Hurtigrute Tag 4: Bodø

Heute klingelt der Wecker früh, denn irgendwann zwischen 7:30 und 8:30 überqueren wir den Polarkreis. Der genaue Zeitpunkt hängt vom Seegang ab und davon, wie viel Fracht wir aufnehmen – also letztlich davon, wie pünktlich wir in den Häfen vorher wegkommen, und wie schnell der Captain fährt.

In den Wintermonaten kann man diesen Moment eigentlich getrost verschlafen: Wenn wir am frühen Morgen den Polarkreis und die Insel Vikingen passieren, auf der die Polarkreiskugel steht, ist dann nämlich stockfinstere Nacht. Aber Ende März ist es schon längst hell, die Sonne geht schon gegen halb sechs auf. Die Nächte werden kürzer, und am Sonntag ist auch noch der Wechsel zur Sommerzeit – dann geht die Nordlichtsaison endgültig zu Ende. Es gibt zwar immer noch genug Chancen für Polarlicht, bevor die Mitternachtssonne alles überstrahlt. Wenn es weiter in den April geht, gibt es aber nur noch ein paar Stunden Dunkelheit nach Mitternacht, und im Norden schimmert schon das Dämmerlicht der Sonne am Horizont.

Aber jetzt bietet sich erst einmal ein Blick auf die arktische Landschaft am Polarkreis.

Dramatischer Himmel, kein Regen, Schnee auf den Bergen – einfach schön. Dazu eine absolut ruhige See und angenehme Temperaturen um den Gefrierpunkt. Bald taucht auch die Insel Vikingen vor dem Schiff auf, um 7:47 passieren wir sie und sind nun offiziell im hohen Norden.

Kurz danach begegnen wir noch der südgehenden Havila Pollux, und dann ist es Zeit für Frühstück und Blog schreiben. Viel Zeit bleibt aber nicht: um 10 erreichen wie mit Ørnes einen der am schönsten gelegenen Häfen, auch wenn das Örtchen einige Bausünden hat.

Unser Stop hier dauert nur etwa zehn Minuten, dann fahren wir weiter. Das Wetter wird schlechter, leichter Nieselregen setzt ein. Macht aber nichts: Es werden alle an Deck gejagt, zur arktischen Zeremonie. Erst wird die Gewinnerin des Wettbewerbs verkündet, die den Zeitpunkt der Polarkreisüberquerung am genauesten geschätzt hat, dann kommt die Preisübergabe: Es gibt die Hurtigrutenflagge und die erste Polarkreistaufe. Nachdem Njørd herbeigerufen wurde, verteilt er großzügig Eis. Diesmal kommt er wieder von den Whirlpools auf Deck 6 hochgestürmt, anstatt auf der Plattform über der Bar von Deck 8 aus seine Rede zu schwingen. Also rennt er einmal über Deck zur großen Eisschüssel und überlässt Svenja das Reden. Zuletzt wird wieder ein neues Crewmitglied getauft, das die restliche Schüssel abkriegt. Brrrr…

Danach: Ab ins warme Schiff, wo es kurz darauf Polarkreisstempel gibt. Dann ist eigentlich eineinhalb Stunden Ruhe, bis wir Bodø erreichen. Das Mittagessen lasse ich mal wieder ausfallen. Bei dem Wetter hat man eh nicht so viel Bewegung, da ist weniger essen kein Fehler.

Bodø erreichen wir planmäßig gegen 13 Uhr: Sauwetter. Es regnet. Es regnet stark genug, dass so mancher den Gang in die Stadt abbricht. Kann ich verstehen, schließlich hat man ja Urlaub. Es ist nur ein kleiner Trost, dass das Mittelmeer auch gerade absäuft, nur bei etwas wärmeren Temperaturen. Das wechselhafte norwegische Wetter ist wohl endgültig Geschichte.

Kurs Bodø

Aber es hilft nichts, ich muss in den Ort – nachdem mein Objektivdeckel irgendwo in Trondheim liegt und er bei dem Wetter doch sinnvoll ist… Bodø ist ja im Krieg fast völlig zerstört worden und danach sehr schnell wieder aufgebaut worden, außerdem sind in den letzten Jahren viele Hochhäuser neu entstanden, die für Neubauten gar nicht mal so schlecht aussehen. Langsam werden die Baustellen im Ort weniger. Trotzdem erschließt sich der Charme der norwegischen Kulturhauptstadt nicht auf Anhieb.

Ich mache mit Sven nur die kleine Tour: Vom Hafen mit der Glocke des Hurtigrutenschiffs Prinsesse Ragnhild (das im Krieg versenkt wurde) über den Bahnhof (kurz trocknen) zum Rathaus (kurz reinschauen und trocknen – der neue Anbau ist richtig hübsch und hat auch Kunst zu bieten), dann in die Kirche (das Dach ist auch dicht), und schließlich in die überdachte Einkaufspassage. Dann lässt der Regen langsam nach, und ich setzte mich ab.

Die gute Nachricht: Das kleine Fotogeschäft ist gut sortiert, und ich finde einen passenden Deckel. Zwar von Tamron statt von Panasonic, aber egal. Die schlechte Nachricht: Das norwegische Preisniveau. 269 NOK ärmer mache ich mich auf den Rückweg. Einen Tag umsonst gearbeitet… naja, fast. Und gerade noch unter der Tax-Free-Grenze.

Zurück am Schiff lege ich meine Jacke trocken, ignoriere die beiden Vorträge des Expeditionsteams ebenso wie die tägliche “Tagesschau” und mache kurz Pause.

Nur den Leuchtturm Landegode nehme ich mit: Den sehe ich normalerweise auch nie. Entweder ist es dunkel, oder ich halte einen Vortrag. Er liegt hübsch vor einem hohen Berg und markiert den Beginn der Überquerung des Westfjords. Die Überquerung der offenen Seestrecke kommt mir übrigens wie ein Traum vor: Praktisch kein Seegang. Ein paar Sonnenstrahlen gibt es, aber von der Lofotenwand ist aus der Entfernung nichts zu sehen.

Dann habe ich tatsächlich ein paar Minuten Pause, bevor um 17:45 mein nächster Vortrag ansteht: Der Mond. Kommt mein echtes Mondgestein mal zum Einsatz. Mit dem Essen wird es etwas knapp, daher zeige ich meine Meteoritensammlung dann am Abend im Cafe auf Deck 7.

Stamsund erreichen wir wieder während dem Abendessen, wer zum Wikingerfest geht, steigt hier aus und kommt in Svolvær wieder an Bord. Wir fahren an den Lofoten entlang, deren schneebedeckte Berge im leichten Regen unter den tiefhängenden Wolken recht gut zu sehen sind.

Kurz vor Svolvær begegnen wir der südgehenden Vesterålen, und dann legen wir an. In Svolvær liegt dann endlich Schnee (gut, mit Schneematsch), aber das macht schon wesentlich mehr Spaß, so kurz durch den Ort zu gehen und das Scandic mit seinen Rorbu-Fischerhäuschen, die heute als Ferienwohnung mit Küche gemietet werden können. Bei meinem letzten privaten Ausflug hierher hatten wir uns auch eine gemietet – die drei Tage vorher aber 30 Euro billiger angeboten wurde als wir sie gemietet hatte. Fiese Falle: Parken kostet hier Geld. Wir hatten dann storniert und auf Svinøya ein Rorbu genommen – auf der anderen Seite des Hafenbeckens, etwas günstiger und mit kostenlosem Parkplatz.

Ansonsten lässt einem der einstündige Aufenthalt in Svolvær nicht viel Zeit. Einmal entspannt zum Scandic, Fischerhäuschen anschauen, und dann unterhalb der Kirche zurück zum Schiff.

Da dann kurz bei Svenja am Expedition Desk vorbeischauen: Fahren wir zum Trollfjord? Nein, heute nicht. Zu schlechtes Wetter. Auch recht. So gibt es nach dem Ablegen Fiskekake und Trollknerz auf Deck 7, ein paar Strukturen in den Wolken, während wir Richtung Raftsund fahren, und immer wieder leichte Schneeschauer – Time to say good night. Heute tut sich nichts mehr.

Hurtigrute Tag 3: Trondheim

Nach dem “Kreuzfahrt-Tag” gestern in Ålesund kommt jetzt endlich Hurtig-Feeling auf: Die Stops werden kürzer, zum Teil auch zu kurz. In Trondheim erwartet uns Nieselregen und gerade genug Zeit für einen etwas ausgedehnteren Stadtrundgang.

Aber zuerst einmal müssen wir nach Trondheim kommen. Den größten Teil der Fahrt durch den ewig langen Trondheim-Fjod kann man verschlafen, aber so ab Viertel nach Neun beginnt das Programm. Erst fahren wir an der Insel Munkholmen vorbei (deren Geschichte ich hier wohl schon oft genug erzählt habe), dann begegnen wir der südgehenden Hurtigrute MS Kong Harald. Thomas ist da an Bord, ebenfalls mit einer Nordlicht-und-Sterne Gruppe. Er hatte Erfolg, auch wenn erst südgehend zwischen Skjervøy und Tromsø. Aber unsere Wetterprognose sieht auch nicht besser aus.

