Neues Spielzeug: Bresser Messier AR 90/500 Achromat

In meinem Teleskop-Fuhrpark war tatsächlich noch eine Lücke: Ich hatte kein Teleskop mit 500mm Brennweite. Und Bresser hat für wenig Geld (169,-€ Liste, Stand Juli 2024) einen 90/500 Achromat. Ein richtig bunter Achromat fehlt mir auch noch, also was soll’s – schauen wir mal nach dem günstigsten Angebot!

Der Bresser auf der Vixen Porta

Das kam dann die Tage auch bei mir an, von Astroshop via Amazon, weil er da billiger war als bei Astroshop direkt. Muss man nicht verstehen. Der erste Eindruck: So viel Plastik! Mit zwei Kilo Gesamtgewicht wiegt der ja gar nichts!

Ich hatte mir nur den OTA geholt, also Tubus mit Optik. Im Karton waren:

  • Der Tubus mit Okularauszug und Rohrschelle aus Vollplastik, Staubkappen und fest montierter Taukappe
  • Ein 1,25″ Zenitspiegel, leider ohne Filtergewinde
  • Ein 25mm Bresser Plössl im Drehpack, ohne eigene Staubschutzkappen
  • Ein 6×30 Sucher mit vorderer Staubschutzkappe (hinten offen) und Plastik-Halter
  • Ein Handyhalter
  • Ein Folien-Sonnenfilter in Fassung
  • Eine winzige drehbare Sternkarte ohne Anleitung
  • Eine Kurzanleitung zum Teleskop und eine zum Filter
  • Ein “Downloadcode” für Stellarium.

Um das für das Erwartungsmanagement mal einzuordnen: Für 169,-€ bekomme ich aktuell auch ein Hyperion Okular und habe noch 5,-€ übrig. Das enthält etwa genauso viel Glas und Metall wie das Teleskop… Meine Erwartungen an den lichtstarken Achromat waren also nicht allzu hoch, wodurch er mich dann doch irgendwie positiv überrascht hat.

Fangen wir mal mit dem Sucher an: Um den Sucher zu montieren, muss man die Rohrschelle abmachen. Die Sucherbasis hat nämlich einen Anschlag, er kann also nur von vorne in seine Halterung geschoben werden. Umdrehen geht nicht, dann müsste man das Sucherfernrohr in der Halterung umdrehen, und das ist irgendwie nicht vorgesehen. Der Sucher wackelt natürlich wie ein Kuhschwanz, hat aber tatsächlich ein halbwegs ordentliches Einblickverhalten und sogar ein brauchbares Sichtfeld. Um ihn zu fokussieren, muss man den schwarzen Ring lösen und kann dann das Objektiv auf einem Gewinde drehen und so verschieben. Das wird leider nirgends erklärt. Auf dem Staubschutzdeckel klebt dafür ein großes Warnschild für die Sonnenbeobachtung. Am besten nimmt man den Sucher für die Sonne ab – was bei dem kurzen Tubus bedeutet, dass man die Rohrschelle öffnen muss. Die Sucherjustage geht aber, und er schwingt in die Ursprungsposition zurück. Zusammen mit dem großen Feld vom Okular ist das brauchbar. Da gibt es Sucher, die wesentlich weniger vom Himmel zeigen.

Die Sucherhalterung ist das komische schmale Format von Bresser/ES und mit nichts kompatibel. Für einen gängigen Leuchtpunktsucher muss man sie also ersetzen. Ich hatte noch eine Standard-Sucherbasis da, die mit zwei der vier Befestigungsschrauben kompatibel ist (zwei andere gingen nicht, die Löcher sind weit auseinander), sodass ich den Sucher gegen einen Leuchtpunktsucher getauscht habe. Spart nochmal etwas Gewicht und vor allem Volumen.

Der Okularauszug hat natürlich keine Untersetzung, dafür ein paar Grad(!) Spiel. Für visuell mit leichten 1,25″-Okularen geht das sogar ganz ordentlich; eine Kamera dranzuhängen und zu fokussieren wird schon sportlicher. Mit der relativ leichten MFT-Kamera Panasonic G70 geht es – aber als Leitrohr für die Fotografie wollte ich ihn nicht einsetzen, wenn neben der Kamera auch noch USB-Kabel dran ziehen und man was verwindungssteifes will. Bresser bietet den auch als Leitrohrset an, ohne justierbare Leitrohrschellen zur Festmontage… Jedenfalls kann man gut am Okularauszug wackeln und sieht die Bildverschiebung auch, wenn man das Auge auf die Augenmuschel legt.

Eigentlich hätte ich ja gerne 2″ und gerne einen T-2-Anschluss, aber der vorhandene Okularauszug wäre mit 2″-Zubehör definitiv überfordert, auch wenn das für ein Richfield-Gerät toll wäre. Ich habe hier noch einen TS Monorail-Okularauszug mit 86mm Anschlussflansch, der normalerweise am Vixen 80 Mf ist. Der wäre ideal und passt als Presspassung gerade so noch in den Tubus. Nur festschrauben geht nicht, die Bohrlöcher sind zwar im richtigen Winkel, aber zu nah am Objektiv – die Gewinde im Flansch sind zwar zu sehen, aber mit den Schrauben nicht zu erreichen. Macht aber nichts: Der Tubus ist ohnehin zu lang für einen 2″-Auszug, da komme ich nicht in den Fokus. Nicht einmal, wenn ich die Filterschublade entferne und ein Morpheus nehme, das mit 2″ tiefer in der Okularklemme verschwindet als üblich. Keine Chance. Abgesehen davon, dass das dann deutlich schwerer und hecklastiger wird. War einen Versuch wert:-(

So hätte ich das gerne: Mit 2″-Okularauszug. Kommt nur nicht in den Fokus.

Aber wirklich interessant ist ja, was das Teil kann. Meine schwere alte Saturn-Montierung mit der dualen Prismenklemme von PrimaLuce funktioniert nicht: Die Prismenschiene des Teleskops ist wohl nicht ganz Vixen-kompatibel und zu schmal, ich kann sie nicht festklemmen.

Also ab auf meine GP-DX und an der Sonne ausprobieren: Krass. Mein Gegengewicht vom ED80 ist zu schwer… zum Glück habe ich noch ein leichteres im Schrank.

Der Sonnenfilter wird ohne weitere Sicherung in die Taukappe gesteckt und liefert ein angenehm (falschfarbenes) gelbes Sonnenbild. Ganz hübsch. Interessant: Laut Anleitung muss er dunkel gelagert werden, damit er nicht altert, man soll nicht länger als drei Minuten am Stück beobachten und maximal das 20mm-Okular plus Barlowlinse verwenden, weil höhere Vergrößerungen systembedingt nicht gehen. Da hat Bresser ja Vertrauen in seinen Filter…

Das Beipack-Okular ist vom Einblickverhalten ziemlich mies und kann weg, obwohl Plössl-Okulare eigentlich ganz gut sind. Ich greife stattdessen zu einem alten 35mm und einem 20mm Eudiaskopischen Okular von Baader, einem 19mm TS Flatfield und einem 10mm Classic Ortho ebenfalls von Baader. Damit komme ich bis 50x und habe Sonne oder Mond bildfüllend.

Ach ja: Viel Verstellweg hat der Okularauszug auch nicht, der Backfokus ist knapp bemessen. Mit T-2-Prisma, etwas längerer Okularklemme und dem 35mm Eudiaskopischen Okular komme ich gerade so in den Fokus. Aber am Abend kommt der fast volle Mond raus, und bis ca. 50x macht die Optik mit besseren Okularen tatsächlich Spaß. Wesentlich höhere Vergrößerungen versuche ich aber gar nicht erst: Das 10mm Classic Ortho (50x) ist noch hübsch, auch wenn am Mond schon ein Farbsaum kommt; das 19mm TS mit 2,25x Barlow (60x) überzeugt nicht mehr. Die leichten 1,25″-Okulare unter 10mm haben einen unangenehm kurzen Augenabstand, und kurzbrennweitige Okulare mit angenehmem Einblick kosten deutlich mehr als das ganze Teleskop. Und selbst mit einem 6,5mm Morpheus wäre ich nur bei 76x.

Bresser 90/500 auf der Star Adventurer Montierung

Noch ein Versuch, weil das Teil so leicht ist: Er passt sogar ziemlich gut auf die alte Star Adventurer Nachführung mit Deklinations-Einheit. Schick. Könnte ein netter Reise-Setup sein. Nachteil: Das Star Adventurer Set hat eine Fotoschraube, um eine Kamera an der Deklinations-Einheit zu befestigen. Die Bresser-Prismenschiene hat unten kein Fotogewinde. Um den VarioFinder für Foto/EAA-Versuche am Star Adventurer zu nutzen, hatte ich eine Arca-Swiss-Klemme installiert. Da kann ich die Prismenschiene vom Bresser gerade so reinschieben, wie üblich reinkippen funktioniert nicht. An drei weiteren Arca-Swiss-Klemmen, die ich noch habe, passt die Schiene übrigens nicht, die öffnen sich nicht weit genug.

Am Abend ist klar und fast Vollmond, aber bis 50x macht das tatsächlich Spaß: Der Mond ist dann bildfüllend, und auf der Vixen Porta kann ich Teleskop und Montierung en bloc auf das Stativ setzen. Länger dauert der Aufbau eines Smartscopes auch nicht:-) Die Klemmschraube der Montierung ist dabei allerdings fast am Anschlag, die Prismenschiene hat eine Nut als Durchrutschsicherung, die ziemlich tief eingecshnitten ist. Aber es hält.

Ein bisschen Farbe kommt bei 50x ins Spiel, aber mit dem SemiApo-Filter wird das Bild noch etwas besser. Nachteil: 1,8 mm Austrittspupille am Mond sind immer noch ganz schön hell.

Viel Deep Sky geht bei Vollmond nicht, aber der Kleiderbügel Cr399 ist schon ganz hübsch anzuschauen. Was mir ebenfalls die Beobachtungsfreude versaut: Stechmücken. Konzentrier dich mal aufs Bild, wenn sofort ein Bssssss kommt.

Ebenfalls im Lieferumfang ist ein Handyhalter, dessen Sinn sich mir nicht ganz erschließt. Eventuell soll da Stellarium drauf laufen, um als Navi zu dienen? Das würde zumindest bei azimutalen Montierungen halbwegs Sinn ergeben; auf parallaktischen Montierungen hätte das Handy ja ständig seltsame Winkel. In der Dokumentation wird er nicht erwähnt. Aber für mich ist es praktisch: Ich hatte ja mal ein Celestron StarSense-Teleskop geplündert und mir eine zweite Handyhalterung mit einem Prisma gebastelt. Das Handy kann ich da so auch anschließen und habe dann ein wirklich tolles Push-To, das auch fasziniert. Aber dass Bresser da an Eigenbauten denkt, die auf Celestron-Technologien basieren, kann ich mir nicht vorstellen.

Fazit

You get what you pay for… Das 90/500 hinterlässt daher einen etwas zwiespältigen Eindruck. Die Optik ist gar nicht mal schlecht, wenn man sie für das verwendet, wofür sie gedacht ist: Als Richfielder für niedrige Vergrößerungen bis ca. 50x oder allenfalls auch mal 100x, die man mit günstigen 1,25″-Okularen auch erreichen kann, ohne dass Augenabstand und Einblick unbequem werden. Dann ist auch der Okularauszug nutzbar. Aufrüsten vom Okularauszug auf 2″ lohnt sich zumindest finanziell aber auch nicht, selbst wenn man einen passenden findet – der kostet mehr als das Teleskop und ist ohne größere Arbeiten nicht nutzbar. Andererseits wären 2″ für noch mehr Bildfeld wirklich toll; so zeigt er weniger Feld als mein ED80/600. Das bestätigt jedenfalls mal wieder, dass bei den günstigen Teleskopen die Mechanik das Problem ist.

Der Plastikanteil ist enorm, aber dafür hat man ein preiswertes Teleskop, das man ohne Gewissensbisse einpacken und zur Not auch auf einem guten Fotostativ betreiben kann (passender Adapter vorausgesetzt). Ein 4″-Newton zeigt auch nicht mehr (man darf den Fangspiegel nicht vergessen, der die Öffnung begrenzt) und muss justiert werden, auch wenn er dann höhere Vergrößerungen ermöglicht – mit entsprechenden Okularen.

Statt des optischen Suchers hätte ich für ein Reiseteleskop/Richfielder lieber gleich einen Leuchtpunktsucher gesehen, der Zenitspiegel ist okay und das Okular für die Tonne.

Die Prismenschiene ist so eine Sache für sich – kein echter Vixenstandard, aber auch kein Fotogewinde, um sie auf einem Videoneiger zu montieren.

Wer das Teleskop so nutzen will, wie es kommt – als preiswerten Richfielder – und evtl. noch eine passende Sucherbasis für einen bereits vorhandenen Leuchtpunktsucher rumliegen hat, erhält einen brauchbaren klassischen “Kometensucher” mit 1,25″-Anschluss. Als Grab-and-Go-Gerät auf einer ausreichend leichten und stabilen Montierung macht er Spaß. Wer Planeten oder Doppelsterne bei hoher Vergrößerung beobachten will, wird schon an der kurzen Brennweite scheitern, bevor der Farbfehler zuschlägt – dafür ist es nicht gemacht. Großartig Geld investieren lohnt sich aber wohl nicht. Bei mir wird er wohl die Ergänzung zum Schiefspiegler werden: Da schließt er die Lücke zwischen dem Leuchtpunktsucher und der Mindestvergrößerung von 50x, die das große Teleskop hat.

