Hurtigrute Tag 11 & 12: Von Trondheim bis Bergen

Ab Trondheim wird die Reise zur Erholungsreise: Es gibt nicht mehr viel zu tun, und der Trondheimfjord gibt auch nicht so viel her – man lässt die Landschaft an sich vorbeiziehen und genießt die Sonne, die wir hier im Süden wieder haben.

Ja wirklich: Nach dem gestrigen Nebeltag erwarten uns zwei sonnige Tage entlang der Küste. Ein paar Passagiere haben uns in Trondheim verlassen, und wir dampfen heute non-stop bis Kristiansund, das wir gegen 16:30 erreichen werden.

Aber erst einmal verlassen wir Trondheim, machen den Anleger für das nordgehende Schiff frei (diesmal eine Havila) und passieren wieder Munkholmen. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir dann durch den Trondheimfjord. Die Landschaft ist unaufgeregt, und auf dem Schiff gibt es jetzt die Info-Veranstaltungen. Erst informiert das Expeditionsteam auf deutsch über den Check-Out, dann auf englisch, und um 10:40 haben wir Zeit für unsere Gruppe. Da wir einen eigenen Transferbus haben, laufen da ein paar Dinge anders. Noch kurz mit einem Sekt anstoßen und dann an Deck, bei fast sommerlichen Temperaturen (zumindest in dem windgeschützten Bereich auf Deck 7). Weg mit der Jacke!

Mehr gibt es über die Fahrt nach Kristiansund eigentlich nicht zu erzählen. Der Lektor der englischen Gruppe hält um 11 Uhr einen öffentlichen Vortrag über unseren Platz im Universum, um 14 Uhr gibt es das letzte Treffen mit dem Expeditionsteam, und um 15:25 zeigen sie den Tourfilm des Schiffs. Ich mache mir einen ruhigen Nachmittag, lasse die Seele baumeln und packe schon mal ein bisschen.

Und dann ist auch schon 16:30, und wir fahren an Kristiansund vorbei. Hä?

Die Zufahrt nach Kristiansund unter der Brücke hindurch, diesmal nur aus der Ferne

Normalerweise fahren wir doch durch die Brücke und in die Stadt, statt sie links liegen zu lassen? Hat der Captain die falsche Seekarte bei der Versteigerung für die Hurtigruten-Foundation abgegeben und kennt den Weg nicht mehr?

Wir fahren um die Insel herum und kommen über einen Seitenkanal an unserem gewohnten Anleger. Eine Internetrecherche zeigt: Seit Januar ist die Brücke für Schiffe über 25 Meter gesperrt (Länge? Breite? Höhe? so gut ist mein Norwegisch dann doch noch nicht), sie soll besser gegen Kollisionen gesichert werden. Irgendwann 2027 soll es wieder unter der Brücke hindurch gehen. Schauen wir mal, ob es stimmt.

So haben wir durch die Schleife, die wir fahren, etwas weniger Zeit in Kristiansund, aber für einen Besuch bei der Statue der Fischerfrau langt es.

Nach einer knappen Stunde geht es weiter, Kurs Rørvik und über eine sehr ruhige Folda. Auf dem Westfjord gibt es jetzt bis zu 10 Meter Wellen, wir haben vielleicht einen Meter oder etwas mehr. Ententeich bei Sonnenschein…

Auf der Folda

Gut, etwas Bewegung ist auf dem Schiff, und die kleinen Fischerboote, die wir gelegentlich überholen, tanzen schon ganz hübsch auf den Wellen, aber für eine offene Seestrecke ist das sehr human.

Der letzte Hafen des Tages ist Molde um 21:15 – bei einer halben Stunde Aufenthalt lohnt es sich nicht, da von Bord zu gehen, aber die Anfahrt: Wow.

Perfekt klarer Himmel, wunderschöne Dämmerungsfarben, und die schneebedeckten Rømsdal-Alpen am Horizont. Dazu sehr angenehme Temperaturen und kaum Fahrtwind – es wird eindeutig Sommer. Anfang April…

Das Scandic-Hotel reflektiert den Abendhimmel wunderschön – Alpenglühen auf der Fassade. Dann legen wir an, lassen die Ausflügler an Bord, die im Marmorbergwerk waren, und bleiben noch ein bisschen länger: Es gibt viel Fracht zu entladen. Zeit genug, die schöne Mondsichel zu bewundern, die im Sternbild Stier steht.

Als wir ablegen, ist schon ziemlich dunkel, und ich warte auf Polarlys – in diesem Fall die nordgehende Hurtigrute, die sich dem Sturm stellen darf.

Und dann kommt Sven mit der Meldung, dass sich auf der anderen Seite vom Schiff das andere Polarlicht zeigt. So weit im Süden mache ich mir keine Hoffnung auf eine gute Show, aber ein schöner grüner Bogen steht über dem Horizont – schnell eine Whatsapp an die Gruppe und die Kamera holen, dann kommt auch schon die Durchsage, und es wird voller an Deck.

Es lohnt sich: Das Polarlicht steht dekorativ niedrig über den Bergen, die Handys zeigen überraschend viel rot, und wir haben ein paar sehr schöne Vorhänge und auch Bewegung. Ein mehr als gelungener Abschluss. Und was immer wieder klappt: Stell deine Kamera irgendwo hin, und jemand wird sich davor stellen. Bzw. zehn Zentimeter daneben seine Kamera aufbauen, weil ich meine Kamera an die Reling schraube und man sich nicht davor stellen kann. Das muss ja der beste Platz auf dem 120 Meter langen Schiff sein…

Auf dem Handy sieht das natürlich ganz anders aus, aber ich versuche immer einen natürlichen Look hinzubekommen statt Technicolor-Grün und -Rot.

