Die Spitsbergen in Trondheim
Die Trollfjord hat eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 30km/h, und die scheint unser Kapteinen auch auszureizen. Laut Herbstfahrplan kommen wir um 8:30 in Trondheim an, was sogar mir eigentlich reichen sollte, um einmal die Einfahrt nach Trondheim mitzuerleben. Zum Winterfahrplan, wenn wir bereits um 6:00 Uhr anlegen, habe ich keine Chance.
Das klappt natürlich nur, wenn wir nicht schon zwanzig Minuten vorher die Wendepirouette drehen, um hinter dem südgehenden Hurtigrutenschiff anzulegen. Daher sehe ich nur die Bordwand der Spitsbergen an mir vorbeiziehen, als ich aus der Dusche steige.
Draußen ist das Wetter noch wechselhaft, von blauem Himmel bis drohenden Regenwolken gibt es alles. Gegen neun soll der Regen nachlassen, daher bleibt genug Zeit für das Frühstück, bevor ich mich in die alte Königsstadt aufmache. Das ist trotzdem noch früh genug, um ein paar leichte Regenschauer mitzunehmen. Trondheim selbst hat sich nicht sehr verändert, bis auf ein paar Baustellen mehr.
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Trondheim
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Bakklandet
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Am Nidelva-Uver
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Der berühmte Fahrrad-Lift
Also der übliche Rundgang durch das alte Werftgebiet von Nedre Elvehaven mit seinen schmucken restaurierten Steinbauten über Bakklandet mit den kleinen Holzhäuschen rüber zur Gaml Bybro und dem Nidaros-Dom. Die Sonne kommt raus und beantwortet die Frage, aus welcher Perspektive ich die Brücke dieses Mal fotografiere: Vom Ufer des kleinen Mini-Parks aus, ein paar Meter nach der Brücke. Der Herbst hat tolle Farben, aber die Bäume versperren den Blick auf den Dom ein wenig. Trotzdem hübsch.
In der Vår Frue Kirke
Noch ein kleiner Besuch beim Dom selbst, dann führt mich die Route weiter zum Marktplatz. Der soll in den nächsten Jahren auch neu gestaltet werden – aber noch muss ich meinen Reiseführer nicht aktualisieren. Uff. In der Vår Frue Kirke treffe ich Moni: Hier ist offene Kirche, und nicht nur Obdachlose können hier ihren Kaffeebedarf stillen. Hier landet das Geld an der richtigen Stelle, wenn man sich auch einen gönnt.
So etwa ab zehn hat der Regen auch aufgehört, und Trondheim zeigt sich von seiner hübschen Seite. Leider kann man langsam schon über den Rückweg nachdenken. Noch ein kurzer (erfolgloser) Besuch bei den üblichen Läden, und dann bin ich auch schon wieder auf dem Schiff, das pünktlich um zwölf ablegt. Knapp eine halbe Stunde dauert der Weg von der Innenstadt bis zum Schiff; zum Nidaros-Dom vielleicht nochmal rund zehn Minuten mehr.
Blick auf Munkholmen
Nach dem Ablegen sehen wir dunkle Wolken über Stadt und eine unwirkliche Lichtstimmung, während das Wetter bei uns gut ist einen schönen Blick auf die Insel Munkholmen ermöglicht. Die Trollfjord wird noch “klassisch” betrieben, zumindest zurzeit gibt es kein Expeditionsteam an Bord, das Show macht. Damit hält sich die Schiffsreiseleitung angenehm zurück, und es gibt kein ständiges Ding-Dong gefolgt von Durchsagen über die Bordsprechanlage. Auf Sehenswürdigkeiten wie die alte Mönchs- und Gefängnisinsel wird trotzdem hingewiesen, aber man merkt: Wir sind eine Fähre. Schön entspannend.
Dunkle Wolken über Trondheim
Die Fahrt den Trondheimfjord entlang ist ruhig mit wechselhaftem Wetter: Meist bieten sich prachtvolle Ausblicke, und manchmal ist Norwegen einfach kurz weg, wenn wir einen Regenschauer durchqueren. Auf die Fosenwerft, auf der die Trollfjord gebaut wurde, wird kurz hingewiesen, ebenso auf einen der ältesten Leuchttürme Norwegens.