Nun, jetzt heißt es erst einmal Winkekonkurranse!

Ich muss zugeben, dass die Kollegen gewonnen haben. Dafür sind sie, wenn ich diese Zeilen am nächsten Tag schreibe, auch schon wieder auf dem Weg zum Flughafen, ätsch:-) Und sie sind mehr. Und Onkel Heinz als Leiter vom Expeditionsteam der Kong Harald hat Flaggen verteilt. Aber ganz ohne Neid: Danke für die Bilder, hat Spaß gemacht, und kommt gut nach Hause!

Für mich stand dann natürlich der übliche Gang durch Trondheim auf dem Plan, diesmal mit Sven zusammen. Der Aufenthalt lässt nicht viel Zeit, um Neues zu entdecken, aber immerhin gibt es einen Eindruck der alten Königsstadt, und mit dem Zentrum samt Nidaros-Dom, den kleinen Holzhäuschen in Bakklandet und dem schmucken ehemaligen Industriezentrum Nedre Elvehavn hat man das Wichtigste auch zumindest mal gesehen.

Ich lasse die Bilder mal einfach so stehen – mit dem Wetter hatten wir weitestgehend Glück, es blieb bei einem leichten Nieselregen, aber ich wäre doch besser auf dem Schiff geblieben: Irgendwo Richtung Nedre Elvehavn muss ich den Deckel von meinem Kameraobjektiv verloren haben. Und das bei dem Wetter… mal sehen, ob ich morgen in Bodø Ersatz bekomme.

In Trondheim gibt es wenig neues: Das Einkaufszentrum am Torg wird renoviert, und mein Schuhgeschäft wurde durch ein Möbelgeschäft ersetzt. Mittlerweile hat man hier ja eh kaum eine Chance zum Einkaufen, aber schade ist es trotzdem.

Zurück auf dem Schiff erwartet mich ein ruhiger Tag. Wir fahren fast den ganzen Tag durch, bis nach Rørvik, da hier unten genug Schiffe fahren, sodass die Hurtigrute noch keinen Versorgungsauftrag hat. An Bord tut sich auch nicht so viel: Ein Vortragsraum ist durch eine private Gruppe belegt, und die beiden anderen Reisegruppen belegen den Vortragsraum immer gleich für zwei Stunden – da hat auch das Expeditionsteam kaum Gelegenheit für Vorträge.

Aber natürlich gibt es einen Point of Interest: Kjeungskjærfyr schält sich aus dem Nebel, der berühmte rote Leuchtturm. Statt dem Expeditionsteam auf Deck 7 zuzuhören, suche ich mir einen Fotospot auf Deck 5.

Das Ganze ist etwas kontrastarm, aber wir haben doch eine so ruhige See, dass er sich im Meer spiegelt. Immer wieder nett. Für mich steht noch etwas Arbeit an: Um 20 Uhr ist mein erster Vortrag, da sind noch ein paar Folien zu aktualisieren. Die Wetterprognose… Wolken bis zur Barentssee, und morgen 16-20 cm Neuschnee in Tromsø. Aber immerhin ruhige See.

Den Stokksund lassen wir wieder aus, aber die kurze Passage zwischen Bessaker und Børøya ist fast so schön. Gut, dass ich gerade aus dem Fenster schaue – ab an Deck und vor dem Abendessen noch ein paar Fotos schießen. Sogar die Sonne schaut kurz raus!

Zum Abendessen kommen wir auf die Folda – bei 3m Wellen ist kaum Bewegund im Schiff, aber einigen reicht es schon. Trotzdem fange ich um 20 Uhr mit meinem Vortrag über das Nordlicht an, schließlich sollen wir bald ruhigeres Fahrwasser erreichen. Und fast alle halten durch!

Gegen 21 Uhr habe ich dann so was wie Feierabend. Rørvik will ich natürlich noch mitnehmen, aber bei der Wetterprognose mache ich mir keine Hoffnung auf Polarlicht.

Und was ist? Ein paar kleine Wolkenlücken über uns, und dazwischen ein blasses, aber deutliches Polarlicht mit Bewegung. Also schnell die Gruppe informiert (Sven gehört zu den Reiseleitern, die Whatsapp für die Kommunikation nutzen – dafür ist das doch sehr praktisch) und die Kamera geholt. Je, eindeutig First Light, und gar nicht so schlecht. Dann kommt auch die Durchsage vom Schiff, und damit ist die Polarlichtgarantie eingelöst – aber immerhin für ein zwar kurzes, aber sehenswertes Polarlicht. Das war auf der letzten Fahrt weniger.

Die Zeit der großen Kameras scheint auch vorbei zu sein, die meisten zücken nur das Handy – aber die Bilder sind ja auch schon beeindruckend. Jetzt wird jedem klar, warum ich im Vortrag auf dem Unterschied Kamera/Auge rumgeritten war. Aber das geisterhafte Grün war auch für das Auge sichtbar.

Ein paar Sekunden Zeitraffer konnte ich rausholen. Dafür, dass ich gar nichts erwartet habe: Wow! (Und auch so: Endlich wieder etwas Polarlicht!)

Für die nächsten zwei Tage ist die Prognose zwar mies, aber südgehend schaut es aktuell besser aus.

In Rørvik gehen die Lichter an und die Wolken machen zu, für den Rest vom Abend tut sich nichts mehr. Auch nicht schlecht: Morgen klingelt der Wecker wegen Polarkreisüberquerung. Bleiben Sie dran, morgen geht’s weiter.

Hurtigrute Tag 2: Ålesund

Die erste Nacht an Bord war richtig angenehm – vom Westkap war nicht viel zu sehen, mich weckt eher die Sonne, die kurz nach sechs schon zum Fenster rein scheint. Als ich gegen halb acht das erste Mal an Deck gehe, ist das Wetter wunderbar: Leichte Plusgrade, kein Regen, dramatische Wolken, und ein paar Unentwegte sind auch schon auf Deck 5 draußen – Zeit für ein bisschen Smalltalk, bevor es im Wind dann doch zu frisch wird und ich mich zum Frühstücksbuffet begebe.

Der Stad-Schiffstunnel, der uns die bei schlechtem Wetter immer noch gefährliche Passage um das Westkap erspart, existiert nicht nicht – die Planungen, dass er nächstes Jahr fertig wird, kann man wohl abhaken, aber es wurden zumindest schon Probebohrungen gemacht. Noch erleben wir das Westkap also, und bei so Wetter ist es auch kein Problem. Das war eine ruhige Umrundung.

Der Vorteil des neuen Fahrplans, mit dem wir auch im Winter um 20:30 in Bergen abfahren, ist ja, dass wir das Westkap dann machen, wenn die meiste noch schlafen. Vor ein paar Jahren fiel es noch genau auf die Frühstückszeit, und man konnte am Buffet schön sehen, wer schon seefest ist und wer nicht.

Ein “Vorort” von Torvik

Nach dem Frühstück bieten Sven und ich die Reiseleitersprechstunde an: Wir bieten Tipps an, was man so an Bord und Land alles machen kann. Für Torvik, den ersten Hafen, den wir bei Tageslicht anlaufen, haben wir natürlich keine Tipps – hier ist nur ein kurzer Stop für Fracht und Einheimische Passagiere, die von Hafen zu Hafen fahren.

Zu Abwechslung zeige ich mal nicht den Anleger im Bild, sondern einen “Vorort” – ein kleines Fischerhäuschen, nicht im typischen Rot, sondern in abgeblättert-verwittertem Grau. Das ist das Problem beim Reisebloggen: Irgendwann wiederholen die Bilder sich… und zu Torvik gibt es nicht viel zu sagen, außer dass auf dem anderen Ufer gegenüber der nächste größere Ort ist, den wir mit Torvik abhandeln.

Torvik mit Rettungsring. Ein Omen:-)

Wobei, was soll der Geiz: Wenn es schon mal hell ist, mache ich noch mehr Fotos vom Schiff aus. Torvik liegt ja doch ganz hübsch. Kunststück, liegt ja auch in Norwegen…

Für uns geht es weiter nach Ålesund, das fast überraschend kommt. Bei ein paar Gesprächen vergeht so eine Sprechstunde wie im Flug. Pläne für Ålesund habe ich aber keine: Yr empfiehlt, die Schwimmflügel einzupacken; ab 10, 11 Uhr soll es für den Rest vom Tag Starkregen geben. Bevor wir zu einer kleinen Runde durch den Ort aufbrechen, mache ich noch ein Spiegelbild am Anleger – dann fängt es an zu tröpfeln, und ich packe meine Kamera in den angeblich wasserdichten Rucksack. Heute wird vermehrt mit dem Handy fotografiert.

Noch spiegelt es schön…

Der übliche Stadtrundgang wird abgekürzt: Bis zur Apotheke am “Ende” vom Sund und nicht weiter. Jetzt zeigt Norwegen was es kann: Es schüttet. Und zwar nicht wie aus Kübeln (einmal pflotsch, und der Kübel ist leer), sondern eher wie aus dem Feuerwehrschlauch. Die Bergans-Hose hält, meine gute rote Helly-Hansen-Jacke ist nach zehn Jahren wohl doch langsam durch. Da hilft auch Imprägnierspray nichts mehr. Also noch kurz im Zufluchtstunnel Schutz suchen und dann ab zu den Shopping-Stops: Der Souvenirladen mit dem Outdoor-Outlet im Obergeschoss hat nichts, was ich wirklich brauche, also kurz in den Kremmergarden, die Einkaufsliste von zuhause abarbeiten und Getränke besorgen. Schokolade ist grad überraschend billig (Ostern steht vor der Tür – und ich habe vergessen, im Nille nachzuschauen, was es alles gibt…), ich muss mich zurückhalten.

Im Prinzip war es das auch schon mit Ålesund. Bei dem Wetter gehe ich nicht auf den Aksla hoch. Aber ich verlasse den Kremmergarden durch einen Seiteneingang und stehe vor dem Aufgang zum Ålesund-Museum: Da oben gibt es ein kleines Freiluftmuseum mit einem netten Blick über den Ort. Doch noch einen kurzen Abstecher machen: Prinzipiell zumindest gibt es hier einen schönen Blick, aber es ist nass, windig und bäh.

Blick vom Ålesund Museum

Aber gut, ein Bild ist drin, dann geht’s zurück zum Schiff, das ich für den Rest vom Tag auch nicht mehr verlasse. Ich mache es mir im Multe bequem und beschäftige mich mit dem sonnigen Malta. Da geht’s im Mai hin, für das nächste Buchprojekt. Von der Rettungsübung bekomme ich nicht viel mit, und beim Blick aus dem Fenster bin ich froh, dass das Schiff schwimmt. Ein ruhiger Tag zum Einstieg in die Tour.

Treffen mit dem Expeditionsteam – Svenja hat das Wort

Das Bordprogramm enthält noch das Treffen mit dem Expeditionsteam: Ein kurzes Quiz zu Norwegen (Wie viele Inseln hat Norwegen? Einige hundert? Nein, ganz kalt.), ein paar Infos zu Land und Leuten sowie zur Reise und ein paar Brocken Norwegisch – bald eine Dreiviertelstunde dauert das, was vor ein paar Jahren mal klein und harmlos angefangen hat. Interessant ist es trotzdem immer wieder, gerade für Erstfahrer – wobei wir einige alte Hasen dabei haben.

Dann steht auch schon das erste Abendessen an, es gibt wieder ein Dreigängemenü, bei dem man aus jeweils drei Optionen wählen kann. Und direkt im Anschluss um 20 Uhr folgt unser Welcome-Cocktail. Man quatscht sich fest, und ruckzuck steht der nächste Programmpunkt auf dem Plan: Im Panoramasalon wird Fenalår verköstigt, dazu kann Aquavit gekauft werden.

Die Havila Capella

Derweil nähern wir uns Molde und der Havila Capella. Die Richard With scheint auf unseren “Marktbegleiter” nicht so gut zu sprechen zu sein, in der Liste mit Schiffsbegegnungen auf dem Fahrplan stehen nur die Hurtigrutenschiffe. Schade eigentlich, schließlich fahren beide Reedereien die Strecke gemeinsam, und es arbeiten genug ehemalige Hurtigrutler auf den Havila-Schiffen. Immerhin: Mit Lichthupe wird sich noch begrüßt.

Anschließend legen wir kurz in Molde an, und ich mache mich an mein tägliches Blog.

Das Tagesprogramm gibt es ja nur noch als App oder auf den Bildschirmen, ich habe natürlich auf dem Fernseher den falschen Tag fotografiert. Und es ist 0:15, damit ist der Plan schon weg… Aber beim Reiseleitertisch hängt noch ein Papierausdruck, um diesen Beitrag abzurunden. Dann kann ich auch Feierabend machen.

Hurtigrute Tag 1: Bergen

Das Tagesprogramm

Wir haben frühlingshafte Temperaturen im Ländle, und mich zieht es in den hohen Norden – die letzte Nordlicht-und-Sterne-Tour des Jahres steht an. Ich bin gespannt: In den letzten Wochen gab es schönes Polarlicht, und Februar/März können eine sehr schöne Reisezeit sein – nur dass für die nächsten Tage in erster Linie Wolken angesagt sind. Hm…

Dafür wird es diesmal eine intime Reise: Wir sind gerade mal 13 – so kleine Gruppen sind selten, können aber umso mehr Spaß machen. Aber erst einmal nach Norwegen kommen.

Die Tour beginnt am Sonntag, dem 23. März, sodass die Autobahn nach Stuttgart frei ist. In einer Stunde von Karlsruhe nach Stuttgart, Träumchen – und Abflug um 11:45. Selbst mit einer Stunde Anfahrt und zwei Stunden Spielraum für Boarding und Sicherheitstheater ist das ein angenehmer Start in den Tag. Sogar am gut versteckten KLM-Schalter ist nicht viel los, und ich werde meinem Koffer zeitnah los. Dafür gibt der Security-Zirkus alles: Erst wird meine Jacke durchsucht (die Taschenlampe am Schlüsselbund irritiert wohl, und der Gürtel), dann kriege ich sie mit einem “Guten Flug” wieder. Aber so leicht geht’s nicht, ich hätte gerne noch meinen Rucksack. Sprengstofftest gibt es diesmal keinen, aber die moderne Technik kommt wohl nicht mit Keilschrifttafeln klar. Was man halt so als Lesestoff mitnimmt:-)

Trotzdem komme ich flott zum Gate. Schade: Früher konnte man da bequem am Fenster sitzen, seit kurzem ist das die exklusive Eurowings-Lounge. Sorry, Eurowings, aber so werdet ihr mir nicht sympathisch.

Aber gut, die Stunde überlebe ich auch auf den normalen Bänken, und dann gehts los – eine Stunde zehn mit KLM bis Amsterdam, im Flieger gibt es sogar genug Beinfreiheit, um den Laptop auszupacken und ein bisschen was zu schaffen, bevor es Mittagessen gibt: Cracker und ein Freigetränk. Ich nehme das Bier, weil da mehr drin ist als in der Dose Cola oder der Flasche Sprudel. Ob das was über die Qualität von Heinecken-Bier aussagt, sei dahingestellt, so gibt es halt ein Viertele Bier.

Amsterdam bietet wenig neues: Ich habe nur etwas mehr als eine Stunde Umsteigezeit, das langt für einen Blick auf den neu gestalteten Foodcourt (wirkt doch sehr steril) und eine halbe Stunde Pause an Gate D86. Cool finde ich, dass man für den internationalen Bereich seinen Pass selber prüfen soll. Irgendwo geht die Automatisierung und das Outsourcing an den Kunde doch zu weit, oder?

Zehn Minuten vor dem Boarding ploppt kurz eine Meldung auf dem Handy auf, die aber gleich wieder weg ist, und zwei Minuten vorher werfe ich noch einen Blick in die App: Gate-Wechsel, von D86 zu C15. Was zum Geier… Amsterdam ist ein “stummer Flughafen”, es gibt keine Durchsagen. Was machen eigentlich Reisende, die ohne App nur online eingecheckt haben, oder gar nur am Schalter?

Also die Beine in die Hand nehmen und wie ein Gestörter gefühlt einmal quer durch Amsterdam rennen. Fünf Jahre Homeoffice mit viel zu wenig Hurtigruten haben ihre Spuren an meiner Kondition hinterlassen… aber am Gate ist noch niemand, die Crew muss wohl auch erst noch hinkommen. Tatsächlich haben wir dann eine gute halbe Stunde Verspätung, sodass sogar das Gepäck noch mitkommt. Im Flieger dann die Info, dass es Probleme mit dem Flieger gab (ist ja immerhin gut, wenn das vorher festgestellt wird und nicht erst in der Luft), und noch die Bitte, dass bifcöeasC qa-sendc-ebrsc qaoenkrsc – ich versteh kein Wort mehr. Die Lautsprecherdurchsagen aus dem Cockpit sind oft noch unverständlicher als die am Bahnhof.

Aber egal, wir heben ab, diesmal in einem größeren Flugzeug ohne Beinfreiheit und somit ohne Chance, was am Laptop zu machen (und ohne Ladebuchse für das Handy), und haben eine ansonsten unauffällige Reise, die nur vom Käsebrot als Bordverpflegung unterbrochen wird. Und dann: Endlich wieder Bergen!

Wir sind eine kleine Gruppe, und die Hälfte kam schon früher an, sodass wir zu siebt im Kleinbus sitzen. Bei bestem Wetter machen wir statt der längeren Orientierungsfahrt nur eine kurze Fahrt nach Bryggen und nehmen uns da die Zeit, einmal auszusteigen – cool, da hat man doch deutlich mehr davon. Das ist das erste Mal seit 2014 (als die Tour noch einen Anreisetag in Bergen hatte und dafür in Trondheim endete), dass ich Bryggen nicht nur durch die getönten Busfenster sehe!

