Der Baader SunDancer II H-alpha-Filter

Ich hatte das Glück, mit einem der ersten SunDancer II H-alpha-Filter „spielen“ zu können und ihn auf Herz und Nieren testen zu dürfen. Auch wenn ich nicht zu den erfahrensten H-alpha-Beobachtern gehöre, konnte ich die Sonne mit den beiden H-alpha-Teleskopen der Heilbronner Sternwarte die Sonne seit über 20 Jahren immer wieder beobachten. Das sind ein 20/20-Ansatz von Wolfgang Lille mit 0,8Å am 150/2250-Refraktor (der einen klassischen Protuberanzenansatz ergänzt), und ein Lunt LS-60 Teleskop. Dabei gebe ich unumwunden zu, dass ich das Konzept des Lunt gerade für die Öffentlichkeitsarbeit überzeugend finde: Ein vollständiges Teleskop, bei dem nichts schief gehen kann. Idiotensicher also, was gerade in einem Verein wichtig ist.

Das hatte ich auch Herrn Baader gegenüber erwähnt, als ich bei einem Besuch vor Ort zufällig einmal die Gelegenheit hatte, durch einen SolarSpectrum-Ansatz zu schauen, der gerade vor dem Verkauf getestet wurde: Sehr schönes Bild, aber mit Energieschutzfilter vor dem Objektiv und Stromanschluss für die Heizung für mich eher uninteressant. 

Vielleicht verdanke ich nicht zuletzt dieser Bemerkung die Chance, mir den neuen SunDancer II einmal anzuschauen. Ein Danaer-Geschenk, wenn ich das mal so sagen darf – H-alpha macht eh schon süchtig…

“Meine” H-alpha-Geräte: Der 6″-Refraktor der Heilbronner Sternwarte, mein ED80/600 mit SunDancer II, und das Lunt 60 der Sternwarte

Verwenden des SunDancer II

Der SunDancer II hat nämlich mit meinen Vorbehalten gegenüber beheizten Filtern gründlich aufgeräumt. Er braucht zwar Strom, aber das hat sich in der Praxis als irrelevant erwiesen: Da ich bei der Sonnenbeobachtung ohnehin mit Nachführung arbeite, ist sowieso Strom vorhanden, und mein PowerTank hat ausreichend Ampere, um neben dem Teleskop auch noch die Heizung des H-alpha-Filters zu betreiben. Der Aufwand für den beheizten Filter beschränkt sich also darauf, ein Y-Kabel zwischenzuschalten und die Stromkabel zu verbinden. Den Rest übernimmt die Elektronik, die den Filter auf die Betriebstemperatur hochheizt; die H-alpha-Linie muss also nicht wie bei den anderen Geräten über ein Drehrad eingestellt werden. Das ist vor allem bei längeren Beobachtungssessions interessant, wenn sich durch Temperaturschwankungen das Durchlassfenster des Filters verschieben kann. Gerade bei einer öffentlichen Führung schaut man nicht nach jedem Gast selbst durch das Teleskop um zu sehen, ob das Objekt noch zentriert und optimal dargestellt wird; da ist es Gold wert, wenn man sich um nichts weiter kümmern muss.

Der SunDancer II besteht aus zwei mit dem üblichen T-2-Gewinde verbundenen Teilen, die am Stück bleiben können: Das eine ist die 3x-Telezentrik mit integriertem Blockfilter, das andere ist das Etalon (also der eigentliche H-alpha-Filter) mit seinem “Ofen”. Dazu kommen noch die kleine Elektronikbox, die Temperatur regelt, und Netzteil bzw. optionales Akkupack.

Der SunDancer II und die Kontrolleinheit für die Temperatursteuerung.

Kurz zur Funktionsweiße von H-alpha-Filtern: Das Etalon ist ein Interferenzfilter, der die H-alpha-Linie bei 656nm durchlässt, ebenso wie Vielfache davon. Die exakte Wellenlänge, die durchgelassen wird, hängt dabei von der Filterdicke ab, und die Heizung regelt die Filterdicke – Wärme dehnt ja bekanntlich aus. Bei unserem alten Filter von Wolfgang Lille wird die Durchlasslinie durch Verkippen des Filters geregelt: Wenn der Filter schräg steht, legt das Licht einen längeren Weg durch den Filter zurück, und andere Wellenlängen werden durch Interferenz ausgelöscht. Das erklärt auch die hohen Ansprüche an die Oberflächengenauigkeit und den stolzen Preis. 

