Es ist nichts dran am Jahr – kaum habe ich die Mailbox einigermaßen auf Null, die Bilder vom Schottland-Urlaub im Mai halbwegs sortiert und stecke gefühlt noch im tiefsten Hochsommer, klingelt morgens um 5:30 der Wecker: Die erste Nordlicht-und-Sterne-Tour der Saison steht an.
Abflug in Stuttgart um 10:15 klingt ja gar nicht mal so übel, nur muss man ja zwei Stunden vorher am Flughafen sein. Und dann eine Stunde für die Anfahrt planen. Und etwas Karenzzeit, weil es über die A8 geht (diesmal via Pforzheim). Und noch etwas Zeit, um morgens in die Gänge zu kommen, den Rest ins Auto zu packen und loszufahren. Immerhin: Schöner Sonnenaufgang bei sternklarem Himmel. Nur fotografieren kann ich ihn nicht, ich bin am Lenkrad – und meine Dashcam ist bei der letzten Astro-Messe verschollen gegangen. Was solls…
Dank online-Checkin hatte ich die Bordkarten für den Flieger schon, und der Flughafen Stuttgart ist überschauber. Air France gibt einem keine Möglichkeit, einen Sitzplatz auszuwählen (außer man zahlt mit Bonusmeilen), aber immerhin wird nicht auseinander gerissen, wer auf einer Buchung steht. Das kann z.B. KLM anders.
Der regelmäßige Leser dieses Blogs wird sich wundern: Air France? Ja. Hurtigruten hat mir eine neue Airline gebucht. Der Flug von Stuttgart nach Bergen geht über Paris/Charles de Gaule. Ist er wirklich Europas größtes Koffergrab? Zumindest ist er mal einer der größten Flughäfen.
Aber zunächst einmal nach Stuttgart: Da mein Transferservice diesmal preislich fast so teuer war wie Parken am Flughafen, habe ich zur Abwechslung Freiluftparken an P0 reserviert. Die Einfahrt klappt auch, und es sind sogar noch fünf Parkplätze frei. Einen davon finden ich sogar zeitnah.
Der Air France City-Hopper kommt fast pünktlich und hat erstklassige Snacks an Bord (naja, zumindest kalte Cola und ein essbares Apfel-Irgendwas), und beim Flug über Paris lässt sich ein Blick auf den Arc de Triomphe und den Eifelturm erhaschen. Notre Dame dagegen bleibt mir verborgen.
Der Flughafen Charles de Gaule selbst ist groß, modern und hübscher als ich gedacht hatte – zumindest das, was ich beim Transfer von Terminal 2F zu 2G, Gates K50-60 sehe. Zwei Stunden und 20,-€ für ein kleines Mittagessen später geht es weiter nach Norwegen. Allmählich frage ich mich, ob Norwegen wirklich so teuer ist – am Pariser Flughafen sind Batterien billiger als im heimatlichen Rewe, und in Norwegen ist das Wasser billiger als in Paris. Weitere zwei Stunden später, gegen 16 Uhr, sind wir im Landeanflug auf Bergen. Kaum, dass man eingedöst ist…
Aber was soll’s, die Hauptsache ist: Endlich wieder Norwegen! Theoretisch zumindest – blauer Himmel? Ist das wirklich Bergen? Der Anflug führt jedenfalls über eine Stadt zwischen sieben Bergen, und das Schild mit dem Fragezeichen am Flughafen gewinnt an Sinnhaftigkeit…
Hat immer wieder was von Heimkommen… Das Gepäck hat den Abstecher nach Frankreich auch überlebt, und am Flughafen warten schon die Reiseleiter Andreas und Monika – es ist meine erste Tour mit den beiden. Mein Ko-Lektor Thomas kommt wenige Minuten später mit dem nächsten Flieger, und bald darauf ist die ganze fast 70 Kopf starke Gruppe zusammen. Ebenso da: Mehrere andere Reisegruppen und Einzelreisen, die ebenfalls zur Kong Harald wollen. Besonders gut ist die Reisegruppe dran, die von keinem Reiseleiter abgeholt wird, sondern durch das Flughafengelände irrt. Mit denen wollte ich nicht tauschen…
Aber bei uns klappt alles, die Busse stehen bereit, und ich sehe gerade noch, dass die Stadtbahn Bybanen jetzt direkt bis zum Flughafen führt, bevor wir abfahren. Wir fahren schnurstracks durch den neuen Straßentunnel zum Schiff – schade, keine Zeit für einen Abstecher nach Bryggen.
Im September war die Abfahrt (also seit mindestens meiner ersten Tour anno 2014) schon immer um 21:30; dank der Fahrplanänderung diesen Sommer legt das Schiff nun das ganze Jahr so früh ab. Das Ergebnis: Hurtig, hurtig. Für einen Abstecher nach Bryggen bleibt keine Zeit mehr, wir fahren direkt ans Schiff.
Gegen 18:30 sind wir da, erhalten unsere Bordkarten (neu: Die gebuchten Ausflüge sind auf der Cruisecard gespeichert und liegen nicht mehr als Papiervoucher bei, Hurtigruten spart Papier, um die Umwelt zu schonen) und starten ins Bordprogramm durch: Um 19:15 und 19:40 gibt es noch die Chance für die obligatorische Sicherheitseinweisung an Bord. Bis 21 Uhr gibt es Essen (das Bergen-Buffett). Um 20 Uhr und 20:45 ist die Infoveranstaltung dazu, wie das Leben an Bord funktioniert. Um 21:30 ist Abfahrt. Zwischendrin müssen wir noch die Vortragstermine ausmachen (Reiseleiter ist “Onkel” Heinz – den kenne ich noch von der Finnmarken, könnte wieder witzig werden). Und Marco, mein Bordreiseleiter von der ersten Tour, ist zum Hotelmanager aufgestiegen, bleibt aber nur bis Tromsø an Bord. Trotzdem schön, ihn mal wieder zu sehen.
Uff… nach der Sicherheitseinweisung (der übliche Film: Da-DAMM-da-daaa-dada, Da-DAMM-da-daaa-dada) ist die Schlange vor dem Restaurant so groß, dass wir die Zeit lieber für einen kurzen Gang an Deck nutzen, den Sonnenuntergang genießen und wenigstens noch etwas von Bergen sehen.
Dann kurz bei der Infoveranstaltung vorbeischauen, ab ins Restaurant, und schließlich zum Ablegen ans Heck. Sternklarer Himmel, eine kleine Wolke über Bergen und los geht die Reise in die Nacht.
Wir legen pünktlich ab, und es haben doch einige an Deck geschafft, um das sanfte Ablegen zu erleben.
Die Fahrt führt unter der Askøy-Brücke durch (aus der Perspektive erkenne ich sie!), und einige Zeit später passieren wir noch eine ganze Reihe an Ölplattformen und ähnlichem – hell beleuchtet und wohl ein Zeichen dafür, dass die norwegische Ölindustrie weiterhin einige Plattformen nicht in Betrieb hat.
Die warmen Temperaturen von rund 17°, als wir angekommen waren, verblassen im Fahrtwind, und es wird langsam Zeit für Feierabend. Bzw. das Gepäck ausräumen, den ersten Schwung Bilder sichten und den Blog schreiben. Und den Aushang mit den Vortragsterminen machen – einer steht schon mal (am Trondheim-Tag). Und nachschauen, was morgen eigentlich auf dem Programm steht. Erst kurz nach Ålesund, dann in den Hjørundfjord mit Urke, bei bestem Wetter. Zeit, ins Bett zu gehen…