Kabine mit eingeschränkter Sicht 🙂

Es bleiben zwar auch nur ein paar Minuten, aber immerhin! Pünktlich zu Sonnenuntergang kommen wir am Schiff an, kriegen die Cruisecard (ich habe eine Rettungsbootkabine – Blick aufs Beiboot, aber dafür bin ich schnell draußen und habe Tageslicht) und sehen um 19 Uhr das Sicherheitsvideo (da-damdamdam-da-dam, da-damdamdam-da-dam – ich kann es auswendig) und verpassen so die deutschsprachige Infoveranstaltung durch das Costal Experience Team (oder wie die Bordreiseleiter gerade heißen). Also kurz in die Kabine, kurz an der Rezeption vorstellen (es sind noch zwei Gruppen an Bord, wird mit den Vorträgen interessant), und dann ab ans Bergen-Buffet. Das Rindfleisch mit Kartoffelsalat lacht mich an (und die Rotweinsoße hat Promille, heieiei), das Pistazieneis dagegen weniger – wurde hier die Dubai-Schokolade auch gehypet?

Bye, bye, Bergen – die Zeit war viel zu kurz

Und um 20:30 legen wir schon ab – es ist leicht bewölkt, aber trocken und angenehm warm, wenn ich das mit meinen normalen Tiefster-Winter-Touren vergleiche. Der Tourstart ist immer ziemlich zackig, seit das ganze Jahr über der selbe Fahrplan gilt. Aber immerhin verschlafen wir so das Westkapp.

Mal schauen, was diese Tour bringt!

Hurtigrute Tag 12: Back to Bergen

Der letzte Tagesplan

Der letzte Tag an Bord! Das bedeutet: der Koffer muss bis um 9 Uhr bei den Aufzügen stehen, damit wir ihn am Hafen in Bergen wieder vom Kofferband nehmen und zum Bus bringen können. Um 10 müssen die Kabinen geräumt werden, ansonsten würde er also rund fünf Stunden im Weg stehen. Also Duschen und fertig packen – 24 kg, Mist. Also nochmal umpacken: 23,01kg – im Rahmen der Messgenauigkeit passt das, Uff. Ab mit dem Gepäck zum Aufzug, und dann mal kurz raus auf Deck 5.

Norwegen begrüßt mich passend zu dieser Reise mit Nieselregen in Florø; ich gehe frühstücken und nutze die letzte ruhige Stunde in der Kabine, um noch ein paar Dinge am Rechner zu erledigen. Um 10 Uhr ein ruhiges Plätzchen suchen, an dem nicht allzuviel gehustet wird – ich habe die Reise ohne Erkältung überstanden, und das darf auch gerne so bleiben, auch wenn sich jetzt alle auf Deck 4 und 7 in den öffentlichen Bereichen aufhalten. Für den Amundsen-Film, der in den beiden Konferenzräumen gezeigt wird, interessiert sich kaum jemand – aber er ist der Grund, warum wir gestern schon unsere Abschiedsveranstaltung machen mussten. Aber wer fährt schon nach Norwegen, um sich Filme anzusehen?

Zugegeben, Norwegen präsentiert sich gerade auch nicht von seiner schönsten Seite. Der Nieselregen weicht Nebel, der von grauem Himmel abgelöst wird. Bei schönem Wetter ist die vier, fünf Stunden Fahrt bis Bergen wunderschön, so sitzt man sie halt ab. Ich bin nach Florø tatsächlich nur noch einmal draußen – einmal für ein Foto und einmal zum Aussteigen. Ansonsten sitze ich ein letztes Mal in unserem Büro und passe auch auf Gepäck auf, während andere das letzte Mittagessen zu sich nehmen. Auch wenn Norwegen ein sicheres Land ist, hat man doch Hemmungen, das Gepäck unbeaufsichtigt in einem Konferenzraum oder sonstwo stehen zu lassen, vor allem wenn man es nicht abschließen kann und doch einiges an Kameraausrüstung drin ist, oder ein Laptop.

Norwegen im Mystisch-Modus

Irgendwann passieren wir den Steinsund, und die Küste zieht noch einmal zum Greifen an an uns vorbei, aber sonst ist die Fahrt ereignislos. Bemerkenswert, wie ruhig es auf dem Schiff ist: An einigen Tischen wird noch irgendwas gespielt, viele schauen auch einfach in den Nebel oder auf das Handy/Tablet. Die Uhr tickt…

Für die, die nach uns kommen

Während wir Zeit totschlagen, malocht die Crew: Gegen 18 Uhr müssen alle Kabinen und der Rest vom Schiff wieder tiptop sein, damit die, die nach uns kommen, wieder auf einem schmucken Schiff einchecken können. Die Cruise Card wurde gestern schon gesperrt, wer auf dem Schiff noch etwas kaufen will, muss mit Karte zahlen. Aber die Kaffee-Flatrate in unserem Selec-Tarif funktioniert noch, von daher kein Problem.

Noch ein paar Gespräche, noch ein paar Fragen zur Abreise beantworten, noch ein paar EMails beantworten, noch ein bisschen im Netz suchen, wo mein nächster Urlaub hingehen könnte, noch einmal ds Handy aufladen, damit das mit der Bordkarte auch klappt und mir nicht zwischendrin der Saft ausgeht…

Und irgendwann ist es soweit: Wir sind pünktlich in Bergen, und die ersten Häuser tauchen im Nebel auf. Zeit, der Crew Adieu zu sagen und auf Deck 5 zu gehen. Reiseleiterprivileg: Wir dürfen zuerst raus, zusammen mit denen von der Crew, für die ihre 22-Tage-Schucht hier endet. Reiseleiterfluch. Jetzt ist noch einmal Arbeiten angesagt: Wo ist unser Bus, und erwischen wir alle unsere Gäste, damit die auch den richtigen Bus erwischen? Schaffen wir es vor den anderen Bussen zum Flughafen?

Wir haben Glück, bei 21 Gästen klappt alles rasch, und wir fahren um 15:15 zum Flughafen, wo wir als erste eintreffen. Bei der Gruppengröße können wir uns die Automaten sparen, stellen uns einfach alle am KLM-Schalter an und sind trotzdem noch vor den drei Bussen mit Engländern an der Security. Bleibt noch eine knappe Stunde bis zum Boarding: Unser Flugzeug hatte heute früh in Madrid eine Stunde Verspätung gehabt, davon sind noch 10 Minuten übrig. Eine halbe Stunde nach seiner Landung rollen wir schon auf die Startbahn.

Überraschung in der App

In Amsterdam haben wir eine leichte Verspätung, aber immer noch ausreichend Zeit, dass alle ihre Anschlussflüge erreichen sollten. Bei mir gibt es eine schöne Überraschung: Ich wurde von Platz 4A (Economy) auf 3A (Business Class) hochgebucht.

Beim Boarding funktioniert das tatsächlich: Mich erwarten Priority Boarding, richtig viel Beinfreiheit, eine Flasche stilles Wasser und ein Karton mit Nudelsalat, Chili-Crackern und zwei kleinen Makronen statt des nachts üblichen Päckchen Crackern als Snack. Wobei man KLM zugute halten muss, dass die immerhin eine Kleinigkeit zu Essen und ein Getränk austeilen – bei der Lufthansa gibt es ein kleines Schokolädchen.

Luxus in der Business-Class

Und die Cola wird in einem richtigen Glas serviert.

Da kommt man sich für gut eine Stunde doch fast vor wie High Society… für die Stunde Flugzeit wäre mir das den Aufpreis aber nicht wert, auch wenn die Economy teilweise schon sehr eng bestuhlt ist. Stuttgart erreichen wir fast pünktlich, das Auto springt auch noch an, und gegen ein Uhr bin ich dann endlich zuhause.

Meine nächste Tour steht mit etwas Glück im März an, mal sehen.

Hurtigrute Tag 11: Von Trondheim südwärts

Das Tagesprogramm

Die letzten beiden Reisetage bieten noch einmal die Möglichkeit, einfach die Seele baumeln zu lassen. Von 6:30 – 9:30 liegen wir in Trondheim, und da die Nacht dank des Polarlichtalarms doch kurz war, schaue ich gegen halb acht nur kurz auf Deck 5: Es ist dunkel und regnet. Ich vergesse sogar, ein Foto für’s Archiv zu machen. Das ist mir noch nie passiert…

Aber der Tag beginnt noch einmal aktiv: Erst Frühstück, und um 9:15 unsere Abschiedsveranstaltung. Auf der Polarlys sind so viele Veranstaltungen, dass wir keinen anderen Termin bekommen haben und daher Ausschiffungsinfos und Farewell-Cocktail kombinieren müssen. Während Margit die technischen Infos gibt, wie wir morgen zum Flughafen kommen, legen wir ab, und die nordgehende MS Vesterålen rauscht dicht an uns vorbei.

