November-Vollmond

Bei etwa 96,6% Beleuchtung konnte ich letzte Nacht auf den fast vollen Mond halten.

  • Celestron ED80/600
  • Baader 7,5nm Solar Continuum Filter & 2,25x Q-Barlow
  • QHY 163M

25% von 1000 Bildern, bearbeitet mit Autostackert und Registax.

Mit der Barlow passt er schön auf den Kamerasensor. Nur die Brennweite muss ich noch bestimmen. Und USB3 ist bei der Bildauflösung der QHY ganz schön ausgelastet, da geht die Framerate trotz 18ms ganz schön in den Keller.

Baader Solar Continuum Filter 7,5 nm

Manchmal lohnt es sich, Dingen nach vielen Jahren eine neue Chance zu geben. Panta rhei, wie es so schön heißt…

Der Solar Continuum Filter ist so ein unscheinbares Ding, das ich nach einem ersten schnellen Test vor 15 Jahren weitestgehend ignoriert hatte und das nun in der aktuellen Version mit Baader 7,5nm vollkommen überzeugt hat. Dies liegt sowohl an meiner Beobachtungserfahrung als auch an der Produktentwicklung und einem größeren Fuhrpark an Teleskopen, der mir jetzt zur Verfügung steht.

Um es gleich vorwegzunehmen: Wenn man ihn richtig einsetzt, hat er ein wahnsinniges Potential – nicht nur, um wie erwartet den Farbfehler von Achromaten zu beseitigen, sondern zu meiner großen Überraschung auch für die Sonnenfotografie selbst an farbreinen Teleskopen.

Hier ein Vergleichsbild am Zeiss AS 150/2250 Refraktor der Heilbronner Sternwarte, mit Baader Herschelkeil und integriertem ND3-Filter – links mit ND0,9-Filter (wie beim visuellen Einsatz), daneben mit dem Baader 7,5nm Solar Continuum. Kamera war jeweils eine monochrome ZWO ASI Mini. Unten jeweils ein Screenshot der Aufnahmeeinstellungen, darüber das gestackte Endergebnis.

Obwohl der Baader Solar Continuum eine längere Belichtungszeit benötigt, ist der Kontrastgewinn an dem Halbapo beeindruckend und hat zu weiteren Experimenten eingeladen. Unter jedem Bild ist ein Screenshot mit den Einstellungen bei der Aufnahme und dem Livebild.

Theorie – Wozu ein Baader 7.5 nm Solar Continuum Filter?

Erst einmal kurz zur Theorie: Man kann die Sonne entweder im Weißlicht bzw. Continuum beobachten (auch bekannt als Kontinuum, d. h. in allen Farben auf einmal, die von der Photosphäre – ihrer glühend heißen Oberfläche – abgestrahlt werden), oder in speziellen Spektrallinien (vor allem H-alpha bei 656,3nm und Kalzium bei 396,8 nm und 393,4nm).

Diese speziellen Spektrallinien fluoreszieren in der Chromosphäre der Sonne und leuchten daher weniger hell als die übrige Oberfläche der Sonne, sodass die Filter das Licht vorzugsweise nur exakt innerhalb der ausgewählten Emissionslinie durchlassen dürfen. Dies erfordert extrem engbandige Filter, die unverschämt teuer sind. Aus diesem Grund müssen insbesondere 656,3nm H-alpha-Filter extrem schmal sein, mit einem Transmissionsfenster von etwa 0,06nm oder 0,6 Angström (+/- 0,1 Ang).

Zum Vergleich die selbe Region der Sonne, die am 19. April auch dem Solar Continuum fotografiert wurde, durch meinen 0,6Å Baader SunDancer II H-alpha Filter, ebenfalls mit dem Vixen 80/910Mf. Das Bild wurde nachträglich eingefärbt.

Andererseits ermöglichen die breiteren 396,8 nm und 393,4 nm Calcium-Filter im Vergleich dazu die gleichzeitige Beobachtung beider Calcium-Linien und liefern einen ausgezeichneten Kontrast, auch wenn ihr Durchlassfenster wesentlich breiter ist als H-alpha. Für die Kalziumbeobachtung – nur mit einer Kamera! – ist jedoch ein fotografischer Weißlicht-Sonnenfilter (Astrosolar-Folie ND3.8, Herschelkeil oder spezielle Energieschutzfilter, wie sie in den Triband-SCsverwendet werden) vor dem eigentlichen, schmalbandigen Kalziumfilter erforderlich.

Noch engbandigere Kalziumfilter mit unter einem Angström Halbwertsbreite zeigen weitere Details im Kalziumlicht und verwenden im Grunde die gleiche Technik wie H-alpha-Filter. Beide Filter sind daher ähnlich teuer. Allerdings liegt die Kalziumlinie fast im UV, was zwei Nachteile hat: Sie ist bereits schädlich für das Auge, und selbst wenn die optische Berechnung des Teleskops diese Wellenlänge in ausreichender Qualität durchlassen würde, nehmen wir das Kalziumlicht mit unseren Augen kaum wahr. Die Kalzium-Sonne ist daher lediglich ein Ziel für die Fotografie.

Wenn wir uns die Kontinuumsstrahlunganschauen – also die Sonne im Weißlicht– , gehen diese speziellen Fraunhofer-Fluoreszenzlinien unter, da sie schwächer sind als die Strahlung der glühendheißen Sonnenoberfläche. Wir beobachten im Weißlicht also ausschließlich die Photosphäre. In einem Herschelkeil mit guten Neutraldichtefiltern zur zusätzlichen Helligkeitsdämpfung erscheint die Sonne daher rein weiß; manche Filter verleihen ihr eine bläuliche oder gelbliche Tönung – die aber rein durch den Filter verursacht wird.

Daher können wir uns bei der Sonnenbeobachtung im Weißlicht auch ohne Informationsverluste auf einen beliebigen Bereich des Sonnenspektrums beschränken. Der Baader Solar Continuum Filter hat in seiner Version von 2022 eine Halbwertsbreite von 7,5 nm (statt zuvor 10 nm). Das ist zwar viel breiter als die spezialisierten H-alpha- oder Kalzium-Filter, hat aber erstaunliche Effekte. Der Durchlass liegt bei 540nm und somit im grünen Teil des Spektrums. Damit zeigt er einen Ausschnitt des Sonnenkontinuums in dem Bereich, in dem die meisten Linsenteleskope das beste Bild liefern, ohne dass Strukturen verloren gehen – die Strukturen im Continuum sind in allen Wellenlängen des sichtbaren Spektrums vorhanden.

