Es gibt so ein paar astronomische Ereignisse, die nimmt man nach ein paar Jahren im Hobby eher zur Kenntnis, anstatt sich groß darauf vorzubereiten. Partielle Mondfinsternisse sind so was: Eigentlich nicht besonders spektakulär (ein bisschen Mond ist halt angeknabbert), aber wenn es soweit ist, ist es dann doch immer wieder schön.
Die partielle Mondfinsternis vom 28. Oktober war dafür mal wieder ein schönes Beispiel. Für Baden-Württemberg war mehr oder weniger Wolken plus Regen angesagt, und für die Rheinebene gab es keine Ausnahme. Daher hatte ich außer dem gelegentlichen Blick vom Balkon aus nichts geplant. Von der Zeit her lag die Finsternis eigentlich optimal – Samstagabend von 20 Uhr bis 0:30 –, aber außer einem kleinen schwarzen Schatten am unteren Rand gegen 22:30 war eh nichts groß zu erwarten. Unspektakulär.
Aber ich hatte Glück, so etwa zur maximalen Phase lockerten die Wolken auf, und der angeknabberte Mond war zwischen den Wolken zu sehen, links von ihm der helle Jupiter. Also schnell ein Bild freihand mit Kamera (Panasonic G91) und Teleobjektiv (70-300): Ja, schaut sogar besser aus als mit bloßem Auge.
Die Wolkenlücke hielt sogar noch ein bisschen länger durch – Zeit genug, um das Fotostativ auf den Balkon zu stellen und das Spektiv draufzupacken. Durch die Wolken war das ganze zwar wie durch einen Weichzeichner (das Foto mit der Kamera darf man auch nicht zu groß anschauen), aber trotzdem nett.
Noch ein kurzes Souvenirbild mit dem Handy durch das Okular und ein paar Blicke auf den Mond, bevor der extrem warme Wind die nächsten Wolken und den ersten Regen bringt.
Viel mehr gibt’s auch nicht zu erzählen – war doch wieder ein schöner Anblick und nett, mal ganz ohne großen Aufwand einen Blick in die Sterne zu werfen und das Monatsereignis mitzukriegen.
Es gibt so Tage, da ist einfach die Luft raus. Da findet eine partielle Mondfinsternis statt (hat man ja schon ein paar mal gesehen), das Teleskop ist fix und fertig im Auto, der Himmel ist klar, es ist mal wieder zu warm draußen und ohnehin noch viel zu viel auf der ToDo-Liste. Und morgen früh klingelt auch noch der Wecker.
Also wirklich raus auf den Acker, Teleskop aufbauen und bis mindestens Mitternacht unterwegs sein? Nur, um noch ein paar Fotos zu machen? Ist ja nicht so, dass ich noch nie eine Mondfinsternis erlebt hätte…
Das war der Moment, wo ich mich entschied, diese partielle Mondfinsternis zwar anzuschauen, aber ganz relaxt. Und diesmal kein Teleskop aufzubauen, sondern mir das einfach mal in Ruhe anzuschauen. Das Teleskop hatte ich ja zuletzt alleine auf dem Acker bei der Mondfinsternis im September 2015 (echt schon so lange her?) aufgebaut (und mich mit Nachführung und Fokussierung am Teleskop rumgeärgert), das Ende der MoFi vom August 2017 hatte ich nur vom Fenster aus angeschaut, und von der vom letzten Juli hatte ich nicht viel mitgekriegt, weil ich auf der Heilbronner Sternwarte war und wir von Besuchern überrannt worden waren. Daher gibt’s zu der auch keinen Blog…
Also war für heute Entspannung angesagt – der Blick aus dem Fenster hatte ja schon mal funktioniert, und diesmal sah es mit dem Mondaufgang auch gut aus. Also kleines Gerät: Ein Fernglas für visuell, und am Nachmittag noch schnell die recht neue Panasonic G70 an das Bower 500mm/f6.3 Teleobjektiv (das Walimex hier, nur mit anderem Label) adaptiert, das ich eigentlich für die Sonnenfinsternis vor zwei Jahren angeschafft hatte. Aber statt zur SoFi in die USA zu fahren, war ich stattdessen ja bekanntlich in Schottland. 500mm an einer MFT-Kamera sollte ganz gut funktionieren, um den Mond schön groß zu haben und auch ohne Nachführung im Bild zu behalten.
