Astro-Gadget Focus Dream – Motorfokussierer-Steuerung

Es war mal wieder Zeit für was Neues: Ich habe nicht nur meiner Montierungssteuerung ein Upgrade gegönnt, sondern auch meinem Sonnenteleskop. Insbesondere für H-alpha benutze ich einen alten Vixen 80/910 Mf, dessen originalen Okularauszug ich zügig gegen einen gebrauchten TS Monorail getauscht hatte.

Seit den Vorbereitungen für die Sonnenfinsternis 2017 habe ich außerdem einen (damals) billigen Motorfokussierer von TS, den ich 2016 mal am Kameraobjektiv getestet hatte und der seitdem in der Schublade lag. Die Adaption ans Objektiv ist hakelig, und mit der SoFi war es auch nichts geworden.

Zum Glück hatte ich mich noch an diesen Beinahe-Fehlkauf erinnert: Mit einem 3D-gedruckten Adapter und einer flexiblen Welle konnte ich ihn nun, sechs Jahre später, an den Okularauszug des Vixen anschließen und ab da zumindest per Handsteuerbox fokussieren. So ein Motorfokussierer ist sehr angenehm, wenn man fotografiert: Das Teleskop wackelt nicht mehr, wenn man es scharf stellt. Visuell ist mein Aufbau stabil genug, aber bei 910mm (oder gar 2730mm mit H-alpha) sieht man jedes Wackeln. Für visuell würde ich zwar von einem Motorfokus eher abraten, da finde ich die manuellen Fokussierrädchen wesentlich angenehmer, schneller und intuitiver (und mit Motorfokussierer kann nur noch per Motor fokussiert werden), aber fotografisch ist das wirklich sehr hilfreich.

Bei der Fotografie kommt noch dazu, dass man das Kamerabild ohnehin nur am Monitor sieht – da ist es hilfreich, wenn man den Fokus gleich direkt steuern kann.

Was mit dem TS-Set (das mit SkyWatcher wohl baugleich ist) nicht geht: Die Steuerung über den PC vornehmen. Das Anschlusskabel ist ein Telefonstecker. Nun gibt es Adapter: von Ertl oder Pierro Astro. Beide für über 100 Euro (Stand 2022) und beide mit eigener Stromversorgung.

Und dann gibt es noch den Focus Dream von Astro-Gadget – dem kleinen Hersteller in der Ukraine, von dem auch schon meine Montierungssteuerung kommt. Mit aktuell 79$ deutlich billiger, und benötigt keine eigene Stromversorgung (Übrigens gibt es auch fertige Sets mit Motor). Trotz des russischen Kriegs gegen die Ukraine gibt es Astro-Gadget noch, er ist rechtzeitig von Donezk in den Westen des Landes umgesiedelt und hat den Betrieb wieder aufgenommen. Nach knapp zwei Wochen war meine Bestellung dann angekommen – interessanterweise war doch Zoll fällig (obwohl die EU eigentlich gerade auf Zölle aus der Ukraine verzichtet?), und die Deutsche Post, die ihn eintreiben wollte, akzeptierte natürlich nur Bargeld, keine Karte. Willkommen im 21. Jahrhundert.

Der Focus Dream ist ein kleines Adapter-Kästchen, das das Spiralkabel des Fokussiermotors mit einem USB-Kabel verbindet. Damit das funktioniert, benötigt man noch einen USB-Treiber und entweder den ASCOM-Treiber oder die eigene Software von Astro-Gadget – alles steht zum Download auf der Webseite bereit und funktioniert soweit auch einwandfrei.

Aber: Wenn man den Fokussiermotor über USB mit Strom versorgen will, geht das nur, wenn er direkt an den Computer angeschlossen ist. Die Alternative wäre ein aktiver USB-Hub. Ich hatte es zuerst mit einem passiven Hub hatte ich nur Probleme und bin an den COM-Ports fast verzweifelt, nur wenn ein USB-Anschluss am Laptop genutzt wurde, hatte es problemlos geklappt.