Erster Eindruck – visueller Einsatz: Bestes Bild am Achromat

Meine ersten, wenigen Beobachtungen machte ich vor gut 15 Jahren noch mit einem nicht gestackten 10nm Solar Continuum Filter (der ersten Generation, der 2006/2007 zum Lieferumfang meines Herschelkeils gehörte. Damals war ich vorwiegend visuell unterwegs und von dem Filter wenig beeindruckt: Ich testete ihn am Zeiss AS 150/2250 Refraktor der Sternwarte Heilbronn und an meinem Celestron ED80/600 – beides Teleskope, die ein sehr farbreines Bild liefern, wenn man nicht gerade die Wega im Spektroskop betrachtet. Der Effekt war eher dezent: Die knatschgrüne Sonne zeigte am Zeiss-Refraktor bei niedriger Vergrößerung (so 50-100x) etwas mehr Details, bei hoher Vergrößerung war der Unterschied zur Beobachtung mit einem ND-Filter kleiner. Am ED80 zeigte er dagegen bei hoher Vergrößerung über 100x etwas mehr Details. Immerhin: das Bild war besser als mit einem einfachen Grünfilter, aber solange ich visuell mit farbreinen Teleskopen unterwegs war, war mir ein einfacher Polfilter lieber, mit dem ich die Helligkeit durch Drehen des Okulars hinter dem Herschelkeil anpassen kann und weiterhin eine reinweiße Sonne sehe.

Visuell zeigt der Baader 7,5 nm Solar Continuum seine Stärken am besten am großen, schnellen Achromat.

Nun, die Zeiten ändern sich, man sammelt mehr Erfahrung und Ausrüstung, und im Frühjahr 2022 hielt ich dann die neueste Version des Baader Solar Continuum Filters in den Händen: mit geschwärzten Rändern, einer alterungsbeständiger, reflexfreier LifeCoat-Vergütung, besserem Kontrast und nur noch 7,5nm Halbwertsbreite.

Visuell erlebte ich keine Überraschung: Am 150/2250 Zeiss AS und am ED80/600 war der Effekt gering. Wesentlich effektiver war der Filter an den Achromaten, die seitdem dazu gekommen waren – ein 150/1200 Achromat, der von der ehemaligen Sternwarte Schriesheim nach Heilbronn gelangt war, und ein Vixen 80/910Mf in meiner eigenen Sammlung. Hier verschwand der Farbfehler erwartungsgemäß, und das Sonnenbild wurde deutlich kontrastreicher. Hier lohnt es sich tatsächlich, eine grüne Sonne zu beobachten, man kann deutlich höher gewinnbringend vergrößern. Soweit, so gut.

Der Wow-Effekt mit der monochromen Kamera

Anders als vor über 15 Jahren stehen mir nun auch einige Digitalkameras zur Verfügung. 2006 beschränkte sich meine Sonnenfotografie noch auf Einzelaufnahmen der gesamten Sonnenscheibe mit einer Nikon D50 DSLR. Um so verblüffter war ich von den Bildergebnissen des ersten Tests des Baader 7,5nm Solar Continuum Filters (erhältlich ab September 2022) am 150/2250 Zeiss AS mit Baader Herschelkeil und einer monochromen Kamera, die ich am Anfang dieses Berichts schon gezeigt hatte. Mit diesem großen Unterschied zwischen Graufilter und 7,5 nm Solar Continuum hätte ich nicht gerechnet, vor allem nicht an einem praktisch farbreinen Halb-Apo!

Ein paar Tage später hatte ich nach Ostern die nächste Chance. Diesmal kam mein kleiner Vixen 80/910Mf dran, den ich vor allem für H-alpha benutze. Dank f/11 ist er kein übler Farbwerfer, aber er zeigt doch schon etwas Farbe, wenn man höher vergrößert. Man merkt doch, dass Vixen hier keine japanische Optik verbaut hat.

Nun, zu einem günstigen Teleskop gehört ein günstiger Filter, also setzte ich zuerst den ASSF80 Filter Astrosolar-Folie ND5 in einer Fassung ohne Temperaturkompensation vor das Objektiv. Zusätzlich verwendete ich einen zweiten Graufilter mit ND1,8, um auf vergleichbare Belichtungszeiten zu kommen wie mit dem Baader 7,5 nm Solar Continuum.

Das Vorschaubild auf dem Laptop (diesmal mit SharpCap, mit dessen Kontrastbeurteilungsfunktion auch fokussiert wurde) war so lala, aber in den Daten steckte mehr: Die Bildbearbeitung mit Autostakkert und Registax lieferte ein ganz brauchbares, wenn auch überraschend streifiges Bild.

Nächstes Bild: Wieder mit Astrosolar-Folie, aber jetzt wurde der ND1,8 durch den 7,5nm Solar Continuum ersetzt: Die Vorschau war bereits deutlich schärfer und somit auch leichter zu fokussieren. Das Ergebnis wurde wieder durch Autostakkert und Registax gejagt und zeigt im Vergleich schon deutlich mehr:

Nach dem Test mit vergleichbaren Belichtungszeiten ist natürlich noch interessant, was mit kürzeren Belichtungszeiten geht. Dazu verwendete ich wieder den Vixen 80/910Mf mit Herschelkeil und ND3, ohne weitere Filter. Das Ergebnis war überraschend…Obwohl ich noch deutlich kürzer hätte belichten können, ist das Bild der ZWO ASI Mini unbrauchbar. Jede Menge Streifen. Da hilft auch Stacking und nachträgliches Einfärben nicht viel.

Vixen 80/910 Mf mit Herschelkeil und ND3, ohne weitere Filter

Also doch stärker filtern, damit die Kamera zufrieden ist? Soviel zu kurzen Belichtungszeiten…

Zum Abschluss also noch zwei Bilder, diesmal nicht mit Folie, sondern mit Herschelkeil, ND3 und ND0,9 bzw. 7,5nm Solar Continuum. Zuerst mit dem ND0,9, dann mit dem Baader 7,5nm Solar Continuum: 

Auch hier ist noch einmal ein deutlicher Kontrastgewinnzu sehen. Überraschend ist auch, wie gut die Astrosolar-Folie im Vergleich abschneidet – aber eine höhere Vergrößerung war bei dem Seeing nicht sinnvoll.

DSLR und Systemkameras – Die Sonne in Farbe

Was bleibt jetzt noch? Natürlich die ganze Sonne, mit einer Farbkamera. Ich griff zur Panasonic G91; der MFT-Sensor ist bei 910mm Brennweite groß genug. Da die Kamera nicht per PC gesteuert werden kann, musste über den Monitor fokussiert werden. Nicht ganz trivial im Sonnenschein…

Hier machte sich dann wieder bemerkbar, dass bei einer Farbkamera und einem Farbfilter nur ein Teil des Sensors genutzt wird; die roten und blauen Pixel liegen im Dunkeln. Daher sind die Unterschiede nicht so deutlich; dafür hat Autostakkert Probleme mit 24-Megapixel-Dateien, und die Wavelets von Registax waren praktisch ohne Effekt. Stattdessen habe ich das gestackte Bild dann in Luminar bearbeitet, mit Schärfen und Detailverbesserung.