Das das Objektiv etwas größer und schwerer als die Kamera ist, habe ich es mit einer Rohrschelle auf das Stativ gesetzt. Nachteil: Jetzt rotiert die Kamera beim Fokussieren mit, statt des Objektivgehäuses…
Um es vernünftig nutzen zu können, hatte ich schon zur SoFi bei TS ein paar Klemmen zum Fokussieren geholt (den “Telefok”), und weil das ein Gefrickel war, auch die Motorfokussierung dazu. Irgendwo habe ich den Motor auch noch – aber da es eine spontane Aktion war, musste halt per Hand fokussiert werden. Bei 500mm und einem Videoneiger, der angeblich 7 kg trägt, ziemlich wacklig. Aber letztlich hat es halbwegs geklappt, und die MoFi kann kommen.
Zur erwarteten Zeit kam der Mond dann auch über den Horizont, schön rot gefärbt durch die Erdatmosphäre, und mit etwas Phantasie links auch schon leicht verdunkelt, weil er bereits im Halbschatten der Erde stand. Dazu wunderschön der Erdschatten. Ein Zimmer mit Ausblick hat was.
Die Bildschärfe überzeugt noch nicht so ganz, aber ich fotografiere ja auch durch eine ganze Menge Dunst hindurch. Blöd: Ich habe den Fernauslöser der Kamera vergessen. Und mit Auslöseverzögerung funktioniert das Bracketing der Kamera nicht.
Gegen Erschütterungen habe ich den elektronischen Auslöser der Kamera und vier Sekunden Verzögerung eingestellt, sodass der Sensor wohl doch recht warm wird (kombiniert mit der molligen Temperatur einer Dachgeschosswohnung im bislang wärmsten Juli) und die Bilder überraschend rauschen. Aber was soll’s: Ich fotografiere ja nur just for fun, ohne Erfolgsdruck! Muss auch mal sein, und macht richtig Spaß. In aller Ruhe zuschauen, wie der Mond höher steigt, allmählich in den Kernschatten der Erde eintaucht, zurücklehnen und genießen. Schön.
Kurz nach 22 Uhr wandert der Mond dann in den Kernschatten, bis er um 23:30 zu rund zwei Dritteln verfinstert ist – mehr wird es dann auch nicht, das ist die maximale Phase.
Zwischendrin mache ich den Fehler, mir die Bilder mal in groß auf dem Laptop anzusehen. Blöd: Meine große Nikon lässt sich über den PC steurn, die Panasonic erlaubt fernsteuern nur per Handy. Also rein mit der Speicherkarte in den PC: Die Schärfe ist ausbaufähig. Viel besser kriege ich es trotz Bildschirmlupe aber nicht hin, und Fokuspeaking funktioniert mit dem Objektiv irgendwie nicht. Vielleicht ist es trotz Gegenlichtblende zu kontrastarm? Keine Ahnung. Aber für ein paar ordentliche Bilder langt es. Und irgendwie ist das auch beruhigend: Wenn ich mit dem Objektiv wie geplant zur Sonnenfinsternis in die USA geflogen wäre, hätte ich mich nur über nur zu 95% scharfe Fotos geärgert. So ist alles gut:-) Und bis zu den Sonnenfinsternissen in Spanien 2026 und ’27 habe ich entweder noch ein besseres Objektiv, mein Teleskop im Auto dabei, oder beides.
Und so? Mache ich gegen Mitternacht Feierabend, habe den Abend genossen und zur Abwechslung mal Fotos mit stehender Kamera, sodass der Horizont immer unten ist – bei nachgeführter Kamera (auf einer parallaktischen Montierung) dreht er sich ja sonst mit. Schön war’s.
Irgendwann sind partielle Mondfinsternisse nicht mehr das große Spektakel, aber sie sind doch immer wieder hübsch anzuschauen. Heute ging der Mond teilverfinstert auf, und je weiter er über den Horizont stieg, desto weiter wanderte er aus dem Erdschatten heraus, den er ohnehin nur gestreift hat. Netter Anblick.
Partielle Mondfinsternis am 7.8.2017
Nikon D7100 bei 200mm Brennweite und leichten Fokussierproblemen. Ich hoffe, bis zum großen Schottland-Trip fängt sie sich wieder…
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