Gefühlt mitten in der Nacht (und laut Uhr kurz nach acht) hat mich das Hupen der Polarlys geweckt. Nach viel zu wenig Stunden Schlaf wurde ich dann von den Gästen auch noch mit “Und, die Polarlichterlichter um halb vier gesehen? Was für eine Show!” begrüßt. Nein, habe ich nicht gesehen – aber ich freue mich ja, wenn die Gäste mehr sehen als ich und auf ihre Kosten kommen. Ehrlich:-)
Dafür gab’s dann kurz vor Hammerfest einen wunderschönen Mond. Ist doch auch hübsch:
Vor Hammerfest gab es statt des Energietees vom letzten Jahr einen Energiekaffee, der viel Chili und Schokolade enthielt – geschmackliche eine deutliche Steigerung. Anlass dafür ist die Erdgasverflüssigungsanlage auf der Insel Melkøya, das “Projekt Schneewittchen”.
Hammerfest ist zumindest für die Werbung ja immer noch die nördlichste Stadt, auch wenn Honningsvåg mittlerweile ebenfalls Stadtrecht hat. Was mir dieses Jahr auffiel: Wie wenig Schnee dort liegt! Im letzten Jahr waren die Bänke noch bis zur Sitzfläche eingeschneit, und heute fast frei. Bei Temperaturen um die 0° eigentlich kein Wunder.
Die Tour “Hammerfest auf eigene Faust” führte mich mich über eine Buchhandlung (diesmal ohne Beute) zu Sicksackveien und dem blauen Pavillon, den ich schon vom letzten mal kannte. Hier war der Vergleich zum Vorjahr extrem: Auch ohne Spikes sah er begehbar aus, während ich vor elf Monaten keinen Meter weit gekommen war. Mein Touristenprogramm führte mich anschließend zu den beiden Polarbären vor dem Rathaus, zum Getränkekaufen und dann in den berühmten Isbjørnklubben. Ja, jetzt bin ich auch Mitglied im ehrwürdigen und so weiter Club. Ist doch ein netter Gag, und der Eisbären-Pin ist auch nett.
So waren die zwei Stunden Aufenthalt auch rasch vorbei, und nicht nur am Wetter wird deutlich, dass wir langsam im Endspurt sind: Um 15:00 und bei leichter Dünung stand mein Vortrag zum Thema Sternbilder und Mythen auf dem Programm. Durch den Zwischenstopp in Ørnes hampelte ich nicht allzusehr vor der Leinwand herum und verlor kaum Zuhörer an die See. Die Kollegen auf der Midnatsol hatte es schwerer getroffen: Zwei Tage Regen, gestern schwerer Sturm, und während unseres Telefonats am frühen Abend kam dann die erneute Sturmwarnung mit dem Hinweis, dass alle, die nicht wirklich seefest sind, doch bitte in ihre Kabinen gehen sollten. Nach dem Polarlichtsturm, den wir nur am Rande mitgekriegt hatten, hatten die also auch den richtigen Sturm voll abgekriegt. Wo bei uns das Vier-Gänge-Menü auf dem Plan stand, gab’s da Reisetabletten…
Das exzessive Abendessen zog sich über fast zwei Stunden hin, wobei es kein Buffet gibt, sondern immer wieder mal etwas serviert wird. Es war als also nicht das große Fressen, das man erwarten könnte. Der Grund für den langen Zeitraum: Am Abend stand erneut Tromsø auf dem Plan, mit dem sehr empfehlenswerten Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale. Polarlichter waren keine zu sehen, aber ein schönes Panorama bei fast milden Temperaturen und Windstille. Die Polarlichtvoraussage war mäßig und für vier Uhr war klarer Himmel vorausgesagt, es sah also wieder einmal nach einer langen Nacht aus… und als kurz nach eins die Konzertbesucher wieder auf dem Schiff waren, war die erste Frage: Hast du die Polarlichter über der Eismeerkathedrale fotografiert?
Nein, hatte ich nicht – auf dem Schiff war es gerade auch zu hell, um sie zu fotografieren, aber der Steuermann ließ mit sich reden und schaltete erst die Beleuchtung auf dem Umlaufdeck aus und nach dem Verlassen des Hafens auch die Beleuchtung auf Deck 7. Nur der Schornstein strahlte noch hell auf.
Es gab nicht die ganz große Show, aber über lange Zeit viel Grün, teilweise auch hell genug für das bloße Auge. Der blaue Dunst auf den Fotos ist übrigens die Dampfwolke der MS Nordkapp. Der Film wird mehr hergeben als die Einzelbilder, aber es war ein netter Abschluss.
Kleine Schocker zuletzt: Die Kamera habe ich um 3 Uhr abgebaut, das gibt wieder eine kurze Nacht… Für Morgen (Mittwoch) ist von 14-16 Uhr Generalstreik angesagt, vielleicht mache ich mit und tauche auch erst um 16 Uhr auf:-)