Kurz nach zehn sind wir fertig und überlassen die Bühne Jan mit den Infos für die anderen Passagiere – aber die betreffen uns nicht und würden nur für Verwirrung sorgen. Daher haben wir jetzt erst einmal sowas wie frei (Line-Dancing mit Martina vom Coastal Experience Team um 11:15 ist jetzt keine Aktivität, die auf meiner To-Do-Liste steht), können schon ein wenig mit Packen anfangen und nach dem Mittagessen Hilfe beim Online-Check-In anbieten, und ich signiere die letzten Bücher und biete meine Reisebilder an für alle, die sie nicht zuhause downloaden wollen. Das ist so ein spezieller Service von mir; bezahlt werde ich dafür nicht – aber dank Blog ist das kein großer Aufwand für mich, und ursprünglich hatte ich das nur für die Nordlichtbilder geplant. Aber diesmal – ach, Schwamm drüber. Schön war die Reise trotzdem, und wenigstens Sterne haben wir ein paar Mal gesehen.

Draußen zieht derweil die Landschaft bereit – der Blick von unserem “Reiseleiterbüro” vor dem Restaurant ist prinzipiell nicht schlecht – und es wird am frühen Nachmittag auch schon wieder dunkel. Um 14 Uhr bietet das Schiff noch einen Vortrag an, um 15:30 das Gathering, und gegen 16 Uhr kommt die schöne Anfahrt auf Kristiansund, wo wir sogar überpünktlich gegen 16:30 anlegen. Bleibt eine Stunde für den Ort, von dem ich normalerweise nicht viel mitkriege. Kristiansund ist die Klippfisch-Stadt, nicht zu verwechseln mit Kristiansand weiter im Süden. Zumindest früher lag der ganze Fisch hier zum Trocknen auf den Klippen, daher der Name.

Es ist trocken und warm, trotzdem begnüge ich mich mit einem Besuch bei der Statue der Fischerfrau und im Spar, an der Pfand-Lotterie teilnehmen – aber meine beiden Flaschen bringen mir kein Glück. Naja, Hauptsache sie sind weg. Noch ein kurzer Blick in ein paar Läden: Nein, ich brauche keine weitere Weihnachtsdeko.

Also zurück zu Schiff, fertig machen für das letzte Abendmahl. Als Vorspeise gibt es Elch, mal was neues (und ich nehme erstmals die vegane Vorspeise, einen Mini-Pilz-Toast). Währenddessen fahren wir über die Hustavika. Es ist ein wenige Bewegung im Schiff, aber Norwegen zeigt sich jetzt von seiner zahmen Seite. Wem das auch noch zu viel ist: Der Ausflug zum Marmorbergwerk Bergtatt startete in Kristiansund und wird in Molde wieder zu uns stoßen. Damit verpassen sie die Wellen und die hell erleuchtete Flüssiggasanlage Ormen Lange, die wir um 20:15 passieren.

Ormen Lange

Der Abend bietet noch ein Quiz zur Reise im Panoramasalon, den Halt in Molde und die Begegnung mit der nordgehenden Nordkapp. Schön, wie sie unter dem Mond entlangfährt; leider habe ich nur das Handy dabei – Margit und ich winken Andreas von norwegen-aktiv.de zu. Das Zuwinken mit einer Taschenlampe erledigt zwar, weil unser Schiff alle Lichter anmacht, aber meine große Kamera blieb deshalb trotzdem in der Kabine. Also nur ein Handyfoto. God tur!

Der Rest vom Abend geht für Kofferpacken drauf, 23 kg sind das Endziel. Wird noch spannend, aber der restliche Feinschliff steht morgen früh an. Für heute: Feierabend, auch wenn sich draußen einige Sterne zeigen.

Die Nordkapp im Mondlicht

Hurtigrute Tag 10: Helgelandküste

Das Tagesprogramm

Der Tag beginnt mal wieder mit leichtem Regen und recht frühem Aufstehen: Gegen halb neun begegnen wir der nordgehenden Midnatsol, und kurz vor neun überqueren wir den Polarkreis in der Morgendämmerung. Es ist nicht mehr ganz stockduster, aber scharfe Bilder der Kugel sind eine Herausforderung – und am Bug ist es unangenehm. Zur Abwechslung fahren wir links an der Insel Vikingen vorbei.

Anschließend gehe ich auf Deck 7: Hier findet wieder die arktische Tradition statt, es gibt Lebertran und eine lange Schlange an der Bar, die bei der Polarlys seitlich unter dem Dach ist. Wer brav schluckt, darf den Löffel behalten und bei Bedarf einen Sekt kaufen, um den Lebertran runterzuspülen. Aber einerseits haben wir eh Kaffee-Flatrate, und andererseits ist der Lebertran gar nicht mal so ungenießbar, wie man das früher immer gehört hat. Aber mittlerweile ist die Lebertranproduktion auch etwas verfeinert worden.

Irgendwo gibt es Küste…

Anschließend könnte man die Landschaft genießen, wenn die reizvolle Helgelandküste denn zu sehen wäre: Schwer zu sagen, ob das da draußen Regen, Nebel oder erhöhte Luftfeuchtigkeit ist, aber es ist sehr kontrastarm.

Nesna, unser nächster Hafen, ist kaum auszumachen. Erst als wir schon fast im Hafen sind, ist er am Bug auszumachen. Kein schöner Tag soweit; da kehre ich gerne rasch zu unserer Reiseleitersprechstunde zurück, die in die Liegezeit fällt. Aber man verpasst draußen nicht viel, nur das raue Norwegen mit deutlichen Plusgraden.

Nesna

In Nesna bleiben wir etwas länger, bevor die Fahrt weiter Richtung Sandnessjøen geht. Am Ausblick ändert sich aber nichts. In Sandnessjøen: Leichter Regen und dichte Wolken, also keine Chance für einen Blick auf die Bergkette der sieben Schwestern. Der Interessepunkt findet daher nicht auf Deck statt, sondern am Mikrofon und über die Sprechanlage – zu sehen gibt es ja eh nichts. “An Backbord können Sie sich die Gipfel der sieben Schwestern vorstellen…”

Dafür gibt es interessantes Mittagessen: Stoßzahn. Keine Ahnung, wer die Übersetzung verbrochen hat. Das kommt davon, wenn man der KI vertraut. Soll aber geschmeckt haben – ich verzichte mal wieder auf das Mittagessen.

Die weitere Fahrt verläuft weitestgehend ereignislos und wird nur das das Gathering mit dem Coastal Experience Team (ich vermisse die alte Bezeichnung Bordreiseleiter) um 14:15 unterbrochen. Bis wir Brønnøysund mit erreichen, ist es schon wieder dunkel.

Bis ich vom Schiff bin, bleiben noch zwei Stunden für den Gang durch das Örtchen – anfangs regnet es noch ordentlich, gegen 16 Uhr lässt der Regen dann etwas nach.

Captain’s Dinner

In Brønnøysund gibt es nicht viel zu tun, einmal im Regen zur Mitte Norwegens und warten, bis wirklich alle den Stein fotografiert haben, ein kurzer Gang durch das Einkaufszentrum und dann noch ein Blick in das Terminalgebäude am Hafen: Es gibt wieder Eis und Softeis. Anfang des Jahres machte die Meldung die Runde, es gäbe keines mehr. Die Eismaschine sieht neu aus, aber da es an Bord diesmal genug Eis gab, schone ich meine Kreditkarte, die glüht eh schon. Neue Reifen für mein Auto waren fällig (nein, die kaufe ich nicht in Norwegen – aber die müssten dann da sein, wenn ich wieder zurück bin), und der letzte Gang durch Coop und Kiwi.

Von der Abfahrt in Brønnøysund bekomme ich nicht allzuviel mit – wir sind etwas verspätet, wahrscheinlich warten wir auf den Ausflugsbus. Und dann: Ein sehr pragmatisches Captain’s Dinner. Am Eingang des Restaurants bekommt jeder kommentarlos ein Glas Sekt, wir werden von vier Kellnerinnen begrüßt, und dann gibt es ein 5-Gänge-Menü ohne Ansprache. Bei vier Sitzungen für aktuell noch 250 Gäste wären vier Ansprachen im Halb-Stunden-Takt zu viel; andere Schiffe legen da einfach je zwei Essenssitzungen zusammen. Nun denn: Skål.

Rørvik

Der letzte Halt für heute ist Rørvik, danach geht es auf die Folda. Bis zu vier Meter hohe Wolken sind angesagt, könnte eine unruhige Überfahrt werden. Und der Himmel: ein paar Wolkenlücken gibt es. Um 21:45 werden die Gewinner der Lotterie für die Hurtigruten-Foundation gezogen, zu gewinnen gibt es eine Seekarte, eine Postflagge, eine Schirmmütze der Midnatsol und eine Überraschung, die sehr nach einem Kalender aussieht.

