Der Tag beginnt unruhig, das Wetter war schon besser: 16 m/s entsprechen Windstärke 7, mit Ententeich ist nicht mehr viel. Zwar haben wir noch lange keinen richtigen Sturm, aber die Nordkapp schaukelt schon ein wenig. Für mich heißt es heute früh aufstehen: Zwar ist das Frühstück erst für neun Uhr geplant, aber um 8:20 heißt es Polarlys. Genauer gesagt MS Polarlys, auch wenn mich an Deck der ein oder andere fragt, was das mit Polarlicht war, das gerade durchgesagt wurde – bei dem Wetter und am Tag?
MS Nordkapp trifft MS Poalrlys – 18. Februar 2015 from Alex Kerste on Vimeo.
Da bleibt mir nur, auf das vorbeifahrende Schiff zu zeigen… Dass ich sie sehen wollte, hat persönliche Gründe: Zwei Tage nach uns ist die nächste Nordlicht-und-Sterne-Gruppe gestartet, die auf der Polarlys reist. God tour! Unser Typhoon klingt mittlerweile auch etwas erkältet und muss wohl erst einmal Schnee wegblasenen. Wir grüßen eher mit einem øøhøø – øhøhø – øhøøØØØØØØØØØ als dem üblichen, satten Tuten.
Beim Frühstück haben sich die Reihen schon etwas gelichtet, und ich verdrücke mich relativ bald auf Deck – es schwankt etwas stärker, und vielleicht gelingt mir ein gutes Filmchen davon. Die Video-Funktion der Nikon macht ja einen ganz guten Eindruck. Aber weder Hagel- und Graupelschauer noch so manche hohe Welle kommen auf dem Video auch nur annähernd so überzeugend rüber wie in Wirklichkeit.
MS Nordkapp – etwas Wellengang from Alex Kerste on Vimeo.
Nächstes mal muss ich das von Deck 4 probieren. Da bin ich zwar nicht im Freien, aber näher an den Wellen. So hat das dann mehr von Waschküche:-)
Gegen 10 Uhr gab es dann alles an Wetter: Vor uns Regen, links Nebel, hinten Sonnenschein und rechts Schnee – für jeden etwas. Die Schiffsdurchsage: “Auf der backbord linken Seite sehen jetzt nicht das Energiegewinnungsprojekt Schneewittchen…” Die Flüssiggasanlage ist meistens im Nebel versteckt, dafür gibt es den Energiekaffee trotz Wellengang und wechselhaftem Wetter standhaft draußen auf Deck 7. Das diesjährige Rezept ist meiner Meinung nach deutlich besser als der Tee vom letzten Jahr, trotzdem ist der Andrang eher gering. Ob es schon an dem sanften Schaukeln liegt, das mittlerweile deutlich nachgelassen hat?
Die Insel Melkøya war nur sporadisch zu sehen, aber in Hammerfest am anderen Ende der Bucht sieht das Wetter schon wieder ganz anders aus. Diesmal sieht das Besuchsprogramm die Kirchen vor: Die Grabkapelle ist das einzige Gebäude, das die deutsche Wehrmacht im Krieg nicht zerstört hatte.
Jetzt liegt in Hammerfest wesentlich mehr Schnee als noch vor zwei Wochen, und die Stadt ist richtig malerisch. Nächster Stopp ist der Sicksackveien, der zum Turistveien führt. Mit Spikes und Stiefeln ist er im Gegensatz zum Vorjahr sogar ganz gut begehbar, auch wenn ich nicht ganz nach oben gehe. Aber der Ausblick lohnt sich. Meine Bank am Musikpavillon versinkt auch deutlich mehr im Schnee als Ende Januar, Zeit für das übliche Foto.
Mit dem langen Mantel vom letzten Jahr war die Bank doch angenehmer…
Da gefragt wurde: Essen gab’s auch wieder. Zu Mittag lag unter anderem Geheilte Forelle auf dem Buffet. Whatever…
Die Walsafari wurde mangels Walen abgesagt, und trotzdem waren im Lauf des Tages nicht zu viele Menschen an Bord zu sehen: Der Seegang geht wieder los, und Øksfjord wird mit ziemlicher Verspätung angelaufen. Kaum zu glauben, dass wir hier letztes Jahr Gruppenfoto gemacht hatten.
Eigentlich wäre Øksfjord während unseres letzten Vortrags gewesen, aber durch die Verspätung fand der Sternbilder-und-Mythen-Vortrag doch mit etwas Seegang statt. Aber Respekt: Der Saal war mehr als halb voll, und fast alle haben durchgehalten. Anschließend ging es auf die Loppa, eine offene Seestrecke. Das “little bit of movement”, das wir bislang hatten, war wohl im windgeschützten Bereich der Route…Leider ist es nach dem Vortrag schon dunkel, so dass ich die Gischt nicht filmen konnte. Interessanterweise war das Licht im Panoramasalon vorne auch immer an, draußen war daher nicht viel zu sehen.
Nach dem Abendessen und dem Stop in Skjervøy war die See dann ruhiger, und wer wollte, konnte die Zeit bis zum Mitternachtskonzert mit Margits Vortrag über die klassischen Schiffe MS Nordstjernen und MS Lofoten überbrücken eine Liebeserklärung an die beiden Oldtimer. Wer auf der Nordstjernen buchen will: http://www.vestlandclassic.com/voyages
Am Abend gab es dann noch eine Mischung aus Wolken und schwachem Polarlicht – aber nichts, was nach den Shows der letzten Tage erwähnenswert wäre. Dafür scheine ich noch eine Tradition ins Leben zu rufen: Den Anmeldeschluss für das Mitternachtskonzert habe ich schon wieder übersehen. Dann halt mal früher ins Bett, auch okay.