Es ist aber auch möglich, optional eine Stromversorgung anzuschließen. Wer also weder einen freien Port direkt am Rechner hat noch einen aktiven USB-Hub verwendet, muss das Gehäuse aufschrauben und einen Jumper umsetzen – dann kann der Motorfokussierer auch über ein 9-12V-Netzteil mit Strom versorgt werden, und alles kann auch an einen passiven USB-Hub angeschlossen werden. Dank des hervorragenden Supports von Astro-Gadget war das dann schnell geklärt, nachdem der Hub als Problemquelle identifiziert war.

Es wird voll am Teleskop…

Seit die Sache mit der Stromversorgung geklärt ist, läuft er einwandfrei, und mit externer Stromversorgung auch wesentlich flotter als wenn er nur über den USB-Port mit Strom versorgt wird.

Die Software ist simpel, kann aber alles nötige: Den Fokussierer um eine beliebige Schrittzahl bewegen.

In der Praxis benutze ich die Astro-Gadget-Software aber nur, um den Fokussierer zu testen. In der Regel benutze ich Sharpcap zum Fotografieren. Über ASCOM kann ich so sowohl die Montierung als auch den Fokussierer steuern. So kann ich auch einstellen, ob er grob- oder fein Fokussieren soll, wie viel Getriebespiel oder Schlupf er hat oder ob er immer von einer Seite den Fokuspunkt anfahren soll. Prinzipiell geht damit sogar Autofokus, aber das muss ich noch testen.

Der größte Vorteil ist aber, dass ich mit dem Laptop jetzt im Schatten sitzen kann und ganz entspannt Sonnenfotografie machen kann. Der Nachteil ist, dass ich jetzt bald genug Kabel am Teleskop habe, dass sich eine fest aufgebaute Sternwarte lohnt…

Der Focus Dream ist jedenfalls eine gute Möglichkeit, um einen einfachen Fokussiermotor zum Laufen zu bringen und komfortabel über den PC zu steuern. Ein “vernünftiger” Motorfokussier hat im Idealfall noch Sensoren für den Anschlag bzw. zum Eichen, Temperatursensoren für die Fokusdrift in der Nacht und vielleicht sogar Encoder, damit eine Stellung immer reprozierbar ist, trotz Schlupf und Getriebespiel – das ist hier schon deshalb nicht möglich, weil nur ein simpler Motor am Fokussiertrieb sitzt. Dafür kostet er aber auch nur einen Bruchteil, vor allem wenn man schon einen Schrittmotor hat, den man am Fokustrieb montieren kann. Und im semi-mobilen Betrieb wie bei mir langt das – ich bin ja immer in Reichweite vom Teleskop.

Die nächste Baustelle ist jetzt, das Guiding zum Laufen zu bringen. So wie es aussieht, hat meine Montierung noch zu viel Backlash, vor allem in der Deklinations-Achse. Davon abgesehen hat sich auch das Upgrade auf die EQStarPro-Steuerung gelohnt (deutlich bessere Steuerung über das WLAN per Handy, und beide Achsen bewegen sich gleichzeitig). Aber dazu mehr, falls ich mal ein reproduzierbares Autoguiding mit der Montierung hinkriege…

Nachtrag:

Auf Astronomie.de kam die Frage nach dem Adapter auf, den ich gedruckt habe, um den Fokussiermotor zu befestigen. Hier ist die Druckdatei für FreeCAD und als .obj für Druckdienstleister:

https://kerste.de/wp-content/uploads/2022/08/Motorfokus-Adapter.zip

Bei meinem ursprünglichen Druck haben die Löcher nicht ganz gepasst, und ich musste noch einmal nacharbeiten. Ich hoffe, hier passt es besser.

Als Kupplung habe ich so eine Welle verwendet – bitte überprüft die Durchmesser eurer Achsen, ich weiß nicht mehr, welches Modell es war.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert