Astro-Gadget EQStarPro Montierungssteuerung

Es ist schon einige Zeit her, dass ich mir die erste EQStar-Steuerung aus der Ukraine geholt hatte, um meine GP-DX auf den aktuellen Stand zu bringen, mit Goto, Autoguiding und PC-Steuerung. Damals gab es nur die reine Steuerung zu kaufen, die Motoren musste ich noch selbst organisieren, ebenso die Kabel löten. Seitdem habe ich auf alle Fälle gelernt, dass Löten nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört… jedenfalls konnte ich die meisten Probleme, die ich mit der Steuerung hatte, lösen, indem ich die Stecker mal wieder neu zusammenlötete. Den Zusammenbau hatte ich hier beschrieben: GoTo und Zahnriemen für die Vixen GP-DX.

Seit 2019 hat sich viel getan: Mittlerweile gibt es neue Revisionen der Steuerung, die nun auch komplett mit Motoren und Motorbefestigung für eine Vielzahl von Montierungen angeboten wird. Auf Astro-Gadget.net gibt es eine reiche Auswahl an Modellen, sodass jeder etwas finden dürfte.

Die EQStar hatte sich nun einige Jahre im mobilen Einsatz bewährt, nur die PC-Verbindung über ASCOM hatte ich nie zum Laufen gebracht – wobei mein Exemplar auch einmal einen Kurzschluss abbekommen hatte, was sich im Nachhinein als die Fehlerursache herausgestellt hat. Augen auf bei der Netzteilwahl…

Meine zweite EQStar

Davon abgesehen lief sie einwandfrei, sodass ich mir dann doch eine aktuellere Version der EQStar besorgte – et voilà, auf einmal hat auch alles über ASCOM funktioniert. Die Steuerung über Stellarium lief nun einwandfrei, die per Handy oder Handcontroller sowieso. Meine Probleme waren also auf einen Überspannungsschaden zurückzuführen; seitdem verwende ich am Teleskop nur noch den Celestron PowerTank oder die Baader Outdoor-Netzteile. Man ist ja lernfähig…

Nur mit dem Guiding bin ich nie klar gekommen – aber ich hatte PHD-Guiding auch vorher nie zum Laufen bekommen. Deshalb bin ich auch vom StarAid Revolution so angetan, den wir auf der Sternwarte haben und mit dem ich erstmals unser C14 guiden konnte – mit PHD war mir das nie gelungen.

Ohne jegliche Erfolgserlebnisse mit PHD ist die Fehlersuche natürlich knifflig, warum PHD-Guiding ausgerechnet bei mir nicht sauber lief. Astro-Gadget hat übrigens einen hervorragenden Support, mit dem ich ein paar Mal Kontakt hatte. Das Fazit: Es gibt durchaus Anwender, die mit der EQStar erfolgreich guiden, aber die kleine EQStar-Steuerung kann immer nur eine Achse bewegen, was man über die Einstellungen wohl ausgleichen kann – mit dem StarAid der Sternwarte konnte ich ja auch meine Montierung schon mal zusammen mit der EQStar guiden, nur die Auto-Kalibrierung von PHD versagte regelmäßig. Jetzt hatte ich die Wahl: So lange mit den Guiding-Settings rumspielen, bis das auch bei mir mit PHD läuft – oder ich gönne mir die EQStarPro, die eine leistungsstärkere Hardware verbaut hat und beide Achsen gleichzeitig steuern kann, außerdem ist das WLAN-Modul jetzt integriert. Dass sie auch stärkere Motoren ansprechen kann und noch schnelleres Goto ermöglicht, ist für mich nebensächlich. Dann ist zumindest eine Fehlerquelle schon mal eliminiert.

Der Griff zur EQStarPro

Frisch geliefert: Montierungssteuerung EQStarPro und der FocusDream-Adapter für den Motorfokus, samt Kabeln und Handcontroller.

Die Bestellung hatte sich etwas verzögert, aber nachdem Astro-Gadget den Firmensitz wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine vom Osten in den Westen der Ukraine verlagert hatte und den Betrieb wieder aufnahm, ging meine Bestellung für die neue Steuerung raus. Bei der Gelegenheit leistete ich mir auch gleich noch den Focus Dream Motorfokussierer (hier geht’s zum Blogbeitrag dazu). Abgesehen davon, dass doch Zoll fällig war und die Deutsche Post dafür nur Bargeld akzeptiert, hat die Lieferung einwandfrei geklappt.