Damit der Interferenzfilter funktioniert, muss das Lichtbündel zwingend aus parallelen Lichtstrahlen bestehen und idealerweise ein Öffnungsverhältnis von etwa f/30 erzeugen – dafür sorgt die Telezentrik, die anders als eine Barlow nicht nur das Öffnungsverhältnis verändert, indem sie den Brennpunkt verschiebt, sondern auch für ein parallelen Strahlengang sorgt. (Deshalb kann ich den Filter auch nicht ohne Telezentrik an meinem 125/3500 f/28 Schiefspiegler verwenden – das Öffnungsverhältnis würde passen, aber das Licht ist trotzdem in einem Brennpunkt gebündelt statt parallel. Außerdem bräuchte ich immer noch einene Blockfilter und müsste mir überlegen, wo ich einen Energieschutzfilter platzieren könnte.)

Der hartvergütete Blockfilter des SunDancer II sitzt vor dem Etalon und sogar noch vor der Telezentrik. Er blockiert nicht nur die unerwünschten Nebenlinien, sondern auch fast alles andere, was den H-alpha-Filter an Sonnenstrahlung erreicht. Dadurch sieht er aus wie ein Spiegel und schützt das empfindliche Etalon davor, dass die Sonnenstrahlung eingebaute Polarisatoren oder seine Ölfügung einfach verdampft. Bis 80mm Öffnung langt beim SunDancer II dieser Blockfilter als Schutz, für größere Geräte ist ein zusätzlicher Energieschutzfilter vor dem Teleskop zwingend notwendig. Der einziger Nachteil bei der Arbeit ohne Blockfilter am kleinen Teleskop: Man darf nicht von vorne in das Teleskop schauen, da die am Blockfilter reflektierte, gebündelte Sonnenstrahlung durch das Objektiv hindurch zurückgeworfen wird. Darauf muss geachtet werden, wenn Teleskop und Sonne recht niedrig stehen und man zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit macht, wo doch immer wieder jemand neugierig in das Teleskop blicken kann. Auf einer hohen Montierung oder beim Blick vom Balkon spielt das keine Rolle. Natürlich kann auch bei kleineren Teleskopen ein Energieschutzfilter sinnvoll verwendet werden. 

Der SunDancer II am Teleskop

An meinem ED80/600 habe ich es daher so einfach wie es nur geht: Ich muss lediglich den SunDancer II an den Strom anschließen, in den Zenitspiegel stecken und ein Okular hineinstecken. Nach vielleicht zwei Minuten zeigt das Display keine Temperaturänderung mehr an, und er ist vollständig einsatzbereit. 

Für das Finetuning der H-alpha-Linie kann man den Filter über eine Mikrometerschraube leicht verkippen und so den Dopplereffekt ausgleichen: Wenn sich eine Materiewolke auf der Sonne in unsere Richtung bewegt, verschiebt sich die H-alpha-Linie in den blauen Flügel des Spektrums. Mit der Mikrometerschraube kann man schnell überprüfen, ob es gerade Ereignisse gibt, die eine Verschiebung der H-alpha-Linie erforderlich machen. So lässt sich die Durchlasslinie schnell und einfach verschieben, wenn der voreingestellte Wert nicht passt.

Über die Temperaturregelung der Steuerbox kann die H-alpha-Linie ebenfalls verschoben werden. So vermeidet man die Filterkippung, was für höchste Ansprüche interessant sein mag, und kann den Filter bei Bedarf auf das eigene System finetunen, falls die Werkseinstellung der Temperatur nicht optimal ist. 

Die Mikrometerschraube dient dazu, schnell einen Blick in den blauen Flügel der H-alpha-Linie zu werfen

Optimal arbeitet der Etalon ab f/30, die eingebaute Telezentrik hat den Faktor drei. Perfekt ist er daher an Teleskopen mit f/10; bei schnelleren Teleskopen kann eine Temperaturanpassung für das Finetuning sinnvoll sein. Mein ED80/600 mit f/7,5 ist eigentlich zu schnell (der Filter arbeitet so bei f/22,5), aber das Bild war trotzdem hervorragend – das ist eindeutig ein Vorteil des von der Telezentrik parallelisierten Strahlenbündels. Eine 4x Telezetrik hat Baader in Vorbereitung, aber aktuell kann niemand sagen, wann sie endgültig verfügbar ist. Corona sei Dank sind ja schon existierende Produkte nur schwer erhältlich…

Zuletzt noch wichtig für das Handling: Die Fokuslage unterscheidet sich mit der 2″-Steckhülse kaum von der eines üblichen Okulars, wenn die Sonne im Weißlicht mit Astrosolar-Folie beobachtet wird. Er sollte also (entweder mit 1,25″ oder 2″ Steckhülse, beides ist vorhanden) an praktisch jedem Teleskop in den Fokus kommen, auch an Newtons.

Beobachten

Der SunDancer II ist ein vollständiger H-alpha-Filter mit rund 0,6 Å Durchlassbreite, der kaum größer ist als ein Okular und auch nicht aufwändiger zu bedienen: An Teleskopen bis 80mm ist kein Energieschutzfilter nötig, damit passt er ohne Aufwand an meinen ED80/600. Als Zenitspiegel habe ich einen alten dielektrischen Baader MaxBright 2“ Zenitspiegel.

Allerdings habe ich ein kleines Problem: Durch die Telezentrik arbeite ich bei 1800mm Brennweite, und mein Standard-Okularpark macht einen Sprung vom 36mm 2″ Hyperion Aspheric zum 9mm Morpheus. Also in diesem Fall von 50x auf 200x. Da sind 80mm Öffnung natürlich überfordert. Aber im Schrank habe ich noch einen Satz Baader Classic Orthos; mit dem 32mm Plössl (56x) und dem 18er Ortho (100x) kann ich gut arbeiten.

Auch das 36mm 2″-Hyperion lässt sich verwenden und bietet einen angenehmeren Einblick als 1,25″-Okulare

Sehr schön: Ich sehe mit 600mm Teleskopbrennweite die ganze Sonne! Und was für ein Bild: Mit 0,6Å zeigt er Protuberanzen und Scheibe gleichzeitig mit schön ausgewogenem Kontrast. Mein erster Eindruck: Der SunDancer II raucht die beiden H-alpha-Filter auf der Sternwarte in der Pfeife. Aber ohne Probleme. Sehr, sehr chic.

Die H-alpha-Linie wurde auf Anhieb getroffen, ich habe noch nichts nachgeregelt. Ganz wichtig bei der Sonnenbeobachtung: Schatten! Seitliches Streulicht ruiniert den Kontrast, schon eine gute Augenmuschel bringt mehr als ein besseres Okular. Die beste Kontraststeigerung erziele ich durch das Astrogarten Beobachtungstuch, das ich mir vor einiger Zeit geleistet hatte. Das ist wohl das wichtigste Zubehörteil für die H-alpha-Beobachtung, falls man dabei nicht im Schatten sitzen kann. (Prinzipiell funktioniert auch eine Jacke – aber unter der wird es sehr schnell sehr stickig).

Nach dem ersten Wow-Effekt müssen natürlich ein paar Dinge ausprobiert werden, um zu sehen, was alles geht. Kriege ich mein 36mm-Hyperion an den SunDancer? Ja – entweder mit einer 2″/T-2-Okularklemme (die ich nicht in meinem Fundus habe), oder dem Gewindering M48 auf T-2 (T-2 Bauteil #29) # 2458110, den ich für irgendein anderes Projekt noch rumfahren hatte. Damit kann ich das Okular direkt auf den H-alpha-Filter schrauben: Sehr chic. Das Bildfeld scheint sogar etwas größer zu sein als im 32er Classic Plössl, und der Einblick ist auf jeden Fall entspannter als im 1,25“-Okular. Die Kombination entwickelt sich später zu meiner Standard-Kombi am SunDancer II – mit einem T-2-Schnellwechsler kann ich zwischen dem 36er Hyperion und der 1,25″-Okularklemme aus dem Lieferumfang wechseln und spare mir die Schrauberei bzw. eine 2″ Okularklemme. 

Ebenfalls zum ständigen Begleiter ist ein normaler Sonnenfilter geworden: Wenn die Sonne nicht perfekt zentriert ist, ist sie auch mit einem einfachen Sonnensucher kaum zu finden. Also vorher kurz einen Blick auf die Sonne im Weißlicht, bevor der Herschelkeil durch den SunDancer ersetzt wird.

Bino

Und dann mache ich einen großen Fehler: Ich schließe ein Bino an – das Großfeldbino von unserem Verein, mit einem Satz Eudiaskopischen Okularen. Das haut mich wirklich von den Socken. So beeindruckend habe ich die Sonne wirklich noch nicht gesehen, auch nicht im kleinen Lunt, an dem ich das Bino schon ein paar mal verwendet hatte. Fokus ist auch kein Problem: Durch die Telezentrik ist der Strahlengang ja schon perfekt parallel, und alle Fokussierprobleme lösen sich auf einmal in Luft auf. Sogar der Glaswegkorrektor kann entfallen, und ich muss trotzdem nur rund drei Zentimeter näher ans Teleskop als ohne Bino. Das macht deutlich mehr Spaß als am Lunt mit 1,6x Glaswegkorrektor. 

Der SunDancer II mit Bino-Ansatz. In dem Moment war klar: Haben will!

Und warum war das ein Fehler, das Bino anzuschließen? Weil das der Moment war, als klar war, dass der SunDancer II bei mir bleiben muss. Zum Glück waren letztes Jahr fast alle Urlaube ins Wasser gefallen, und es war noch etwas Geld in meinem Portemonnaie. Aber das heißt auch, dass ein Bino her muss, sobald das MaxBright II wieder lieferbar ist. Und passende Okulare. Diese Leihgabe wurde wirklich zum Danaer-Geschenk – aber wie ich immer zu sagen pflege: Solange es nur einmal weh tut – beim Bezahlen – und danach nicht mehr, ist es das wert. Und dank freiberuflichem Schaffen im Homeoffice ist der schnelle Blick auf die Sonne für mich kein Problem, da wird er noch öfter benutzt werden. Kein billiger Spaß, aber ein großer (und der Filter soll alterungsbeständig sein, über die Jahre rechnet sich das).

Einige Zeit später konnte ich dann auf unserer Sternwarte noch ein paar Vergleiche anstellen. Ich betreibe ihn ja eigentlich an einem viel zu schnellen Teleskop, also blendete ich meinen ED80/600 auf 60mm ab. Der Effekt war vernachlässigbar: Auf den ersten Blick ist da kein großer Unterschied zu sehen, wahrscheinlich gleicht der Auflösungsverlust den Kontrastgewinn aus – der Sprung von 80 auf 60mm ist zumindest bei der Deep-Sky-Beobachtung schon spürbar, schließlich sagt die Faustregel, dass man sich mindestens um die halbe Öffnung verbessern sollte, um den Unterschied zwischen zwei Teleskopen zu merken. Das Abblenden hat mir jedenfalls keinen für mich ersichtlichen spürbaren Vorteil gebracht.

Nächstes Teleskop: Ein alter Vixen 90/1000 mit Baader Clicklock-Zenitspiegel. Hier arbeitet der Filter bei f/33 etwa mit dem optimalen Öffnungsverhältnis, und der Kontrast ist noch ein gutes Stück besser. Bei 90mm und fehlendem Energieschutzfilter mache ich das aber nur kurz, auch wenn die Energiebelastung aus dem Bauch heraus kaum größer sein dürfte als am lichtstärkeren ED80. Bei nur einem Zentimeter mehr Öffnung geht das bessere Bild wohl eindeutig auf das optimalere Öffnungsverhältnis zurück.

Was mir bei 1000mm Brennweite negativ auffällt: Der Filter hat intern eine 19mm-Blende, bei effektiv 3m Brennweite passt die Sonne also nicht mehr vollständig ins Bild. Die 600mm sind ziemlich genau der Sweet Spot, bei dem die Sonne noch ganz durch den Filter passt. Das passt wunderbar zu den vielen kleinen, feinen APOs, die grad auf dem Markt sind, und größere Filter kosten natürlich mehr Geld. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen: Die Zunahme der Bildqualität mach das eingeschränkte Bildfeld mehr als wett. Wenn ich höher vergrößere, um Details zu beobachten, passt die ganze Sonne ohnehin nicht mehr ins Okular.

Wetterbedingt konnte ich auf der Sternwarte nur einen weiteren Test machen: Wie war denn das Bild im kleinen Lunt? Zugegeben, die komplette Sonnenscheibe erschien gar nicht so viel schlechter, und das Bild war heller. Nur mit Vergrößern ist nicht viel: Da geht den 60mm des Lunt doch rasch die Luft aus. Damit ist es immer noch nett, aber – ja, eben nur nett. Vor allem im Bino fehlt der Wow-Effekt, der mich beim SunDancer II von den Socken gehauen hat (abgesehen davon, dass das Lunt dafür einen Glaswegkorrektor braucht).