Baader Solar Continuum Filter 7,5 nm

Manchmal lohnt es sich, Dingen nach vielen Jahren eine neue Chance zu geben. Panta rhei, wie es so schön heißt…

Der Solar Continuum Filter ist so ein unscheinbares Ding, das ich nach einem ersten schnellen Test vor 15 Jahren weitestgehend ignoriert hatte und das nun in der aktuellen Version mit Baader 7,5nm vollkommen überzeugt hat. Dies liegt sowohl an meiner Beobachtungserfahrung als auch an der Produktentwicklung und einem größeren Fuhrpark an Teleskopen, der mir jetzt zur Verfügung steht.

Um es gleich vorwegzunehmen: Wenn man ihn richtig einsetzt, hat er ein wahnsinniges Potential – nicht nur, um wie erwartet den Farbfehler von Achromaten zu beseitigen, sondern zu meiner großen Überraschung auch für die Sonnenfotografie selbst an farbreinen Teleskopen.

Hier ein Vergleichsbild am Zeiss AS 150/2250 Refraktor der Heilbronner Sternwarte, mit Baader Herschelkeil und integriertem ND3-Filter – links mit ND0,9-Filter (wie beim visuellen Einsatz), daneben mit dem Baader 7,5nm Solar Continuum. Kamera war jeweils eine monochrome ZWO ASI Mini. Unten jeweils ein Screenshot der Aufnahmeeinstellungen, darüber das gestackte Endergebnis.

Obwohl der Baader Solar Continuum eine längere Belichtungszeit benötigt, ist der Kontrastgewinn an dem Halbapo beeindruckend und hat zu weiteren Experimenten eingeladen. Unter jedem Bild ist ein Screenshot mit den Einstellungen bei der Aufnahme und dem Livebild.

Theorie – Wozu ein Baader 7.5 nm Solar Continuum Filter?

Erst einmal kurz zur Theorie: Man kann die Sonne entweder im Weißlicht bzw. Continuum beobachten (auch bekannt als Kontinuum, d. h. in allen Farben auf einmal, die von der Photosphäre – ihrer glühend heißen Oberfläche – abgestrahlt werden), oder in speziellen Spektrallinien (vor allem H-alpha bei 656,3nm und Kalzium bei 396,8 nm und 393,4nm).

Diese speziellen Spektrallinien fluoreszieren in der Chromosphäre der Sonne und leuchten daher weniger hell als die übrige Oberfläche der Sonne, sodass die Filter das Licht vorzugsweise nur exakt innerhalb der ausgewählten Emissionslinie durchlassen dürfen. Dies erfordert extrem engbandige Filter, die unverschämt teuer sind. Aus diesem Grund müssen insbesondere 656,3nm H-alpha-Filter extrem schmal sein, mit einem Transmissionsfenster von etwa 0,06nm oder 0,6 Angström (+/- 0,1 Ang).

Zum Vergleich die selbe Region der Sonne, die am 19. April auch dem Solar Continuum fotografiert wurde, durch meinen 0,6Å Baader SunDancer II H-alpha Filter, ebenfalls mit dem Vixen 80/910Mf. Das Bild wurde nachträglich eingefärbt.

Andererseits ermöglichen die breiteren 396,8 nm und 393,4 nm Calcium-Filter im Vergleich dazu die gleichzeitige Beobachtung beider Calcium-Linien und liefern einen ausgezeichneten Kontrast, auch wenn ihr Durchlassfenster wesentlich breiter ist als H-alpha. Für die Kalziumbeobachtung – nur mit einer Kamera! – ist jedoch ein fotografischer Weißlicht-Sonnenfilter (Astrosolar-Folie ND3.8, Herschelkeil oder spezielle Energieschutzfilter, wie sie in den Triband-SCsverwendet werden) vor dem eigentlichen, schmalbandigen Kalziumfilter erforderlich.

Noch engbandigere Kalziumfilter mit unter einem Angström Halbwertsbreite zeigen weitere Details im Kalziumlicht und verwenden im Grunde die gleiche Technik wie H-alpha-Filter. Beide Filter sind daher ähnlich teuer. Allerdings liegt die Kalziumlinie fast im UV, was zwei Nachteile hat: Sie ist bereits schädlich für das Auge, und selbst wenn die optische Berechnung des Teleskops diese Wellenlänge in ausreichender Qualität durchlassen würde, nehmen wir das Kalziumlicht mit unseren Augen kaum wahr. Die Kalzium-Sonne ist daher lediglich ein Ziel für die Fotografie.

Wenn wir uns die Kontinuumsstrahlunganschauen – also die Sonne im Weißlicht– , gehen diese speziellen Fraunhofer-Fluoreszenzlinien unter, da sie schwächer sind als die Strahlung der glühendheißen Sonnenoberfläche. Wir beobachten im Weißlicht also ausschließlich die Photosphäre. In einem Herschelkeil mit guten Neutraldichtefiltern zur zusätzlichen Helligkeitsdämpfung erscheint die Sonne daher rein weiß; manche Filter verleihen ihr eine bläuliche oder gelbliche Tönung – die aber rein durch den Filter verursacht wird.

Daher können wir uns bei der Sonnenbeobachtung im Weißlicht auch ohne Informationsverluste auf einen beliebigen Bereich des Sonnenspektrums beschränken. Der Baader Solar Continuum Filter hat in seiner Version von 2022 eine Halbwertsbreite von 7,5 nm (statt zuvor 10 nm). Das ist zwar viel breiter als die spezialisierten H-alpha- oder Kalzium-Filter, hat aber erstaunliche Effekte. Der Durchlass liegt bei 540nm und somit im grünen Teil des Spektrums. Damit zeigt er einen Ausschnitt des Sonnenkontinuums in dem Bereich, in dem die meisten Linsenteleskope das beste Bild liefern, ohne dass Strukturen verloren gehen – die Strukturen im Continuum sind in allen Wellenlängen des sichtbaren Spektrums vorhanden.

Erster Eindruck – visueller Einsatz: Bestes Bild am Achromat

Meine ersten, wenigen Beobachtungen machte ich vor gut 15 Jahren noch mit einem nicht gestackten 10nm Solar Continuum Filter (der ersten Generation, der 2006/2007 zum Lieferumfang meines Herschelkeils gehörte. Damals war ich vorwiegend visuell unterwegs und von dem Filter wenig beeindruckt: Ich testete ihn am Zeiss AS 150/2250 Refraktor der Sternwarte Heilbronn und an meinem Celestron ED80/600 – beides Teleskope, die ein sehr farbreines Bild liefern, wenn man nicht gerade die Wega im Spektroskop betrachtet. Der Effekt war eher dezent: Die knatschgrüne Sonne zeigte am Zeiss-Refraktor bei niedriger Vergrößerung (so 50-100x) etwas mehr Details, bei hoher Vergrößerung war der Unterschied zur Beobachtung mit einem ND-Filter kleiner. Am ED80 zeigte er dagegen bei hoher Vergrößerung über 100x etwas mehr Details. Immerhin: das Bild war besser als mit einem einfachen Grünfilter, aber solange ich visuell mit farbreinen Teleskopen unterwegs war, war mir ein einfacher Polfilter lieber, mit dem ich die Helligkeit durch Drehen des Okulars hinter dem Herschelkeil anpassen kann und weiterhin eine reinweiße Sonne sehe.

Visuell zeigt der Baader 7,5 nm Solar Continuum seine Stärken am besten am großen, schnellen Achromat.

Nun, die Zeiten ändern sich, man sammelt mehr Erfahrung und Ausrüstung, und im Frühjahr 2022 hielt ich dann die neueste Version des Baader Solar Continuum Filters in den Händen: mit geschwärzten Rändern, einer alterungsbeständiger, reflexfreier LifeCoat-Vergütung, besserem Kontrast und nur noch 7,5nm Halbwertsbreite.

Visuell erlebte ich keine Überraschung: Am 150/2250 Zeiss AS und am ED80/600 war der Effekt gering. Wesentlich effektiver war der Filter an den Achromaten, die seitdem dazu gekommen waren – ein 150/1200 Achromat, der von der ehemaligen Sternwarte Schriesheim nach Heilbronn gelangt war, und ein Vixen 80/910Mf in meiner eigenen Sammlung. Hier verschwand der Farbfehler erwartungsgemäß, und das Sonnenbild wurde deutlich kontrastreicher. Hier lohnt es sich tatsächlich, eine grüne Sonne zu beobachten, man kann deutlich höher gewinnbringend vergrößern. Soweit, so gut.

Der Wow-Effekt mit der monochromen Kamera

Anders als vor über 15 Jahren stehen mir nun auch einige Digitalkameras zur Verfügung. 2006 beschränkte sich meine Sonnenfotografie noch auf Einzelaufnahmen der gesamten Sonnenscheibe mit einer Nikon D50 DSLR. Um so verblüffter war ich von den Bildergebnissen des ersten Tests des Baader 7,5nm Solar Continuum Filters (erhältlich ab September 2022) am 150/2250 Zeiss AS mit Baader Herschelkeil und einer monochromen Kamera, die ich am Anfang dieses Berichts schon gezeigt hatte. Mit diesem großen Unterschied zwischen Graufilter und 7,5 nm Solar Continuum hätte ich nicht gerechnet, vor allem nicht an einem praktisch farbreinen Halb-Apo!

Ein paar Tage später hatte ich nach Ostern die nächste Chance. Diesmal kam mein kleiner Vixen 80/910Mf dran, den ich vor allem für H-alpha benutze. Dank f/11 ist er kein übler Farbwerfer, aber er zeigt doch schon etwas Farbe, wenn man höher vergrößert. Man merkt doch, dass Vixen hier keine japanische Optik verbaut hat.

Nun, zu einem günstigen Teleskop gehört ein günstiger Filter, also setzte ich zuerst den ASSF80 Filter Astrosolar-Folie ND5 in einer Fassung ohne Temperaturkompensation vor das Objektiv. Zusätzlich verwendete ich einen zweiten Graufilter mit ND1,8, um auf vergleichbare Belichtungszeiten zu kommen wie mit dem Baader 7,5 nm Solar Continuum.

Das Vorschaubild auf dem Laptop (diesmal mit SharpCap, mit dessen Kontrastbeurteilungsfunktion auch fokussiert wurde) war so lala, aber in den Daten steckte mehr: Die Bildbearbeitung mit Autostakkert und Registax lieferte ein ganz brauchbares, wenn auch überraschend streifiges Bild.

Nächstes Bild: Wieder mit Astrosolar-Folie, aber jetzt wurde der ND1,8 durch den 7,5nm Solar Continuum ersetzt: Die Vorschau war bereits deutlich schärfer und somit auch leichter zu fokussieren. Das Ergebnis wurde wieder durch Autostakkert und Registax gejagt und zeigt im Vergleich schon deutlich mehr:

Nach dem Test mit vergleichbaren Belichtungszeiten ist natürlich noch interessant, was mit kürzeren Belichtungszeiten geht. Dazu verwendete ich wieder den Vixen 80/910Mf mit Herschelkeil und ND3, ohne weitere Filter. Das Ergebnis war überraschend…Obwohl ich noch deutlich kürzer hätte belichten können, ist das Bild der ZWO ASI Mini unbrauchbar. Jede Menge Streifen. Da hilft auch Stacking und nachträgliches Einfärben nicht viel.

Vixen 80/910 Mf mit Herschelkeil und ND3, ohne weitere Filter

Also doch stärker filtern, damit die Kamera zufrieden ist? Soviel zu kurzen Belichtungszeiten…

Zum Abschluss also noch zwei Bilder, diesmal nicht mit Folie, sondern mit Herschelkeil, ND3 und ND0,9 bzw. 7,5nm Solar Continuum. Zuerst mit dem ND0,9, dann mit dem Baader 7,5nm Solar Continuum: 

Auch hier ist noch einmal ein deutlicher Kontrastgewinnzu sehen. Überraschend ist auch, wie gut die Astrosolar-Folie im Vergleich abschneidet – aber eine höhere Vergrößerung war bei dem Seeing nicht sinnvoll.

DSLR und Systemkameras – Die Sonne in Farbe

Was bleibt jetzt noch? Natürlich die ganze Sonne, mit einer Farbkamera. Ich griff zur Panasonic G91; der MFT-Sensor ist bei 910mm Brennweite groß genug. Da die Kamera nicht per PC gesteuert werden kann, musste über den Monitor fokussiert werden. Nicht ganz trivial im Sonnenschein…

Hier machte sich dann wieder bemerkbar, dass bei einer Farbkamera und einem Farbfilter nur ein Teil des Sensors genutzt wird; die roten und blauen Pixel liegen im Dunkeln. Daher sind die Unterschiede nicht so deutlich; dafür hat Autostakkert Probleme mit 24-Megapixel-Dateien, und die Wavelets von Registax waren praktisch ohne Effekt. Stattdessen habe ich das gestackte Bild dann in Luminar bearbeitet, mit Schärfen und Detailverbesserung.

Einmal ND3 und ND09 am Herschelkeil: Es gibt einige Stacking-Artefakte, aber sonst nicht wesentlich schlechter als im Anschluss mit ND3 und Solar Continuum Filter.

Fazit

Mein Fazit des Tests ist zweigeteilt. Zuerst einmal der visuelle Einsatz:

Für Benutzer von Achromatenlohnt sich der Filter eindeutig, da die Teleskope dann endlich auch an der Sonne scharfe Bilder bei höherer Vergrößerung zeigen.

An hochwertigen, farbreinen Apochromatenist der Effekt subtiler. Am Apo lohnt sich der Baader 7,5nm Solar Continuum Filter (540nm) wohl vor allem, wenn man wirklich auf feine Details bei hoher Vergrößerung aus ist und nicht nur gelegentlich beobachtet. Am Herschelkeil ist mir ein einfacher Polfilter zur Lichtdämpfung bei gleichzeitig weißem Sonnenbild lieber.

Fotografischsieht es ganz anders aus. Wer ernsthaft die Sonne fotografiert und eine Schwarzweiß-Kamera verwendet, wird enorm von dem Baader Solar Continuum Filter profitieren, auch am Apochromat. An Spiegelteleskopen dürfte der Effekt ähnlich beeindruckend sein.

Wer dagegen nur mit einer Farb-DSLRdie gesamte Sonne fotografiert und ggf. auch ohne Stacking arbeitet, wird weniger von dem Filter profitieren, da nur die Hälfte der Pixel genutzt wird. Hier ist der Kontrastgewinn ähnlich dem visuellen Eindruck und hängt davon ab, wie stark der Farbfehler des Teleskops ist.

Nachtrag

Seit dem Test ist einige Zeit vergangen, und ich habe mir noch eine neue Kamera geleistet: Eine monochrome, gekühlte Astro-Kamera, die QHY 163M. Mit der konnte ich zwar noch nicht auf die Weißlicht-Sonne halten, habe aber auch einmal den Mond mit SolarContinuum-Filter, ED80/600 und 2,25x Q-Barlow anvisiert. Nicht ganz schlecht für den ersten Schuss:

Astro-Gadget EQStarPro Montierungssteuerung

Es ist schon einige Zeit her, dass ich mir die erste EQStar-Steuerung aus der Ukraine geholt hatte, um meine GP-DX auf den aktuellen Stand zu bringen, mit Goto, Autoguiding und PC-Steuerung. Damals gab es nur die reine Steuerung zu kaufen, die Motoren musste ich noch selbst organisieren, ebenso die Kabel löten. Seitdem habe ich auf alle Fälle gelernt, dass Löten nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört… jedenfalls konnte ich die meisten Probleme, die ich mit der Steuerung hatte, lösen, indem ich die Stecker mal wieder neu zusammenlötete. Den Zusammenbau hatte ich hier beschrieben: GoTo und Zahnriemen für die Vixen GP-DX.

Seit 2019 hat sich viel getan: Mittlerweile gibt es neue Revisionen der Steuerung, die nun auch komplett mit Motoren und Motorbefestigung für eine Vielzahl von Montierungen angeboten wird. Auf Astro-Gadget.net gibt es eine reiche Auswahl an Modellen, sodass jeder etwas finden dürfte.

Die EQStar hatte sich nun einige Jahre im mobilen Einsatz bewährt, nur die PC-Verbindung über ASCOM hatte ich nie zum Laufen gebracht – wobei mein Exemplar auch einmal einen Kurzschluss abbekommen hatte, was sich im Nachhinein als die Fehlerursache herausgestellt hat. Augen auf bei der Netzteilwahl…

Meine zweite EQStar

Davon abgesehen lief sie einwandfrei, sodass ich mir dann doch eine aktuellere Version der EQStar besorgte – et voilà, auf einmal hat auch alles über ASCOM funktioniert. Die Steuerung über Stellarium lief nun einwandfrei, die per Handy oder Handcontroller sowieso. Meine Probleme waren also auf einen Überspannungsschaden zurückzuführen; seitdem verwende ich am Teleskop nur noch den Celestron PowerTank oder die Baader Outdoor-Netzteile. Man ist ja lernfähig…

Nur mit dem Guiding bin ich nie klar gekommen – aber ich hatte PHD-Guiding auch vorher nie zum Laufen bekommen. Deshalb bin ich auch vom StarAid Revolution so angetan, den wir auf der Sternwarte haben und mit dem ich erstmals unser C14 guiden konnte – mit PHD war mir das nie gelungen.

Ohne jegliche Erfolgserlebnisse mit PHD ist die Fehlersuche natürlich knifflig, warum PHD-Guiding ausgerechnet bei mir nicht sauber lief. Astro-Gadget hat übrigens einen hervorragenden Support, mit dem ich ein paar Mal Kontakt hatte. Das Fazit: Es gibt durchaus Anwender, die mit der EQStar erfolgreich guiden, aber die kleine EQStar-Steuerung kann immer nur eine Achse bewegen, was man über die Einstellungen wohl ausgleichen kann – mit dem StarAid der Sternwarte konnte ich ja auch meine Montierung schon mal zusammen mit der EQStar guiden, nur die Auto-Kalibrierung von PHD versagte regelmäßig. Jetzt hatte ich die Wahl: So lange mit den Guiding-Settings rumspielen, bis das auch bei mir mit PHD läuft – oder ich gönne mir die EQStarPro, die eine leistungsstärkere Hardware verbaut hat und beide Achsen gleichzeitig steuern kann, außerdem ist das WLAN-Modul jetzt integriert. Dass sie auch stärkere Motoren ansprechen kann und noch schnelleres Goto ermöglicht, ist für mich nebensächlich. Dann ist zumindest eine Fehlerquelle schon mal eliminiert.

Der Griff zur EQStarPro

Frisch geliefert: Montierungssteuerung EQStarPro und der FocusDream-Adapter für den Motorfokus, samt Kabeln und Handcontroller.

Die Bestellung hatte sich etwas verzögert, aber nachdem Astro-Gadget den Firmensitz wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine vom Osten in den Westen der Ukraine verlagert hatte und den Betrieb wieder aufnahm, ging meine Bestellung für die neue Steuerung raus. Bei der Gelegenheit leistete ich mir auch gleich noch den Focus Dream Motorfokussierer (hier geht’s zum Blogbeitrag dazu). Abgesehen davon, dass doch Zoll fällig war und die Deutsche Post dafür nur Bargeld akzeptiert, hat die Lieferung einwandfrei geklappt.

FocusDream (vorne) und EQStarPro (links hinter der Säule) im Einsatz.

Da ich die Motoren und Anschlusskabel bereits habe, konnte ich die Steuerung einfach austauschen. Genau wie die kleinere EQStar steckt sie in einem kleinen Alu-Kästchen, das ich entweder mit einem Gummiband am Stativ befestige, oder mit Klett an der Säule.

Kurz zu den Eigenschaften, und warum sie mir so gut gefällt:

  • Die Steuerung selbst ist ein kleines Kästchen, in dem die Elektronik steckt, dazu Anschlüsse für die beiden Motoren über Netzwerkkabel, das WLAN-Modul (abschaltbar), der kombinierte Eingang für Handcontroller oder ST4-Autoguider, USB für die Verbindung mit dem PC und der übliche 12V-Eingang für die Stromversorgung.
  • Steuerung über den Handcontroller: Im einfachsten Fall wird die Montierung einfach aufgestellt, angeschaltet und über den kleinen Handcontroller bedient. Er hat vier Richtungstasten, dazu einen Wahltaster, um die Nachführgeschwindigkeit (Aus, Sonne, Mond, Stern) und eine von vier Geschwindigkeiten einzustellen. Mehr braucht man nicht, wenn man ohne Goto unterwegs ist und einfach nur beobachten will. Schnell und einfach, und perfekt z.B. für die Sonnen- oder Mondbeobachtung, wenn man nur Nachführung und Feineinstellung braucht.
  • Steuerung über das Smartphone mit WLAN: Wenn man das WLAN-Modul aktiviert, kann man die Montierung über die SkyWatcher SynScan-App steuern. Die ist etwas rustikal, aber wenn man SynScanLink zusätzlich installiert, kann man sie auch ganz komfortabel z.B. über SkySafari Plus steuern. Dabei ist wichtig, dass das Teleskop am Anfang in der Homeposition steht – also auf den Himmelspol ausgerichtet. Wenn man das mal weiß, kann man die Referenzsterne für das Alignment anfahren und hat ein präzises Goto. Die mitgelieferte Anleitung erklärt das mittlerweile sehr gut, wie man die Programme auch auf dem iPhone zum Laufen bringt.
  • Steuerung über den PC: Funktioniert über das mitgelieferte USB-Kabel und ASCOM/EQMod. Das war für mich auch immer so ein Buch mit sieben Siegeln, weil ASCOM keine besonders intuitive Anleitung hat. Was man tun muss: Zuerst einmal die Steuerung mit dem PC verbinden und den USB-Treiber installieren. Dann im Geräte-Manager nachschauen, welchen COM-Port die Steuerung erhalten hat. Dann kann man das Setup-Programm aufrufen, um ggf. die Getriebeübersetzung, maximale Motorspannung und die Rampengeschwindigkeit beim Beschleunigen/Abbremsen einzustellen – wenn man ein fertiges Kit mit Motoren kauft, entfällt das natürlich; da ich andere Motoren und eigene Kabel verwende, war das für mich nötig. Dann ASCOM installieren und den COM-Port einstellen. Hier hatte ich etwas Probleme, weil der Motorfokussierer und die Steuerung den selben USB-Treiber verwenden und ich einen USB-Hub verwende – mit anderen Worten, obwohl ich immer die selben Buchsen verwende, vertauscht Windows ab und zu die COM-Ports. Ich muss also ab und zu schauen, welchen COM-Port welches Gerät verwendet – wenn ich die beiden direkt am Rechner anschließen könnte, wäre das kein Problem. Wenn das läuft, muss man die ASCOM-Geräte nur noch in der PC-Software einrichten – das sind bei mir SharpCap für die Sonnenfotografie und APT für DeepSky mit der DSLR.

Nachdem das alles geschafft war, konnte ich loslegen. Tja, viel mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen – Die Steuerung über den Handcontroller funktioniert wie gewohnt und ist meine erste Wahl, wenn ich mal auf dem Acker bin oder auf dem Balkon die Sonne beobachte. Einfach anschalten, Sonnengeschwindigkeit einstellen und in Ruhe beobachten. funktioniert.

Goto per WLAN funktioniert auch einwandfrei, und mittlerweile verbindet sich das Handy auch wieder, wenn es in den Ruhemodus gegangen war. Ich muss mich nur ggf. mit der Steuerung/dem Steuerungs-WLAN neu verbinden, und es hat die Position wieder. Ach ja: Einnorden muss man ganz klassisch per Polsucher o.ä.; SkySafari bietet keine so netten Funktionen wie Celestrons AllStar Polar Align. Aber für visuell braucht man ja auch nicht die höchste Genauigkeit beim Einnorden.

Meine Einstellungen in EQMod; ich spiele noch mit der RA/Dec-Rate oben rechts rum – Werte zwischen 0,6 und 0,9 scheinen zu funktionieren.

Der PC-Anschluss hat mich wegen ASCOM die meisten Nerven gekostet, was aber daran liegt, dass ich mit ASCOM nicht vertraut war. Die Teleskope auf der Sternwarte werden entweder direkt aus Guide 9 angesteuert, oder über Celestrons CPWI-Software-Paket. Letzteres funktioniert wunderbar, aber nur mit Celestron-Montierungen und Zubehör. Aber mit den richtigen COM-Port-Einstellungen lief dann auch ASCOM, und mittlerweile kapiere ich auch die Logik, wie die Programme mit ASCOM kommunizieren. Langer Rede kurzer Sinn: Aus SharpCap heraus kann ich die Montierung und den Motorfokussierer komfortabel steuern (und es ist doch sehr angenehm, mit dem Laptop im Schatten zu sitzen, wenn man die Sonne fotografiert), und APT steuert meine Nikon und die Montierung problemlos, auch wenn Stellarium immer wieder abstürzt, wenn ich nach einem Platesolving (automatische Sternerkennung, damit die Montierung weiß, wo sie gerade hinzeigt) zu Stellarium wechsle, und die Kommunikation mit PHD-Guiding klappt auch.

Einnorden ist bei der Fotografie auch kein Problem: Da habe ich eh Kamera und Laptop dabei. Auf dem Acker ist das mit SharpCap ein Kinderspiel: Da werden einfach durch das Leitrohr (50/200mm-Sucher) ein paar Fotos rund um den Himmelspol gemacht, und die Software zeigt mir, wie ich die Montierung zum Einnorden verstellen muss. Ohne Blick auf den Polarstern hat APT ähnliche Funktionen.

Was noch nicht ganz funktioniert – und weshalb ich auch dazu neige, der einfacheren EQStar hier auch die Absolution zu erteilen – ist das Autoguiding. PHD funktioniert mittlerweile ziemlich gut, wobei ich etwas mit den Einstellungen kämpfen musste. Press Here, Dummy klappt doch noch nicht perfekt – jetzt habe ich im EQMod-Treiber eine hohe Korrekturgeschwindigkeit eingestellt, und PHD macht den Rest. Die Kalibrierung funktioniert jetzt meistens, wenn sie nicht wegen zu viel Getriebespiel meckert, und runde Sterne gibt’s auch.

Die Kalibrierung mit PHD klappt noch nicht immer, aber immer öfter.

Was nur sporadisch klappt, ist das Nachführen auf Sonnenflecken aus SharpCap heraus. Die Montierung reagiert zwar schön schnell, aber SharpCap ist nur manchmal zufrieden. Aber hier gibt es etwa fünf Stellschrauben, an denen man drehen kann, und manchmal hat es auch schon geklappt. Nur wenn SharpCap dann mal guided, macht es gleich Riesenschritte. Aber dieses Feature-Guiding deklariert SharpCap ja selbst noch als experimentell.

Manchmal klappt Sonnen-Guiding aus SharpCap nicht (links), manchmal klappt es (rechts). Mit den Einstellungen muss ich noch eine Zeit lang herumspielen.

Aber immerhin: Da ich jetzt sicher weiß, dass die Steuerung einwandfrei läuft, kann ich mit den Parametern herumspielen und habe schon mal eine Fehlerquelle weniger. Wer gleich ein Komplettset mit Motoren kauft und im Idealfall ASCOM (oder zumindest einen ASCOM-Benutzer) schon kennt, wird es einfacher haben als ich.

Es hat seinen Reiz, jetzt das komplette Teleskop bei der Sonnenfotografie aus dem Schatten zu steuern und in SharpCap prinzipiell sogar Autofokus nutzen zu können. Andererseits muss ich sagen, dass das mit Sternegucken zur Entspannung nicht mehr viel zu tun hat, wenn man am Rechner sitzt und die Kamera-Einstellungen bearbeitet. Aber dafür kann man ja einfach ohne Kamera und Laptop auf den Acker gehen und nur den Handcontroller benutzen.

Die kleinere EQStar wird übrigens in Zukunft eine alte HEQ5 ansteuern. Da man die Getriebeübersetzung einfach ändern kann und andere Leute als ich auch Kabel löten können, ist das kein Problem:-) Für mich hat sich das Upgrade jedenfalls gelohnt, und bei rund 20€ Preisunterschied kann ich eigentlich jedem dazu raten, sich nicht nur die EQStar, sondern auch die EQStarPro einmal anzuschauen. Klare Empfehlung für alle, die eine Steuerung nachrüsten wollen, ohne gleich zum Lötkolben greifen wollen.

Ach ja: Die Steuerungen gibt es hier: https://astro-gadget.net/gadgets/category/control-of-telescopes/eq-control

Das Handy als Goto am Teleskop

Wobei mir einfällt, dass ich noch ein neues Spielzeug gar nicht vorgestellt habe: Ich habe mir einen billigen Celestron StarSense Explorer geholt und geschlachtet. Das war ein einfaches Einsteigerteleskop mit App, die den Sternenhimmel per Platesolving mit der Handy-Kamera analysiert und Push-To bietet – einen einfachen Goto-Ersatz, bei dem man das Teleskop selbst verstellt, aber die Ziele trotzdem findet.

Die App läuft auf bis zu fünf Geräten, und ich nutze dieses sehr komfortable PushTo jetzt an zwei Geräten: Das originale Dock hängt an einem Dobson (Celestron bietet mittlerweile auch eigene Dobsons mit StarSense-Dock an), und mit einem selbstgebastelten Adapter und einem Umlenkprisma, das ich noch übrig hatte, kann ich das auch am ED80 auf der Vixen Porta nutzen. Sehr cool. Das muss ich irgendwann auch noch verbloggen, bislang habe ich es nur hier auf Astronomie.de mal vorgestellt.

Astro-Gadget Focus Dream – Motorfokussierer-Steuerung

Es war mal wieder Zeit für was Neues: Ich habe nicht nur meiner Montierungssteuerung ein Upgrade gegönnt, sondern auch meinem Sonnenteleskop. Insbesondere für H-alpha benutze ich einen alten Vixen 80/910 Mf, dessen originalen Okularauszug ich zügig gegen einen gebrauchten TS Monorail getauscht hatte.

Seit den Vorbereitungen für die Sonnenfinsternis 2017 habe ich außerdem einen (damals) billigen Motorfokussierer von TS, den ich 2016 mal am Kameraobjektiv getestet hatte und der seitdem in der Schublade lag. Die Adaption ans Objektiv ist hakelig, und mit der SoFi war es auch nichts geworden.

Zum Glück hatte ich mich noch an diesen Beinahe-Fehlkauf erinnert: Mit einem 3D-gedruckten Adapter und einer flexiblen Welle konnte ich ihn nun, sechs Jahre später, an den Okularauszug des Vixen anschließen und ab da zumindest per Handsteuerbox fokussieren. So ein Motorfokussierer ist sehr angenehm, wenn man fotografiert: Das Teleskop wackelt nicht mehr, wenn man es scharf stellt. Visuell ist mein Aufbau stabil genug, aber bei 910mm (oder gar 2730mm mit H-alpha) sieht man jedes Wackeln. Für visuell würde ich zwar von einem Motorfokus eher abraten, da finde ich die manuellen Fokussierrädchen wesentlich angenehmer, schneller und intuitiver (und mit Motorfokussierer kann nur noch per Motor fokussiert werden), aber fotografisch ist das wirklich sehr hilfreich.

Bei der Fotografie kommt noch dazu, dass man das Kamerabild ohnehin nur am Monitor sieht – da ist es hilfreich, wenn man den Fokus gleich direkt steuern kann.

Was mit dem TS-Set (das mit SkyWatcher wohl baugleich ist) nicht geht: Die Steuerung über den PC vornehmen. Das Anschlusskabel ist ein Telefonstecker. Nun gibt es Adapter: von Ertl oder Pierro Astro. Beide für über 100 Euro (Stand 2022) und beide mit eigener Stromversorgung.

Und dann gibt es noch den Focus Dream von Astro-Gadget – dem kleinen Hersteller in der Ukraine, von dem auch schon meine Montierungssteuerung kommt. Mit aktuell 79$ deutlich billiger, und benötigt keine eigene Stromversorgung (Übrigens gibt es auch fertige Sets mit Motor). Trotz des russischen Kriegs gegen die Ukraine gibt es Astro-Gadget noch, er ist rechtzeitig von Donezk in den Westen des Landes umgesiedelt und hat den Betrieb wieder aufgenommen. Nach knapp zwei Wochen war meine Bestellung dann angekommen – interessanterweise war doch Zoll fällig (obwohl die EU eigentlich gerade auf Zölle aus der Ukraine verzichtet?), und die Deutsche Post, die ihn eintreiben wollte, akzeptierte natürlich nur Bargeld, keine Karte. Willkommen im 21. Jahrhundert.

Der Focus Dream ist ein kleines Adapter-Kästchen, das das Spiralkabel des Fokussiermotors mit einem USB-Kabel verbindet. Damit das funktioniert, benötigt man noch einen USB-Treiber und entweder den ASCOM-Treiber oder die eigene Software von Astro-Gadget – alles steht zum Download auf der Webseite bereit und funktioniert soweit auch einwandfrei.

Aber: Wenn man den Fokussiermotor über USB mit Strom versorgen will, geht das nur, wenn er direkt an den Computer angeschlossen ist. Die Alternative wäre ein aktiver USB-Hub. Ich hatte es zuerst mit einem passiven Hub hatte ich nur Probleme und bin an den COM-Ports fast verzweifelt, nur wenn ein USB-Anschluss am Laptop genutzt wurde, hatte es problemlos geklappt.

Es ist aber auch möglich, optional eine Stromversorgung anzuschließen. Wer also weder einen freien Port direkt am Rechner hat noch einen aktiven USB-Hub verwendet, muss das Gehäuse aufschrauben und einen Jumper umsetzen – dann kann der Motorfokussierer auch über ein 9-12V-Netzteil mit Strom versorgt werden, und alles kann auch an einen passiven USB-Hub angeschlossen werden. Dank des hervorragenden Supports von Astro-Gadget war das dann schnell geklärt, nachdem der Hub als Problemquelle identifiziert war.

Es wird voll am Teleskop…

Seit die Sache mit der Stromversorgung geklärt ist, läuft er einwandfrei, und mit externer Stromversorgung auch wesentlich flotter als wenn er nur über den USB-Port mit Strom versorgt wird.

Die Software ist simpel, kann aber alles nötige: Den Fokussierer um eine beliebige Schrittzahl bewegen.

In der Praxis benutze ich die Astro-Gadget-Software aber nur, um den Fokussierer zu testen. In der Regel benutze ich Sharpcap zum Fotografieren. Über ASCOM kann ich so sowohl die Montierung als auch den Fokussierer steuern. So kann ich auch einstellen, ob er grob- oder fein Fokussieren soll, wie viel Getriebespiel oder Schlupf er hat oder ob er immer von einer Seite den Fokuspunkt anfahren soll. Prinzipiell geht damit sogar Autofokus, aber das muss ich noch testen.

Der größte Vorteil ist aber, dass ich mit dem Laptop jetzt im Schatten sitzen kann und ganz entspannt Sonnenfotografie machen kann. Der Nachteil ist, dass ich jetzt bald genug Kabel am Teleskop habe, dass sich eine fest aufgebaute Sternwarte lohnt…

Der Focus Dream ist jedenfalls eine gute Möglichkeit, um einen einfachen Fokussiermotor zum Laufen zu bringen und komfortabel über den PC zu steuern. Ein “vernünftiger” Motorfokussier hat im Idealfall noch Sensoren für den Anschlag bzw. zum Eichen, Temperatursensoren für die Fokusdrift in der Nacht und vielleicht sogar Encoder, damit eine Stellung immer reprozierbar ist, trotz Schlupf und Getriebespiel – das ist hier schon deshalb nicht möglich, weil nur ein simpler Motor am Fokussiertrieb sitzt. Dafür kostet er aber auch nur einen Bruchteil, vor allem wenn man schon einen Schrittmotor hat, den man am Fokustrieb montieren kann. Und im semi-mobilen Betrieb wie bei mir langt das – ich bin ja immer in Reichweite vom Teleskop.

Die nächste Baustelle ist jetzt, das Guiding zum Laufen zu bringen. So wie es aussieht, hat meine Montierung noch zu viel Backlash, vor allem in der Deklinations-Achse. Davon abgesehen hat sich auch das Upgrade auf die EQStarPro-Steuerung gelohnt (deutlich bessere Steuerung über das WLAN per Handy, und beide Achsen bewegen sich gleichzeitig). Aber dazu mehr, falls ich mal ein reproduzierbares Autoguiding mit der Montierung hinkriege…

Nachtrag:

Auf Astronomie.de kam die Frage nach dem Adapter auf, den ich gedruckt habe, um den Fokussiermotor zu befestigen. Hier ist die Druckdatei für FreeCAD und als .obj für Druckdienstleister:

https://kerste.de/wp-content/uploads/2022/08/Motorfokus-Adapter.zip

Bei meinem ursprünglichen Druck haben die Löcher nicht ganz gepasst, und ich musste noch einmal nacharbeiten. Ich hoffe, hier passt es besser.

Als Kupplung habe ich so eine Welle verwendet – bitte überprüft die Durchmesser eurer Achsen, ich weiß nicht mehr, welches Modell es war.

Der Baader SunDancer II H-alpha-Filter

Ich hatte das Glück, mit einem der ersten SunDancer II H-alpha-Filter „spielen“ zu können und ihn auf Herz und Nieren testen zu dürfen. Auch wenn ich nicht zu den erfahrensten H-alpha-Beobachtern gehöre, konnte ich die Sonne mit den beiden H-alpha-Teleskopen der Heilbronner Sternwarte die Sonne seit über 20 Jahren immer wieder beobachten. Das sind ein 20/20-Ansatz von Wolfgang Lille mit 0,8Å am 150/2250-Refraktor (der einen klassischen Protuberanzenansatz ergänzt), und ein Lunt LS-60 Teleskop. Dabei gebe ich unumwunden zu, dass ich das Konzept des Lunt gerade für die Öffentlichkeitsarbeit überzeugend finde: Ein vollständiges Teleskop, bei dem nichts schief gehen kann. Idiotensicher also, was gerade in einem Verein wichtig ist.

Das hatte ich auch Herrn Baader gegenüber erwähnt, als ich bei einem Besuch vor Ort zufällig einmal die Gelegenheit hatte, durch einen SolarSpectrum-Ansatz zu schauen, der gerade vor dem Verkauf getestet wurde: Sehr schönes Bild, aber mit Energieschutzfilter vor dem Objektiv und Stromanschluss für die Heizung für mich eher uninteressant. 

Vielleicht verdanke ich nicht zuletzt dieser Bemerkung die Chance, mir den neuen SunDancer II einmal anzuschauen. Ein Danaer-Geschenk, wenn ich das mal so sagen darf – H-alpha macht eh schon süchtig…

“Meine” H-alpha-Geräte: Der 6″-Refraktor der Heilbronner Sternwarte, mein ED80/600 mit SunDancer II, und das Lunt 60 der Sternwarte

Verwenden des SunDancer II

Der SunDancer II hat nämlich mit meinen Vorbehalten gegenüber beheizten Filtern gründlich aufgeräumt. Er braucht zwar Strom, aber das hat sich in der Praxis als irrelevant erwiesen: Da ich bei der Sonnenbeobachtung ohnehin mit Nachführung arbeite, ist sowieso Strom vorhanden, und mein PowerTank hat ausreichend Ampere, um neben dem Teleskop auch noch die Heizung des H-alpha-Filters zu betreiben. Der Aufwand für den beheizten Filter beschränkt sich also darauf, ein Y-Kabel zwischenzuschalten und die Stromkabel zu verbinden. Den Rest übernimmt die Elektronik, die den Filter auf die Betriebstemperatur hochheizt; die H-alpha-Linie muss also nicht wie bei den anderen Geräten über ein Drehrad eingestellt werden. Das ist vor allem bei längeren Beobachtungssessions interessant, wenn sich durch Temperaturschwankungen das Durchlassfenster des Filters verschieben kann. Gerade bei einer öffentlichen Führung schaut man nicht nach jedem Gast selbst durch das Teleskop um zu sehen, ob das Objekt noch zentriert und optimal dargestellt wird; da ist es Gold wert, wenn man sich um nichts weiter kümmern muss.

Der SunDancer II besteht aus zwei mit dem üblichen T-2-Gewinde verbundenen Teilen, die am Stück bleiben können: Das eine ist die 3x-Telezentrik mit integriertem Blockfilter, das andere ist das Etalon (also der eigentliche H-alpha-Filter) mit seinem “Ofen”. Dazu kommen noch die kleine Elektronikbox, die Temperatur regelt, und Netzteil bzw. optionales Akkupack.

Der SunDancer II und die Kontrolleinheit für die Temperatursteuerung.

Kurz zur Funktionsweiße von H-alpha-Filtern: Das Etalon ist ein Interferenzfilter, der die H-alpha-Linie bei 656nm durchlässt, ebenso wie Vielfache davon. Die exakte Wellenlänge, die durchgelassen wird, hängt dabei von der Filterdicke ab, und die Heizung regelt die Filterdicke – Wärme dehnt ja bekanntlich aus. Bei unserem alten Filter von Wolfgang Lille wird die Durchlasslinie durch Verkippen des Filters geregelt: Wenn der Filter schräg steht, legt das Licht einen längeren Weg durch den Filter zurück, und andere Wellenlängen werden durch Interferenz ausgelöscht. Das erklärt auch die hohen Ansprüche an die Oberflächengenauigkeit und den stolzen Preis. 

Damit der Interferenzfilter funktioniert, muss das Lichtbündel zwingend aus parallelen Lichtstrahlen bestehen und idealerweise ein Öffnungsverhältnis von etwa f/30 erzeugen – dafür sorgt die Telezentrik, die anders als eine Barlow nicht nur das Öffnungsverhältnis verändert, indem sie den Brennpunkt verschiebt, sondern auch für ein parallelen Strahlengang sorgt. (Deshalb kann ich den Filter auch nicht ohne Telezentrik an meinem 125/3500 f/28 Schiefspiegler verwenden – das Öffnungsverhältnis würde passen, aber das Licht ist trotzdem in einem Brennpunkt gebündelt statt parallel. Außerdem bräuchte ich immer noch einene Blockfilter und müsste mir überlegen, wo ich einen Energieschutzfilter platzieren könnte.)

Der hartvergütete Blockfilter des SunDancer II sitzt vor dem Etalon und sogar noch vor der Telezentrik. Er blockiert nicht nur die unerwünschten Nebenlinien, sondern auch fast alles andere, was den H-alpha-Filter an Sonnenstrahlung erreicht. Dadurch sieht er aus wie ein Spiegel und schützt das empfindliche Etalon davor, dass die Sonnenstrahlung eingebaute Polarisatoren oder seine Ölfügung einfach verdampft. Bis 80mm Öffnung langt beim SunDancer II dieser Blockfilter als Schutz, für größere Geräte ist ein zusätzlicher Energieschutzfilter vor dem Teleskop zwingend notwendig. Der einziger Nachteil bei der Arbeit ohne Blockfilter am kleinen Teleskop: Man darf nicht von vorne in das Teleskop schauen, da die am Blockfilter reflektierte, gebündelte Sonnenstrahlung durch das Objektiv hindurch zurückgeworfen wird. Darauf muss geachtet werden, wenn Teleskop und Sonne recht niedrig stehen und man zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit macht, wo doch immer wieder jemand neugierig in das Teleskop blicken kann. Auf einer hohen Montierung oder beim Blick vom Balkon spielt das keine Rolle. Natürlich kann auch bei kleineren Teleskopen ein Energieschutzfilter sinnvoll verwendet werden. 

Der SunDancer II am Teleskop

An meinem ED80/600 habe ich es daher so einfach wie es nur geht: Ich muss lediglich den SunDancer II an den Strom anschließen, in den Zenitspiegel stecken und ein Okular hineinstecken. Nach vielleicht zwei Minuten zeigt das Display keine Temperaturänderung mehr an, und er ist vollständig einsatzbereit. 

Für das Finetuning der H-alpha-Linie kann man den Filter über eine Mikrometerschraube leicht verkippen und so den Dopplereffekt ausgleichen: Wenn sich eine Materiewolke auf der Sonne in unsere Richtung bewegt, verschiebt sich die H-alpha-Linie in den blauen Flügel des Spektrums. Mit der Mikrometerschraube kann man schnell überprüfen, ob es gerade Ereignisse gibt, die eine Verschiebung der H-alpha-Linie erforderlich machen. So lässt sich die Durchlasslinie schnell und einfach verschieben, wenn der voreingestellte Wert nicht passt.

Über die Temperaturregelung der Steuerbox kann die H-alpha-Linie ebenfalls verschoben werden. So vermeidet man die Filterkippung, was für höchste Ansprüche interessant sein mag, und kann den Filter bei Bedarf auf das eigene System finetunen, falls die Werkseinstellung der Temperatur nicht optimal ist. 

Die Mikrometerschraube dient dazu, schnell einen Blick in den blauen Flügel der H-alpha-Linie zu werfen

Optimal arbeitet der Etalon ab f/30, die eingebaute Telezentrik hat den Faktor drei. Perfekt ist er daher an Teleskopen mit f/10; bei schnelleren Teleskopen kann eine Temperaturanpassung für das Finetuning sinnvoll sein. Mein ED80/600 mit f/7,5 ist eigentlich zu schnell (der Filter arbeitet so bei f/22,5), aber das Bild war trotzdem hervorragend – das ist eindeutig ein Vorteil des von der Telezentrik parallelisierten Strahlenbündels. Eine 4x Telezetrik hat Baader in Vorbereitung, aber aktuell kann niemand sagen, wann sie endgültig verfügbar ist. Corona sei Dank sind ja schon existierende Produkte nur schwer erhältlich…

Zuletzt noch wichtig für das Handling: Die Fokuslage unterscheidet sich mit der 2″-Steckhülse kaum von der eines üblichen Okulars, wenn die Sonne im Weißlicht mit Astrosolar-Folie beobachtet wird. Er sollte also (entweder mit 1,25″ oder 2″ Steckhülse, beides ist vorhanden) an praktisch jedem Teleskop in den Fokus kommen, auch an Newtons.

Beobachten

Der SunDancer II ist ein vollständiger H-alpha-Filter mit rund 0,6 Å Durchlassbreite, der kaum größer ist als ein Okular und auch nicht aufwändiger zu bedienen: An Teleskopen bis 80mm ist kein Energieschutzfilter nötig, damit passt er ohne Aufwand an meinen ED80/600. Als Zenitspiegel habe ich einen alten dielektrischen Baader MaxBright 2“ Zenitspiegel.

Allerdings habe ich ein kleines Problem: Durch die Telezentrik arbeite ich bei 1800mm Brennweite, und mein Standard-Okularpark macht einen Sprung vom 36mm 2″ Hyperion Aspheric zum 9mm Morpheus. Also in diesem Fall von 50x auf 200x. Da sind 80mm Öffnung natürlich überfordert. Aber im Schrank habe ich noch einen Satz Baader Classic Orthos; mit dem 32mm Plössl (56x) und dem 18er Ortho (100x) kann ich gut arbeiten.

Auch das 36mm 2″-Hyperion lässt sich verwenden und bietet einen angenehmeren Einblick als 1,25″-Okulare

Sehr schön: Ich sehe mit 600mm Teleskopbrennweite die ganze Sonne! Und was für ein Bild: Mit 0,6Å zeigt er Protuberanzen und Scheibe gleichzeitig mit schön ausgewogenem Kontrast. Mein erster Eindruck: Der SunDancer II raucht die beiden H-alpha-Filter auf der Sternwarte in der Pfeife. Aber ohne Probleme. Sehr, sehr chic.

Die H-alpha-Linie wurde auf Anhieb getroffen, ich habe noch nichts nachgeregelt. Ganz wichtig bei der Sonnenbeobachtung: Schatten! Seitliches Streulicht ruiniert den Kontrast, schon eine gute Augenmuschel bringt mehr als ein besseres Okular. Die beste Kontraststeigerung erziele ich durch das Astrogarten Beobachtungstuch, das ich mir vor einiger Zeit geleistet hatte. Das ist wohl das wichtigste Zubehörteil für die H-alpha-Beobachtung, falls man dabei nicht im Schatten sitzen kann. (Prinzipiell funktioniert auch eine Jacke – aber unter der wird es sehr schnell sehr stickig).

Nach dem ersten Wow-Effekt müssen natürlich ein paar Dinge ausprobiert werden, um zu sehen, was alles geht. Kriege ich mein 36mm-Hyperion an den SunDancer? Ja – entweder mit einer 2″/T-2-Okularklemme (die ich nicht in meinem Fundus habe), oder dem Gewindering M48 auf T-2 (T-2 Bauteil #29) # 2458110, den ich für irgendein anderes Projekt noch rumfahren hatte. Damit kann ich das Okular direkt auf den H-alpha-Filter schrauben: Sehr chic. Das Bildfeld scheint sogar etwas größer zu sein als im 32er Classic Plössl, und der Einblick ist auf jeden Fall entspannter als im 1,25“-Okular. Die Kombination entwickelt sich später zu meiner Standard-Kombi am SunDancer II – mit einem T-2-Schnellwechsler kann ich zwischen dem 36er Hyperion und der 1,25″-Okularklemme aus dem Lieferumfang wechseln und spare mir die Schrauberei bzw. eine 2″ Okularklemme. 

Ebenfalls zum ständigen Begleiter ist ein normaler Sonnenfilter geworden: Wenn die Sonne nicht perfekt zentriert ist, ist sie auch mit einem einfachen Sonnensucher kaum zu finden. Also vorher kurz einen Blick auf die Sonne im Weißlicht, bevor der Herschelkeil durch den SunDancer ersetzt wird.

Bino

Und dann mache ich einen großen Fehler: Ich schließe ein Bino an – das Großfeldbino von unserem Verein, mit einem Satz Eudiaskopischen Okularen. Das haut mich wirklich von den Socken. So beeindruckend habe ich die Sonne wirklich noch nicht gesehen, auch nicht im kleinen Lunt, an dem ich das Bino schon ein paar mal verwendet hatte. Fokus ist auch kein Problem: Durch die Telezentrik ist der Strahlengang ja schon perfekt parallel, und alle Fokussierprobleme lösen sich auf einmal in Luft auf. Sogar der Glaswegkorrektor kann entfallen, und ich muss trotzdem nur rund drei Zentimeter näher ans Teleskop als ohne Bino. Das macht deutlich mehr Spaß als am Lunt mit 1,6x Glaswegkorrektor. 

Der SunDancer II mit Bino-Ansatz. In dem Moment war klar: Haben will!

Und warum war das ein Fehler, das Bino anzuschließen? Weil das der Moment war, als klar war, dass der SunDancer II bei mir bleiben muss. Zum Glück waren letztes Jahr fast alle Urlaube ins Wasser gefallen, und es war noch etwas Geld in meinem Portemonnaie. Aber das heißt auch, dass ein Bino her muss, sobald das MaxBright II wieder lieferbar ist. Und passende Okulare. Diese Leihgabe wurde wirklich zum Danaer-Geschenk – aber wie ich immer zu sagen pflege: Solange es nur einmal weh tut – beim Bezahlen – und danach nicht mehr, ist es das wert. Und dank freiberuflichem Schaffen im Homeoffice ist der schnelle Blick auf die Sonne für mich kein Problem, da wird er noch öfter benutzt werden. Kein billiger Spaß, aber ein großer (und der Filter soll alterungsbeständig sein, über die Jahre rechnet sich das).

Einige Zeit später konnte ich dann auf unserer Sternwarte noch ein paar Vergleiche anstellen. Ich betreibe ihn ja eigentlich an einem viel zu schnellen Teleskop, also blendete ich meinen ED80/600 auf 60mm ab. Der Effekt war vernachlässigbar: Auf den ersten Blick ist da kein großer Unterschied zu sehen, wahrscheinlich gleicht der Auflösungsverlust den Kontrastgewinn aus – der Sprung von 80 auf 60mm ist zumindest bei der Deep-Sky-Beobachtung schon spürbar, schließlich sagt die Faustregel, dass man sich mindestens um die halbe Öffnung verbessern sollte, um den Unterschied zwischen zwei Teleskopen zu merken. Das Abblenden hat mir jedenfalls keinen für mich ersichtlichen spürbaren Vorteil gebracht.

