Hurtigrute Tag 9: Vesterålen und Lofoten

Harstad

Harstad gehört immer noch zu den Häfen, die ich am seltensten sehe: Wir legen nämlich bereits um 8:30 ab. Das ist so nicht meine Zeit – vor allem, weil morgens um sechs ein lautes Pfeifen durch die Kabine schallte und mich aus den Träumen riss. Keine Ahnung, was das war… Dabei lohnt Harstad sich durchaus. Der Ort liegt inmitten der Vesterålen, eingebettet in eine grandiose Bergkulisse. Die Teilnehmer der Vesterålen-Busrundfahrt steigen hier aus, um Norwegen einmal von Land zu sehen, und steigen in Sortland wieder zu.

Trondenes-Kirche

Mit dem Schiff geht die Reise um 8:30 weiter, vorbei an der Trondenes-Kirche – Norwegens ältester Steinkirche. Der Troll, der sie einst baute, kam nicht mehr dazu, den Kirchturm zu bauen, daher steht die Glocke heute in einem separaten Türmchen. Vom Schiff aus sind auch die Busse zu erkennen, die zur Bustour gehören – insgesamt vier Stück. An Bord entgeht uns zwar das hübsche Museum und das Inland, aber die Schiffsfahrt durch die Vesterålen ist auch reizvoll. Die große Fontäne im Hafen, die auf meinen letzten Fahrten gerade eingeweiht worden war, ist jetzt übrigens aus.

Risøyrinne

Mit Schleichfahrt geht es durch die Risøyrinne, die nur wenig tiefer ist als unser Schiff und nicht zuletzt wegen der Hurtigrute gegraben wurde. Zahlreiche Bojen markieren den Weg. In Risøyhamn haben wir fast 20 Minuten. Das langt für einen kurzen Spurt zum Königsstein auf der anderen Straßenseite, wo sich die norwegischen Könige anlässlich der Eröffnung oder Erweiterung der Rinne verewigt haben.

Der Königsstein in Risøyhamn

Nach dem kurzen Stop geht es weiter Richtung Sortland. Das bedeutet für mich theoretisch ein frühes Mittagessen, denn mit etwas Glück sehen wir die vier Ausflugsbusse zur selben Zeit über die Brücke bei Sortland fahren, wenn wir darunter hindurch fahren. Da so viele am Ausflug teilnehmen, gibt es diesmal feste Essenszeiten und ein Drei-Gänge-Menü – das bereits um 11:30 serviert wird. Das ist mir definitv zu früh, also faste ich einmal (definitiv kein Fehler) und treffe kurz vor Sortland am Bug auf das Expeditionsteam – ausgerüstet mit Flaggen, von denen ich prompt eine in die Hand kriege: Wir winken den Bussen doch!

Busse-Winken

Zumindest probieren wir es: Es gibt eine neue Busgesellschaft, und zwei der Busse erreichen die Brücke erst, als wir schon fast darunter hindurch sind. Die beiden anderen kommen erst noch später… Gut, dass das Event wegen der Essenszeiten nicht groß angekündigt wurde. Immerhin können wir die Ausflügler im Hafen mit wehenden Fahnen begrüßen.

Die Finnmarken

Der nächste Halt ist Stokmarknes, bekannt als Gründungsort der Hurtigrute und Heimat des Hurtigruten-Museums. Letztes gehört übrigens nicht zu Hurtigruten, sondern wird privat von Ehemaligen und Enthusiasten betrieben. Das Haupt-Objekt ist die alte Finnmarken von 1956. Aktuell ist sie auch von außen in ihrer ganzen Pracht zu sehen, das schützende Wellblechdach auf dem Oberdeck ist weg. Schon bald wird sie am selben Ort geschützt in einem Glasbau stehen – zum Glück konnte er finanziert werden, es tat mir in der Seele weh, wie das Schiff in den letzten vier Jahren langsam verfallen war, da es den Elementen ungeschützt ausgesetzt war.

Ich nutze die Zeit für einen kurzen Rundgang am Hafen, bevor es wieder auf unsere Kong Harald geht. Nächstes Ziel: Mit meinen EMails auf den aktuellen Stand kommen, bevor wir den Raftsund erreichen. Der Fluch des Freiberuflers… ich schaffe es nicht ganz, aber zur Einfahrt in den Raftsund bin ich trotzdem am Bug, genau wie später, als wir in den Trollfjord hinein fahren. Immer wieder beeindruckend, und wir haben Glück: Normalerweise sind die Nordlicht-Reisen mehr im Winter, wenn der Trollfjord wegen Lawinengefahr geschlossen ist. Die steilen Wände sind genau das, was man von einem Fjord erwartet.

Bevor es in den Trollfjord geht, setzen wir noch die Teilnehmer der Seeadlersafari aus – sie steigen im Raftsund auf ein kleineres Boot um und stoßen erst in Svolvær wieder zu uns.

Nach dem Raftsund hängen drohende Wolkenberge über Svolvær. Schlechte Zeichen für heute Nacht? Jedenfalls nutze ich die Abenddämmerung für einen kurzen Gang durch den hübschen Ort, und der Himmel macht sich.

Und dann zurück, Polarlicht suchen. Ein Schimmer ist da, und nachdem wir Svolvær verlassen, sieht es vielversprechend aus. Und endlich, kurz vor 21 Uhr: Was für ein Feuerwerk. Dankenswerterweise rennt Thomas zur Rezeption, um Bescheid zu sagen (mein Held!), und meine Kamera an der Reling erwischt nur einen Teil, aber was für ein Schauspiel. Wie bretonischer Regen: Kurz, aber heftig.

Was die Kamera sah…

Auf Deck 7 konnte ich die Kamera nur auf Automatik setzen und in den Himmel richten, sowas muss man sich ansehen – Zeit, um Kameraeinstellungen zu machen, bleibt eh keine.

Nach dem kurzen heftigen Ausbruch beruhigt sich das Polarlicht, bleibt aber immer noch da. Auch nach Stamsund traut man sich nicht ins Bett, bis wir auf halbem Weg nach Bodø unter die Wolkendecke kommen. Feierabend, und gute Nacht.

Vier Uhr morgens…

Bis es morgens um vier Uhr heißt: Vi har nordlys! Ein schönes helles Band. Auf anderen Reisen hätte es sehr begeistert, so halte ich es nur ein paar Minuten an Deck aus. Trotzdem schön, aber langsam sind die Batterien am Ende.

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