FocusDream (vorne) und EQStarPro (links hinter der Säule) im Einsatz.

Da ich die Motoren und Anschlusskabel bereits habe, konnte ich die Steuerung einfach austauschen. Genau wie die kleinere EQStar steckt sie in einem kleinen Alu-Kästchen, das ich entweder mit einem Gummiband am Stativ befestige, oder mit Klett an der Säule.

Kurz zu den Eigenschaften, und warum sie mir so gut gefällt:

  • Die Steuerung selbst ist ein kleines Kästchen, in dem die Elektronik steckt, dazu Anschlüsse für die beiden Motoren über Netzwerkkabel, das WLAN-Modul (abschaltbar), der kombinierte Eingang für Handcontroller oder ST4-Autoguider, USB für die Verbindung mit dem PC und der übliche 12V-Eingang für die Stromversorgung.
  • Steuerung über den Handcontroller: Im einfachsten Fall wird die Montierung einfach aufgestellt, angeschaltet und über den kleinen Handcontroller bedient. Er hat vier Richtungstasten, dazu einen Wahltaster, um die Nachführgeschwindigkeit (Aus, Sonne, Mond, Stern) und eine von vier Geschwindigkeiten einzustellen. Mehr braucht man nicht, wenn man ohne Goto unterwegs ist und einfach nur beobachten will. Schnell und einfach, und perfekt z.B. für die Sonnen- oder Mondbeobachtung, wenn man nur Nachführung und Feineinstellung braucht.
  • Steuerung über das Smartphone mit WLAN: Wenn man das WLAN-Modul aktiviert, kann man die Montierung über die SkyWatcher SynScan-App steuern. Die ist etwas rustikal, aber wenn man SynScanLink zusätzlich installiert, kann man sie auch ganz komfortabel z.B. über SkySafari Plus steuern. Dabei ist wichtig, dass das Teleskop am Anfang in der Homeposition steht – also auf den Himmelspol ausgerichtet. Wenn man das mal weiß, kann man die Referenzsterne für das Alignment anfahren und hat ein präzises Goto. Die mitgelieferte Anleitung erklärt das mittlerweile sehr gut, wie man die Programme auch auf dem iPhone zum Laufen bringt.
  • Steuerung über den PC: Funktioniert über das mitgelieferte USB-Kabel und ASCOM/EQMod. Das war für mich auch immer so ein Buch mit sieben Siegeln, weil ASCOM keine besonders intuitive Anleitung hat. Was man tun muss: Zuerst einmal die Steuerung mit dem PC verbinden und den USB-Treiber installieren. Dann im Geräte-Manager nachschauen, welchen COM-Port die Steuerung erhalten hat. Dann kann man das Setup-Programm aufrufen, um ggf. die Getriebeübersetzung, maximale Motorspannung und die Rampengeschwindigkeit beim Beschleunigen/Abbremsen einzustellen – wenn man ein fertiges Kit mit Motoren kauft, entfällt das natürlich; da ich andere Motoren und eigene Kabel verwende, war das für mich nötig. Dann ASCOM installieren und den COM-Port einstellen. Hier hatte ich etwas Probleme, weil der Motorfokussierer und die Steuerung den selben USB-Treiber verwenden und ich einen USB-Hub verwende – mit anderen Worten, obwohl ich immer die selben Buchsen verwende, vertauscht Windows ab und zu die COM-Ports. Ich muss also ab und zu schauen, welchen COM-Port welches Gerät verwendet – wenn ich die beiden direkt am Rechner anschließen könnte, wäre das kein Problem. Wenn das läuft, muss man die ASCOM-Geräte nur noch in der PC-Software einrichten – das sind bei mir SharpCap für die Sonnenfotografie und APT für DeepSky mit der DSLR.

Nachdem das alles geschafft war, konnte ich loslegen. Tja, viel mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen – Die Steuerung über den Handcontroller funktioniert wie gewohnt und ist meine erste Wahl, wenn ich mal auf dem Acker bin oder auf dem Balkon die Sonne beobachte. Einfach anschalten, Sonnengeschwindigkeit einstellen und in Ruhe beobachten. funktioniert.