Keine Ahnung, ob die Lotterie lukrativer ist, aber die Bieterschlacht bei der Versteigerung war immer witziger. Auch wenn sich nicht immer für alle Preise ein Bieter fand…

Zwischendurch ist ab und zu der Mond durch die Fenster zu sehen – es wird tatsächlich noch einmal klar auf dieser Reise. Aber nach Rørvik erreichen wir offenes Meer, und es schaukelt zunehmend. Ich schaue immer wieder raus, erst auf Deck 5 Mitte, dann nur noch hinten, wo es dunkler ist, und vor allem geschützter. Irre, was die Seiten vom Schiff an Gischt abkriegen. Aber der Aufenthalt dort an Deck ist trotzdem sportlich und nicht zu empfehlen; ich bin ganz froh, wenn ich mich irgendwo festhalten kann.

Hübscher Mond…

Ich schaue so im Viertelstundenrhythmus immer wieder raus, ein paar Unentwegte tummeln sich ebenfalls am Heck. Irgendwann wurde sogar das Licht am Heck ausgemacht; auf Deck 7 stört nur noch die Weihnachtsbeleuchtung.

Gegen 23:20 gebe ich auf – zu viele Wolken, zu viel Gischt, und vor allem zu viele Wellen. Selbst wenn noch etwas kommt: Bei dem Seegang würde ich ungern eine Durchsage veranlassen und die Leute auf Deck hetzen.

Also mache ich Feierabend, gehe in meine Kabine und bereite noch ein wenig unsere Abschiedsveranstaltung vor.

Und höre um 23:45 die Durchsage: Nordlicht, und Vorsichtig sein an Deck. Uff…

Ich muss mir eigentlich nur Jacke und Kamera schnappen und die paar Meter zum Heck gehen, aber als ich da bin, sind nur Wolken zu sehen. Das Deck füllt sich trotzdem flott, und allmählich kommt die Jagdstimmung auf, die mir auf dieser Reise bislang gefehlt hat.

Wie befürchtet ist die See rau, irgendjemand stürzt auch prompt. Mich wundert, dass keine Handys über Bord gehen…

Bis halb eins halte ich durch, dann biegen wir ab und erreichen ruhigere See zwischen Inseln, die vom Mond hübsch geleuchtet werden. Kommentar eines Gasts: So viel Landschaft haben wir den ganzen Tag über nicht gesehen.

Jo, irgendwie streikt Norwegen grad…

Dann geht das Licht an Deck wieder an, und ich streiche auch die Segel. Die Kamera hat eine Dreiviertelstunde Wolken aufgenommen, und morgen früh klingelt der Wecker in Trondheim. Endgültig Feierabend, ohne Polarlichtfotos.

Hurtigrute Tag 9: Vesterålen und Lofoten

Das Tagesprogramm

Normalerweise vergesse am Vesterålen-Tag immer, das Telefon mit dem Infokanal (für die Nordlicht-Durchsagen) auszuschalten, und werde von der Info geweckt, dass die Teilnehmer der Vesterålen-Bustour sich bereit machen sollen. Aber diesmal nicht! Mein Wecker klingelt früher, außerdem findet die Busfahrt nicht statt, wegen unserer Verspätung und dem schlechten Wetter in Sortland. Allerdings kommt die Durchsage nicht wesentlich später, und ich mache mein Telefon wieder an, um sie auch in der Kabine zu verstehen.

Wir erreichen Harstad mit nur noch einer Dreiviertelstunde Verspätung; gar nicht schlecht dafür, dass ich Tromsø gestern verschlafen habe – die geplante Ankunft um 2 Uhr war mir dann doch zu spät.

Aber auch um 8 Uhr ist es in Harstad noch dunkel, hier herrscht weiterhin Polarnacht – und die Dämmerung hat keine Chance gegen die Wolken. Die morgendliche Schiffsbegegnung verpasse ich wegen unserer Verspätung, also ab zum Frühstück, und anschließend ins Büro: Margit bietet wieder Reiseleitersprechstunde an, und ich bin dabei, bis draußen die arktischen Lichtspiele der Polarnacht allmählich von Schwarz zu Grau wechseln. Die mystischen Vesterålen bleiben wieder einmal etwas zu mystisch.

Von Harstad aus fahren durch die verregneten Vesterålen weiter nach Risøyhamn. Im norwegischen Frühstücksfernsehen wurde Nordnorwegen viel Glück gewünscht, hier wird wohl das schlimmste im Sinne von regenreichste Unwetter seit einem Jahrzehnt erwartet. Gut dass wir auf einem Schiff sind, das zuverlässig schwimmt…

Vor Risøyhamn kommt wie immer die Risøyrinne; mein Plan, die Einfahrt vom Bug aus mitzuerleben scheitert am Wetter. Bei dem Wind komme ich nicht um das Eck rum… Also ein paar Bilder von Deck 5 Mitte, und dann hoch aufs Sonnendeck. Jan flucht über das Wetter und zieht den Interessepunkt trotzdem durch. Respekt!

Die flache Rinne wurde Anfang des letzten Jahrhunderts ausgebaggert, um Stokmarknes und Umgebung besser an den Rest Norwegens anzubinden, und hat fast genau die Tiefe eines Hurtigrutenschiffs; die Breite der Rinne wirkt bei dem Wind auch nicht viel vertrauenserweckender. Kurz nach 11 erreichen wir Risøyhamn und rauschen daran vorbei – es gibt wohl keine Fracht oder Passagiere, und so sind wir wieder ziemlich gut im Fahrplan.

Kurz darauf wird ein spontaner Vortrag über norwegische Traditionen von Karsten angekündigt. Ich werfe über den Fernseher einen Blick rein und komme zu dem Schluss, dass da nicht viel neues dabei sein dürfte. Eine andere Tradition fällt auch flach: Mangels Ausflug können wir keinen Ausflugsbussen zuwinken, als wir die Brücke bei Sortland überqueren. Das würde am Bug aktuell aber auch keinen Spaß machen.

Bei dem Wetter ist es kein großer Verlust, dass der Ausflug ausfällt (ebenso wie der über Land zum Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes), vom Schiff aus sieht man auch nicht weniger. Und durch die Scheiben vom Schiff betrachtet man die Vesterålen heute eh am besten. Also in aller Ruhe Mittagessen und die Reise nach Stokmarknes genießen, solange es noch hell ist. Der Regen wird schon einmal stärker…

Weihnachtsstimmung auf der Polarlys

Ich überlege mir ja ernsthaft, ob ich hier wirklich aussteigen soll, aber ich muss noch in den Coop, meine Einkaufsliste abarbeiten. Im Museum war ich ja vor zwei Monaten in aller Ruhe (bei ähnlichem Wetter): Schön gemacht, und die alte MS Finnmarken ist jetzt auch sicher vor den Elementen geschützt. Die Stunde Aufenthalt in Stokmarknes langt nur für einen halbstündigen Besuch auf dem Schiff; mittlerweile gibt es wieder günstigere Eintrittskarten im Vorverkauf auf unserem Schiff, und Jan macht am Museum einen Seiteneingang für “Fast Lane” auf.

Ich begnüge mich mit ein paar Fotos im Regen von außen und suche Schutz im Coop: Es gibt Labans Nissefest! Dann noch ein paar 200g-Tariergewichte aus Vollmilch von Freya, um die 23 kg für den Koffer auszureizen, und ich habe eigentlich alles, was ich brauche. Also zurück auf Schiff, Jacke trocken legen.

Als wir ablegen, wird auf Deck 7 wieder der berühmte Trollknerz zum Verkauf angeboten (und man darf die Tasse behalten!), parallel dazu gibt es im Konferenzraum einen englischsprachigen Vortrag mit Blick hinter die Kulissen unseres Schiffs; vom Raftsund ist nur Finsternis zu sehen. Statt an Deck zu sein mache ich lieber bei unserer zweiten Reiseleitersprechstunde mit – Flagge zeigen auf Deck 4, falls jemand Fragen hat. Da ist es schön warm und trocken…

Aber alles Gute findet ein Ende: Kurz vor 17 Uhr erreichen wir den Trollfjord, den wir trotz des Wetters wieder anfahren, um den Eingang zu beleuchten. Also nichts wie raus in den Regen, der in den Suchscheinwerfern des Schiffs noch eindrucksvoller wirkt.

Nordgehend mit Schnee statt Regen hatte man mehr gesehen…

Kommen wir zu den wichtigen Dingen: Da wir Svolvær um 18:30 erreichen wollen und es dort Ausflüge gibt (zumindest in die Brauerei, der Ritt mit dem Pferd über die Lofoten ist abgesagt – bei dem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür, und erst recht kein Pferd), gibt es schon um 17:30 Abendessen. Als Buffet, weil es so schneller geht. Das kurze Stück zwischen Raftsund und Svolvær hat überraschend viele Wellen zu bieten, die das Abendessen unterhaltsamer machen.

Svolvær erreichen wir trotzdem fast pünktlich im Dauerregen – das gibt diesmal wohl nur einen kleinen Abstecher in den Ort. Ein paar Bilder, ein paar Souvenirshops (nichts neues, was reizt), ein reich geschmücktes Haus bei der Kirche – das langt mir. Ab ins Schiff.