Einmal ND3 und ND09 am Herschelkeil: Es gibt einige Stacking-Artefakte, aber sonst nicht wesentlich schlechter als im Anschluss mit ND3 und Solar Continuum Filter.

Fazit

Mein Fazit des Tests ist zweigeteilt. Zuerst einmal der visuelle Einsatz:

Für Benutzer von Achromatenlohnt sich der Filter eindeutig, da die Teleskope dann endlich auch an der Sonne scharfe Bilder bei höherer Vergrößerung zeigen.

An hochwertigen, farbreinen Apochromatenist der Effekt subtiler. Am Apo lohnt sich der Baader 7,5nm Solar Continuum Filter (540nm) wohl vor allem, wenn man wirklich auf feine Details bei hoher Vergrößerung aus ist und nicht nur gelegentlich beobachtet. Am Herschelkeil ist mir ein einfacher Polfilter zur Lichtdämpfung bei gleichzeitig weißem Sonnenbild lieber.

Fotografischsieht es ganz anders aus. Wer ernsthaft die Sonne fotografiert und eine Schwarzweiß-Kamera verwendet, wird enorm von dem Baader Solar Continuum Filter profitieren, auch am Apochromat. An Spiegelteleskopen dürfte der Effekt ähnlich beeindruckend sein.

Wer dagegen nur mit einer Farb-DSLRdie gesamte Sonne fotografiert und ggf. auch ohne Stacking arbeitet, wird weniger von dem Filter profitieren, da nur die Hälfte der Pixel genutzt wird. Hier ist der Kontrastgewinn ähnlich dem visuellen Eindruck und hängt davon ab, wie stark der Farbfehler des Teleskops ist.

Nachtrag

Seit dem Test ist einige Zeit vergangen, und ich habe mir noch eine neue Kamera geleistet: Eine monochrome, gekühlte Astro-Kamera, die QHY 163M. Mit der konnte ich zwar noch nicht auf die Weißlicht-Sonne halten, habe aber auch einmal den Mond mit SolarContinuum-Filter, ED80/600 und 2,25x Q-Barlow anvisiert. Nicht ganz schlecht für den ersten Schuss:

Astro-Gadget EQStarPro Montierungssteuerung

Es ist schon einige Zeit her, dass ich mir die erste EQStar-Steuerung aus der Ukraine geholt hatte, um meine GP-DX auf den aktuellen Stand zu bringen, mit Goto, Autoguiding und PC-Steuerung. Damals gab es nur die reine Steuerung zu kaufen, die Motoren musste ich noch selbst organisieren, ebenso die Kabel löten. Seitdem habe ich auf alle Fälle gelernt, dass Löten nicht zu meinen Kernkompetenzen gehört… jedenfalls konnte ich die meisten Probleme, die ich mit der Steuerung hatte, lösen, indem ich die Stecker mal wieder neu zusammenlötete. Den Zusammenbau hatte ich hier beschrieben: GoTo und Zahnriemen für die Vixen GP-DX.

Seit 2019 hat sich viel getan: Mittlerweile gibt es neue Revisionen der Steuerung, die nun auch komplett mit Motoren und Motorbefestigung für eine Vielzahl von Montierungen angeboten wird. Auf Astro-Gadget.net gibt es eine reiche Auswahl an Modellen, sodass jeder etwas finden dürfte.

Die EQStar hatte sich nun einige Jahre im mobilen Einsatz bewährt, nur die PC-Verbindung über ASCOM hatte ich nie zum Laufen gebracht – wobei mein Exemplar auch einmal einen Kurzschluss abbekommen hatte, was sich im Nachhinein als die Fehlerursache herausgestellt hat. Augen auf bei der Netzteilwahl…

Meine zweite EQStar

Davon abgesehen lief sie einwandfrei, sodass ich mir dann doch eine aktuellere Version der EQStar besorgte – et voilà, auf einmal hat auch alles über ASCOM funktioniert. Die Steuerung über Stellarium lief nun einwandfrei, die per Handy oder Handcontroller sowieso. Meine Probleme waren also auf einen Überspannungsschaden zurückzuführen; seitdem verwende ich am Teleskop nur noch den Celestron PowerTank oder die Baader Outdoor-Netzteile. Man ist ja lernfähig…

Nur mit dem Guiding bin ich nie klar gekommen – aber ich hatte PHD-Guiding auch vorher nie zum Laufen bekommen. Deshalb bin ich auch vom StarAid Revolution so angetan, den wir auf der Sternwarte haben und mit dem ich erstmals unser C14 guiden konnte – mit PHD war mir das nie gelungen.

Ohne jegliche Erfolgserlebnisse mit PHD ist die Fehlersuche natürlich knifflig, warum PHD-Guiding ausgerechnet bei mir nicht sauber lief. Astro-Gadget hat übrigens einen hervorragenden Support, mit dem ich ein paar Mal Kontakt hatte. Das Fazit: Es gibt durchaus Anwender, die mit der EQStar erfolgreich guiden, aber die kleine EQStar-Steuerung kann immer nur eine Achse bewegen, was man über die Einstellungen wohl ausgleichen kann – mit dem StarAid der Sternwarte konnte ich ja auch meine Montierung schon mal zusammen mit der EQStar guiden, nur die Auto-Kalibrierung von PHD versagte regelmäßig. Jetzt hatte ich die Wahl: So lange mit den Guiding-Settings rumspielen, bis das auch bei mir mit PHD läuft – oder ich gönne mir die EQStarPro, die eine leistungsstärkere Hardware verbaut hat und beide Achsen gleichzeitig steuern kann, außerdem ist das WLAN-Modul jetzt integriert. Dass sie auch stärkere Motoren ansprechen kann und noch schnelleres Goto ermöglicht, ist für mich nebensächlich. Dann ist zumindest eine Fehlerquelle schon mal eliminiert.

Der Griff zur EQStarPro

Frisch geliefert: Montierungssteuerung EQStarPro und der FocusDream-Adapter für den Motorfokus, samt Kabeln und Handcontroller.

Die Bestellung hatte sich etwas verzögert, aber nachdem Astro-Gadget den Firmensitz wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine vom Osten in den Westen der Ukraine verlagert hatte und den Betrieb wieder aufnahm, ging meine Bestellung für die neue Steuerung raus. Bei der Gelegenheit leistete ich mir auch gleich noch den Focus Dream Motorfokussierer (hier geht’s zum Blogbeitrag dazu). Abgesehen davon, dass doch Zoll fällig war und die Deutsche Post dafür nur Bargeld akzeptiert, hat die Lieferung einwandfrei geklappt.

FocusDream (vorne) und EQStarPro (links hinter der Säule) im Einsatz.