Nächstes Teleskop: Ein alter Vixen 90/1000 mit Baader Clicklock-Zenitspiegel. Hier arbeitet der Filter bei f/33 etwa mit dem optimalen Öffnungsverhältnis, und der Kontrast ist noch ein gutes Stück besser. Bei 90mm und fehlendem Energieschutzfilter mache ich das aber nur kurz, auch wenn die Energiebelastung aus dem Bauch heraus kaum größer sein dürfte als am lichtstärkeren ED80. Bei nur einem Zentimeter mehr Öffnung geht das bessere Bild wohl eindeutig auf das optimalere Öffnungsverhältnis zurück.

Was mir bei 1000mm Brennweite negativ auffällt: Der Filter hat intern eine 19mm-Blende, bei effektiv 3m Brennweite passt die Sonne also nicht mehr vollständig ins Bild. Die 600mm sind ziemlich genau der Sweet Spot, bei dem die Sonne noch ganz durch den Filter passt. Das passt wunderbar zu den vielen kleinen, feinen APOs, die grad auf dem Markt sind, und größere Filter kosten natürlich mehr Geld. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen: Die Zunahme der Bildqualität mach das eingeschränkte Bildfeld mehr als wett. Wenn ich höher vergrößere, um Details zu beobachten, passt die ganze Sonne ohnehin nicht mehr ins Okular.

Wetterbedingt konnte ich auf der Sternwarte nur einen weiteren Test machen: Wie war denn das Bild im kleinen Lunt? Zugegeben, die komplette Sonnenscheibe erschien gar nicht so viel schlechter, und das Bild war heller. Nur mit Vergrößern ist nicht viel: Da geht den 60mm des Lunt doch rasch die Luft aus. Damit ist es immer noch nett, aber – ja, eben nur nett. Vor allem im Bino fehlt der Wow-Effekt, der mich beim SunDancer II von den Socken gehauen hat (abgesehen davon, dass das Lunt dafür einen Glaswegkorrektor braucht).

Nur zum Vergleich mit dem Ansatz von Lille bin ich noch nicht gekommen. Aber: Hier hängt ein ähnlich großer Filter mit 0,8Å an einem auf 10cm abgeblendeten 150/2250-Refraktor, bei 4,5m Brennweite. Also ist nur ein noch kleinerer Ausschnitt der Sonnenscheibe zu erkennen, in einem Filter mit größerem Durchlass und okularbedingt (1,25″) bei 140x Minimalvergrößerung – den Test kann ich mir eigentlich schenken. 

Fotografie

Dann gibt’s natürlich noch den Wunsch nach dem perfekten Foto… bei 1800mm Brennweite würde die Sonne noch auf eine Vollformatkamera passen; in meinem Fundus ist aber nur eine DSLR mit APS-C: Da fehlt der Sonnenrand. Spaßeshalber probiere ich einmal aus, ein Kameraobjektiv an das Okular anzuschließen: Prinzipiell bekomme ich so die gesamte Sonne sogar mit einer Micro-Fourthirds-Kamera aufs Bild, aber durch einen noch größeren Linsenstapel und immer noch nur mit einer Farbkamera – also eine für die Sonnenfotografie denkbar ungeeignete Kombination. 

Erster Test: Die partielle Sonnenfinsternis mit MFT-Farbkamera und Telekompressor

Was dagegen wunderbar funktioniert, nachdem die Adaptionsfrage einmal geklärt ist: Der SolarSpectrum Research Grade H-alpha 0.4x Telekompressor 2″ # 2459260. Er hat bei der starken Kompression zwar nur noch ein Bildfeld von 16mm, aber da der Filter selbst nur 19mm hat, ist das kein Problem, und ich bekomme die komplette Sonnenscheibe sogar auf meiner MFT-Kamera formatfüllend auf den Sensor. Chic. Auch der Kompressor muss also bei mir bleiben. Mein erster Schnappschuss mit etwas Nachbearbeitung in Lightroom und Photoshop ist zwar weit von dem entfernt, was der Filter kann, aber ich mache ja schließlich Astrofotografie für Anfänger (So viel Eigenwerbung muss sein, wenn Sie schon bis hierher durchgehalten haben: Das Buch gibt‘s jetzt schon in zweiter Auflage!). Und wenn ich mir die Youtube-Tutorials anschaue, die eine Dreiviertelstunde Bildbearbeitung zeigen, bleibe ich wohl auch erstmal dabei.

Als Schwarz-Weiß-Kamera habe ich ohnehin nur die kleine ZWO ASI Mini, die ich als Guider einsetze. Prinzipiell funktioniert sie wunderbar, aber sie zeigt die Streifen, die bei vielen H-alpha-Setups zu sehen sind und wohl auf die Kamera zurückgehen. Zumindest ist das die gängige Erklärung, vor allem weil nicht jede Kamera am selben Gerät den Effekt zeigt. Eventuell ist es durch Kippen von Kamera oder Filter zu beseitigen – oder durch ein Flatframe, aber mach mal ein Flatframe für H-alpha…

Im Fall meiner ASI Mini hilft Kippen aber nicht: Die Streifen sind von der Verkippung unabhängig und ändern sich auch weder in Position noch Form, wenn ich den Filter vor der Kamera drehe oder kippe – es muss also an der Kamera liegen. Aber: Wenn ich mit nicht perfekter Nachführung auf Protuberanzenjagd gehe und die Bilder stacke, mitteln die Streifen sich wohl auch raus. Zumindest bin ich mit meiner ersten Aufnahme einer Protuberanz ganz zufrieden – 10 Sekunden Aufnahmesequenz, gemittelt und bearbeitet in Registax, mit dem ED80/600 und der integrierten Telezentrik bei effektiv 1800mm Brennweite. Für den Erstling passt das schon ganz gut:

Eine hübsche Protuberanz am 2. September 2021. Nicht schlecht für meine erste Aufnahme einer Protuberanz mit einer monochromen Kamera:-)

Fazit

Mein Teleskop wird nun noch häufiger genutzt.

Das Fazit ist einfach: Der Filter muss bleiben, obwohl ich das gar nicht wollte. Einfach zu geil, salopp gesagt. Für das Geld eines Lunt H-alpha-Teleskops kriege ich zwar nur den Filter, aber an einem kleinen 80er-Refraktor schlägt er das vertraute 60er Lunt von unserem Verein um Längen, und ein Teleskop habe ich ja eh schon. Jetzt hat sich seine Nutzungszeit auch vervielfacht – ich hätte nicht gedacht, dass ein Filter mit Elektronik so leicht zu bedienen ist und so viel Spaß macht. Vor allem binokular…

Sensorabstand bei der Digiskopie

Ich beschäftige mich ja schon einige Zeit mit der Digiskopie, also der Fotografie durch’s Okular. Mit dem Handy ist das mittlerweile unglaublich einfach geworden, und mit der Spiegelreflex ist so eine hohe “Vergrößerung” möglich – auch wenn in der Fotografie besser vom Bildmaßstab gesprochen werden sollte, die Vergrößerung hängt ja letztlich vom Bildschirm, Ausdruck oder Foto-Abzug ab. Dabei gilt: Je weiter ein Sensor vom Okular weg ist, desto höher ist die Vergrößerung bzw. desto kleiner ist der Bildausschnitt.

Die Äquivalenzbrennweite – also die Brennweite, die man einer alten Kleinbildkamera für den selben Bildausschnitt benötigt – berechnet sich wie folgt:

fÄquivalent = fObj × ((a/fOku)-1)

Das bezieht sich heute auf DSLRs mit Vollformat; bei APS-C-Kameras kommt für Vergleiche ggf. noch der Cropfaktor dazu: Die physikalische Brennweite eines Objektivs bleibt natürlich unverändert, aber da der Sensor kleiner ist, zeigt das Bild den selben Bildausschnitt wie eine Vollformat-Kamera mit der 1,5-fachen Brennweite (bzw. 1,6 bei Canon).

Der Vorteil des kleineren Sensors ist natürlich, dass er besser ausgeleuchtet wird – die T2-Adapter können den großen Vollformat-Sensor etwas abschatten. Außerdem werden durch den kleineren Sensor Abbildungsfehler der Optik am Bildrand abgeschnitten und stören nicht. Man bekommt sie aber auch weg, indem man den Abstand Okular-Kamera vergrößert.

Klingt zu kompliziert? Ist in der Praxis aber ganz einfach.

Einige Spektive bzw. deren Okulare haben ein Gewinde, sodass ein T-Ring (T2-Adapter) angeschraubt werden kann. Die T-Adapter haben wiederum ein Kamerabayonett und stellen einen Abstand von 55mm vom Auflagemaß zum Kamerasensor bereit. Früher gab es Objektive mit T-Anschluss, so war sicher gestellt, dass man an jeder Kamera ein scharfes Bild kriegt.

DSLR direkt am Trailseeker 65, zusätzlicher Abstand 0mm

DSLR direkt am Trailseeker 65, zusätzlicher Abstand 0mm

Ich habe mir mal den Spaß gemacht, meine Nikon D7100 (APS-C-Sensor) an ein Celestron TrailSeeker 65 Spektiv anzuschließen. Wenn man die Kamera nun mit dem T-Ring direkt an das Okular schraubt, sieht das so aus wie im Bild unten.

Die Kamera sieht dann ein Bild, das nicht ganz so überzeugend ist: Die Ecken sind unscharf, werden nicht ganz ausgeleuchtet und sind verzerrt. Kein Wunder, schließlich soll das Okular ja eigentlich auf unserer gewölbten, kleinen Netzhaut im Auge ein scharfes Bild abgeben und nicht auf einem großen, ebenen Kamerasensor.

APS-C-Kamera über T2 direkt am Okular angeschlossen.

APS-C-Kamera über T2 direkt am Okular angeschlossen.

An einer Vollformatkamera fällt das natürlich noch mehr auf. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man erhöht die Vergrößerung, indem man den Kameraabstand erhöht, oder man macht am PC einen Bildausschnitt.

Kameraanschluss mit Baader TQC Schnellwechsler, Baulänge 16mm

Kameraanschluss mit Baader TQC Schnellwechsler, Baulänge 16mm

Ein größerer Kameraabstand ist dabei natürlich wünschenswert, weil man weiterhin den ganzen Sensor der Kamera ausnutzen kann. Aus Kleinbild-Zeiten (Vollformat) gibt es den Tipp, eine 40mm-Verlängerungshülse zu nutzen. Was braucht man an APS-C?

Ich habe mal mit dem Baader TQC Schnellwechsler angefangen. Der ein oder andere hat so einen Schnellwechsler vielleicht vom Bino-Ansatz des Teleskops ohnehin da. Er hat eine Baulänge von 16mm und den großen Vorteil, dass man die Kamera ausrichten kann, wenn sich das Okular beim Zoomen mitdreht oder die Kamera sonst schief am Spektiv hängt.

Sieht doch gleich viel besser aus:

16mm zusätzlicher Abstand dank TQC-Schnellwechsler

16mm zusätzlicher Abstand dank TQC-Schnellwechsler

Die Ecken sind – vor allem rechts – schon fast so gut wie in der Bildmitte. Links ist es etwas verwaschen, aber das dürfte an der Luftunruhe liegen – auch beim Blick durch das Okular hat das Bild ganz gut gewabert, aber ich hatte keine Lust, für diese Tests auf perfekte Bedingungen zu warten. Das Ergebnis ist auch so zu erkennen. Alle Bilder sind übrigens mit den selben Kameraeinstellungen im manuellen Modus gemacht und unbearbeitet.

Mehr Vergrößerung mit ein (oder zwei) 15mm-Verlängerungen

Mehr Vergrößerung mit ein (oder zwei) 15mm-Verlängerungen

Der nächste Schritt: Mehr Abstand mit zusätzlichen 15mm-Verlängeurngshülsen zum Schnellwechsler. Mit einer Hülse bin ich bei 31mm und mit zwei schon bei 46mm. Die 7,5mm-Hülse hatte ich nicht zur Hand.

Das Ergebnis: 31mm sind auf jeden Fall randscharf, 46mm auch, aber das Bild ist schon ziemlich dunkel (Das Spektiv hat bei der kleinsten Vergrößerung von 16x eine Austrittspupille von 4mm).

31mm Abstand mit TQC und 15mm-Hülse

31mm Abstand mit TQC und 15mm-Hülse

46 mm Abstand mit Schnellwechsler und zwei 15mm-Hülsen

46 mm Abstand mit Schnellwechsler und zwei 15mm-Hülsen

Mein Favorit ist dabei eindeutig die Kombination 15mm-Ring plus Schnellwechsler, wobei der Schnellwechsler alleine auch schon ausreicht, wenn es nicht auf absolute Perfektion ankommt – also auch, wenn nicht alles im Bild gleich weit entfernt ist wie die Dachziegel, sondern ein Vogel irgendwo im Geäst sitzt und ich lieber mehr Bildfeld will.

Der Klassiker: 40mm Abstand mit einer einzelnen Verlängeurngshülse

Der Klassiker: 40mm Abstand mit einer einzelnen Verlängerungshülse

Und wie schaut es mit der klassischen Kombination aus, also nur der 40mm-Hülse? Klar – hohe Vergrößerung und ähnliches Bildfeld wie mit der 46mm-Kombination, also an APS-C perfekt.

Mangels Vollformat-Kamera kann ich das nicht an Vollformat testen… Egal, hier das Bild an APS-C. Wie erwartet ist es scharf bis zum Rand, aber auch sehr stark vergrößert. Mit dem großen Abstand der Kamera vom Spektiv muss man das auch erst einmal stabil montiert bekommen, und die Bildhelligkeit (Öffnungsverhältnis) ist recht gering.