Da noch ein bisschen was Schaffen, und dann legen wir auch schon ab, Kurs Stamsund. Die abendliche Schiffsbegegung fällt aus: Die Kong Harald traut sich nicht über den Westfjord, lässt die Lofoten aus und fährt von Bodø aus direkt nach Norden, immer an der Küste lang, und übernachtet in Harstad. Könnte eine interessante Nacht geben, wenn wir den Westfjord überqueren.

Stamsund

Nach einer schaukligen Fahrt legen wir tatsächlich in Stamsund an, obwohl die enge Hafeneinfahrt bei Wind nicht ohne ist. Aber es steigen nicht nur drei Personen ein, sondern es wird auch einiges an Paletten ausgeladen. Wie es für die Fracht weitergeht? Keine Ahnung – wegen dem Wetter sind einige Straßen auf den Lofoten gesperrt.

Schließlich ist die Ladung gelöscht, und wir legen ab – mal sehen, wie unruhig die Überfahrt wird.

Hurtigrute Tag 8: Hammerfest und Loppa

Der Tagesplan

Wir sind auf Südkurs, und ab jetzt geht es Schlag auf Schlag – die Rückfahrt geht schneller als die Fahrt nordwärts. Geht ja auch bergab…

(Ja, ich weiß, blöder Witz. Aber man weiß wann man lachen muss…)

Gestern Nacht war es nach Mitternacht tatsächlich noch klar geworden bei ziemlich ruhiger See, aber von Polarlicht keine Spur. Dafür erwartete uns am Morgen ein schöner Himmel über Havøysund, das wir gegen 8:15 erreichen. Damit halten wir die nordgehende Richard With ein wenig auf, die unseren Liegeplatz will – das übliche Problem bei den kleinen Häfen hier im Norden.

Den Morgen verbringe ich bei unserer Reiseleitersprechstunde, auch wenn es heute nichts zu besprechen gibt – der Hauptstop ist Hammerfest, unser Liegeplatz immer noch das Industriegebiet gegenüber des Stadtzentrums, und das Wetter wird schlechter. Während es draußen langsam dämmert, wird die neue Ankunftszeit angesagt: Wegen Wind und Strömung werden wir verspätet ankommen, der Interessepunkt Melkøya wird auf etwa 11 Uhr verlegt.

Ansonsten tut sich heute Vormittag nicht viel, außer einer gewissen Katerstimmung bezüglich der Nordlicht-Aktivität.

Melkøya erreichen wir wie angekündigt gegen elf Uhr, und über der Flüssiggasanlage brennt diesmal eine sehr große Fackel. Da das Deck 7 der Polarlys fast ganz bis zum Heck verglast ist, bin ich auf Deck 5. Da ist zwar kein Windschutz, aber freie Sicht, und noch hält das Wetter. Von den Erzählungen des Coastal Experience Teams beim Interessepunkt auf Deck 7 bekomme ich so natürlich wieder nichts mit, aber was soll’s. Hier wird das Gas, das off-shore auf dem Schneewittchen-Gasfeld gefördert wird, komprimiert und per Dampfer verschifft – was einiges an Neubauten in Hammerfest verursacht hat.

Hammerfest

Als wir wenig später in den Hafen von Hammerfest einbiegen, beleuchtet die Flamme die tiefhängenden Wolken über Melkøya gespenstisch, das hat was von Mordor und verheißt nichts Gutes – es wird Regen geben. Viel Regen.

Der Hafenumbau sollte eigentlich längst beendet sein, aber wir legen erneut an der Fuglenes-Halbinsel an. Mittlerweile regnet es bei 3-6 Grad. Zwei Shuttlebusse warten darauf, diejenigen ins Stadtzentrum zu bringen, die Hammerfest auf eigene Faust erkunden wollen, außerdem warten die Ausflugsbusse. Viel Spaß beim Hike auf den Hausberg…

Nachdem alle versorgt sind, will das Expeditionsteam die verbliebenen Gäste zur Meridiansäule bringen. Ich kenne den Weg schon und breche gleich auf – mit einer kleinen Pause, um doch die Spikes anzuziehen. Der Regen hat den Schnee durch Eis ersetzt.

Die Säule erinnert an ein Projekt zur Erdvermessung durch Struve; von den anderen Landmarken, die er von hier aus angepeilt hat, ist nicht viel zu sehen. Mittlerweile regnet es nicht mehr, sondern schüttet, und ich kehre zeitnah um – den Weg zur Landspitze mit dem kleinen Freilichtmuseum und der kleinen Befestigung Skansen spare ich mir. Bis ich wieder am Schiff bin, bin ich nass genug, auch wenn die Kleidung hält. Aber mal ehrlich: 6°, Schneeregen und überfrierende Nässe kann ich auch zuhause haben, wenn auch ohne den unangenehmen Wind. Das kann Norwegen doch besser!

Ein Blick zurück

Wir verlassen Hammerfest dann kurz nach 13:15 – damit die Ausflüge stattfinden können, wurde unser Aufenthalt verlängert. Ich habe die Liegezeit und meine verfrühte Rückkehr aufs Schiff genutzt, um das Restaurant zu besuchen.

So bleibt auch etwas Zeit, um Margits Vortrag vorzubereiten. Wenn sie im Dezember unterwegs ist, erzählt sie immer gerne etwas über die norwegischen Weihnachtsbräuche – was sind Nisse, was wird an Weihnachten gegessen und getrunken, was hatte es mit der norwegischen Butterkrise auf sich? Bei der Gelegenheit kommen auch alle Nisse raus, die uns so zugelaufen sind. Das Schiff macht sich schon Sorgen um den eigenen Nisse-Bestand, aber wir sind da autark. Der Vortrag könnte auch ohne Weihnachtsdeko auf dem Schiff stattfinden.

Gut eine Stunde hat sie Zeit, dann geht das Schiffsprogramm zügig weiter, Jan braucht den Raum. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das eine Ausflugspräsentation ist oder schon das tägliche Gathering – der für 15:30 angesetzte Vortrag zur Geschichte der Hurtigrute wird jedenfalls nach hinten verschoben (oder war das der Englische?), aber ich habe eh keine Zeit – wir müssen unsere Nisse einfangen und aufräumen:-) Vor dem Vortragsraum wartet übrigens die Hurtigruten-Foundation: Diesmal werden eine Seekarte und die Postflagge angeboten, um Gelder zu sammeln. Diesmal gibt es aber keine Versteigerung, stattdessen kann man Lose kaufen.

Langsam kommt auch ordentlich Bewegung ins Schiff. Wir sind zwar noch nicht auf der offenen Seestrecke der Loppa, aber es schaukelt schon ganz ordentlich. Øksfjord erreichen wir mit einer guten halben Stunde Verspätung gegen 16:30, kurz vor dem Hafen kann man endlich auch wieder problemlos an Deck gehen. Es hat ordentlich geschaukelt.

Und dann geht es auf die Loppa. Loppa macht Hoppa… der Captain bittet darum, nicht rauszugehen.

Die neue Route

Zu unserer Reiseleitersprechstunde kommt bei dem Seegang keiner, aber zumindest unser Teil vom Restaurant ist gut gefüllt. Tone, unsere Kellnerin, bittet darum, dass niemand die Suppe bestellen möge. Wir tun ihr den Gefallen, bei dem Seegang hat die Crew so schon genug zu tun – Respekt für die Leistung!

Und die Polarlys? Fährt einen Schleichweg an Bergsfjord vorbei, um nicht allzusehr durchgeschüttelt zu werden. Trotzdem ist gut Bewegung im Schiff, obwohl nicht umfällt oder zu Bruch geht. Dank der Polarnacht sehe ich aber nichts von der Landschaft, die ich noch nicht kenne. Schade eigentlich.

Die meisten Passagiere sind wohl trotzdem froh, als wir endlich Skjervøy erreichen – gegen 21 Uhr, statt wie geplant um 19:30. Statt der geplanten 15 Minuten liegen wir 45 Minuten im Hafen. Etwa eine Stunde vor dem Anlegen wurde nachgefragt, ob ein Arzt an Bord ist – hoffentlich nichts zu schlimmes, aber vielleicht der Grund für unsere längere Liegezeit.

Um 21 Uhr findet dann der vom Nachmittag verschobene Vortrag zur Geschichte der Hurtigrute statt, und gegen 21:45 legen wir ab.

Wenig später treffen wir die nordgehende MS Nordnorge. Ich gehe zum Winken an Deck: An Bord ist Ingrid mit einer anderen Nordlicht-und-Sterne-Gruppe, die hoffentlich mehr Glück hat als wir. Eigentlich hätte ich mit ihr im nächsten März fahren sollen, mal sehen, ob die Tour stattfindet. Jetzt muss sie erst einmal die Loppa überstehen…

Danach war es das mit unruhiger See: Die Strecke nach Tromsø ist windgeschützt, da ist die Fahrt angenehm ereignislos. Unsere Ankunft wird auf 1:45 oder zwei Uhr geschätzt – damit entfällt das Mitternachtskonzert natürlich, und ich werde auch keinen Kneipenbummel unternehmen, sondern Tromsø hoffentlich verschlafen.