Kjeungskjærfyr
Gegen halb drei passieren wir dann den wohl meist-fotografierten Leuchtturm: Kjeungskjærfyr, das charakteristisch-rote, eckige Türmchen auf einer der vielen Schären. Das Wetter hat schon vorher alle Fotografen an Deck gelockt. Anschließend nehmen wir Kurs auf den Stokksund. Das Wetter ist gut genug, dass wir diese enge Passage durchqueren; auf der Brücke über den Sund stehen Schaulustige, die uns mit einer Norwegen-Flagge zuwinken. Und vorher spannt sich noch kurz ein Regenbogen über das gesamte Schiff, bevor wir kurz in ihn (bzw. besagten Regen) hineinfahren. Was wäre Norwegen ohne Dusche?
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Regenbogen über der Trollfjord
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Stokksund
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Stokksund
Eigentlich deprimierend, dass mein Handy bessere Panoramen abliefert als die “echte” Kamera, aber ich erwische den Regenbogen.
Anschließend heißt es arbeiten: Um 17:30 haben wir unseren ersten Vortrag über das Polarlicht, ergänzt mit Fototipps und den Webseiten, die ich für die Polarlichtvorhersage nutze. Dank Essen um 18:30 haben wir auch eine Deadline, die wir aber problemlos einhalten. Und dank der offenen Seestrecke der Folda wackelt es auch ein wenig, pünktlich zum Abendessen. Bei Windstärke 5 verzichten zwar schon einige auf das Abendessen, aber das Geschaukel ist noch überschaubar. (Gott sei Dank bin ich bislang von der Seekrankheit verschont geblieben).
Blick von der Nordlys auf die Trollfjord
Rørvik erreichen wir überpünktlich, und um 20:45 können wir schon für einen kurzen Besuch auf der Nordlys vorbeischauen. Auf die Spitsbergen in Trondheim hatte ich verzichtet, aber auf der Nordlys kenne ich ja den ein oder anderen – allerdings nicht von der aktuellen Crew, also bleibt es bei einer kurzen Visite. Hübsches Schiffchen im alten Design.
Mit leichter Verspätung (aber allen Passagieren) verließen wir dann Rørvik um 21:30, und Moni und ich sahen uns noch ein wenig den prächtigen Sternenhimmel an, der hinter den Wolken hervorlugte. Alle Prognosen sagten eine ruhige, nicht nur für unsere Breiten nordlicht-freie Nacht voraus, und als Adi vorbei kam, war für uns klar: Heute Nacht wird das nichts.
First Light über den Wolken
Fünf Minuten später zeigte ein Probeschuss mit der Kamera, dass der Nebel am Horizont Polarlicht war. Zwar noch recht schwach und nur wenig über den Wolken am Horizont, aber nach fünf Minuten war deutlich: Das ist real und bleibt (obwohl Tromsø bei kp0 rumdümpelte und das Oval auch nur mäßig war). Irgendwann gebe ich das mit den Polarlichtvorhersagen auf… Da wir zu zweit sind, informierte Moni die Rezeption, während ich meine Kamera an den Bug schraubte. Wenig später versammelten sich dann alle an Deck 9, wo das Polarlicht zwar nur als helle graue Wolken, aber doch deutlich zu sehen war. Die Kameras lieferten den Beweis, und bis Mitternacht gab es doch noch etwas Bewegung. Wer aushielt, wurde mit ein paar helleren Lichtsäulen belohnt, in denen auch etwas geisterhaftes Grün zu sehen war. Sporadische Schauer trieben dann doch einige unter Deck – da zeigt sich schon, wen man in den nächsten Nächten immer an Deck sehen wird und wen nicht.
Die Pflicht ist erledigt, die Kür kann kommen – für morgen nach Svolvær auf dem Raftsund ist gutes Wetter vorhergesagt. Ich bin gespannt und entscheide mich um halb eins, die Polarkreisüberquerung morgen früh gegen 7 Uhr einfach zu verschlafen, sodass ich die Infotaste am Telefon ausmache. Und was ist? Am nächsten Morgen erfahre ich, dass es gegen zwei Uhr noch einen besseren Nachschlag gab. Schade.
Dafür zum Abschluss mein Zeitraffer von unserem ersten Nordlicht auf Twitter: