Gefühlt ist es schon wieder eine Ewigkeit her, dass der Komet C/2020 F3 (NEOWISE) an unserem Himmel aufgetaucht war – recht überraschend war er nach den Flops der letzten Jahre sogar gut zu sehen. Die erste klare Nacht, als ich in Bayern war und er zusammen mit leuchtenden Nachtwolken am Himmel zu sehen war, hatte ich leider verschlafen – aber ich hatte auch keine Kamera dabei. Schade – da gab es ein paar tolle Bilder.
Außerdem klingelte am nächsten Morgen der Wecker um halb sieben… Ein langer Tag, und abends ging’s wieder in den Karlsruher Raum zurück. Sternklarer Himmel, und am nächsten Morgen kein Termin… Also beschränkte ich mich auf ein paar Stunden Schlaf auf der Couch, um kurz nach 2 Uhr morgens das Auto zu bepacken und raus auf den Acker zu fahren. Die Rheinebene war leider unbrauchbar – trotz klarem Himmel konnten sich in Horizontnähe keine Sterne gegen den Dunst durchsetzen. Also ab nach Völkersbach, auf knapp 400 Meter Höhe. Da dann rasch am Straßenrand das Teleskop aufgebaut und die Panasonic G70 (MFT-Sensor) mit dem Leica 12-60mm f/2,8 ohne Nachführung auf das Stativ gestellt und gewartet, bis er hoch genug am Morgenhimmel stand.
Von leuchtenden Nachtwolken war zwar nichts zu sehen, aber so ein doch recht heller Komet direkt am Horizont hat was. Einige Kilometer weiter östlich Richtung Schwäbische Alb gab es übrigens Komet mit Nachtwolken, wie der Stefan Weber twitterte… Neowise war zwar nicht unbedingt einer der wirklich großen Kometen, aber seit Hale Bopp Mitte der 90er endlich mal wieder einer, der auch mit bloßem Auge gut zu sehen war, wenn man mal einen dunklen Standort gefunden hat. Auf alle Fälle hell genug, dass er ohne Nachführung zu knipsen war – die Bilder geben den Anblick mit bloßem Auge ganz gut wieder.
Etwa eine Stunde hatte ich Zeit, bevor er in der Morgendämmerung verblasste. Das reichte gerade aus, um den Anblick zu genießen, einige Stimmungsaufnahmen mit dem Kameraobjektiv zu machen und dann die Kamera ans Teleskop anzuschließen, für ein paar Nahaufnahmen. Aber am schönsten wirkte er doch mit bloßem Auge oder im Fernglas; für ein Teleskop war der Komet schon wieder zu groß.
Kurz nach vier dämmerte es schon deutlich, und ich fing an, das Foto-Geraffel wieder einzupacken. Gegen 5 war ich dann endlich im Bett. Hier noch einmal eine Totale, ganz am rechten Bildrand sind die Plejaden gerade noch zu erkennen.
Einen Tage später, am Abend des 11.7., startete ich den nächsten Anlauf, diesmal ohne große Foto-Ambitionen. Mittlerweile war der Komet prinzipiell schon die ganze Nacht über zu sehen und kratzte am Nordhorizont. Entweder würde ich ihn schon in der Abendsichtbarkeit erwischen, oder es gäbe wieder eine lange Nacht. Und tatsächlich gelang die erste Sichtung gegen 23 Uhr. In der Abenddämmerung war er nicht ganz so toll wie am Morgen, aber auch nicht wesentlich schlechter. Dafür war die Suche nach dem passenden Weißabgleich kniffliger…
Eine gute Dreiviertelstunde lang war der Komet an diesem Abend zu sehen, bevor im Horizontdunst verschwand. Gut genug, dass ich darauf verzichtete, die Nacht durchzumachen. Anders als bei den letzten hellen Kometen stand diesmal keine Öffentlichkeitsarbeit auf der Heilbronner Sternwarte an (die hatte wegen Corona geschlossen), und ich brauchte auch keine perfekten Bilder für irgendein Projekt – diesmal ging es nur um Genuss, und ihn einmal visuell in Ruhe zu genießen. War auch mal schön!
Dann kam erst einmal eine Beobachtungspause, wegen Arbeit und Wetter. Der letzte Ankauf war am 18.7., als er schon deutlich weiter von der Sonne entfernt war und weniger hell strahlte. Dafür war ich auf der Heilbronner Hütte in den Alpen, wo das Wetter natürlich nicht mitspielte. Immerhin eine halbe Stunde Sichtbarkeit hat geklappt, bevor der Himmel wieder zuzog.
Das war dann auch die letzte nennenswerte Beobachtung, mittlerweile ist der Komet schon weit auf seiner Reise in das äußere Sonnensystem und wird die nächsten Jahrtausene unbeobachtbar bleiben. Im Teleskop habe ich ihn nicht noch einmal gejagt – Faint Fuzzies habe ich schon genug gesehen, aber es hat Spaß gemacht, mal wieder einen schönen Kometen mit dem bloßen Auge zu sehen.