Bevor ich mit meinem Tagesrückblick beginne, muss ich erst noch einen Tipp weitergeben, der mir zugetwittert wurde. In den letzten Tagen kam die Frage auf, ob sich das Nordlicht auch schneller bewegt, oder ob wir im Fernsehen und so immer nur Zeitrafferaufnahmen sehen. Ja, die meisten Filme sind Zeitraffer und zeigen mehr Farben als unser Auge wahrnehmen kann. Aber mittlerweile sind einige Kameras so gut, dass Live-Aufnahmen möglich sind, die dem visuellen Eindruck nahe kommen. Auf meiner Februar-Reise hatte ein Passagier eine Sony A7S dabei, was Echtzeitvideos ermöglicht (in meinem Film von der letzten Reise sind ein paar Szenen von ihm dabei), und zwei Videos will ich nicht vorenthalten. Dieser hier entstand Ende März:
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und dieser ist schon etwas älter, dafür mit spielenden Walen:
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Ich sammle noch Spenden für eine neue Kamera…
Natürlich muss für solche Aufnahmen alles stimmen – das Wetter, die Sonnenaktivität, und man selbst muss auch am richtigen Ort sein. Trotzdem: Wow!
Wilde Landschaft
Und wie sieht’s grad auf der Trollfjord aus? Eher trübe: Für die Barentssee ist Regen oder zumindest eine ziemlich durchgehende Wolkendecke vorausgesagt, erst südgehend im Raum Skjervøy/Tromsø soll es klar sein (nach aktueller Prognose). Immerhin ist die Seen wieder ruhig, nachdem es letzte Nacht ein wenig Wellengang gab. Aber wirklich nur ganz wenig.
In Havøysund haben wir die Verspätung von gestern bereits fast wieder reingeholt und legen mit nur einer Viertelstunde Verzögerung wieder ab. Die Landschaft in der Magerøya-Straße ist wieder beeindruckend: Schroff, abweisend, schneebedeckt und absolut faszinierend.
Alle Vögel sind schon da
Mittlerweile tummeln sich auch zahlreiche Vögel in der Luft und auf dem Wasser; der Winter geht eindeutig dem Ende zu, und die Tierwelt kommt zurück. Ab 9:30 zeigt das Schiff den Film über die samische Geschichte; für mich ist viel wichtiger, dass es jetzt gerade nichts zu Essen gibt – für das Frühstück war ich zu spät dran (Havøysund war interessanter), und zwischen 9:30 und 10:15 ist das Restaurant heute geschlossen. Aber auf der Reise sammelt man genug Reserven, sodass ich nicht ins Cafe ausweichen kann. Stattdessen gehe ich an den Bug, lasse mir den Wind um die Ohren wehen, führe ein paar Gespräche und sehe zu, wie Honningsvåg immer näher kommt. Das Wetter bietet von Sonne bis Regen alles, und ich lasse den Nordkap-Ausflüglern Vortritt am Buffet. Es ist auch so noch genug übrig, als wir angelegt haben, die Busse gestartet sind und ich mich meinem Frühstück widme.
Aber die Kalorien müssen auch wieder verbrannt werden, also geht es danach ab in den Ort. Endlich kann ich einmal die ganzen Statuen am Hafen zuordnen. Drei steinerne Figuren und eine Metallskulptur sind rund um das Hafenbecken verteilt:
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Borealis – Der Nordwind
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Eis
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Hafen
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Wind
Die Trash Art ist also bei weitem nicht das einzige Kunstwerk in Honningsvåg. Dazu kommen das Denkmal für den Hund Bamse (ein Kriegsheld), die Büste des Regisseurs Jansen am Aussichtspunkt über der Stadt und viele weitere Details. Kunst und Fisch scheinen hier sehr wichtig zu sein.
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Trash Art
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Bamse
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Der Troll vom Souvenir-Shop
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Die Büste von Knut Erik Jensen
Aufmerksame Augen sehen außerdem noch einen der typischen Schlitten, die im nordnorwegischen Winter das Fahrrad ersetzen. Der Weg zum Aussichtspunkt über der Stadt ist jetzt frei, unter dem ganzen Schnee ist also eine asphaltierte Straße – gut zu wissen. Am Wegrand nach der letzten Abzweigung liegt der Schnee noch gut schulterhoch. Da sieht man mal, wo wir vor eineinhalb Monaten drübergestiefelt waren.
