Ich vergesse immer wieder, wie wenig ich an Bord zum bloggen komme – während ich in diesem Beitrag Trondheim aufarbeite, sind wir bereits in Honningsvåg, auf der selben Insel wie das Nordkapp. Immerhin hinke ich der Tour nur drei Tage hinterher.
Nach dem ersten Polarlicht war es gestern wieder etwas später geworden, aber da wir bis 12 Uhr in Trondheim sind, besteht kein Grund zur Hektik: Zwei Stunden sind für einen Stadtrundgang eigentlich ausreichend, und die meisten Läden machen eh erst um 10:00 Uhr auf. So oder so war ich rechtzeitig für einen wunderbar kitschigen Sonnenaufgang auf den Beinen. Man glaubt es nicht, was es hier für Farben gibt… Bug voraus bot sich ebenfalls ein schöner Anblick: Die Richard With. Da die Flotte gerade einen Werfttag einschiebt, begegnet die Nordkapp diesmal anderen Schiffen als üblich. Normalerweise wäre die Richard With ja erst am Abend in Rørvik dran. Es lohnt sich immer, die anderen Schiffe zu besichtigen, aber da ich die With schon kenne, will ich es heute doch mal wieder nach Trondheim schaffen.
Jürgens Tipp war das Rockmuseum, aber uns zieht es erst einmal in die Stadt, einkaufen ist angesagt. Im Vortrag gestern konnte ich ja rechtzeitig meine drei Ratschläge geben:
- Lernen Sie Ihre Kamera kennen.
- Überprüfen Sie alles.
- Und damit meine ich alles.
Ich wüsste gerne, wie viele Stative und Putzmittel der Fotohändler in Trondheim wegen mir schon verkauft hat:-)
Der übliche Rundweg führt durch die Innenstadt mit Einkaufszentrum vorbei. Am Marktplatz findet gerade eine Ausgrabung statt, bei der Fundamente aus der Zeit um etwa 1700 (wenn ich mich richtig erinnere) freigelegt werden. Die Statue des Wikingerkönigs Olav Tragvason überwacht das und trägt zurzeit Schal. Nach einem Abstecher zum imposanten Nidaros-Dom geht es über die Gamle Bybroen durch ein paar Straßen mit schnuckligen Häusern wieder zurück Richtung Hafen und Schiff.
Die Fahrt aus dem Trondheimfjord heraus ist wunderschön, und das Wetter spielt auch mit: Stellenweise gibt es blauen Himmel. Nachdem wir die Insel Munkholmen passiert haben, wird es leerer an Deck – das Mittagessen ruft. Das Wetter ist wechselhaft, aber trocken, und von Herbststürmen ist nichts zu sehen – die See ist ruhig. Wer dem Essensruf widersteht und an Deck geblieben ist, kann zuschauen, wie die Weihnachtsbeleuchtung hochgezogen wird. Und das, wenn wir abends Nordlichter schauen wollen…
Eigentlich würde ich an diesem Nachmittag den ersten Vortrag halten, aber da das schon erledigt ist, kann ich mir in aller Ruhe den Kjeungskjær fyr anschauen, Norwegens wohl bekanntesten Leuchtturm.
Nordwärts vertreibe ich mir die Zeit damit, den nächsten Vortrag schon einmal vorzubereiten; ein paar tagesaktuelle Bilder sind ja immer dabei – nicht zuletzt die Wetter- und Polarlichtvorhersage. Eine Wolkenfront verfolgt uns, aber es gibt noch Chancen. Und Abend heißt es wieder Bingo: Erneut ist ein Polarlichtband zu sehen, diesmal sogar von einem Gast zuerst erspäht. Mit dem bloßen Auge ist nur etwas Grün zu sehen, aber die Kameras zeigen schon sehr schönes Grün. Es ist immer gut, wenn man am Anfang schon mit der Kamera arbeiten kann.
Für mich war das die Gelegenheit, mich bei der Crew unbeliebt zu machen: Auf Nachfrage wird die Beleuchtung auf dem Heck abgeschaltet – und mit etwas Widerwillen auch die Lichterkette. Dabei war der Maschinenchef so stolz darauf. Hoffentlich besucht er mich nicht einmal abends in der Kabine oder dreht mir die Heizung ab…
Diejenigen, die schon einmal Nordlicht gesehen haben, sind zwar nicht allzu beeindruckt, aber: Nimm, was du kriegen kannst! Immerhin sind wir noch ziemlich weit im Süden, was gut ist: Je mehr jetzt geübt wird, desto besser kann man später eine echte Show genießen. Auf den Fotos sieht man dann auch sehr gut, wie das Polarlicht mit den Wolken gekämpft hat. Es ist heller als letzte Nacht, dafür gibt es auch mehr Wolken…