Hurtigrute Tag 9: Vesterålen

Der Tagesplan

Das Schöne an der südgehenden Route ist, dass es weniger große Häfen gibt, und man eher entspannen kann. Also, theoretisch zumindest. Wer das Mitternachtskonzert in Tromsø und die Vesterålen-Bustour gebucht hat, hat ohnehin eine kurze Nacht hinter sich. Tromsø haben wir um 1:30 verlassen, Ankunft in Harstad ist gegen 8 Uhr. Ich habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und die Infotaste am Telefon meiner Kabine auf “aus” gestellt, um nicht von der Durchsage geweckt zu werden, dass die Teilnehmer der Exkursion doch bitte rechtzeitig das Schiff verlassen mögen. Trotzdem bin ich in Harstad schon wach, obwohl es noch dunkel ist. Die nordgehende Hurtigrute habe ich trotzdem verpasst, aber für ein Foto der Trondenes-Kirche langt es. Sie ist auch das erste Ziel der Bustour, die in Sortland wieder zu uns stößt. Aber das Wetter ist unfreundlich, es schneit leicht – auch mit Tele-Objektiv ist nicht viel zu sehen.

Letztes Licht

Über den Vormittag gibt es nicht viel zu erzählen: Zwei Ausflugsbusse sorgen dafür, dass es auf dem Schiff ruhiger ist, und draußen verschwinden die Berge im Nebel. Die mystischen Vesterålen sind mal wieder etwas zu mysteriös. Ob sich Trolle dort verbergen?

Ein Lichtblick zeigt sich noch am Horizont zwischen den Wolken, dann verschwinden die Vesterålen im Nebel. Schade – die Inseln sind zwar nicht ganz so wild-beeindruckend wie die Lofoten, aber dafür kommen wir ihnen näher.

Um kurz nach zehn Uhr treffen wir uns zum Interessepunkt Risøyrinne auf Deck 7. Die flache Strecke, die gleich entlangfahren, wurde extra für die Hurtigrute ausgebaggert, um die Ortschaften besser an Rest-Norwegen anzubind. Bei ruhiger See und klarem Wetter kann man bis auf den Grund schauen – heute ist kaum die See zu sehen, geschweige denn die Rinne.

Risøyhamn

Das Anlegemaneuver in Risøyhamn schenke ich mir weitestgehend und widme mich meinem Blog. Das Mittagessen lasse ich ach wieder ausfallen – viel Ruhe ist trotzdem nicht: Kurz nach 12 nähern wir uns Sortland, wo wir den Ausflugsbussen winken können, die genau dann über die Brücke fahren, wenn wir darunter hindurch fahren. Moderne Funktechnik macht’s möglich:-)

Das Expeditionsteam kommt mit Fahnen und Soundanlage, und es haben sich wieder einige Passagiere gefunden, die gerade nicht mit Mittagessen beschäftigt sind und fröhlich winken, trotz des kalten Winds. Immerhin: Sortland liegt in einer schönen Kulisse, die gerade sogar zu sehen ist. In einer Hand die Fahne, in der anderen das Handy zum Filmen – keine leichte Aufgabe hier vorne am Bug.

Für die “blaue Stadt” bleibt wieder kaum Zeit, es lohnt sich nicht, hier von Bord zu gehen. Wir fahren rasch weiter nach Stokmarknes. Weniger als zwei Stunden später erreichen wir den “Geburtsort der Hurtigrute” mit dem privaten Hurtigruten-Museum und der alten Finnmarken. Die Zeit reicht, um entweder einmal durch das alte Schiff zu gehen, oder um im Coop Leergut zurückzubringen. Coop macht bei den günstigen Schokoladenpreisen nicht mit, 69 NOK ist mir die 200g-Tafel dann doch nicht wert…

Es dauert etwas, bis wir ablegen – Kabinennummern werden ausgerufen, dann der Reiseleiter einer Gruppe – da fehlt wohl jemand… Als es dunkel und neblig ist, fahren wir weiter in den wunderschönen Raftsund, der Lofoten und Vesterålen voneinander trennt, und dessen Schönheit und in der Finsternis verborgen bleibt.

Dafür halten wir an der Mündung des Trollfjords, und nehmen die Abkürzung durch den schmalen Svartsund dorthin. Davor gibt es einen Point of Interest auf Deck 7, bevor sich (fast) alles am Bug drängt, um einen Blick auf den Trollfjord zu erhaschen. Die schneebedeckten Inselchen des Svartsunds wirken in der Finsternis unwirklich, und die Berge am Eingang des Trollfjords werden von den Scheinwerfen der Nordkapp nur teilweise erhellt. Das Handy macht mal wieder die besten Bilder (solange man sie sich nicht in groß anschaut)…

Dann geht die Fahrt weiter nach Svolvær. Das Buffet für das Abendessen öffnet schon um 17:30, für alle, die auf Ausflug gehen. Kai und ich schauen uns die Schlange an und verzichten erst einmal… und da wir eh in den Anker wollen, den kleinen Pub in Svolvær, bestellen wir dort einfach Pizza vor. Die Online-Bestellung scheitert an der Tischnummer, also anrufen: Der Kollege redet nur Englisch, kein Norwegisch? Auch in Norwegen finden sich immer weniger Einheimische, die im Service arbeiten wollen…

Svolvær

In Svolvær liegt Schnee, der langsam in Schneegraupel über geht. Kein schönes Wetter für einen Stadtspaziergang, da ist der Pub genau richtig. Gute 30 Euro werden gegen eine Pizza und ein Bier getauscht, und in eine gesellige Stunde im urigen Pub investiert. Immer wieder eine schöne Abwechslung, wenn ich gestern schon nicht motiviert genug für das Nachtleben in Tromsø war. Aber da trifft man Sonntags gegen Mitternacht eh nur noch Touristen…

Auf dem Rückweg begleitet uns ekelhafter Schneegraupel, zum Glück ist es nicht weit zum Schiff. Dort berichtet uns der Trollbeauftragte der Sektion Dovre die volle Wahrheit über die Trolle, und warum es nachts so gefährlich ist in Norwegen. Passend dazu schaukelt das Schiff entlang der Lofotenküste, während der Graupel an die Scheiben prasselt. Gespenstisch…

Stamsund

Ja, und dann macht sich diese Erholungsreise doch bemerkbar, ein früher Feierabend ist reizvoll. Das Schiff leert sich noch bevor wir Stamsund erreichen. Außer den hohen Bergen und ein paar Lagerhäusern ist von dem Ort nichts zu sehen, nur seine Lichtkuppel schimmert hinter den Bergen. Jetzt geht es raus auf den Westfjord, nach Bodø. Bei rund 1,5 Meter hohen Wellen schaukelt es ein wenig, als wir durch die Dunkelheit fahren. Endlich Ruhe, um mein Blog zu schreiben.

Aber nööö, um 23 Uhr wird Nordlicht durchgesagt. Also weg mit dem Laptop, her mit der Jacke und ab an Deck: Naja. Über uns ist eine Wolkenlücke, und tatsächlich auch ein schwacher heller Streifen. Kurze Info an die Whatsapp-Gruppe, was Stand der Dinge ist, und fünf Minuten später das Update, dass ich jetzt mit bloßem Auge nichts mehr sehe. Da war zwar was, aber gegen Dunst kann es sich nicht durchsetzen. Immerhin die Lofotenwand sieht man ganz nett schimmern, unter der Lichtverschmutzung der Ortschaften.

Diese Polarlichtsichtung kann man getrost abhaken und Feierabend machen. Schluss für heute.

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