Hurtigrute Tag 7: Kirkenes und Nordlicht

Kurs Kirkenes

Der Kirkenes-Tag beginnt um 8 Uhr in der Früh: Es klopft, Check-Out für die Kabinen ist jetzt! Nice try – wir können die Crew überzeugen, dass wir bis Bergen an Bord bleiben und in Kirkenes nur zum Sightseeing von Bord gehen. Gut, dass ich wegen Frühstück eh schon wach war…

Wir erreichen Kirkenes bei trübem Wetter ziemlich pünktlich; der Kapitän hat in Tromsø gewechselt und hält den Fahrplan besser ein. Vielleicht klappt das ja sogar mit Vardø heute Nachmittag? Aber jetzt steht erst einmal Kirkenes an – nachdem ich die automatische Netzwahl vom Handy abgeschaltet habe; Russland ist ganz in der Nähe und sendet ziemlich stark (ohne EU-Roaming).

Blick vom Aussichtspunkt

Kirkenes überrascht positiv: Im Winter ist es ein recht trostloser Ort, aber mit den Herbstfarben kann es sich sehen lassen. Mein Weg führt über den den kleinen Aussichtspunkt (eigentlich nur eine Kurve, aber mit hübschem Ausblick in den Ort). Dann ein Besuch im Amfi um zu schauen, was es neues an Outdoor-Kleidung gibt, dann über Rathaus, Kirche und Russendenkmal zurück. So mit Tageslicht (trotz bedecktem Himmel) und Herbstfarben wirkt Kirkenes richtig nett, und die ganzen schwarzen Häuser der üblichen Route prägen das Ortsbild auch nicht so sehr wie üblich.

Premiere: Die Kirche hat offen und präsentiert sich im Inneren modern und aufgeräumt; geknüpfte Wandteppiche an den Wänden zeigen Bibelszenen. Noch ein kurzer Besuch im Rema 1000, und dann ist es auch schon 12 Uhr vorbei. Mit 100 neuen Passagieren brechen wir auf und überqueren die große Bucht nach Vardø. Vadsø lassen wir links liegen – das ist der einzige Hafen, der nur einmal auf der Tour angefahren wird. Im Raum Kirkenes fahren wieder genug Schiffe, dass man ihn auch ohne Hurtigrute erreicht.

Kurs Vardø

Die Überfahrt ist ruhig und ereignislos, von Wolkenlücken einmal abgesehen: Ein schönes Farbenspiel und Hoffnung für die Nacht. Es ist auch sehr gute Polarlicht-Aktivität vorausgesagt, nur die Wolken machen mir Sorgen: Wir sind genau der Grenze einer dicken Wolkendecke, die uns die nächsten Tage begleiten wird.

Erster Blick auf Vardø

Vardø kommt rechtzeitig in Sicht, aber wir erreichen es trotzdem nur mit der üblichen Viertelstunde Verspätung. Das Andocken dauert auch, so dass nur eine knappe halbe Stunde für einen Spurt zur Festung übrig bleibt. Das Hexendenkmal sehe ich so wieder nur aus der Ferne.

Bei hellem Tageslicht wirkt Vardø deutlich heruntergekommener als im Winter. Aber es tut sich was: Die Graffiti-verzierten Häuser verschwinden langsam (schade). Bei einem Kunstwettbewerb vor einigen Jahren entstanden zahlreiche Graffiti auf Abbruchhäusern; jetzt kommen die Bagger – oder sie sind von selbst eingestürzt. So manche Bruchbude steht am Hafen, flankiert von Baulücken…

Interessant ist das kleine Schiff, das auf einem Stapel Paletten (zum Trocknen?) am Kai steht… Als wir endlich von Bord sind, steht ein kleiner Spurt zur Festung Vardøhus an, etwa acht Minuten ohne zu rennen. Die dicken, aber niedrigen Mauern beherbergen eine ganze Reihe Kanonen der letzten Jahrhunderte, ein paar Häuschen und ein kleines Museum; von den Wällen ist nun bei Tageslicht auch das Steilneset Hexendenkmal zu sehen. Es erinnert an die Männer und Frauen, die hier vor wenigen Jahrhunderten der Hexerei beschuldigt und zum Tode verurteilt wurden. Ich hätte wirklich gerne einmal zwei, drei Stunden Zeit für Vardø – lieber als für Kirkenes.

Lichtschimmer über Båtsfjord

Nach dem Ablegen ist etwas Freizeit, bis das Abendessen ruft, bei dem wir mehr mit der Wetterprognose als dem Essen beschäftigt sind. In Båtsfjord gegen 20 Uhr dann überraschend klarer Himmel und ein Schimmer über der Stadt. Während wir noch überlegen, ob das was wird und wann wir endlich ablegen, geht an Deck das Licht aus, und die Durchsage ertönt, dass an der Steuerbordseite Polarlicht zu sehen ist. Also rasch die Seite wechseln: Ja, das sieht sehr gut aus. Ich montiere meine Nikon an die Reling und starte den Zeitraffer, dann will ich in die Kabine, mein Stativ für die zweite Kamera holen.

Ich gebe ja immer den Tipp, das Polarlicht auch anzuschauen und nicht nur durch die Kamera anzuschauen. Zum Glück beherzige ich ihn dieses Mal: Über uns geht ein wirkliches gutes Feuerwerk ab, mit Grün, Rot, etwas Lila und tanzenden Lichtern. Genau die Show, auf die ich immer aus bin. Es ist hell genug, dass ich mit Kamera Nr. 2 sogar ein wenig filmen kann, in Echtzeit. Wow.

Dann lässt es nach, und ich hole doch noch mein Stativ, für die andere Seite vom Schiff. Während es steuerbord nachlässt, gibt es backbord weiterhin viel zu sehen. Immerhin eine halbe Stunde können wir genießen, bevor wir unter die Wolken fahren – aber die hatte es in sich.

Bis Mitternacht bleiben wir unter der Wolkendecke, nur gelegentlich blitzt noch etwas durch Wolkenlücken. Die grüne Hintergrundbeleuchtung lässt erahnen, dass es da oben noch weitergeht, aber für uns ist Feierabend. Das Ergebnis der Kamera? Gar nicht schlecht, auch wenn ich die Show über unseren Köpfen nicht drauf habe:

Und danach an Backbord

Um Mitternacht kapituliere ich dann und mache Feierabend. Der Zeitraffer will erstellt werden…

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