Hurtigrute Tag 7: Kirkenes

Das Tagesprogramm

Die Nacht war ruhig: Kein Sturm auf der Barentssee, keine schlimmen Wellen, aber auch kein Sonnensturm – unter der dichten Wolkendecke sind wir nordlichtfrei bis Vardø gefahren, wo wir laut Marinetraffic den Anlegeversuch wohl abgebrochen haben.

Vadsø wollte ich eigentlich verschlafen, aber kurz vor acht sind wir immer noch da. So kann ich zumindest noch ein Foto von unserer Abfahrt machen. Warum wir da fast eine Stunde Verspätung angehäuft haben? Keine Ahnung. Jedenfalls fahren wir mit Verspätung durch den Varangerfjord und erreichen Kirkenes erst gegen 9:45.

Wir sind fast wieder auf der Höhe von Tromsø, aber viel weiter im Osten und abseits vom Golfstrom – wirklich kalt ist es trotzdem nicht, gerade mal um die null Grad. Immerhin liegt Schnee…

Da hier einige Ausflüge stattfinden, wird unsere Liegezeit um eine halbe Stunde bis 13 Uhr verlängert. Neben dem Ausflug zur russischen norwegischen Grenze gibt es auch die Schlittenhunde-Tour, die einem gleichzeitig die Chance bietet, einen Blick in das Eishotel und das benachbarte Rentiergehege zu werfen. Das lohnt sich mehr als die reine Schlittenhunde-Tour in Tromsø, bei der man nichts von der Stadt mitbekommt. Die Teilnehmer waren davon auch angetan, nach dem, was ich so gehört habe.

Auf dieser Tour habe ich keine Ausflüge geplant, mein Weg führt mich wieder in die Stadt. Runde 15 Minuten dauert es, bis man von dem ausgedehnten Hafen in das Stadtzentrum kommt. Auf dem Weg liegen die bekannten Sehenswürdigkeiten – mit gut 3500 Einwohnern ist Kirkenes ja auch nicht so groß. Das Russendenkmal erinnert an den zweiten Weltkrieg, als die Russen als Befreier willkommen geheißen wurden, da sie die deutsche Wehrmacht zurückdrängten. Die Andersgrotte bot der Bevölkerung Schutz und kann heute im Rahmen des Ausflugs zur russischen Grenze besucht werden. Am Marktplatz erinnert ein Denkmal an die Familien, die zurückblieben. Und vor der Kirche steht der Kleinbus, der gegen den russischen Überfall auf die Ukraine protestiert. Die Zeiten ändern sich…

Das Verhältnis zu Russland ist hier natürlich spannend, da es um die direkte Nachbarschaft geht. Ich bin mir nicht sicher, wie offen die Grenze noch ist, aber bislang konnten die Einwohner im Grenzgebiet frei über die Grenze und auch einkaufen. Viele Mitarbeiter der Kimek-Werft zum Beispiel sind Russen – und die Werft hat ernste Probleme seit den jüngsten Russland-Sanktionen, da sie davon lebt, russische Fischtrawler über Wasser zu halten. Das klappt nicht immer – Ostern 2021 kenterte der Frachter Melkart nach einer Reparatur und blockierte den Zugang zur Werft, was eine Massenentlassung zur Folge hatte, bis das Wrack beseitigt war und die russischen Eigner Schadensersatz zahlten, nachdem die Schuldfrage geklärt war. Und mit den neuesten Sanktionen wäre die Werft auch am Ende gewesen: Zwei Trawler lagen zur Reparatur, und ohne diesen Auftrag wäre Kimek bankrott. Per Sondergenehmigung durften sie doch fertig gestellt und bezahlt werden…

Aktuell dürfen russische Fischer legal nur in Tromsø, Båtsfjord und Kirkenes anlegen und Ladung löschen. Die Gründe snd kompliziert – einerseits gibt es Russland-Sanktionen, andererseits ist das Ökosystem (in diesem Fall Ökologie und Ökonomie) auf die Fischerei eingestimmt, und ohne würden Fische angeblich abwandern – zumindest hat es Karsten vom Expeditionsteam so erklärt. Wie dem auch sei, unter den Sanktionen leidet die Kimek-Werft extrem, da ihre größte Einnahmequelle auf einmal weg ist. Die Werft in Båtsfjord hat 2023 einen Auftrag von der Marine erhalten und darf das Küstenwachschiff „Harstad“ reparieren – ein Versuch, Arbeitsplätze in der Gegend zu halten. Kimek fehlt diese Unterstützung aktuell. Auch wenn Kirkenes als östlicher Außenposten von Norwegen und NATO wichtig ist – ohne Arbeitsplätze fehlt die Bevölkerung.

Thors Frisbee…

In Kirkenes merkt man von der Krise nicht viel: Die Straßen sind eigentlich immer ausgestorben, wenn ich da bin. Vormittags arbeiten die Menschen entweder, oder sind bei dem Wetter zuhause. Nur im Amfi-Einkaufszentrum ist etwas Betrieb; die Renovierungsarbeiten sind abgeschlossen und einige Läden haben gewechselt. Das Outdoor-Outlet im Erdgeschoss gibt es weiterhin, den Outdoorladen im ersten Stock nicht mehr. Thors Hammer als Frisbee gefälligst? Oder doch lieber Küchenbedarf oder etwas schickere Kleidung für den Abend? Lesestoff in der Ark-Buchhandlung?

Das Amfi ist gut sortiert und bietet eigentlich für jeden etwas.

Ich drehe meine Runde weiter, werfe noch einen Blick auf den Rathausplatz mit den beiden Bären und gehe dann zurück zum Schiff.

Auf dem Rückweg am Hafen entlang gibt es neben Hotels einige Fahrzeughändler (neben der VW-Vertretung gibt es auch Schneebobile und Wohnwagen); immer wieder eindrucksvoll ist das rote Haus, das auf einen alten Bunker gebaut wurde.

Spareland am Hafen

Am Hafen noch ein Besuch bei Europris, Spareland und Kiwi – vor mir redet jemand Russisch und bezahlt bar; der grenznahe Handel funktioniert wohl noch.

Ich bin rechtzeitig genug auf dem Schiff, um noch kurz im Restaurant vorbeizuschauen, bevor es voll wird und die Ausflugsbusse zurück kommen.

Kurz nach zwölf ist es schon überraschend dunkel – aber wir sind so weit im Osten, da könnten wir eine andere Zeitzone verwenden. Norwegen liegt ziemlich quer auf der Landkarte… Andererseits haben auch Spanien und die Bretagne MEZ; dort geht die Sonne jetzt allmählich erst auf.

Kurz nach 12 Uhr Mittags in Kirkenes

Der Rest des Tages ist ruhig, und wir legen mit noch etwas mehr Verspätung kurz nach 13 Uhr ab, für eine ruhige Überfahrt nach Vardø. Um 12:45 gibt es die Sicherheitseinweisung für neu eingestiegene Gäste und um 14:30 eine Ausflugspräsentation; um 15:15 einen englischen Blick hinter die Kulissen der Polarlys und um 15:15 meinen letzten Vortrag: Sternbilder und ihre Mythen. Die Wetterprognose, die ich immer mit einbaue, ist leider mies – Wolken in Berlevåg, Wolken in Skjevøy, und Starkregen in Svolvær. Und das nennt sich Winter in Norwegen.

Vardø erreichen wir natürlich nicht pünktlich – es wird kurz nach 16:30, bis wir in der östlichsten Stadt Norwegens anlegen. Da bleibt keine Zeit für die kleine Festung Vardøhus und erst recht keine für das Hexendenkmal; außerdem ist es draußen glatt. Kein Wunder bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt…

Nachdem wir Vardø pünktlich verlassen, gibt es um 17:15 wieder das tägliche Gathering, bevor das Abendessen ruft. Am Abend zeigt das Schiff einen Film über das Nordlicht, wenn es schon nichts zu sehen gibt. Über uns: Wolken. Nicht mal Schnee liegt auf unserem Deck… Gegen Mitternacht gibt es eine gewisse Chance auf klaren Himmel, es wird also eine lange Nacht. Aber das Polarlichtoval gibt sich auch keinerlei Mühe.

Ich pendle zwischen Kabine, dem Außendeck und später auch dem Multe-Cafe auf Deck 7, aber spätestens nach Berlevåg ist Ruhe auf dem Schiff eingekehrt – ich bin fast alleine da oben.

Gegen Mitternacht schaue ich noch einmal raus: Da sind tatsächlich ein paar Wolkenlücken. Bis ein Uhr wird es sogar eher noch klarer, und einige Unverzagte sind an Deck und halten ebenfalls Ausschau nach einem Hauch von Grün – aber die Aurora ist im Bummelstreik und lässt sich nicht blicken. Kurz Mehamn streiche ich auch die Segen und gehe ins Bett.