Heute früh hätte es die Chance gegeben, die Trondenes-Kirche in Harstad zu fotografieren (und kurz vorher die südgehende Polarlys), aber das mit dem früh aufstehen klappt nicht immer. Der Blick aus dem Fenster etwa eine Stunde nach Harstad bestätigt dann, dass das Bett durchaus eine gute Wahl war: Es ist trübe und neblig. Das Schiff füllt die Zeit zwischen dem Frühstück und dem nächsten Hafen derweil mit einer DVD über Tromsø auf. Volles Programm auf der Hurtigrute.
In Finnsnes gibt es eine unerwartete Sehenswürdigkeit: Die Noorderlicht liegt im Hafen, ein hübscher Zweimaster, der lange auf Spitzbergen stationiert war. Das Schiff wurde 1910 als Dreimastschoner für den Einsatz als Feuerschiff gebaut und hieß damals noch Flensburg. Für den Vormittag hat Kai noch ein Bonusprogramm für unsere Gruppe vorbereitet: Eine kleine Kunstführung durch das Schiff. Wie alle Schiffe hat auch die Trollfjord keine kahlen Wände, sondern ist mit zahlreichen Gemälden und Kunstwerken geschmückt. Ein besonderes Highlight ist natürlich der kleine Salon, in dem die Gemälde ausgestellt sind, die ursprünglich auf der Harald Jarl waren. Als das Schiff stillgelegt wurde, kamen sie auf die neue Trollfjord, was auch die geschwungenen Ecken des Salons erklärt. Einige Bilder mussten dafür trotzdem begradigt werden, was sie zum Glück gut überstanden. Der Einbau in die Harald Jarl war seinerzeit weniger angenehm: Da die Elektrik bei der Planung vergessen wurde, mussten die Bilder in Höhe ein Stück gekürzt werden…
Das größte Kunstwerk auf der Trollfjord übersieht man leicht: Gegenüber des Fahrstuhlschachts ist die Route in stilisierter Form dargestellt. Da muss man auch erst einmal drauf kommen.
Tromsø ist natürlich der wichtigste Hafen an diesem Tag; von 14:30-18:30 sind wir hier. Das Wetter wird zusehends besser, trotzdem brauchen wir dieses Mal nicht auf das Abendessen an Bord verzichten – sowohl die schwache Polarlichtaktivität als auch der Wetterdienst versprechen einen ruhigen Abend. Tromsø kenne ich mittlerweile ja auch schon ziemlich gut, daher steht nach ein paar Fotostopps eine Einkaufstour auf dem Programm. Viele Erfolg habe ich diesmal nicht, aber immerhin kennt man mich in meiner Lieblingsbuchhandlung schon. Hat was, in Norwegen als Stammkunde begrüßt zu werden…
Die vier Stunden vergehen schnell, und um 18:30 ist wieder Abfahrt, pünktlich zum Abendessen. Danach gehen Marcus und ich noch einmal auf das Umlaufdeck, aber selbst die Kamera kann nur ein sehr schwaches Polarlicht nachweisen. Immerhin sind ein paar Sterne zu sehen – dafür meint des ACE-Satellit, dass gerade gar nichts vom Sonnenwind Richtung Erde unterwegs wäre.
Wir machen es uns auf Deck 8 bequem und nehmen allen, die fragen, die Hoffnung auf Polarlicht. Und keine fünf Minuten später kommt die Durchsage, dass jetzt Polarlicht zu sehen ist – tatsächlich, ein deutlicher, schwach grüner Bogen erstreckt sich über den Horizont. Also die Kamera holen und versuchen, an der Reling ein passendes Eckchen zu finden – gar nicht so leicht, die Reling ist doch etwas größer und unpraktischer als auf der Nordkapp. Aber es geht, und meine Kamera ist so auch abseits der japanischen Reisegruppen, die mit Weißlicht Personenfotos machen und alle blenden. Nur blöd, dass das Polarlicht und die Wolken die Show nach hinten verlagern, und ich sie doch umsetzen muss.
Über eine Stunde hinweg haben wir ein recht ruhiges Polarlicht, aber es zeigt schon Farbe und auch etwas langsame Bewegung. Es lohnt sich, an Deck auszuharren – immer wieder wird es etwas heller, bevor schließlich die Wolken den Kampf gewinnen. Als Tourguide Mette das letzte Mal alle rausschickt, ist nichts mehr zu sehen – aber sie macht wohl ohnehin gerne Durchsagen.
Vor Skjervøy ist dann Feierabend: Die Wolken haben den Kampf gegen das Nordlicht gewonnen. Aber wenn man bedenkt, dass eine geschlossene Wolkendecke und kein Polarlicht vorhergesagt waren, war das wirklich eine beeindruckende Show.
Den Rest des Abends ist die Bar dann recht leer – kaum zu glauben, dass wir ncoh etwa 100 Passagiere an Bord haben, die eigentlich mit der Kong Harald fahren wollten, die ja noch in Rissa auf der Werft liegt. Trotzdem langt es für einen gemütlichen Abendausklang, Der Kurs führt uns über die Loppa, wo das Schiff langsam ins leichte Schaukeln kommt, und bald wird es noch leerer auf Deck – Zeit, diesen Abend zu beenden.