Bei der geplanten Ankunft in Trondheim um 8:30 ist der Aufenthalt in der alten Königsstadt im Oktober fast ein wenig knapp, allerdings machen die meisten Läden ohnehin erst um 10 Uhr auf. Mit einem frühen Frühstück vor dem Anlegen ist das aber auch kein Problem und langt für einen Rundgang durch die Stadt.
Durch die Maschinenprobleme wollte die Finnmarken den Hafen sogar schon um 4 Uhr erreichen, es wurde dann aber doch etwa 7 Uhr. Nach dem Aufstehen geht der erste Blick natürlich aus dem Fenster: Haben wir unser Ziel erreicht? Statt der gewohnten Silhouette der Stadt begrüßt uns der Blick ins Hallenbad – wir haben am Pirbadet Anleger für die Kreuzfahrtschiffe angelegt, der wohl mit weniger Kurswechseln zu erreichen ist. Nicht sehr vertrauenserweckend, aber immerhin ist so der Weg in die Stadt etwas kürzer…
Wir kombinieren unseren Gang durch die Stadt mit einem Frühstück in Trondheim; um keine Zeit zu verlieren, verzichten wir auf einen Besuch der Richard With, die am normalen Hurtigrutenkai liegt. In den norwegischen Häfen kann man ja problemlos auf alle Hurtigrutenschiffe gehen, Cruise Card oder Personalausweis langen. Das Wetter ist bedeckt, aber bei leichten Plusgraden ganz angenehm für den Rundgang.
Trondheim hat sich seit dem letzten Besuch nicht sehr verändert, aber die Baustellen im schnuckligen Bakklandet-Viertel sind weg, und der Nidaros-Dom wirkt zwischen den buntgefärbten Bäumen sehr chic. Im Japan-Photo trifft sich wieder das halbe Schiff und ergänzt fehlendes Foto-Zubehör; in der Buchhandlung sind wir wie üblich eher unter uns. Auf dem Schiff lagen wieder Stadtpläne mit einem eingezeichneten Rundgang aus, an den wir uns auch mehr oder weniger gehalten haben.
Auf dem Rückweg finde ich wegen des anderen Anlegers noch ein neues Fotomotiv: Leif Erikson wird mit einer Statue geehrt; dank Gegenlicht leider kein allzu dankbares Fotoziel.
Auf dem Schiff steigt dann die Spannung – noch steht ein Auto von Siemens am Kai. Zur geplanten Abfahrt um 12 Uhr sind wir im Restaurant, und wenig später kommt die Durchsage: Der Schaden ist noch nicht behoben, wir fahren heute nicht mehr weiter. Uff. Erst einmal betroffene Gesichter und Galgenhumor, schließlich war die Finnmarken letzten Monat schon einmal defekt, und die Reise direkt vor unserer Fahrt musste sie ihre Fahrt schon einmal in Tromsø beenden. War es das jetzt mit der Finnmarken? Wird ihr ein Platz in Stockmarknes reserviert, im Hurtigrutenmuseum neben der alten Finnmarken?
Genauso faszinierend: Auf Twitter kommt die Info etwa zeitgleich mit der Durchsage auf dem Schiff…
Auf 13 Uhr ist eine Infoveranstaltung geplant, vorher werden die Reiseleiter der Gruppen noch über die Optionen informiert. So können wir für unsere Gruppe eine eigene Infoveranstaltung machen; Eckehard und Jeanette zeigen die Optionen auf: Reise abbrechen, auf eine Abfahrt morgen hoffen, nach Tromsø fliegen, um auf die Nordkapp einzuchecken, oder morgen auf die Polarlys umsteigen. Die Hoffnung ist, dass die Finnmarken morgen um 16 Uhr wieder fährt; ob es klappt, weiß natürlich noch niemand. Nur eins ist klar: Wir – Reiseleiter und Lektoren der GRP 107 – bleiben an Bord. Wer will, kann gehen, jeder entscheidet selbst.
An einem Alternativprogramm für den nächsten Tag wird fieberhaft gearbeitet, Fahrten nach Munkholmen und zu einem Freilichtmuseum sollen angeboten werden. Später heißt es sogar, dass sie kostenlos sein sollen.
Für den Rest des Tages läuft aber erst einmal nichts mehr; und da viele Gäste noch einmal von Bord wollen, blasen wir unseren für 17 Uhr geplanten Vortrag auch ab. Stattdessen gehen wir noch einmal nach Trondheim, um zu sehen, was es sonst noch in dieser Stadt gibt.
Ich bleibe dabei: Zum Einkaufen ist Norwegen trotz der Preise optimal. Die Stadt profitiert ganz schön von uns. Zu den neuen Erkenntnissen gehört, dass Einkaufszentren gerne alte Gebäude integrieren; im Solsiden finden sich genau wie auch im Trondheim Torg im Stadtzentrum alte Häuser mitten im Einkaufszentrum. Und unser Geld werden wir auch los.
Ebenso schön: Norwegens größtes Holzhaus, das gleichzeitig Wohnsitz der Königsfamilie in Trondheim ist, ist von hinten wesentlich hübscher als von vorne. Der kleine Park ist auch reizvoll.
Ansonsten hat sich in Trondheim seit unserem letzten Besuch wenig verändert, und so viel neues entdecken wir nicht. Ich würde lieber in Tromsø statt in Trondheim liegen bleiben…
Einige Kilometer später erreichen wir am Abend wieder das Schiff und verpassen gerade noch eine Durchsage. Die gute Neuigkeit finden wir trotzdem bald heraus: Es soll bereits morgen zwischen acht und neun weiter gehen, allerdings nonstop bis Honningsvåg. Ab Kirkenes wollen wir wieder im normalen Fahrplan sein. Aber wer sich bereits umentschieden hat, ist raus. Es geht also weiter – wird das doch noch was mit gutem Polarlicht. *Freu*
Um die reine Seereise zu überbrücken, werden vom Schiff Wein- und Bierproben angeboten, und wir schmeißen unsere Vortragsplanung auch um: Wenn wir auf Ausflüge und Häfen keine Rücksicht nehmen brauchen, gibt es ein paar bessere Termine, und wir füllen die Seetage mit Vorträgen. Außerdem wird ein kurzer Stopp in Tromsø angedeutet – immerhin.
Damit hat sich aber auch der Plan erledigt, morgen in das Rockheim-Museum zu gehen, und nach dem Essen geht es noch einmal in die Stadt – zum Rema 1000 bei Solsiden, Vorräte bunkern. Bei Nacht ist Trondheim auch ganz hübsch, und wir merken erstmals, dass die Fußgängerbrücke über den Fluss bei Nacht beleuchtet ist und die Radfahrer gezählt werden, die sie benutzen. Ideen haben die Norweger… Auf der Straße steht übrigens immer wieder ein “Danke, dass du radelst” oder “Danke, dass du zu Fuß gehst”.
Am Abend ist der Himmel dann wieder einmal unentschieden: Polarlichtaktivität ist da, aber die prognostizierten Wolkenlücken fehlen. Auf den angedachten nächtlichen Ausflug zur Festung (dunklerer Himmel als im Hafen) verzichten wir daher. Am späten Abend läuft meine Kamera trotzdem noch eine Stunde lang und fängt die Wolken ein, zwischen denen das Polarlicht hindurchschimmert. Keine beeindruckende Show, zumindest für uns. Also ab ins Bett.