Goto per WLAN funktioniert auch einwandfrei, und mittlerweile verbindet sich das Handy auch wieder, wenn es in den Ruhemodus gegangen war. Ich muss mich nur ggf. mit der Steuerung/dem Steuerungs-WLAN neu verbinden, und es hat die Position wieder. Ach ja: Einnorden muss man ganz klassisch per Polsucher o.ä.; SkySafari bietet keine so netten Funktionen wie Celestrons AllStar Polar Align. Aber für visuell braucht man ja auch nicht die höchste Genauigkeit beim Einnorden.

Meine Einstellungen in EQMod; ich spiele noch mit der RA/Dec-Rate oben rechts rum – Werte zwischen 0,6 und 0,9 scheinen zu funktionieren.

Der PC-Anschluss hat mich wegen ASCOM die meisten Nerven gekostet, was aber daran liegt, dass ich mit ASCOM nicht vertraut war. Die Teleskope auf der Sternwarte werden entweder direkt aus Guide 9 angesteuert, oder über Celestrons CPWI-Software-Paket. Letzteres funktioniert wunderbar, aber nur mit Celestron-Montierungen und Zubehör. Aber mit den richtigen COM-Port-Einstellungen lief dann auch ASCOM, und mittlerweile kapiere ich auch die Logik, wie die Programme mit ASCOM kommunizieren. Langer Rede kurzer Sinn: Aus SharpCap heraus kann ich die Montierung und den Motorfokussierer komfortabel steuern (und es ist doch sehr angenehm, mit dem Laptop im Schatten zu sitzen, wenn man die Sonne fotografiert), und APT steuert meine Nikon und die Montierung problemlos, auch wenn Stellarium immer wieder abstürzt, wenn ich nach einem Platesolving (automatische Sternerkennung, damit die Montierung weiß, wo sie gerade hinzeigt) zu Stellarium wechsle, und die Kommunikation mit PHD-Guiding klappt auch.

Einnorden ist bei der Fotografie auch kein Problem: Da habe ich eh Kamera und Laptop dabei. Auf dem Acker ist das mit SharpCap ein Kinderspiel: Da werden einfach durch das Leitrohr (50/200mm-Sucher) ein paar Fotos rund um den Himmelspol gemacht, und die Software zeigt mir, wie ich die Montierung zum Einnorden verstellen muss. Ohne Blick auf den Polarstern hat APT ähnliche Funktionen.

Was noch nicht ganz funktioniert – und weshalb ich auch dazu neige, der einfacheren EQStar hier auch die Absolution zu erteilen – ist das Autoguiding. PHD funktioniert mittlerweile ziemlich gut, wobei ich etwas mit den Einstellungen kämpfen musste. Press Here, Dummy klappt doch noch nicht perfekt – jetzt habe ich im EQMod-Treiber eine hohe Korrekturgeschwindigkeit eingestellt, und PHD macht den Rest. Die Kalibrierung funktioniert jetzt meistens, wenn sie nicht wegen zu viel Getriebespiel meckert, und runde Sterne gibt’s auch.

Die Kalibrierung mit PHD klappt noch nicht immer, aber immer öfter.

Was nur sporadisch klappt, ist das Nachführen auf Sonnenflecken aus SharpCap heraus. Die Montierung reagiert zwar schön schnell, aber SharpCap ist nur manchmal zufrieden. Aber hier gibt es etwa fünf Stellschrauben, an denen man drehen kann, und manchmal hat es auch schon geklappt. Nur wenn SharpCap dann mal guided, macht es gleich Riesenschritte. Aber dieses Feature-Guiding deklariert SharpCap ja selbst noch als experimentell.

Manchmal klappt Sonnen-Guiding aus SharpCap nicht (links), manchmal klappt es (rechts). Mit den Einstellungen muss ich noch eine Zeit lang herumspielen.

Aber immerhin: Da ich jetzt sicher weiß, dass die Steuerung einwandfrei läuft, kann ich mit den Parametern herumspielen und habe schon mal eine Fehlerquelle weniger. Wer gleich ein Komplettset mit Motoren kauft und im Idealfall ASCOM (oder zumindest einen ASCOM-Benutzer) schon kennt, wird es einfacher haben als ich.