Da ich die Motoren und Anschlusskabel bereits habe, konnte ich die Steuerung einfach austauschen. Genau wie die kleinere EQStar steckt sie in einem kleinen Alu-Kästchen, das ich entweder mit einem Gummiband am Stativ befestige, oder mit Klett an der Säule.

Kurz zu den Eigenschaften, und warum sie mir so gut gefällt:

  • Die Steuerung selbst ist ein kleines Kästchen, in dem die Elektronik steckt, dazu Anschlüsse für die beiden Motoren über Netzwerkkabel, das WLAN-Modul (abschaltbar), der kombinierte Eingang für Handcontroller oder ST4-Autoguider, USB für die Verbindung mit dem PC und der übliche 12V-Eingang für die Stromversorgung.
  • Steuerung über den Handcontroller: Im einfachsten Fall wird die Montierung einfach aufgestellt, angeschaltet und über den kleinen Handcontroller bedient. Er hat vier Richtungstasten, dazu einen Wahltaster, um die Nachführgeschwindigkeit (Aus, Sonne, Mond, Stern) und eine von vier Geschwindigkeiten einzustellen. Mehr braucht man nicht, wenn man ohne Goto unterwegs ist und einfach nur beobachten will. Schnell und einfach, und perfekt z.B. für die Sonnen- oder Mondbeobachtung, wenn man nur Nachführung und Feineinstellung braucht.
  • Steuerung über das Smartphone mit WLAN: Wenn man das WLAN-Modul aktiviert, kann man die Montierung über die SkyWatcher SynScan-App steuern. Die ist etwas rustikal, aber wenn man SynScanLink zusätzlich installiert, kann man sie auch ganz komfortabel z.B. über SkySafari Plus steuern. Dabei ist wichtig, dass das Teleskop am Anfang in der Homeposition steht – also auf den Himmelspol ausgerichtet. Wenn man das mal weiß, kann man die Referenzsterne für das Alignment anfahren und hat ein präzises Goto. Die mitgelieferte Anleitung erklärt das mittlerweile sehr gut, wie man die Programme auch auf dem iPhone zum Laufen bringt.
  • Steuerung über den PC: Funktioniert über das mitgelieferte USB-Kabel und ASCOM/EQMod. Das war für mich auch immer so ein Buch mit sieben Siegeln, weil ASCOM keine besonders intuitive Anleitung hat. Was man tun muss: Zuerst einmal die Steuerung mit dem PC verbinden und den USB-Treiber installieren. Dann im Geräte-Manager nachschauen, welchen COM-Port die Steuerung erhalten hat. Dann kann man das Setup-Programm aufrufen, um ggf. die Getriebeübersetzung, maximale Motorspannung und die Rampengeschwindigkeit beim Beschleunigen/Abbremsen einzustellen – wenn man ein fertiges Kit mit Motoren kauft, entfällt das natürlich; da ich andere Motoren und eigene Kabel verwende, war das für mich nötig. Dann ASCOM installieren und den COM-Port einstellen. Hier hatte ich etwas Probleme, weil der Motorfokussierer und die Steuerung den selben USB-Treiber verwenden und ich einen USB-Hub verwende – mit anderen Worten, obwohl ich immer die selben Buchsen verwende, vertauscht Windows ab und zu die COM-Ports. Ich muss also ab und zu schauen, welchen COM-Port welches Gerät verwendet – wenn ich die beiden direkt am Rechner anschließen könnte, wäre das kein Problem. Wenn das läuft, muss man die ASCOM-Geräte nur noch in der PC-Software einrichten – das sind bei mir SharpCap für die Sonnenfotografie und APT für DeepSky mit der DSLR.

Nachdem das alles geschafft war, konnte ich loslegen. Tja, viel mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen – Die Steuerung über den Handcontroller funktioniert wie gewohnt und ist meine erste Wahl, wenn ich mal auf dem Acker bin oder auf dem Balkon die Sonne beobachte. Einfach anschalten, Sonnengeschwindigkeit einstellen und in Ruhe beobachten. funktioniert.

Goto per WLAN funktioniert auch einwandfrei, und mittlerweile verbindet sich das Handy auch wieder, wenn es in den Ruhemodus gegangen war. Ich muss mich nur ggf. mit der Steuerung/dem Steuerungs-WLAN neu verbinden, und es hat die Position wieder. Ach ja: Einnorden muss man ganz klassisch per Polsucher o.ä.; SkySafari bietet keine so netten Funktionen wie Celestrons AllStar Polar Align. Aber für visuell braucht man ja auch nicht die höchste Genauigkeit beim Einnorden.

Meine Einstellungen in EQMod; ich spiele noch mit der RA/Dec-Rate oben rechts rum – Werte zwischen 0,6 und 0,9 scheinen zu funktionieren.

Der PC-Anschluss hat mich wegen ASCOM die meisten Nerven gekostet, was aber daran liegt, dass ich mit ASCOM nicht vertraut war. Die Teleskope auf der Sternwarte werden entweder direkt aus Guide 9 angesteuert, oder über Celestrons CPWI-Software-Paket. Letzteres funktioniert wunderbar, aber nur mit Celestron-Montierungen und Zubehör. Aber mit den richtigen COM-Port-Einstellungen lief dann auch ASCOM, und mittlerweile kapiere ich auch die Logik, wie die Programme mit ASCOM kommunizieren. Langer Rede kurzer Sinn: Aus SharpCap heraus kann ich die Montierung und den Motorfokussierer komfortabel steuern (und es ist doch sehr angenehm, mit dem Laptop im Schatten zu sitzen, wenn man die Sonne fotografiert), und APT steuert meine Nikon und die Montierung problemlos, auch wenn Stellarium immer wieder abstürzt, wenn ich nach einem Platesolving (automatische Sternerkennung, damit die Montierung weiß, wo sie gerade hinzeigt) zu Stellarium wechsle, und die Kommunikation mit PHD-Guiding klappt auch.

Einnorden ist bei der Fotografie auch kein Problem: Da habe ich eh Kamera und Laptop dabei. Auf dem Acker ist das mit SharpCap ein Kinderspiel: Da werden einfach durch das Leitrohr (50/200mm-Sucher) ein paar Fotos rund um den Himmelspol gemacht, und die Software zeigt mir, wie ich die Montierung zum Einnorden verstellen muss. Ohne Blick auf den Polarstern hat APT ähnliche Funktionen.

Was noch nicht ganz funktioniert – und weshalb ich auch dazu neige, der einfacheren EQStar hier auch die Absolution zu erteilen – ist das Autoguiding. PHD funktioniert mittlerweile ziemlich gut, wobei ich etwas mit den Einstellungen kämpfen musste. Press Here, Dummy klappt doch noch nicht perfekt – jetzt habe ich im EQMod-Treiber eine hohe Korrekturgeschwindigkeit eingestellt, und PHD macht den Rest. Die Kalibrierung funktioniert jetzt meistens, wenn sie nicht wegen zu viel Getriebespiel meckert, und runde Sterne gibt’s auch.