20161020-11h-29m-dsc_4515

40mm Abstand mit einer einzelnen Verlängerungshülse

Und das ganze zusätzlich mit dem T2-Schnellwechsler:

56mm Abstand mit einer einzelnen Verlängerungshülse und Schnellwechsler

56mm Abstand mit einer einzelnen Verlängerungshülse und dem Schnellwechsler

Mein Fazit:

Für Vollformat würde ich wie gehabt zu einer 40mm-Verlängerungshülse oder zu 2x15mm plus Schnellwechsler raten.

Für APS-C fährt man mit ca. 30mm Abstand ganz gut – z.B. mit 1x15mm Verlängerungshülse + Schnellwechsler

Aus dem Bauch heraus sollte der Schnellwechsler alleiner (oder eine 15mm-Verlängerung) für Micro 4/3 gut ausreichen.

Hands-on: Universe2Go

Zugegeben: Ich bin eigentlich kein Freund von 3D. (Auch wenn man mir das vielleicht nicht glaubt, nachdem ich das Spacewalker 3D-Fernglas mittlerweile gekauft habe, das mir Astroshop zum Testen gegeben hatte.) Im Kino lohnt sich der Aufschlag für die 3D-Brille nicht, nur um ein paar Effekte zu sehen, die einfach nur 3D! brüllen. Und Virtual Reality? Wir haben einen wunderbaren Planeten, der so viel in Echt zu bieten hat. Und dann kommt Astroshop mit dem Universe2go, bei dem ich mich nie überwinden konnte, mich mit dem Plastikkästchen näher zu beschäftigen. Auf der Heilbronner Sternwarte hatten wir auch schon Anfragen, ob wir das Gerät nicht vertreiben wollten, aber da fehlt uns die Fläche für. Es wird ja kräftig beworben, aber was steckt eigentlich dahinter? Naja, ich habe genug offene Baustellen.

Das Universum im Pappkarton

Das Universum im Pappkarton

Und dann kam die Anfrage, ob ich nicht was bloggen wollte – also mein Gegenangebot: Ich schreibe eine Rezension für unsere Vereinszeitung, mache noch einen Blogpost für mehr Reichweite daraus, und das Gerät geht dann an die Sternwarte. Deal. Dann habe ich doch mal einen Grund, mir das Teil näher anzuschauen:-)

Das Päckchen kam dann kurz vor dem Mallorca-Urlaub, inmitten des Chaos, wenn man sich mal für ein, zwei Wochen abseilen will und nebenher noch an einem Buch arbeitet. Aber trotz allem Alltagsstress: Etwas Neugierde war doch da, als mich das Päckchen erreichte.

Es enthält einen weißen Pappkarton, der ein wenig an die Apple-Verpackungen erinnert: Man hat das Gefühl, etwas edles in der Hand zu halten, auch wenn der Karton dünner ist. Aber es geht ja nicht um die Verpackung, sondern um den Inhalt. In dem Karton steckt: Ein Plastik-Kästchen im Stoffbeutel, Gurt und einer ausführlichen Anleitung – auch auf Deutsch. Die VR-Brille wird als Sternenbrille bezeichnet – klingt schon mal schön.

Der Lieferumfang des Universe2go

Der Lieferumfang des Universe2go

Vor dem Einsatz steht erst einmal ein Besuch im App-Store an: Man benötigt die über 300 MB große, gleichnamige App, die in in mehreren Sprachen zur Verfügung steht. Sie lässt sich eingeschränkt auch alleine nutzen, damit sie ihr Potential entfaltet, braucht es aber die Sternenbrille und den Code, der in den Karton geklebt ist. Mittlerweile gab es ein paar Updates (ich habe das Gerät ja schon seit August bei mir), die Software wird also weiterhin gepflegt – fein! Es ist nur schade, dass der Code nicht in das Gerät geklebt werden kann.

Die App lässt sich kostenlos herunterladen und als normale Sternkarten-App wie viele andere auch benutzen. So weit, so unspektakulär; in Kombination mit dem Code im Karton und der Sternenbrille wird das ganze interessanter, um nicht zu sagen: Einzigartig.

Wenn der Download abgeschlossen ist, muss das Handy (maximal 147x74x11mm) in das Passepartout eingepasst werden: Wenn man den Deckel aufklappt, kann es mit Schaumgummi positioniert werden; das Schaumgummi-Passepartout ist vorgestanzt und kann auch nachgekauft werden, wenn ein anderes Smartphone kommt. Wenn alles passt, heißt es, die Lautstärke hochzudrehen (oder Bluetooth-Kopfhörer benutzen), das Smartphone mit dem Display nach unten einlegen und den Deckel zu schließen.

Smartphone (hier: iPhone 5S) im Universe2go

Smartphone (hier: iPhone 5S) im Universe2go

Vor dem ersten Einsatz muss die Software kalibriert werden – also Kompass und Bilddarstellung justieren, was mit Neigen und Drehen des Geräts erreicht wird. Nach kurzer Zeit ist die Software einsatzbereit, und man kann den Himmel erkunden.

Den ersten Test habe ich in Mallorca gemacht, im Urlaub mit einigen RMSlern. Der erste Eindruck: Chic! Man sieht den Sternenhimmel in echt (der über dem Inland von Mallorca schon mal deutlich besser ist als über der Heilbronner Innenstadt), und überlagert sind die Sternbildlinien und Objekte, die die Software kennt. Ein Objekt angepeilt, und Infos dazu erscheinen. Cool. Die Sternenbrille macht die Runde, M 31 wird angepeilt, dann der Kleiderbügel: Das Gerät erkennt alles. Und dann legt es von selber los: „Nun, da Sie die ersten Schritte mit dem Universe2go gemacht haben, wird es Zeit…“

Eigentlich ist es ja nett: Die Software stellt die Funktionen des Geräts vor und macht eine Tour durch die Optionen, nur sind wir mehr daran interessiert, die Grenzen der Leistungsfähigkeit auszuloten. Der Blick ins Handbuch einige Zeit später zeigt dann, was uns der geflissentlich ignorierte Sprecher erzählt hat: Es gibt verschiedene Modi, die aufgerufen werden, indem man nach unten (unter den Horizont) blickt und das Gerät dann nach rechts oder links neigt. Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig, aber man hat den dreh rasch raus.

Zu den Modi gehören der Anfänger-Modus, der nur Sterne und Sternbilder einblendet sowie Infos zu den Sternbildern gibt. Im Entdecker-Modus gibt es zusätzlich Infos zu den Sternen, wenn man sie etwas länger anpeilt. Der Mythologie-Modus gibt einen kurzen, gesprochenen Überblick zu den griechischen Sternsagen. Der Deep-Sky-Modus ergänzt die für das bloße Auge unsichtbaren Deep-Sky-Objekte, und im 3D-Modus wird versucht, dem ganzen einen Eindruck räumlicher Tiefe zu geben. Ein Quiz und eine Suchfunktion runden das Ganze ab.

Danke an Astroshop für das Testgerät!

Danke an Astroshop für das Rezensionsexemplar!

Für einen langjährigen Beobachter verfliegt der Reiz des Neuen natürlich recht bald, aber die sind ja auch nicht die Zielgruppe. Trotzdem es ist eine coole Sache, die Infos als „Head-Up-Display“ über den realen Himmel eingeblendet zu bekommen – deutlich anschaulicher als mit den „einfachen“ Planetariumsprogrammen für das Smartphone, die „nur“ den aktuellen Himmelsanblick auf dem Display anzeigen. Ich muss mal sehen, ob sich auch Ekliptik & Co einblenden lassen…

Für Einsteiger dagegen ist es eine wirklich nette Sache: Die normalen Planetariumsprogramme auf dem Handy, die den jeweils aktuellen Himmelsausschnitt zeigen, sind ja schon cool, aber mit diesem Gerät taucht man nochmal mehr in den Himmel ein. Die Brille ist natürlich sperriger als einfach nur das Handy vor sich zu halten, aber in Kombination mit der Software macht sie Spaß. Und wer über den hohen Preis für die Brille jammern will, wo er sowas auch selbst drucken könnte: Da steckt natürlich auch die Software drin, und allein die Texte zusammenzustellen und sprechen zu lassen frisst einiges an Zeit.

Ein bisschen skeptisch bin ich bei dem Gerät natürlich schon – schließlich macht es genau das, was ich bei Führungen auf der Sternwarte mache: Bei klarem Himmel die Sterne erklären. Aber immerhin sind unsere Führungen noch billiger als die digitale Konkurrenz. Für Einsteiger ist es jedenfalls eine faszinierende Art, um den Himmel zu erkunden – und um die Sterne näher zu sehen, macht es hoffentlich Lust für den Besuch auf einer Sternwarte.

Cooles Teil.

Das Weltall in 3D mit dem Space Walker 3D Fernglas

Erfahrene Sternfreunde sehen in Teleskopen keine Sterne, sondern Optikfehler. Das klingt zynisch, ist aber so – ich habe es selbst schon einmal erlebt, dass bei einer Saturnbeobachtung alle vom Anblick begeistert waren, während ich als erstes den Muschelbruch vom Okular bemerkt hatte. Und dann kommt ein Laden Namens 3D Astronomy und klebt Glasplättchen ins Okular, um ein dreidimensionales Bild zu erzeugen. Dabei weiß doch jeder, dass sich so wenig wie möglich im Strahlengang befinden soll.

Kein Wunder also, dass ich auf dieses Lederman Optical Array neugierig geworden bin, das zuerst in den 21mm 3D-Okulare (Astroshop) und jetzt in einem 3D Astro 8×42 Fernglas verbaut wurde. Erfunden hat das ganze Russ Lederman von Denkmeier Optical (auf Astronomyconnect gibt es ein Interview mit ihm dazu). Der Trick ist, dass ein Okular im Prinzip ein kontrolliertes Doppelbild erzeugt, bzw. einen Teil des Bilds versetzt. Angeblich musste er dazu auf ein neues Okulardesign zurückgreifen, damit es funktioniert.

Neumodisches Teufelszeug… Kann das funktionieren? Zum Glück habe ich nicht nur zwei Bücher über Astronomie mit dem Fernglas geschrieben, sondern kenne auch die richtigen Leute – als mir Stefan, den ich noch aus Heidelberg kenne und jetzt beim Astroshop ist, daher das Fernglas zum Testen anbot, habe ich natürlich sofort zugegriffen. Leider kam es erst an, nachdem ich schon nach Mallorca gestartet war, aber zurück in Deutschland war das Wetter gnädig: Ein paar Tage klarer Himmel bei abnehmendem Mond waren ideal, um dem 3D-Versprechen nachzugehen. Dazu muss ich sagen, dass ich im Kino die klassischen 2D-Filme bevorzuge, da bringt mir der 3D-Hype nichts. Mal sehen, wie’s im Universum ausschaut – Avatar war ja auch einer der wenigen Filme, die von 3D profitiert haben.

Der Lieferumfang des Space Walker 8x42

Der Lieferumfang des Space Walker 8×42

Auf den ersten Blick ist das Space Walker Fernglas hochwertig, aber unauffällig: Ein ordentliches 8×42 Dachkantfernglas. Zum Lieferumfang gehören zwei geflügelte Augenmuscheln, der übliche Regenschutz für die Okulare (dieser Doppel-Deckel, den man Tragegurt befestigen kann), zwei Objektivdeckel, die am Tubus befestigt sind, und eine etwas hochwertigere Tasche. Dazu noch Tragegurt und das allgegenwärtige Putztuch, sowie zwei Bedienungsanleitungen (eine für ein normales Fernglas, und eine für die 3D-Besonderheiten).

Die technischen Daten sind nicht schlecht:

  • 8×42 Dachkantfernglas
  • Phasenkorrigiert FMC-Vergütung (Fully Multi Coated)
  • Dielektrische Prismenvergütung
  • BaK4-Prismen
  • 60° Eigenbildfeld
  • 188 Fuß auf 1000 Yards, also in ordentlichen Einheiten ein Bildfeld von etwa 172m auf 1000m oder etwa 9,8°, wenn ich mich nicht verrechnet habe
  • Gummiarmiert
  • Wasserdicht
  • verstellbare Augenmuscheln (und somit Brillenträgertauglich)
  • geflügelte Augenmuscheln als Streulichtschutz
  • Dazu kommen Tragetasche und Trageriemen

Der Quell des 3D: Plättchen in einem Okular

Der Quell des 3D: Plättchen in einem Okular

Also ein gutes, handliches Dachkantfernglas. Nichts liegt näher, als das mit einem ähnlichen Glas zu vergleichen; das Celestron TrailSeeker 8×42 war da ganz gut geeignet. Mit knapp 300 Euro Listenpreis ist es ein gutes Stück günstiger als das Space Walker 3D Bino, aber natürlich auch ohne 3D; ohne 3D dürften beide in der selben Liga spielen.

