Für einige ist es ja das Highlight der Reise: Im Hafen von Trondheim begegnen wir der Lofoten nach ihrem Werftaufenthalt. Einen Besuch ist sie auf jeden Fall wert: Noch bis in die 90er Jahre waren das die üblichen Schiffe für die Hurtigrute; in den 1980ern war die Flotte zwar um drei Schiffe ergänzt worden, die aber eher auf Container ausgelegt waren – von diesen dreien fährt nur noch die umgebaute MS Vesterålen die Route, Narvik und Midnatsol sind bereits ausgemustert. Und die mittlere Schiffsgeneration wie die Nordkapp kam erst in den 90ern, fährt nun aber auch schon seit rund 20 Jahren. Die MS Lofoten ist mittlerweile seit 50 Jahren unterwegs und wurde in der Werft wieder auf den Stil der 1960er umgestaltet. Mal sehen, wie lange dieser robuste Oldtimer noch im regulären Dienst betrieben wird – vorläufig gibt es jedenfalls noch die Möglichkeit, die klassische Postschiffreise auch auf einem klassischen Postschiff zu unternehmen, und genügen Enthusiasten, die auch die Nordstjernen in Betrieb halten. Bei guter Pflege ist das Alter kein Probleme, die Schiffe sind robust gebaut – kritischer sind Ladekapazität und Komfort.
Nach dem Besuch auf der Lofoten gab es eigentlich zwei Gruppen von Gästen: Die einen waren froh, ihre vergleichsweise geräumigen Kabinen auf der Nordkapp zu haben, die anderen buchten schon die nächste Reise auf einem Oldtimer und schwankten nur noch zwischen Ostsee auf der Nordstjernen und Hurtigrute auf der Lofoten. Wer die Reise bucht, muss wissen, auf was er sich einlässt – und dann kann es eine einmalige Tour sein, die viel mehr mit klassischer Seefahrt zu tun hat als die heutigen großen Schiffe.
In Trondheim verließen ein Großteil der Passagiere und der Besatzung das Schiff; auch die Nordlicht-und-Sterne-Reise endet oft genug in dieser hübschen Stadt. Da es für die GRP101 bis Bergen weiter geht, gab es für unsere Gäste noch einmal volles Programm. Im Anschluss an das Ablegen in Trondheim stand um 10:30 die Info-Veranstaltung zum Ausschiffen auf dem Terminplan: Wie checke ich an einem Flughafen, der nur noch beim Sicherheitscheck echtes Personal beschäftigt (wobei ich ja noch darauf hoffe, dass das irgendwann auch automatisiert wird – einen wirklichen Sicherheitsgewinn sehen ich bei der ganzen Paranoia nicht)? Wann muss die Kabine geräumt werden, und wohin mit dem Gepäck? Wie wird abgerechnet?
Nach den ganzen technischen Fragen und dem Mittagessen ging es entspannt weiter: Kai bot seinen Vortrag “Wussten Sie schon?” mit Wissenswertem und Unterhaltsamem rund um Norwegen an. Ich beschäftigte mich stattdessen lieber mit einem anderen norwegischen Souvenir, dem Husten – nachdem mich heute in aller Frühe der Hochdruckreiniger aus dem Bett geholt hatte, holte ich etwas Schlaf nach und ignorierte die schöne Landschaft.
Je näher wir Bergen kommen, desto trüber wird das Wetter. Eine Stunde vor dem Abendessen versammeln wir noch einmal die ganze Gruppe im Panoramasalon für eine kleine Abschiedsveranstaltung. Volker und ich beschränken uns auf ein Dankeschön, während Margit und Kai noch einen augenzwinkernden Rückblick auf die Reise und das Land werfen. Abschließend heißt es noch einmal Skål, und dann ab zum letzten Dinner.
Da wir das Gepäck morgen früh schon um 9:00 Uhr vor die Fahrstühle stellen sollen, heißt es am Abend noch ein wenig packen – und bei mir ein wenig schlafen, zumindest bis ich gegen 22:00 wieder fit bin und in der Bar noch ein paar Leute treffe. Viel ist aber nicht mehr los, sodass ich dann wie die meisten anderen wohl auch die Nacht und das üblicherweise unruhige Westkap verschlafe.