Die Kalibrierung mit PHD klappt noch nicht immer, aber immer öfter.

Was nur sporadisch klappt, ist das Nachführen auf Sonnenflecken aus SharpCap heraus. Die Montierung reagiert zwar schön schnell, aber SharpCap ist nur manchmal zufrieden. Aber hier gibt es etwa fünf Stellschrauben, an denen man drehen kann, und manchmal hat es auch schon geklappt. Nur wenn SharpCap dann mal guided, macht es gleich Riesenschritte. Aber dieses Feature-Guiding deklariert SharpCap ja selbst noch als experimentell.

Manchmal klappt Sonnen-Guiding aus SharpCap nicht (links), manchmal klappt es (rechts). Mit den Einstellungen muss ich noch eine Zeit lang herumspielen.

Aber immerhin: Da ich jetzt sicher weiß, dass die Steuerung einwandfrei läuft, kann ich mit den Parametern herumspielen und habe schon mal eine Fehlerquelle weniger. Wer gleich ein Komplettset mit Motoren kauft und im Idealfall ASCOM (oder zumindest einen ASCOM-Benutzer) schon kennt, wird es einfacher haben als ich.

Es hat seinen Reiz, jetzt das komplette Teleskop bei der Sonnenfotografie aus dem Schatten zu steuern und in SharpCap prinzipiell sogar Autofokus nutzen zu können. Andererseits muss ich sagen, dass das mit Sternegucken zur Entspannung nicht mehr viel zu tun hat, wenn man am Rechner sitzt und die Kamera-Einstellungen bearbeitet. Aber dafür kann man ja einfach ohne Kamera und Laptop auf den Acker gehen und nur den Handcontroller benutzen.

Die kleinere EQStar wird übrigens in Zukunft eine alte HEQ5 ansteuern. Da man die Getriebeübersetzung einfach ändern kann und andere Leute als ich auch Kabel löten können, ist das kein Problem:-) Für mich hat sich das Upgrade jedenfalls gelohnt, und bei rund 20€ Preisunterschied kann ich eigentlich jedem dazu raten, sich nicht nur die EQStar, sondern auch die EQStarPro einmal anzuschauen. Klare Empfehlung für alle, die eine Steuerung nachrüsten wollen, ohne gleich zum Lötkolben greifen wollen.

Ach ja: Die Steuerungen gibt es hier: https://astro-gadget.net/gadgets/category/control-of-telescopes/eq-control

Das Handy als Goto am Teleskop

Wobei mir einfällt, dass ich noch ein neues Spielzeug gar nicht vorgestellt habe: Ich habe mir einen billigen Celestron StarSense Explorer geholt und geschlachtet. Das war ein einfaches Einsteigerteleskop mit App, die den Sternenhimmel per Platesolving mit der Handy-Kamera analysiert und Push-To bietet – einen einfachen Goto-Ersatz, bei dem man das Teleskop selbst verstellt, aber die Ziele trotzdem findet.

Die App läuft auf bis zu fünf Geräten, und ich nutze dieses sehr komfortable PushTo jetzt an zwei Geräten: Das originale Dock hängt an einem Dobson (Celestron bietet mittlerweile auch eigene Dobsons mit StarSense-Dock an), und mit einem selbstgebastelten Adapter und einem Umlenkprisma, das ich noch übrig hatte, kann ich das auch am ED80 auf der Vixen Porta nutzen. Sehr cool. Das muss ich irgendwann auch noch verbloggen, bislang habe ich es nur hier auf Astronomie.de mal vorgestellt.

Astro-Gadget Focus Dream – Motorfokussierer-Steuerung

Es war mal wieder Zeit für was Neues: Ich habe nicht nur meiner Montierungssteuerung ein Upgrade gegönnt, sondern auch meinem Sonnenteleskop. Insbesondere für H-alpha benutze ich einen alten Vixen 80/910 Mf, dessen originalen Okularauszug ich zügig gegen einen gebrauchten TS Monorail getauscht hatte.

Seit den Vorbereitungen für die Sonnenfinsternis 2017 habe ich außerdem einen (damals) billigen Motorfokussierer von TS, den ich 2016 mal am Kameraobjektiv getestet hatte und der seitdem in der Schublade lag. Die Adaption ans Objektiv ist hakelig, und mit der SoFi war es auch nichts geworden.

Zum Glück hatte ich mich noch an diesen Beinahe-Fehlkauf erinnert: Mit einem 3D-gedruckten Adapter und einer flexiblen Welle konnte ich ihn nun, sechs Jahre später, an den Okularauszug des Vixen anschließen und ab da zumindest per Handsteuerbox fokussieren. So ein Motorfokussierer ist sehr angenehm, wenn man fotografiert: Das Teleskop wackelt nicht mehr, wenn man es scharf stellt. Visuell ist mein Aufbau stabil genug, aber bei 910mm (oder gar 2730mm mit H-alpha) sieht man jedes Wackeln. Für visuell würde ich zwar von einem Motorfokus eher abraten, da finde ich die manuellen Fokussierrädchen wesentlich angenehmer, schneller und intuitiver (und mit Motorfokussierer kann nur noch per Motor fokussiert werden), aber fotografisch ist das wirklich sehr hilfreich.

Bei der Fotografie kommt noch dazu, dass man das Kamerabild ohnehin nur am Monitor sieht – da ist es hilfreich, wenn man den Fokus gleich direkt steuern kann.

Was mit dem TS-Set (das mit SkyWatcher wohl baugleich ist) nicht geht: Die Steuerung über den PC vornehmen. Das Anschlusskabel ist ein Telefonstecker. Nun gibt es Adapter: von Ertl oder Pierro Astro. Beide für über 100 Euro (Stand 2022) und beide mit eigener Stromversorgung.

Und dann gibt es noch den Focus Dream von Astro-Gadget – dem kleinen Hersteller in der Ukraine, von dem auch schon meine Montierungssteuerung kommt. Mit aktuell 79$ deutlich billiger, und benötigt keine eigene Stromversorgung (Übrigens gibt es auch fertige Sets mit Motor). Trotz des russischen Kriegs gegen die Ukraine gibt es Astro-Gadget noch, er ist rechtzeitig von Donezk in den Westen des Landes umgesiedelt und hat den Betrieb wieder aufgenommen. Nach knapp zwei Wochen war meine Bestellung dann angekommen – interessanterweise war doch Zoll fällig (obwohl die EU eigentlich gerade auf Zölle aus der Ukraine verzichtet?), und die Deutsche Post, die ihn eintreiben wollte, akzeptierte natürlich nur Bargeld, keine Karte. Willkommen im 21. Jahrhundert.