Honningsvåg von oben.
Der Ausblick ist wie gewohnt schön, und das Wettergeschehen beeindruckend. Vielleicht haben die Nordkap-Fahrer ebenfalls gutes Wetter? Später an Bord erfahre ich, dass sie leider Nebel hatten; nur die Anfahrt über die Insel Magerøya hatte schönes Wetter.
Auf dem Rückweg schaue ich noch beim Cafe Retro vorbei. Es ist geschlossen und wird zum Kauf angeboten. Macht die Eigentümerin doch Ernst mit ihren Plänen? Es wäre schade, aber dass sie sich mit den günstigen Preisen so lange halten konnte, hat mich ohnehin verwundert. Schade – die Heiße Schokolade war gut und günstig.
Rettungsübung in Honningsvåg
Also ab zurück auf das Schiff, wo gerade wieder ein Ernstfall geübt wird. Ein rotes Schild an meiner Kabinentür signalisiert mir, dass ich wohl erfolgreich evakuiert wurde, und im Hafen – wo mittlerweile sogar die Sonne scheint – sehen wir eines der Rettungsboote. Gut zu wissen, dass es uns im Ernstfall gut gehen würde.
Ich quatsche mich an Deck fest und komme erst lange nach dem Ablegen dazu, mal kurz in das Schiff zu gehen – vielleicht für eine halbe Stunde oder so, dann nähern wir uns auch schon der Finnkirka. Bei Tageslicht ist sie leichter zu fotografieren als im Winter, aber auch weniger fotogen. Dafür die Finnkirke ohne die Lichtshow natürlicher. Endlich kann ich auch mal mit dem Tele arbeiten und brauche nicht das lichtstarke Weitwinkelobjektiv.
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Erster Blick auf die Finnkirke
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Die örtlichen Fischer erklären, wie man Dorschzungen herausschneidet.
Der örtliche Fischer ist ebenfalls leicht zu knipsen. Allerdings bringt er jetzt keine Königskrabben an Bord, sondern Dorsch. Nachdem er von seinem Speedboot aus das Schiff geentert hat, wird auf Deck neun demonstriert, wie man an die Dorschzungen herausschneidet. Einige Freiwillige dürfen sich ebenfalls daran versuchen, bis wir in Kjøllefjord anlegen. Das idyllische Örtchen ist im Frühjahr nicht mehr ganz das vertraute Winterwunderland, aber immer noch nett anzuschauen. Wir nehmen wieder Fracht auf: mehrere Paletten Eier. Anschließend steht um 18:00 auch schon das Nordkap-Buffett an. Die Dorschzungen mögen ja teuer sein, kulinarisch überzeugen sie uns aber nur mäßig – wobei ich sie gar nicht erst probiere, sondern mich auf Vorspeise (Schinkenröllchen und ähnliches) sowie Dessert (viel zu viel) konzentriere.
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Kjøllefjord
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Ein Dessert-Traum
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Meisterwerk
Eine mehrstöckige Torte stammt vom Patisserie-Lehrling im Küchenteam, die seit einem halben Jahr an Bord ist. Es traut sich wirklich jemand, dieses Kunstwerk anzuschneiden. Nun, das Buffet geht schnell, und nachdem wir in Mehamn die Teilnehmer der Schneemobilsafari wieder eingesammelt haben und über die Barentssee holpern, hält Hans seinen zweiten Vortrag über das Planetensystem. Parallel dazu signiert der Küchenchef um 20:30 das Hurtigruten-Kochbuch.
Geheimnisvolle Welten im Vortragsraum
Anschließend bewahrheitet sich der Wetterbericht: In Berlevåg regnet es, somit haben wir heute Abend auch wieder frei. Kein Polarlicht. Mist. Und von der Lofoten, der wir vor Berlevåg begegnen sollten, ist auch nichts zu sehen – die kurvt gerade bei Stokmarknes herum.
Da das einzige Nordlys, das wir heute sehen, von der Mack-Brauerei stammt, lassen wir den Rest des Abends also gemütlich in der Bar ausklingen, bevor wir von der Barentssee (für hiesige Verhältnisse) sanft in den Schlaf gewiegt werden.