Mist – am frühen Morgen ist die See wieder ruhiger, aber dafür verpasse ich die Schiffsbegegnung mit der Kong Harald knapp – obwohl wir Havøysund mit Verspätung erreichen. Ich bin zwar wach, aber bis ich an Deck bin, ist das Schiff schon wieder fast weg. Und ich habe noch das 11-16mm Weitwinkel auf der Kamera. Damit habe ich von dieser Schiffsbegegnung nur ein Suchbild, auf dem das wenige Pixel große Schiff am Horizont verschwindet. Was soll’s – meine nächste Tour ist am 21. September und auf diesem Schiff, dann werde ich sie mir einmal näher anschauen.
So besteht mein Morgenprogramm aus Frühstück und Reiseleitersprechstunde, bis wir gegen halb elf an der Flüssiggasanlage Melkøya vorbeifahren – weiterhin mit leichter Verspätung. Auf Deck 7 wird der berühmte Energiekaffee ausgeschenkt (auf den ich wieder verzichte), außerdem gibt es einen Point of Interest und zum Einstimmen Musik von Abba.
Die Stimmung an Bord ist gut, ebenso die Lichtstimmung: Dichte Wolkenwände und blauer Himmel wechseln sich ab; als wir anlegen, stehen wir auf einmal wieder im schönsten Schneesturm. Das ist ja fast wie in Vardø gestern.
Heute hatte ich ohnehin nicht geplant, den Hausberg Salen zu erklimmen, vor ein paar Monaten war der Zickzackweg, der auf den Berg führt, dank Eis und Schnee schon anspruchsvoll genug.
Also ist der erste Halt der Eisbeerenklub, bis der Schneefall wenig später nachlässt. Dann verhafte ich Alex für mein Standardfoto: Seit der ersten Tour mache ich jedes Mal ein Bild von mir auf der Bank vor dem Musikpavillon. Traditionen wollen gepflegt sein, und wenn schon mal jemand dabei ist, der Fotografieren kann, wird das gnadenlos ausgenutzt.
Soweit der Plan, nur ist meine Bank weg. Entweder ist sie komplett unter Schnee begraben oder abgebaut. Ich bin nicht der einzige, der die Erfahrung gemacht hat, dass die Norweger gerne mal umdekorieren und Bänke oder Statuen umstellen. Mal sehen, wie das im Herbst aussieht…
Nachdem der Tag somit eh gelaufen ist, treiben wir uns noch ein bisschen am Hafenbecken rum, auf der Suche nach Fotomotiven. Ein Stück weiter steht ein Teil einer Schiffsschraube eines Hurtigrutenschiffs, die einen schönen Blick auf die Nordnorge und den benachbarten, brandneuen Mülleimer bietet. Alex’ Foto sieht natürlich besser aus als mein Schnappschuss. Dafür kriege ich die Gamle Mårøy und die Kirche mit dem Teleobjektiv schön ins Bild, ohne hingehen zu müssen.
Wir liegen wegen unserer Verspätung sogar bis 13 Uhr in Hammerfest, danach geht es weiter Richtung Süden. Das Wetter schwankt zwischen null Sicht und bestem Winterwetter, sodass ich immer wieder mal raus renne und die Kamera zücke – aber natürlich nicht für die grauen Nebelflächen. Dass wir hier auch schlechtes Wetter haben, müsst ihr mir einfach mal glauben. In der Zwischenzeit: Vor dem Restaurant Flagge zeigen und Bilder bearbeiten.
Øksfjord fotografiere ich diesmal nicht: Um 15:30 hat Hans seinen letzten Vortrag über den Kosmos, und da wir eine Viertelstunde Verspätung haben, entgeht mir der kurze Halt in dem kleinen Hafen komplett.
Und dann: Bett. Bis zum Abendessen heißt es, Energiereserven auffüllen. Mit etwas Glück haben wir auf der Passage von Skjervøy nach Tromsø klaren Himmel, dann muss nur noch das Polarlicht mitspielen.
Bis Skjervøy ist aber nichts, nur die schmale Mondsichel steht am Himmel. Ich nutze die Chance, um noch einmal den Kamerasensor zu putzen – das ist der Nachteil einer DSLR, sie verschmutzt schneller. Aber im Gegensatz zu meiner kleinen Panasonic kann ich hier den Sensor putzen und muss nicht auf jedem Bild den Schmutz wegretuschieren… Danach: Noch einmal in Skjervøy auf Unendlich fokussieren und abwarten, was das Polarlicht macht. Ab Tromsø soll das Wetter schlechter werden.
Nach Skjervøy gibt es erst einmal Wolken, bis wir in den Sund Richtung Tromsø einbiegen. Es nicht perfekt klar, aber über uns: Das erste Polarlicht des Tages! Also nichts wie runter zur Rezeption, Durchsage machen, und auf dem Weg nach oben allen Bescheid sagen, dass ich nicht unter Deck bin, weil das Polarlicht schon wieder weg ist, sondern weil ich auf dem Weg nach oben war.
Bis Tromsø haben wir ziemlich gutes Wetter, und die schmale Mondsichel bietet mit den Wolken ein schönes Bild. Kurz vor Tromsø lässt die Aktivität dann nach, aber es war eine schöne Show. Einziger Nachteil: Ich habe wieder mal die Modenschau verpasst. Aber das war’s wert.
Diesmal hatte ich meine Kamera auf Deck 7 aufgebaut – zum ersten Mal auf dieser Tour – und konnte so endlich mal wieder das Schiff mit ins Bild nehmen, bevor ich sie dann in die andere Richtung ausrichten musste. Das Ergebnis der Mühe (nachdem mein armer Laptop die Nacht durcharbeiten musste) kann sich sehen lassen. In Tromsø gehe ich dann nicht mehr von Bord: Bilder kopieren und die Bildbearbeitung starten, und dann legen wir auch schon wieder ab. Also nichts mit Mitternachtskonzert oder Kneipenbummel.
Leider war es das wohl für diese Tour mit Nordlicht: Wolken kündigen sich an. Aber abwarten, so verlässlich ist der Wetterbericht ja nun doch nicht.