Gegen halb zwölf baue ich die Kamera ab, überspiele die Daten auf meinen Rechner, bearbeite sie und starte den Zeitraffer. Feierabend für heute.

Tag 12 – Ab nach Bergen

Ein paar Stunden später bin wieder wach, um kurz vor sieben und etwas bevor der Wecker klingelt. Bei der Fahrt um das Westfjord war erstmals etwas Bewegung im Schiff, aber im großen Ganzen hatten wir eine extrem ruhige See auf dieser Tour. Kurz den Zeitraffer fertigstellen, duschen und packen, dann Frühstück und ein paar Fotos von Florø, wo wir kurz nach 8 Uhr anlegen – unser letzter Hafen vor Bergen.

Bei Licht schaut Florø auch ganz hübsch aus, und die Landschaft bietet mit ein paar Wolken wunderschöne Fotomotive. Jacke braucht man heute auch keine mehr…

Dank Florø weiß ich jetzt auch, wo Lego die Vorlage für die alten Polizeistationen her hat. Die dänischen Klemmbausteinhersteller müssen auch mal hier gewesen sein…

Um 10 Uhr ist Checkout aus den Kabinen (schließlich kommen kurz nach unserer Ankunft in Bergen schon die nächsten Gäste), und das Gepäck muss bis dahin auch für den Gepäckservice bereitgestellt werden. So muss man nur auf sein Handgepäck aufpassen, und kann die Koffer an Land entgegennehmen.

Ab 9 Uhr mache ich es mir ein letztes Mal in unserer Reiseleiterecke bequem. Das Tagesprogramm auf dem Schiff:

  • 6-15 Uhr: Vergessen Sie nichts! – Ich probiere es, man schaut ja doch achtmal in die Kabine, ob man alles hat
  • 10:10-10:20 Uhr: Signier”stunde” mit den Offizieren
  • 10:25 Uhr: Fragestunde mit den Offizieren (ob jemand fragt, wo sie beim Captain’s Dinner waren?)
  • ca. 11 Uhr Fahrt durch den Steinsund
  • 11:10 Uhr: Norways Costal Kitchen – Miesmuscheln

Soll ja keinem langweilig werden. Ach ja: Um 11:30 macht das Restaurant ein letztes Mal auf.

Ich schaue mir davon nur den Steinsund an: Blauer Himmel und dramatische Wolken wechseln sich ab. Und dann wird es irgendwie doch langweilig – die Fahrt zieht sich. Irgendwann verziehe ich mich auf Deck 7, draußen sind ein paar Sitzplätze frei, und drinnen wird doch etwas viel gehustet…

Und schließlich ist es soweit: Trotz bestem Wetter erreichen wir mit 15 Minuten Verspätung Bergen. Vielleicht lag es an der Signierstunde, für die der Captain Freizeitausgleich wollte… jedenfalls ist es erst um 15 Uhr soweit, dass die Gangway an Deck 5 angedockt hat. Bergen ist der einzige Hafen, wo das Schiff über Deck 5 verlassen wird, ausgescant wird an Land im Terminalgebäude.

Zuerst verlässt die Crew das Schiff – in diesem Fall gehören Sven und ich auch dazu (und andere Gruppenreiseleiter), damit wir draußen den richtigen Bus organisieren können. Zum Glück läuft das Entladen vom Gepäck schnell, 20 Minuten später sind wir alle im Bus – der Vorteil einer kleinen Gruppe. Dann eine knappe halbe Stunde Fahrt zum Flughafen (Donnerstags um 15:30 ist der Feierabendverkehr noch kein Problem), dann am KLM-Schalter anstellen. Etwa 20 Personen sind vor uns, gut – alles entspannt, Gepäck aufgeben und an zur Security, die in Norwegen effizient und freundlich ist.

Wohin?

Jetzt kommt auch der nächste Bus vom Schiff an, und die Schlange am Check-In-Schalter reicht einmal quer durch dass Terminal-Gebäude. Gut, dass wir das schon hinter uns haben. Eine gute Dreiviertelstunde bleibt noch für Duty-Free, und dann ist auch schon Boarding.

Dann noch einmal kurz Verwirrung: Wer im Flieger in Reihe 1-19 sitzt, soll vorne einsteigen, wer in 25-39 sitzt, soll hinten einsteigen und steht vor verschlossenen Türen, und was mache ich mit Reihe 21? Mal vorne Einsteigen…

Und das war es dann auch schon. Der Flug nach Amsterdam verläuft problemlos, eineinhalb Stunden später kriege ich den Bus zum nächsten Flieger, ab nach Stuttgart, wo mein Gepäck auch mit mir ankommt, und noch kurz eine Kleinigkeit essen. Burger King für fast 20 Euro. Früher war Norwegen mal ein teures Reiseland, aber irgendwie ist das auch vorbei. Gegen halb eins bin ich dann zuhause, und Tag 13 ist schnell erzählt: Ausschlafen, dieses Blog fertig schreiben, Bilder hochspielen und die Wäschetonne vollmachen. Und weil es so schön war, zum Abschluss noch das Video vom Polarlicht in Molde:

Das war es erst einmal mit Nordlicht, meine nächste Tour ist erst im November. Jetzt erst einmal an die sommerlichen 20 Grad in Süddeutschland gewöhnen…

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