Der Focus Dream ist ein kleines Adapter-Kästchen, das das Spiralkabel des Fokussiermotors mit einem USB-Kabel verbindet. Damit das funktioniert, benötigt man noch einen USB-Treiber und entweder den ASCOM-Treiber oder die eigene Software von Astro-Gadget – alles steht zum Download auf der Webseite bereit und funktioniert soweit auch einwandfrei.

Aber: Wenn man den Fokussiermotor über USB mit Strom versorgen will, geht das nur, wenn er direkt an den Computer angeschlossen ist. Die Alternative wäre ein aktiver USB-Hub. Ich hatte es zuerst mit einem passiven Hub hatte ich nur Probleme und bin an den COM-Ports fast verzweifelt, nur wenn ein USB-Anschluss am Laptop genutzt wurde, hatte es problemlos geklappt.

Es ist aber auch möglich, optional eine Stromversorgung anzuschließen. Wer also weder einen freien Port direkt am Rechner hat noch einen aktiven USB-Hub verwendet, muss das Gehäuse aufschrauben und einen Jumper umsetzen – dann kann der Motorfokussierer auch über ein 9-12V-Netzteil mit Strom versorgt werden, und alles kann auch an einen passiven USB-Hub angeschlossen werden. Dank des hervorragenden Supports von Astro-Gadget war das dann schnell geklärt, nachdem der Hub als Problemquelle identifiziert war.

Es wird voll am Teleskop…

Seit die Sache mit der Stromversorgung geklärt ist, läuft er einwandfrei, und mit externer Stromversorgung auch wesentlich flotter als wenn er nur über den USB-Port mit Strom versorgt wird.

Die Software ist simpel, kann aber alles nötige: Den Fokussierer um eine beliebige Schrittzahl bewegen.

In der Praxis benutze ich die Astro-Gadget-Software aber nur, um den Fokussierer zu testen. In der Regel benutze ich Sharpcap zum Fotografieren. Über ASCOM kann ich so sowohl die Montierung als auch den Fokussierer steuern. So kann ich auch einstellen, ob er grob- oder fein Fokussieren soll, wie viel Getriebespiel oder Schlupf er hat oder ob er immer von einer Seite den Fokuspunkt anfahren soll. Prinzipiell geht damit sogar Autofokus, aber das muss ich noch testen.

Der größte Vorteil ist aber, dass ich mit dem Laptop jetzt im Schatten sitzen kann und ganz entspannt Sonnenfotografie machen kann. Der Nachteil ist, dass ich jetzt bald genug Kabel am Teleskop habe, dass sich eine fest aufgebaute Sternwarte lohnt…

Der Focus Dream ist jedenfalls eine gute Möglichkeit, um einen einfachen Fokussiermotor zum Laufen zu bringen und komfortabel über den PC zu steuern. Ein “vernünftiger” Motorfokussier hat im Idealfall noch Sensoren für den Anschlag bzw. zum Eichen, Temperatursensoren für die Fokusdrift in der Nacht und vielleicht sogar Encoder, damit eine Stellung immer reprozierbar ist, trotz Schlupf und Getriebespiel – das ist hier schon deshalb nicht möglich, weil nur ein simpler Motor am Fokussiertrieb sitzt. Dafür kostet er aber auch nur einen Bruchteil, vor allem wenn man schon einen Schrittmotor hat, den man am Fokustrieb montieren kann. Und im semi-mobilen Betrieb wie bei mir langt das – ich bin ja immer in Reichweite vom Teleskop.

Die nächste Baustelle ist jetzt, das Guiding zum Laufen zu bringen. So wie es aussieht, hat meine Montierung noch zu viel Backlash, vor allem in der Deklinations-Achse. Davon abgesehen hat sich auch das Upgrade auf die EQStarPro-Steuerung gelohnt (deutlich bessere Steuerung über das WLAN per Handy, und beide Achsen bewegen sich gleichzeitig). Aber dazu mehr, falls ich mal ein reproduzierbares Autoguiding mit der Montierung hinkriege…

Nachtrag:

Auf Astronomie.de kam die Frage nach dem Adapter auf, den ich gedruckt habe, um den Fokussiermotor zu befestigen. Hier ist die Druckdatei für FreeCAD und als .obj für Druckdienstleister:

https://kerste.de/wp-content/uploads/2022/08/Motorfokus-Adapter.zip

Bei meinem ursprünglichen Druck haben die Löcher nicht ganz gepasst, und ich musste noch einmal nacharbeiten. Ich hoffe, hier passt es besser.

Als Kupplung habe ich so eine Welle verwendet – bitte überprüft die Durchmesser eurer Achsen, ich weiß nicht mehr, welches Modell es war.

Okularsonnenfilter – wirklich für die Tonne!

Nachdem ich in knapp zwei Wochen einen kleinen Vortrag über Sonnenbeobachtung für die FasziAstroOnline vom Haus der Astronomie halte, habe ich mir spaßeshalber einmal einen Okularsonnenfilter besorgt. Immerhin wird seit Jahrzehnten vor den Dingern gewarnt, da kann man auch mal zeigen, warum. Eigentlich habe ich nur eine Filterfassung benötigt, aber warum nicht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?

Was dann ankam, war beeindruckend:

Der Filter war so locker in der Fassung, dass nach oben ein paar Millimeter Luft waren. Also erst mal den Filter richtig in der Fassung positionieren.

Dann hatte ich schnell mal ein Teleskop (80/910) mit Astrosolarfolie vor dem Objektiv auf die Sonne gerichtet, scharf gestellt und nur den Filter in der 1,25″-Steckhülse im Okularauszug gelassen. Dann den Objektivfilter ab und warten.

Mit einem einfachen IR-Thermometer hatte ich die Filtertemperatur überprüft: Nach zwei Minuten war er bereits bei 60-70°.

Nach fünf Minuten zeigte sich ein heller Reflex auf meiner Hand, als ich mit dem Thermometer kam.

Also Deckel auf Teleskop, von der Sonne wegschwenken und den Filter anschauen:

Schöner Riss einmal quer durch. Damit habe ich meine leere Filterfassung.

Klar: Ich hätte das Teleskop auch etwas abblenden können (dafür ist das Loch im Staubschutzdeckel einiger Teleskope ja ursprünglich gedacht), dann hätte er vielleicht zwei, drei Minuten länger durchgehalten. Aber ein mit f/11 eher lichtschwacher 80mm-Refraktor ist kein so ungewöhnliches Einsteigerteleskop, Sicherheitshinweise gibt’s auch keine, und wie flott der Filter in die ewigen Jagdgründe ging, war dann doch beeindruckend. 

Ist mir völlig unverständlich, dass die Teile immer noch verkauft werden dürfen. Wer damit beobachtet, hat keine Chance.