Der erste Blick ist so ernüchternd wie erwartet: Bei Tag ist das Bild mäßig; die drei Glasplättchen sind deutlich zu sehen. Das Bild ist zwar deutlich plastischer, aber dafür erscheinen Bereiche gegeneinander verschoben zu sein. Es sieht nach Doppelbildern aus, auch wenn irgendwie doch kein Versatz zu erkennen ist und das Fernglas auch keine Kopfschmerzen verursacht. Ein ganz seltsamer Effekt, aber wie erwartet: Irgendwelche Sprünge im Lichtweg sind Blödsinn. Aber fairerweise: Das Fernglas ist ja als Nachtglas gedacht und nicht für den Einsatz am Tag. Mittlerweile weiß ich auch, an was mich das irgendwie erinnert: Ein Kaleidoskop:-)

Bis es dunkel wird, gibt es also noch genug Zeit, um einen Blick in die beiden Bedienungsanleitungen zu werfen. Die erste ist der typische mehrsprachige Waschzettel aus China, der die Handhabung von Ferngläsern ganz allgemein beschreibt. Der zweite beschreibt die Eigenheiten des LOA: Es macht am meisten Spaß bei dunklem Himmel, wenn die Glaskanten nicht mehr zu sehen sind. Okay, das ist bei Tag natürlich nicht gegeben.

Als es endlich dunkel geworden ist (immerhin haben wir noch August, aber im Gegensatz zum Norden Deutschlands gibt’s hier im Süden wenigstens noch etwas Nacht), gehe ich mit dem Fernglas für einen kurzen Test raus auf den Acker. Um mit den Nachteilen anzufangen: Der Tragegurt der Tasche langt nur, um sie mir um den Hals zu hängen, aber nicht als Schultergurt. Da es ein Leihgerät ist, will ich den Umhängegurt nicht am Fernglas befestigen. Zweiter Nachteil: Es hat (genau wie das TrailSeeker) eine geschlossene Brücke und ist daher nicht ganz so griffig wie ein Fernglas mit offener Brücke, bei dem man die einzelnen Tuben mit der Hand umfassen kann.

Aber genug gelästert, jetzt wird mal durchgeschaut. Zu den Bedingungen: Die Milchstraße ist im Zenit schwach, aber eindeutig zu erkennen, der Himmel ist also nicht ganz schlecht. Der erste Blick in den Himmel:

Wow.

Das funktioniert wirklich. Die Sterne scheinen tatsächlich unterschiedlich weit entfernt zu sein. Ein Schwenk durch die Milchstraße und Richtung Schütze: Hammer! Die offenen Sternhaufen treten deutlicher hervor, obwohl der 3D-Effekt natürlich willkürlich ist und nichts mit den realen Abständen zu tun hat. Reine Show, aber eine verdammt gute. Blick Richtung Osten, zur Andromeda: M31 hängt als deutlicher Nebelfleck zwischen den Sternen. Leider nicht dahinter, aber der Anblick ist trotzdem beeindruckend.

Viel mehr Zeit bleibt an diesem Abend nicht (morgen früh klingelt der Wecker), aber der erste Eindruck war Wahnsinn.

Ein normales 8x42 TrailSeeker-Fernglas und das 8x42 Space Walker 3D

Ein normales 8×42 TrailSeeker-Fernglas und das 8×42 Space Walker 3D

Die nächste Nacht: Jetzt geht’s mit Auto, Stativ und zusätzlich dem TrailSeeker raus auf den Acker. Die erste Erkenntnis: Verfluchte Dachkantferngläser. Ich habe zwar einen schön stabilen Stativadapter, aber der passt an keines der beiden Ferngläser, weil er zu breit ist. Also muss doch mein Auto als Stütze herhalten. Beide Ferngläser sind sehr klein und kompakt, daher ist es nicht so einfach, sie freihändig zu halten.

Mein erster Gedanke war eigentlich, dass ich mir das Fernglas als 7×50-Porro wünschen würde, aber die Wahl der Daten macht schon Sinn: Der 3D-Effekt wirkt bei dunklem Himmel und etwas Bewegung am besten, da wäre ein ruhig zu haltendes Fernglas wohl kontraproduktiv. Außerdem hat ein 8×42 nur eine Austrittspupille von etwa 5mm, also ein relativ dunkles Bild – was gleichzeitig bedeutet, dass der Himmelshintergrund dunkler wird, ohne dass man gleichzeitig weniger punktförmige Sterne sieht. Und als “Spaß-Glas” ist Transportabilität wichtiger – auch wenn ein Porro preiswerter wäre. Passt also letztlich schon.

Der Überraschungseffekt der ersten Nacht ist nun natürlich verflogen, aber es macht immer noch Spaß. Das TrailSeeker zeigt am Himmel nicht weniger, aber das Bild ist nun mal flach und im direkten Vergleich langweilig. Also mal die Milchstraße abklappern. Schütze: Viele kleine Sternhaufen, sehr nett. So auffällig sind sie im normalen Fernglas nicht. M31: Chic wie beim ersten Mal. Der Ringnebel: Vielleicht zu erahnen, es sind halt nur 42mm Öffnung. Der Kleiderbügel: Nice. h und Chi Persei: Zwei Sternklumpen vor der Milchstraße. Melotte 20 im Perseus: Umwerfend, der erschlägt einen beinahe. (Wer übrigens Beobachtungsziele fürs Fernglas sucht, wird hier fündig.)

Dann mal der direkte Vergleich mit dem TrailSeeker an Mizar und Alkor: Beide zeigen Mizar, Alkor und den 7,5m Feldstern problemlos, bei den Sternchen 9. Größe ein Stück weiter links zeigen sich langsam Unterschiede: Im TrailSeeker sind sie noch gut zu erkennen, im Space Walker sind sie noch gut zu erahnen. Das TrailSeeker hat also ein etwas helleres Bild.

Aber für echtes Arbeiten (Veränderliche Sterne schätzen oder so) würde ich ohnehin zu einem normalen Großfernglas greifen, bei dem es auch keinen leichten Versatz zwischen den Flächen gibt. Wenn man kritisch ist, lässt sich auch ein Helligkeitsabfall zu Rand erkennen. Aber man beobachtet ja doch in erster Linie in der Bildmitte.

Danke an Astroshop für das Testgerät!

Danke an Astroshop für das Testgerät!

Fazit der zweiten Nacht: Der 3D-Effekt begeistert mich immer noch; das Fernglas löst tatsächlich einen gewissen Haben-Will-Reflex aus. Hätte ich so nicht erwartet.

Und noch eine Nacht: Letztes Wochenende hatte ich es auf der Sternwarte Heilbronn dabei, man will ja interessantes Spielzeug auch mal zeigen. Dummerweise war es etwas diesig, und der gute Stadthimmel setzt den 42mm Öffnung natürlich Grenzen. Trotzdem hat es sich gegen ein zwanzig Jahre altes 7×50 Porro von Photo Porst ganz gut geschlagen und sogar ein paar Sterne mehr gezeigt. Aber es waren nur selten so viele Sterne im Bild, dass der 3D-Effekt zum tragen kam. An der beleuchteten Kilianskirche am Horizont nach Sonnenuntergang war der 3D-Effekt aber auch schon zu erkennen, und das LOA fiel nicht so sehr auf. Sehr interessant war, wie unterschiedlich verschiedene Beobachter darauf reagierten: Mal war es einfacher zu halten als das größere 7×50 Porro, ein einziger Beobachter sah verschiedene Schärfebereiche, andere konnten den 3D-Effekt bestätigen oder sahen ein besseres Bild als 7×50 Porro. Wieder ein anderer konnte den 3D-Effekt nicht nachvollziehen und hat die Bildfehler deutlich störender empfunden.

Fünf Leute, sechs Meinungen…

Es ist also gewiss kein Glas für alle, aber mir macht der Effekt einfach nur Spaß – aber es setzt definitiv einen guten, dunklen Himmel voraus, an dem auch ein normales 42mm-Fernglas Spaß macht.

Da denkt man, man hat alles schon mal gesehen, was mit 42mm Öffnung geht, und dann hat man auf einmal wieder Lust, auch in Deutschland raus auf den Acker zu gehen. Was jetzt noch fehlt ist ein Test am Nachthimmel mit Mond – aber da muss ich noch warten, bis er wieder am Abendhimmel zu sehen ist. Bis dahin ist meine Motivation eher gering, das Fernglas wieder herzugeben…

 

Vorbereitungen für SoFi und Merkurtransit

Kamera mit Sonnenfilter

Kamera mit 500er Tele und Baader ASSF-Sonnenfilter

Noch zwei Tage bis zum Merkurtransit, und – zum Glück – über ein Jahr bis zur Sonnenfinsternis in den USA 2017. Ich glaube, die Vorbereitungszeit brauche ich auch…

Vor einer Woche hätte ich gesagt, dass ich das Equipment zusammen habe. Der Sonnenfilter passt, und sogar mit dem Solar Eclipse Maestro blicke ich langsam durch – sehr coole Sache: Die Software errechnet aus den GPS-Koordinaten vom Standort, wann welche Phase einer SoFi ist, und mit etwas Glück arbeitet die Kamera dann die ganze zeit von selber das Programm ab. Erste Trockentests zeigen, dass die Steuerung mit meiner D7100 funktioniert. Und in der Praxis? 500mm an APS-C sind schon recht anspruchsvoll, um das Sonnenbild zu finden – ich brauche noch einen Sonnensucher. Da werde ich wohl die neue Version vom Baader SkySurfer III draufsetzen. Prinzipiell geht’s auch ohne, aber das muss ich mir nicht antun.

Improvisierte Scheinerblende

Improvisierte Scheinerblende

Fokussieren ist das nächste Problem… im Prinzip geht das mit dem manuellen 500mm f/6,3 Objektiv (Bower steht drauf, Power^Up war beim Versand als Marke angegeben, Walimex hat’s auch, und bauen tut’s wohl Samyang) ganz gut, aber nicht bei Sonnenschein, wenn man das Bild in der prallen Sonne auf dem Kameradisplay beurteilen will. LiveView hin oder her, das muss dann auch noch über den Laptop gehen. Das Beobachtungstuch von Astrogarten ist zwar Gold wert, aber wenn ich den Laptop eh dabei habe… Immerhin: Eine Scheinerblende funktioniert auch an der Sonne und hilft dabei, die Schärfe zu beurteilen: Wenn beide Sonnenbilder übereinander liegen, ist das Bild scharf.

Das nächste Problem: 500mm sind schon heftig… Ein Manfrotto-Fotostativ mit Kugelkopf ist damit überfordert, das Baader Astro&Nature schlägt sich schon besser. Trotzdem wackelt es beim Scharfstellen schon ganz ordentlich. Aber wenn ich das Bild dann schon am Laptop beurteilen will, wäre ein Motorfokus sinnvoll… für die Fokusklemme bietet TS auch einen Motorfokussierer an. Noch was für die Einkaufsliste. Zusammen mit der Gegenlichtblende kommt das Objektiv dann doch auf einen spürbaren Preis, und ich muss mal sehen, wie stabil der StarAdventurer das ganze dann trägt.

Aktuell kann ich jedenfalls schon ziemlich gut unscharfe Sonnenbilder machen. Mal sehen, ob ich das bis zum Merkurtransit noch optimieren kann, oder doch klassisch durch das Teleskop fotografiere. Bis jetzt überzeugen die Versuche mit dem 500er Tele noch nicht ganz; aber das Bildfeld sieht für die SoFi nächstes Jahr schon mal nicht ganz schlecht aus. Bei der geringen Sonnenaktivität dürfte die Korona gut auf den Sensor passen…

Sommerdreieck mit und ohne Weichzeichner

Der Cokin P830 Weichzeichner ist ja seit längerem ein offener Geheimtipp für Sternfeld-Fotografen. Für die kleine LX100 sind die P-Filter natürlich Overkill (auch wenn ich den Filterhalter adaptieren kann), aber da die Kamera ja ganz ordentlich für die Astrofotografie taugt, habe ich mir einen Cokin A830-Filter geholt (scheint der selbe zu sein wie der P830, nur mit anderem Format), ihn kleingesägt (Achtung: Das Plexiglas neigt zum Splittern) und den Rest mit “Hexenbepp” auf einen 43mm-Adapterring geklebt, sodass ich ihn einfach und ohne viel Bauhöhe auf die LX100 schrauben kann. Heute Abend schwankt es zwar zwischen bedeckt und klar, sodass ich oben links auch einiges an Wolken drauf habe, aber die Kombination funktioniert:

Sommerdreieck, 60s@800ISO, 24mm, ohne Weichzeichner

Sommerdreieck, 60s@800ISO, 24mm, ohne Weichzeichner

Sommerdreieck, 60s@800ISO, 24mm, mit Cokin A830 Weichzeichner

Sommerdreieck, 60s@800ISO, 24mm, mit Cokin A830 Weichzeichner

Die Bilder sind nicht weiter bearbeitet, nur die Gradationskurve wurde deutlich abgesenkt und die Bildgröße verkleinert. Die automatische Rauschreduzierung war aktiv, und ich habe die JPGs genommen, nicht mal die RAWs.

Sieht doch schon mal ganz gut aus, sogar der Kleiderbügel ist schön zu erkennen, und die Sternbilder sind mit Weichzeichner wie gewünscht auffälliger. Jetzt würde ich das gerne noch in einer richtig klaren Nacht testen. Aber wenn ich die 30-Sekunden-Aufnahme mit meinen Analog-Aufnahmen aus den 90ern vergleiche, bei denen das Fotolabor immer gemeint hatte “Da ist nichts drauf” – Wahnsinn, was sich in 20 Jahren getan hat. Gefällt mir.