Es hat seinen Reiz, jetzt das komplette Teleskop bei der Sonnenfotografie aus dem Schatten zu steuern und in SharpCap prinzipiell sogar Autofokus nutzen zu können. Andererseits muss ich sagen, dass das mit Sternegucken zur Entspannung nicht mehr viel zu tun hat, wenn man am Rechner sitzt und die Kamera-Einstellungen bearbeitet. Aber dafür kann man ja einfach ohne Kamera und Laptop auf den Acker gehen und nur den Handcontroller benutzen.

Die kleinere EQStar wird übrigens in Zukunft eine alte HEQ5 ansteuern. Da man die Getriebeübersetzung einfach ändern kann und andere Leute als ich auch Kabel löten können, ist das kein Problem:-) Für mich hat sich das Upgrade jedenfalls gelohnt, und bei rund 20€ Preisunterschied kann ich eigentlich jedem dazu raten, sich nicht nur die EQStar, sondern auch die EQStarPro einmal anzuschauen. Klare Empfehlung für alle, die eine Steuerung nachrüsten wollen, ohne gleich zum Lötkolben greifen wollen.

Ach ja: Die Steuerungen gibt es hier: https://astro-gadget.net/gadgets/category/control-of-telescopes/eq-control

Das Handy als Goto am Teleskop

Wobei mir einfällt, dass ich noch ein neues Spielzeug gar nicht vorgestellt habe: Ich habe mir einen billigen Celestron StarSense Explorer geholt und geschlachtet. Das war ein einfaches Einsteigerteleskop mit App, die den Sternenhimmel per Platesolving mit der Handy-Kamera analysiert und Push-To bietet – einen einfachen Goto-Ersatz, bei dem man das Teleskop selbst verstellt, aber die Ziele trotzdem findet.

Die App läuft auf bis zu fünf Geräten, und ich nutze dieses sehr komfortable PushTo jetzt an zwei Geräten: Das originale Dock hängt an einem Dobson (Celestron bietet mittlerweile auch eigene Dobsons mit StarSense-Dock an), und mit einem selbstgebastelten Adapter und einem Umlenkprisma, das ich noch übrig hatte, kann ich das auch am ED80 auf der Vixen Porta nutzen. Sehr cool. Das muss ich irgendwann auch noch verbloggen, bislang habe ich es nur hier auf Astronomie.de mal vorgestellt.

GoTo und Zahnriemen für die Vixen GP-DX

Der erste Test

Der original-Antrieb der Vixen GP-DX

Update: 2022 habe ich das Upgrade auf die EQStarPro vorgenommen, die klaglos und zuverlässig läuft – alle Probleme durch selbstgelötete Kabel und den Überspannungsschaden der ersten Steuerung gehören nun der Vergangenheit an. Läuft wie ein Traum.

Den neuen Beitrag gibt es hier: Astro-Gadget EQStarPro Montierungssteuerung

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Die Vixen GP-DX war immer so etwas wie meine Traum-Montierung – was gewiss auch damit zusammenhängt, dass ich mit ihr angefangen habe: Auf der Heilbronner Sternwarte haben wir zwei C8, die lange auf Superpolaris-Montierungen betrieben wurden. Klasse Sache, stabil und deutlich leichter als die HEQ-5, die später kamen.

Als mir vor einigen Jahren eine gebrauchte GP-DX (noch aus Vehrenberg-Zeiten) im Biete-Forum von Astronomie.de über den Weg lief, schlug ich dann auch schnell zu. Auf dem Berlebach Uni Stativ hat sie eine gute Basis und ist – bei guter Einnordung – mit meinem ED80/600 sogar ohne Autoguider fototauglich.

Was mich aber immer genervt hat: Sie ist mittlerweile etwas pflegebedürftig, insbesondere die Antriebszahnräder haben sich gerne mal gelöst. Ein Inbusschlüsselsatz war mein ständiger Begleiter. Und da die originalen Vixen-Motoren langsam sind, hat man zwar eine Feinverstellung, aber gerade bei nur 600mm Brennweite ist der Effekte eher gering. An zeitgemäßes Goto ist da gar nicht erst zu denken.

Eine Lösung ist es ja, die Elektronik von einem China-Nachbau an das Vixen-Original zu bauen. Das “Skywatcher SynScan GoTo Upgrade für EQ-5 und Vixen GP Montierungen” liegt bei gut 400 Euro und lässt sich adaptieren, hat aber weiterhin Zahnradantrieb (und somit Getriebespiel). Früher gab es ein NexSXD-Projekt, um Celestron-Steuerungen zu adaptieren – wäre mir sympathisch gewesen, weil ich mich mit der Steuerung auskenne, gibt’s aber nicht mehr. Und dann kam auf Astrotreff dieser Thread. Damals lag die EQStar-Schrittmotor-Steuerung von Astro-Gadget für Schrittmotore auf Ebay noch bei rund 100 Euro, jetzt ist sie etwas teurer – aber dafür gibt es nun auch ein Goto Drive Set mit Motoren zum Spotpreis gibt, sodass man keine passenden Motoren mehr suchen muss. Nachteil: Sie kommt aus der Ukraine…

Aber gut 100 Euro war mir der Versuch wert, wobei ich deutlich mehr Geld in das Motorset für GP von Avalon investieren musste. Das ist zwar nicht wirklich ein Schnäppchen, aber für mich gab es ein paar Gründe, die dafür sprechen:

  • Die Schrittmotoren sind mit der EQStar kompatibel, und von Avalon habe ich auf Anfrage auch die Pinbelegung erhalten. So kriege sogar ich als Elektroniklaie das hin
  • Ich mag Avalon – ich konnte mal mit der M-Zero rumspielen, und falls die EQStar nichts taugt, gäbe es immer noch die Option, auf StarGo von Avalon aufzurüsten
  • Keine Bastelei – die Motoren kommen im Gehäuse. Ich habe keine Werkstatt und keine Lust, groß rumzubasteln.

Heute würde ich wohl gleich das günstigere Komplett-Set von Astro-Gadget ausprobieren, aber zwei Kabel zusammenlöten ist auch kein so großes Problem.

Von Astro-Gadget kam via Ebay dann sehr flott die neue Steuerung: Ein Kästchen mit der Elektronik, ein WLAN-Modul, ein Kabel zum USB-Port vom PC (zur Steuerung via ASCOM), zwei Anschlusskabel für die Montierung und die Treiber-CD, dazu ein kleiner Joystick-Handcontroller, der statt eines Autoguiders an den Autoguider-Port der Steuerung passt.

Die Steuerung passt – mit einem Haargummi – perfekt an ein Berlebach Uni Stativbein. Unten das schwarze WLAN-Modul, links hängt der Joystick.

Nachdem ich zwei neunpolige D-SUB-Stecker aufgetrieben hatte, waren Kabel schnell zusammengelötet und die Motoren schnell angeschlossen. Erster Test am PC, noch ohne Montierung: Hm. Man braucht neben der ASCOM-Plattform ein Windows-Programm namens EQSettings, das auf der Mini-CD beiliegt. Nur: Der USB-Konverter wird zwar erkannt, aber das war’s dann auch. Eine Rücksprache beim Entwickler (danke für den guten Support!) brachte die Lösung: Dem USB-Konverter muss zwingend COM2 zugewiesen werden. Über die Systemsteuerung ging das einwandfrei, nun ich konnte die richtige Übersetzung einstellen (1:576 für die Avalon-Motoren) und über ASCOM irgendwie auch ansprechen (ASCOM ist für mich immer noch ein Buch mit sieben Siegeln) – aber irgendwo kam dann das Bedienfeld, und die Motoren liefen.

Zumindest eine Zeit lang. Bis irgendwann nichts mehr ging, nicht einmal der Piepser beim Anschalten.

Ich weiß bis heute nicht, ob es am Netzteil lag (das etwas mehr als 12V liefert, aber dafür auch bei Kälte genug Strom liefert), an der Steuerung (die 12V will, aber auch bis 15V vertragen soll) oder an der seltsamen Stromversorgung in diesem Haus, wo öfter mal die Sicherung rausfliegt.

Grmpf. Was tun? Die Steuerung in den Wind schreiben? Noch mal eine über Ebay kaufen? Kontakt mit dem Entwickler aufnehmen? Ich entscheide mich für letzteres und bin positiv überrascht: Für wenig Geld bietet er mir eine Reparatur an.

Die Reparatur an sich ist kein Problem, nur – wie kriegt man das Geld in die Ukraine, wenn Ebay nicht dazwischen steckt? Überweisungen aufs Handy sind vielleicht dort üblich, aber hier noch lange nicht, und eine Online-Überweisung? Guter Witz. Ich muss tatsächlich persönlich zur Bank gehen und eine Papierüberweisung abgeben. Online kann ich sie zwar auch gut versteckt ausfüllen, müsste sie dann aber auch ausdrucken und zur Bank tragen. Willkommen im Deutschland des 21. Jahrhunderts.

Die GP-DX mit Zahnriemen

Irgendwann kommt dann die Nachricht vom Zoll, dass ich die Teile abholen kann. Und die Frage, als was die Platinen einzuordnen sind. Was weiß denn ich, ich habe die Zollklassen noch nie gehört. Bin ich Elektroniker? Oder Zöllner? Ein paar Euro später habe ich die Steuerung dann in der Hand. Wenn ich die Spritkosten anschaue und die verlorene Arbeitszeit bezweifle ich, dass sich das für den deutschen Staat lohnt. Und mein Wagen fährt Diesel, bis in alle Ewigkeit…

In der Zwischenzeit habe ich mir auch noch einen LiFePO4 PowerTank von Celestron besorgt. Damit fällt die schwankende Stromversorgung vom Haus schon mal als Fehlerquelle flach, und die Tests können beginnen.

Nachdem dann alles zusammen war, ging es an die ersten ernsthaften Tests. Die Doku von EQStar ist diesbezüglich etwas mager, aber was soll’s – das gehört zu einem Bastelprojekt. Der Reihe nach:

Joystick-Steuerung und die Motoren

Die neuen Motoren an Ort und Stelle.

Die Motoren waren schnell installiert: Die alten Motorblöcke abschrauben, die alten Zahnräder und die Getriebekupplung von der Montierungsachse entfernen, dann die neuen Motoren samt Zahnrädern und Zahnriemen anschrauben – fertig. Die Avalon-Motorgehäuse werden jeweils nur mit einer Schraube an der Montierung befestigt und haben etwas Abstand zum Achsenkreuz der Montierung, also ziehe ich die Schrauben fest an. Über vier Schräubchen im Motorgehäuse lässt sich der Motor noch verschieben, um die richtige Spannung des Zahnriemens einzustellen: Das Band sollte sich ohne Kraftaufwand ein wenig verdrehen lassen (so ca. um 90°), dann passt es. Auch die großen Zahnräder sollten sich ohne Kraftaufwand drehen lassen.

Stecker zum Verschrauben per Schraubenzieher (rechts) sind einfacher zu finden, sinnvoll sind aber nur welche, die sich ohne Werkzeug lassen (links) – zumindest für den mobilen Einsatz.

Die Avalon-Motoren haben D-SUB-Buchsen. Für die ersten Tests hattee ich nur Steckergehäuse gefunden, für die ich einen Schraubenzieher brauche, um sie an die Motoren zu schrauben. Ohne Anschrauben sitzen sie nicht besonders fest und können leicht herausfallen (gerade bei schnellen Schwenks), aber ich habe nicht vor, die Montierung mit dem Schraubenzieher aufzubauen. Mittlerweile habe ich sie durch Stecker ersetzt, die sich mit der Hand verschrauben lassen.

Der Joystick zur Steuerung

Die manuelle Steuerung der Montierung erfolgt über einen kleinen Joystick, der in den Autoguiderport der Montierung gesteckt wird. Ein erster Test: Nachdem der Joystick einmal durch Drücken der Funktionstaste und Bewegen des Joysticks aktiviert wurde, bewegt sich die Montierung. Funktionstaste und Joystick in Deklination bewegen stellt die Geschwindigkeit ein (von 20x bis 500x); Drücken in Rektaszension stellt die Nachführgeschwindigkeit ein. Piepser zeigen an, welchen Wert man gerade eingestellt hat. Man darf in der Nacht nur nicht in die falsche Richtung drücken, sonst läuft auf einmal die Nachführung mit der falschen Geschwindigkeit… Aber soweit läuft es einwandfrei. So schnell war meine Montierung noch nie:-)

Zu viel Luft: Damit die Motorgehäuse am Achsenkreuz anliegen und sich nicht verstellen, muss ich sie etwas unterfüttern. Aber besser so als andersrum

Letztlich ist sie sogar zu schnell: Nach einiger Zeit scheppert die Montierung. Des Rätsels Lösung: Eine Schraube ist zu wenig, um die Motoren fest an ihrer Position zu halten, sie haben sich verdreht. Mit einem Abstandshalter aus Plastik kann ich sie unterfüttern, jetzt läuft sie ruhig, und die Motoren bleiben an ihrem Platz.

Beim Test am Nachthimmel gab’s dann wieder eine Ernüchterung: Die Rektaszensionsachse läuft einwandfrei, die Deklination nicht – nicht einmal per Hand kann ich sie drehen. Wir haben mittlerweile nicht die rund 20° vom Wohnzimmer, sondern um die 0° in der freien Natur, und das Schneckenspiel der Dek-Achse ist jetzt zu stramm. Ich hatte ganz vergessen, dass man das bei der GP-DX ab und zu mal justieren muss. Also ab nach Hause, wo die Inbusschlüsselsammlung ist, Motor abbauen und lockerer einstellen. Dann ab ins Bett…

Beim nächsten Test hat es wie gewünscht funktioniert. Etwas gewöhnungsbedürftig: Der Joystick spricht immer nur einen Motor an. Man kann also nicht beide Achsen gleichzeitig bewegen.

Die Steuerung per App

Einstellungen für SkySafari Pro

Noch mehr Trockentests: Der Steuerung liegt ein WLAN-Modul bei, um das Ganze per App zu steuern – zum Beispiel mit SkySafari Plus. Ich habe etwas gebraucht, um brauchbare Einstellungen zu finden. Im Augenblick habe ich sie als Celestron AVX konfiguriert, SkyWatcher SynScan wäre wohl auch einen Versuch wert.

WLAN gefunden, Steuerung gescheitert.

Die WLAN-Verbindung ist etwas haklig, was aber durchaus an Apple liegen kann – ich habe die Software auf einem älteren iPhone laufen. Auf jeden Fall muss ich immer etwas warten, bis WLAN-Symbol in der Statusleiste erscheint. Vorher muss ich gar nicht erst versuchen, SkySafari zu öffnen (obwohl es manchmal auch funktioniert, wenn LTE statt WLAN angezeigt wird – da steige ich noch nicht ganz durch). Dann kann ich mich meistens über den Connect in SkySafari mit der EQStar-Steuerung verbinden, kriege aber öfter die Fehlermeldung, dass die Steuerung nicht anspricht. Ein Handy-Neustart hilft häufig. Ein Android-Gerät mag besser funktionieren, keine Ahnung.

Wenn die Verbindung steht, läuft es aber ganz gut: Die Steuerung geht davon aus, dass das Teleskop auf den Himmelspol zeigt. Dann muss ich einen neuen Referenzstern anfahren, das Teleskop schwenkt dahin, und ich zentriere ihn über den Joystick oder besser noch mit gelösten Achsklemmen, bestätige in der App mit Align, und fertig. Das ist dann zwar nur ein Ein-Stern-Alignment (mehr kann SkySafari wohl nicht), funktioniert aber schon ganz gut.

Bis das Handy in den Ruhezustand geht und die Verbindung kappt. Unter Appearance & Behaviour bietet SkySafari zwar auch ein “Prevent Sleep”, aber manchmal sind die Reflexe schneller, und ich schalte das Handy aus. Was dafür nett ist: Ich kann die Motoren auch bewegen, indem ich das Handy etwas hin- und herneige. Wobei ich zugeben muss, dass der Touchscreen besser funktioniert als gedacht, auch wenn man die Richtungstasten nicht ertasten kann.

Ach ja: Der kleine Celestron LiFePO4 PowerTank versorgt entweder USB oder Teleskop mit Strom. Ich kann das Handy also nicht ebenfalls über den Powertank mit Strom versorgen – das größere Modell des PowerTanks soll es können. Mist.

Das Goto funktioniert schön, es ist nur etwas ungewohnt, dass erst eine Achse gefahren wird und dann die andere. Außerdem muss ich aufpassen, dass der Motor nicht an der Montierung anschlägt – aber das bin ich von der FS2-Steuerung der Alt-Montierung der Heilbronner Sternwarte auch gewohnt. Ein Tastendruck bricht den Schwenk ab.

Unter Android gibt es noch eine kleine App, um der Steuerung Datum, Zeit und Standort mitzuteilen. Dann weiß die Montierung auch, wann sie umschwenken soll. So erklärt das vielleicht die teilweise etwas seltsamen Positionswinkel. Die Objekte werden aber gefunden.

Fazit: Das Verbinden mit dem WLAN ist etwas hakelig, aber wenn es klappt, läuft es gut.

Steuerung per PC

Das habe ich bislang nur im Trockentest gemacht, aber wenn ich das richtig verstehe, muss ich ASCOM nur auf EQMOD konfigurieren, und muss mich nicht um um Getriebeübersetzungen und so kümmern. Zumindest bewegt sie sich, wenn ich in Guide einen Stern anfahren will. Wenn ich das richtig verstehe, gibt ASCOM nur die Wunschkoordinaten weiter, und die Steuerung kümmert sich um den Rest.

Fazit

Bereit für die Zukunft

Für’s erste bin ich begeistert, vor allem vom Preis-Leistungs-Verhältnis. Die hundert Euro (mittlerweile liegt sie bei 150 Euro, wobei ich das auch schon für die reine Steuerung inkl. Autoguidereingang zu zahlen bereit gewesen wäre) plus Motoren ist sie auf jeden Fall wert. Mir waren schnellere Motoren und Autoguidereingang am wichtigsten. Das Goto ist nicht ganz so wichtig, aber gerade beim Fotografieren sehr hilfreich.

Die EQStar scheint eine gute Möglichkeit zu sein, um eine solide ältere Montierung wie die SP/GP auf den modernen Stand zu bringen, wenn man sich ein bisschen reinarbeiten will. Wenn ich die Arbeitszeit rechne, wäre eine neue Montierung (ohne Zahnriemen und wohl mit geringerer Präzision) günstiger (je nach Stundensatz) – aber ein bisschen rumbasteln gehört zum Hobby Astronomie, und ich sehe keinen Grund, mich von einer alten, aber perfekt laufenden Montierung zu trennen.

Probleme hat vor allem die mangelnde Dokumentation gemacht, aber ich hoffe, alle Problemchen, die ich hatte, lassen sich mit diesem Blogbeitrag lösen. Ich würde die Steuerung nach aktuellem Stand jedenfalls wieder kaufen.

Sehr praktisch ist, dass ich das Kästchen mit der Steuerung – nachdem ich es mit der Bohrmaschine malträtiert habe – einfach mit einem Haargummi am Stativ befestigen kann. Das Kabel zum stationären Rektaszensionsmotor habe auf die kürzeste sinnvolle Länge gekürzt. Das zum Dek-Motor hat eine ziemlich gute Länge, auch wenn es bei kalten Temperaturen etwas steif wird. Und ich habe sogar einen Ersatz für die verbogene Polhöhenschraube meiner Montierung gefunden, sodass sie jetzt wieder voll einsatzfähig ist.

Der Zahnriemenantrieb ist sehr nett, beseitigt aber nur das Getriebespiel, nicht das Schneckenspiel. Schade, dass die GP-DX keine angefederte Schneckenachse hat…

Der nächste Schritt ist dann, wieder ein bisschen durch das Teleskop zu Fotografieren, wenn alles läuft. Bislang habe ich für fokale Fotografie ja vor allem das Equipment der Heilbronner Sternwarte genutzt und war mit kleinen Brennweiten auf dem Star Adventurer unterwegs, oder ohne Guiding mir der GP-DX. Wann ich das alles testen kann? Keine Ahnung – nächste Woche geht’s wieder auf die Hurtigrute, und wenn ich zurück komme, sind die Nächte schon wieder deutlich kürzer. Astronomie braucht Geduld:-)

Alles aufgeräumt – warten auf klaren Himmel…

Bis dahin wird mal alles im neuen Köfferchen verstaut (Schaumstoff von Koffermarkt.com, Koffer von Thomann. Und da gefragt wurde: Der Montierungskoffer mit dem meisten Fotokram und dem Gegengewicht liegt bei 21,5 kg, die Stativtasche bei 13,1 kg (inklusive der Vixen Porta-Montierung, wenn ich rein visuell unterwegs bin. Der Teleskopkoffer mit der aufgesattelten Ablageplatte von Stativ bei 17,8 kg. Das kann ich jetzt alles schön einlagern, bis ich wieder in Deutschland bin und klaren Himmel habe.