Ich hätte nicht gedacht, dass sich der alte Anwendungshinweis so schnell bewahrheitet: Wer einen Okularsonnenfilter hat, nimmt einen Hammer, haut damit drauf und entsorgt die Reste in der Tonne. Für den Blick auf die Sonne sind diese Filter absolut ungeeignet.

Hurtigrute Tag 12: Back to Bergen

Alles muss raus – wir auch

Der letzte Tag zieht sich – bis um 10 Uhr müssen die Kabinen geräumt sein, damit schon jetzt mit dem Putzen begonnen werden kann (schließlich liegt das Schiff in Bergen deutlich kürzer als in Ålesund, bereits um 20:30 heute Abend heißt es wieder: “Leinen los!”), und das Gepäck muss laut Aushang schon eine Stunde früher um 9 Uhr an den Aufzügen stehen, damit es in Bergen an Land gebracht wird. Der Tagesplan gibt dagegen 10 Uhr an, und tatsächlich hätten wir solange Zeit gehabt.

Wie dem auch sei: Der Wecker klingelt viel zu früh, damit der Kofferinhalt noch an das maximal zulässige Gesamtgewicht angepasst werden kann. Drei Tafeln Schokolade als Tariergewicht müssen raus, immerhin kann ich so in 220-Gramm-Schritten arbeiten… Einen Vorteil hat das frühe Aufstehen: Ich bekomme einmal Florø um 8:15 mit, passend zum Frühstück. Das ist kein besonders schöner Hafen (zumindest ist außer Containern nicht viel zu sehen), aber immerhin in einer hübschen Landschaft.

Dass wir jetzt endlich strahlendblauen Himmel haben, ist eigentlich eine Unverschämtheit. Gestern Nacht wurde nach Molde noch ein Schimmer von Polarlicht gesehen – das gefürchtete flache graue Band am Horizont, das kaum begeistert, aber die Nordlichtgarantie ebenfalls erfüllen würde. Für eine normale Reise war das Wetter sehr angenehm, aber es hätte ruhig ein paar klare Nächte mehr auch im Norden geben dürfen, um die Polarlichtaktivität nutzen zu können. So blieb es nur bei einer schönen Nordlichtsichtung. Immerhin – es gab schon Touren ganz ohne Polarlicht, ich hatte zum Glück noch keine. Die Zeit des stabilen Skandinavienhochs scheinen vorbei zu sein, willkommen im Klimawandel.

Da wir aus den Kabinen raus müssen, ist das Schiff nun gut gefüllt, und man merkt erst recht, wie viel doch gehustet wird. Auf den routinemäßigen Coronatest zuhause bin ich gespannt. Um dauernd draußen zu sein, ist es aber doch noch zu frisch. Das Expeditionsteam lädt um 10:45 noch einmal zu einer Veranstaltung an: Norwegische Musik. Um 11 Uhr treffen wir uns dagegen alle auf Deck 9 im windgeschützten Bereich, um noch einmal auf die Reise anzustoßen, anschließend ist Mittagessen angesagt. Ich glaube, das ist die erste Reise, auf der ich jedes Mittagessen ausfallen lasse. 12 Uhr ist mir einfach zu früh. Dann lieber auf das Handgepäck aufpassen, das wir im Vortragsraum deponieren konnten, und den Steinsund durch die Fenster vorbeiziehen zu sehen. Immer wieder wechseln sich etwas offenere Seestrecken mit schmalen Sünden ab. (Ist Sünde die korrekte Pluralform von Sund? Sunde klingt irgendwie besser… ich glaube, das muss Sunde heißen. Sowas haben wir in Süddeutschland nicht, da gibt’s nur Seelen, um die Leute zu verwirren. Also falls der Teufel mit mir um eine Seele feilschen will, da lässt sich was einrichten. Sogar belegt. Aber ich schweife ab.)

Aber letztlich zieht sich die Strecke, wobei das bei schlechtem Wetter natürlich noch eine andere Nummer ist. So kann man immer wieder die Landschaft genießen und doch noch mit den Gästen ins Gespräch kommen. Auf dieser Tour habe ich mich eher zurückgehalten – Norwegen hat die Coronaregeln aufgehoben und die Pandemie beendet; ich hatte versucht, zumindest dann Maske zu tragen, wenn Menschenansammlungen da waren, und ansonsten Abstand zu halten. Also entweder an Deck oder in der Kabine, wenn keine Reiseleitersprechstunde war. So oft war ich wirklich noch nie in der Kabine. Günter hatte dafür ja ein außergewöhnlich umfangreiches Rahmenprogramm, da konnte ich mich etwas zurückhalten, solange das Wetter nicht mitspielte.

In Bergen kamen wir fast pünktlich an. Bereits um 15:30 saßen wir im Bus und erreichten nach einer halben Stunde Fahrt als erste am Flughafen. Bei unserer kleinen Gruppe mit 21 Teilnehmern (von denen zwei noch eine Nacht in Bergen blieben) ging die Gepäckabgabe dann auch schnell und reibungslos, sodass wir eine Stunde Zeit hatten bis zum Boarding. Genug für Tax Free, Shopping und Co. Im internationalen Bereich galt dann auch wieder Maskenpflicht…

Auch der Anschlussflug in Amsterdam klappte, wobei Schiphol wirklich mal in Anzeigetafeln investieren sollte. Bis man den Anschlussflug findet, dauert. Und damit endet meine letzte Tour für die Saison – hoffen wir, dass alle gesund heim kommen!

Zum Abschluss noch mein bislang kürzestes, aber nicht unbedingt schlechtestes Polarlichtvideo – erstmals sogar mit einer Echtzeit-Sequenz!

Hurtigrute Tag 11: Von Trondheim nach Molde

Trondheim

Der letzte volle Reisetag ist ein Seetag. Nur morgens in Trondheim gibt es einen längeren Aufenthalt, aber ich gebe es offen zu: Zwischen 6:30 und 9:30 bin ich nicht für einen Gang in die Stadt oder eine Stadtrundfahrt zu motivieren. Dann lieber noch einmal ausschlafen und vom Schiff einen Blick auf den Hafen werfen. Zum späten Frühstück fahren wir dann sehr dicht an Munkholmen vorbei, mir bleibt gerade genug Zeit für ein schnelles Handy-Foto durch das Fenster.

In den letzten Tagen hat das Gehuste auf dem Schiff schon deutlich zugenommen, sodass ich den Panoramasalon wieder meide und die eher langweilige Fahrt durch den Trondheimfjord nutze, um schon einmal zu packen. Je nach Quelle müssen die Koffer morgen früh bis 9 oder 10 Uhr bei den Aufzügen stehen, wenn man den Gepäckservice nutzen will und nicht den ganzen morgigen Tag auf sein Gepäck aufpassen will.