Nur zum Vergleich mit dem Ansatz von Lille bin ich noch nicht gekommen. Aber: Hier hängt ein ähnlich großer Filter mit 0,8Å an einem auf 10cm abgeblendeten 150/2250-Refraktor, bei 4,5m Brennweite. Also ist nur ein noch kleinerer Ausschnitt der Sonnenscheibe zu erkennen, in einem Filter mit größerem Durchlass und okularbedingt (1,25″) bei 140x Minimalvergrößerung – den Test kann ich mir eigentlich schenken. 

Fotografie

Dann gibt’s natürlich noch den Wunsch nach dem perfekten Foto… bei 1800mm Brennweite würde die Sonne noch auf eine Vollformatkamera passen; in meinem Fundus ist aber nur eine DSLR mit APS-C: Da fehlt der Sonnenrand. Spaßeshalber probiere ich einmal aus, ein Kameraobjektiv an das Okular anzuschließen: Prinzipiell bekomme ich so die gesamte Sonne sogar mit einer Micro-Fourthirds-Kamera aufs Bild, aber durch einen noch größeren Linsenstapel und immer noch nur mit einer Farbkamera – also eine für die Sonnenfotografie denkbar ungeeignete Kombination. 

Erster Test: Die partielle Sonnenfinsternis mit MFT-Farbkamera und Telekompressor

Was dagegen wunderbar funktioniert, nachdem die Adaptionsfrage einmal geklärt ist: Der SolarSpectrum Research Grade H-alpha 0.4x Telekompressor 2″ # 2459260. Er hat bei der starken Kompression zwar nur noch ein Bildfeld von 16mm, aber da der Filter selbst nur 19mm hat, ist das kein Problem, und ich bekomme die komplette Sonnenscheibe sogar auf meiner MFT-Kamera formatfüllend auf den Sensor. Chic. Auch der Kompressor muss also bei mir bleiben. Mein erster Schnappschuss mit etwas Nachbearbeitung in Lightroom und Photoshop ist zwar weit von dem entfernt, was der Filter kann, aber ich mache ja schließlich Astrofotografie für Anfänger (So viel Eigenwerbung muss sein, wenn Sie schon bis hierher durchgehalten haben: Das Buch gibt‘s jetzt schon in zweiter Auflage!). Und wenn ich mir die Youtube-Tutorials anschaue, die eine Dreiviertelstunde Bildbearbeitung zeigen, bleibe ich wohl auch erstmal dabei.

Als Schwarz-Weiß-Kamera habe ich ohnehin nur die kleine ZWO ASI Mini, die ich als Guider einsetze. Prinzipiell funktioniert sie wunderbar, aber sie zeigt die Streifen, die bei vielen H-alpha-Setups zu sehen sind und wohl auf die Kamera zurückgehen. Zumindest ist das die gängige Erklärung, vor allem weil nicht jede Kamera am selben Gerät den Effekt zeigt. Eventuell ist es durch Kippen von Kamera oder Filter zu beseitigen – oder durch ein Flatframe, aber mach mal ein Flatframe für H-alpha…

Im Fall meiner ASI Mini hilft Kippen aber nicht: Die Streifen sind von der Verkippung unabhängig und ändern sich auch weder in Position noch Form, wenn ich den Filter vor der Kamera drehe oder kippe – es muss also an der Kamera liegen. Aber: Wenn ich mit nicht perfekter Nachführung auf Protuberanzenjagd gehe und die Bilder stacke, mitteln die Streifen sich wohl auch raus. Zumindest bin ich mit meiner ersten Aufnahme einer Protuberanz ganz zufrieden – 10 Sekunden Aufnahmesequenz, gemittelt und bearbeitet in Registax, mit dem ED80/600 und der integrierten Telezentrik bei effektiv 1800mm Brennweite. Für den Erstling passt das schon ganz gut:

Eine hübsche Protuberanz am 2. September 2021. Nicht schlecht für meine erste Aufnahme einer Protuberanz mit einer monochromen Kamera:-)

Fazit

Mein Teleskop wird nun noch häufiger genutzt.

Das Fazit ist einfach: Der Filter muss bleiben, obwohl ich das gar nicht wollte. Einfach zu geil, salopp gesagt. Für das Geld eines Lunt H-alpha-Teleskops kriege ich zwar nur den Filter, aber an einem kleinen 80er-Refraktor schlägt er das vertraute 60er Lunt von unserem Verein um Längen, und ein Teleskop habe ich ja eh schon. Jetzt hat sich seine Nutzungszeit auch vervielfacht – ich hätte nicht gedacht, dass ein Filter mit Elektronik so leicht zu bedienen ist und so viel Spaß macht. Vor allem binokular…