Wir sind mittlerweile wieder auf dem Weg nach Süden, und das Highlight des Tages – die Begegnung mit der MS Lofoten – ignoriere ich. Schließlich hatte ich ihr schon einmal während dem Abendessen zugewunken. Eigentlich hatte ich mir Ausschlafen vorgenommen, das klappt aber nicht: Die allgemeinen Infos zur Abfahrt in Havøysund kommen kurz vor acht nicht über das normale Sprechsystem, sondern über die Notfall-Lautsprecher – da stehe wohl nicht nur ich senkrecht im Bett. Das Frühstück fällt zugunsten der Reiseleiter-Sprechstunde trotzdem knapp aus, und sogar den leckeren Energiekaffee an Deck auf der Höhe von Melkøya verpasse ich – Kameras wollen erklärt werden.
Je näher wir Hammerfest kommen, desto besser wird das Wetter, und alles ist bereit für eine kurze Tour durch die Stadt. Sie wird beinahe eine Kirchentour, zumindest hat die Stadt einige Gotteshäuser zu bieten – katholisch, evangelisch, Methodisten… Mein erster Halt ist aber “meine Bank” am Musikpavillon. Es liegt noch mehr Schnee als im Januar, aber diesmal habe ich mein Mäntelchen dabei, sodass ich Platz nehmen kann. Anschließend geht die Rundtour erst zum Kulturhaus und dem Zufluchtsraum in seiner Nähe, dann zu der Kapelle und Kirche, die das Stadtbild prägen.
In die Kapelle kommen wir nicht hinein, aber die Kirche hat offen. Der Blick hinein lohnt sich immer. Für das nahegelegene Grenzlandmuseum (Gjenreisningsmuseet for Finnmark og Nord-Troms) habe ich keine Zeit, da ich mal wieder in der Buchhandlung und dem Eisbärenclub vorbeischauen will. Da nächste Woche mal wieder Mammut Salg mit vielen Sonderangeboten ist, sind die meisten Bücher abgedeckt, sodass ich nichts hübsches finde. Aber der Eisbär im Eingang der Buchhandlung begrüßt mich trotzdem freundlich. Vielleicht schaffe ich es im April in das Museum.
Im Eisbärenclub wurde etwas umgeräumt, aber da es ziemlich voll ist, heißt es für mich zurück auf’s Schiff: Mittagessen und Vortrag vorbereiten. Heute bin ich wieder dran und darf Geschichten über die Sternbilder erzählen. Irgendwann habe ich das Buch dazu vielleicht auch endlich einmal druckfähig…
Der Nachmittag wäre eigentlich ideal für den Vortrag, da es sonst nicht viel zu tun gibt, aber wir haben den Termin diesmal nicht gekriegt. In Øksfjord halten wir auch nur eine Viertelstunde, was immerhin für ein paar schöne Fotos langt, anschließend geht es auch schon auf die Lopphavet. Auch diese offene Seestrecke ist außergewöhnlich ruhig – der immer noch recht bewölkte Himmel geht zumindest mit recht ruhiger See einher.
Um 16:30 führen Matrosen vor, wie man Knoten knüpft, während für mich der Endspurt beginnt: 17 Uhr ist mein Abschlussvortrag. Danach gibt Margit noch eine kurze Vorschau, und dann steht auch schon wieder das Abendessen an.
Der Abend klingt in der Bar aus – so langsam kommt man noch mit weiteren Gästen ins Gespräch. Das Tagesprogramm sieht keine Überbrückung für die Fahrt nach Tromsø vor, trotzdem wird ein Film über den Männerchor von Berlevåg gezeigt, auf norwegisch mit englischen Untertiteln. Und das Polarlicht? Als wir das letzte Mal rausgesehen haben, war bedeckt und kein Licht, sodass wir uns in der Bar festgeschwätzt hatten.
Kurz vor Tromsø kamen dann einige Passagiere rein und schwärmten davon, was das für ein tolles Polarlicht in der letzten halben Stunde gewesen war. Toll – es hat natürlich keiner für nötig gehalten, kurz reinzuschauen und an der Bar Bescheid zu sagen. Da das Polarlicht hinter dem Schiff war, hat der Kapitän das natürlich auch nicht gesehen (die Brücke ist vorne auf Deck 7, da hat er noch zwei Decks über sich und keine Sicht nach hinten), sodass es keine Durchsage gab. Und der Wetterbericht war für die Zeit nach Tromsø optimistischer, wobei das Wetter natürlich sehr unvorhersagbar ist. Für uns blieb daher nur noch das, was Dan auf meiner letzten Tromsø-Tour als lite, lite lys bezeichnet hat: Wenig, wenig Licht.
Im Hafen blitzt immer wieder es Polarlicht zwischen den Wolken durch, aber letztlich lohnt es sich nicht, darauf zu spekulieren. Stattdessen nutzen wir den Samstagabend in der großen Stadt zum Ausgehen: Die Stadt wird wieder von Studenten bevölkert, und es ist viel los auf Tromsøs Straßen. Im Rorbua am Hafen ist die Musik etwas laut, daher landen wir im Bahnhof, wo es nicht nur Guinness gibt, sondern die Musik auch leise genug für eine Unterhaltung ist.
Wieder auf dem Schiff wird noch etwas Polarlichtwache gehalten, aber es gibt bis kurz nach zwei Uhr weder größere Wolkenlücken noch sichtbares Polarlicht. Sehr, sehr schade.