bei 17,8 kg. Das kann ich jetzt alles schön einlagern, bis ich wieder in Deutschland bin und klaren Himmel habe.
Die Schönwetterphase (um nicht zu sagen: Heißzeit) nähert sich endlich ihrem Ende, und ich habe die letzte klar Nacht noch für ein paar Fotos vom Kugelsternhaufen M13 genutzt. Dabei habe ich eigentlich alles anders gemacht, als es heute empfohlen wird: Statt einem möglichst schnellem Teleskop samt Autoguider und CCD-Kamera habe ich meine DSLR einfach ohne Guiding an den 150/2250 Coudé-Refraktor der Heilbronner Sternwarte gehängt und elf Bilder à 2 Minuten mit automatischem Dunkelbildabzug bei 1600ISO gemacht, und das auch noch bei mehr als halbvollem Mond aus der Innenstadt.
Allerdings habe ich noch eine Shapleylinse vorgeschaltet – f/15 ist für Fotografie schon heftig; so bin ich bei ca. f/10 und 1500mm Brennweite – das Bildfeld entspricht etwa dem Vollmonddurchmesser.
Die Bilder wurden in Deep Sky Stacker gestackt und mit Lightroom etwas nachbearbeitet. Das Ergebnis ist doch eigentlich ganz nett:
Wie die Zeit vergeht, wenn man Spaß und zu viel Geschäft hat… eigentlich wollte ich ja schon längst ein paar Bilder vom Bretagne-Trip über Silvester posten. War eine schöne Tour, mittlerweile wird wieder Norwegen geplant – wobei die Flüge über den nächsten Jahreswechsel dahin fast unbezahlbar sind. Leute, macht bitte anderswo Urlaub und nicht alle in Tromsø…
Hurtigrute mache ich bis November auch keine mehr, wobei die Planungen laufen. Parallel dazu hat Vimeo die Richtlinien geändert, vielleicht muss ich doch mal zu Youtube wechseln… Und vor lauter Norwegen hätte ich beinahe den Blick nach oben vergessen. In den letzten Tagen hatten wir ja die berühmte Schönwetterkatastrophe, nach dem dunkelsten Winter seit langem. Zeit, neues Spielzeug zu testen – ich habe hier ein 17,5mm Morpheus, das einen guten Eindruck macht und hoffentlich demnächst verbloggt wird (hier nur so viel: Für die Heilbronner Sternwarte kaufen wir ein Set für den Bino-Ansatz), der Teleskopkoffer wird neu gestaltet, und, und, und… dann hat sich der Mond am Freitag auch noch zur besten Beobachtungszeit vor den Mond geschoben.
Ich geb’s ja zu: So richtig auf dem Schirm hatte ich das gar nicht. Ein Stern verschwindet (noch in der Abenddämmerung an der dunklen Hälfte des Monds) und taucht dann halt wieder auf. Bei einem Planet ist das eindrucksvoll, aber ein Stern? Was soll’s.
Den Mond im Blick. Dahinter: Die Sternwarte Bellheim.
Trotzdem stand an dem Abend ohnehin ein Besuch beim Beobachtungsabend der Sternwarte Bellheim an. Da die erst später aufmachte, wir zu zweit waren und ich sowohl mein Teleskop als auch mein Spektiv im Kofferraum hatte, wurden kurzerhand beide auf dem Parkplatz aufgebaut, trotz eisiger Kälte. (“Russenpeitsche” heißt das wohl heute, und “wir werden alle sterben” – oder schlichtweg “Winter”, die älteren unter uns erinnern sich.)
Die Mondlandschaft des Halbmonds war wieder einmal eindrucksvoll, und der helle Aldebaran war auch chic anzuschauen – auch wenn es nur ein Punkt war.
Aldebaran neben dem Mond – zum Vergrößern anklicken.
Jetzt ein Foto, das wäre was. Aber die gute Ausrüstung war mal wieder ganz wo anders (und die Foto-Montierung ist eh ausgeliehen). Also: Griff zum Smartphone und durch das Okular fotografiert. Das Ergebnis ist für freihand und Quick-and-Dirty ganz okay, der kleine Punkt unten links neben dem Mond ist Aldebaran.
Wer sich wundert: Das Bild ist durch einen Refraktor mit Zenitspiegel entstanden und daher seitenverkehrt. Könnte man in der Bildbearbeitung spiegeln, muss man aber nicht.
Richtig eindrucksvoll wurde die Aldebaran-Bedeckung aber erst danach: Während des Beobachtungsabends der Bellheimer war schön zu sehen, wie schnell der Mond sich von Aldebaran entfernt und immer mehr Hyaden-Sterne im Teleskop sichtbar wurden. Man braucht nicht immer ein Fernrohr – das war mit bloßem Auge am eindrucksvollsten. Hoffentlich muss ich bis zur nächsten Beobachtungsnacht nicht auch wieder mehrere Monate warten – das macht mal wieder Lust auf mehr!
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