Munkholmen

An Bord tut sich heute nicht viel: Um 14:45 gibt es ein Treffen mit der Crew und der Möglichkeit, Fragen zu stellen, um 15 Uhr geben wir die Informationen zur Ausschiffung (Günter hat vorher schon alle eingecheckt, die sich noch nicht selbst eingecheckt haben), und kurz vor Kristiansund gibt Svenja einen Interessepunkt auf Deck 9 zu Kristiansund. Der ist auch für mich neu, unter anderem kapiere ich endlich, warum Klippfisk Klippfisk heißt: Weil er gesalzen und auf den Klippen getrocknet wurde. Früher war Kristiansund daher für seine salzweißen Klippen bekannt; seit der Fisch in Hallen getrocknet wird, sind die Felsen hier wieder naturfarben.

Sehr praktisch: Es ist mittlerweile wieder hell genug, dass man die schöne Einfahrt nach Kristiansund miterlebt, und durch den Interessepunkt verpasst es auch niemand. Der Ort ist auf einigen Inseln erbaut, sodass wir durch Kristiansund fahren und mitten im Ort anlegen. Mit Günter geht es kurz zur Statue der Klippfischfrau am Hafen; bei leichter Verspätung haben wir immerhin etwa eine halbe Stunde, um uns die Beine zu vertreten.

Anschließend führt uns der Kurs auf die Hustavika. Es langt gerade noch, um einen Burger im Bistro zu essen, bevor wir auf die unruhige See kommen. Die Alternative für Essen ohne Geschaukel wäre der Ausflug ins Marmorbergwerg Bergtatt über die Atlanterhavsstraße. Den Ausflug hatte ich mal im November gemacht, jetzt hat man mehr davon, weil es auch Landschaft zu sehen gibt.

Nach der bewegten, aber noch recht harmlosen Hustavika erreichen wir Molde, das bereits im dunklen liegt. Sternklarer Himmel, aber so weit im Süden ist kein nennenswertes Polarlicht mehr zu sehen. Am nächsten Morgen höre ich sogar noch von einer Sichtung – der berühmte “schöne grüne Bogen” am Horizont, der nur für die Kamera grün ist und für das Auge eher an grauen Nebel erinnert. Das war aber erst nach Molde, da hatte ich keine Ausschau mehr gehalten. Auch auf die Schiffsbegegnung mit der Polarlys hatte ich verzichtet – sie war erst später in Ålesund losgefahren, sodass unklar war, wann wir ihr begegnen würden

Hurtigrute Tag 10: Helgelandküste

Die Nordlys am düsteren Horizont

Es ist wieder soweit: Wi überqueren den Polarkreis, diesmal in südgehender Richtung. Dabei sind wir später dran als nordgehend, sodass es heller ist und man die Insel Vikingen samt Globus besser sehen kann. Trotzdem verpasse ich die nordgehende MS Nordlys knapp und sehe sie nur noch als kleinen Punkt im Norden in dunklen Wolken verschwinden.

Im Süden kommt derweil die Insel Vikingen in Sicht. Nur irgendwie scheint unser Kurs nicht zu stimmen: Wir fahren zu Abwechslung rechts an der Insel vor statt links. Mal was Neues… Dafür wird auch nicht gehupt, als wir den Polarkreis überqueren. Wir schleichen uns also quasi im Tarnmodus nach Süden.

Aber Schleichfahrt hin oder her: Auf Deck 9 steht die jetzt die zweite Polarkreistaufe an. Es gibt Lebertran, und zum ersten Mal seit ich auf der Hurtigrute bin probiere ich das auch aus. Ich hatte Schlimmeres erwartet, es schmeckt eher nach einer gut geölten Ölsardine als nach Igittigitt. Also gibt es doch einen original Hurtigruten Lebertranlöffel für die Sammlung. Wenn es wegen dem verkorksten Aufenthalt in Hammerfest schon kein Bild von mir auf der Bank im Musikpavillon gibt, dann halt eins mit Löffel.

Nesna

Anschließend machen wir noch ein Gruppenfoto und passen dafür exakt den Moment ab, an dem der nächste Schneeregenschauer kommt, und dann beginnt der ruhige Teil des Tages. Wir fahren die Helgelandküste entlang und können sie je nach aktuellem Wetter genießen. Nesna ist gut zu sehen, während Sandnessjøen erst spät aus dem Grau auftaucht. Dort machen wir wieder nur einen zu kurzen Halt, um sinnvoll von Bord zu gehen (und legen mit Verspätung ab, weil doch Passagiere fehlen); der Interessenspunkt Sieben Schwestern entfällt dann, weil diese berühmte Bergkette hinter Sandnessjøen nicht zu erkennen ist.

Die Sieben Schwestern (in den Wolken)

Um 15 Uhr steht dann Brønnøsund auf dem Plan – am Sonntag, daher scheitert mein üblicher Plan, den Aufenthalt im Amfi-Einkaufszentrum zu verbringen. Stattdessen gehe ich mit Günter einmal Richtung Kirche und um den See, da war ich bislang auch noch nie. Jetzt dürfte ich alle Sehenswürdigkeiten durch haben, die man in dem Ort zu Fuß erreichen kann, inklusive wilder Tiere in den Gärten. Immerhin hat die Eisdiele am Anleger offen. Das muss sein.

Den Torghatten sehen wir nur aus der Ferne, obwohl es hell genug wäre für einen Besuch – als wir ihn passieren, steht bereits das Captains Dinner an, und wir lassen den Berg mit Loch rechts liegen – kein Abstecher, um das Loch zu sehen. Das Captains Dinner ist ein bescheidenes Ereignis: Die Offiziere begrüßen die Passagiere mit einem Glas Sekt, aber es gibt keine Ansprache – zumindest nicht, soweit ich das mitkriege. Die Lautsprecher sind auf der Trollfjord ziemlich leise, sodass man auch Durchsagen im Restaurant kaum mitkriegt.

By the way: Es gibt weiterhin ein Drei-Gänge-Menü, das man sich aus drei Komponenten (Vegetarisch, meistens Fisch und meistens Fleisch) zusammenstellen kann. Und die Trollfjord wird ihrem Ruf gerecht, das Schiff mit der besten Küche zu sein.

Nach dem Captains Dinner steht nicht mehr viel auf dem Programm: Noch ein Halt in Rørvik, wo der Regen einen wieder ins Schiff drängt, bis wir direkt nach dem Ablegen der nordgehenden Nordkapp begegnen. Noch einmal Winken, dann ist für mich Feierabend: Der Himmel ist weiterhin bedeckt.

Hurtigrute Tag 9: Vesterålen

Die Inselwelt der Vesterålen steht heute auf dem Programm; im Lauf des Nachmittags werden wir den Raftsund durchqueren und damit zu den Lofoten wechseln. Harstad erreichen wir ziemlich pünktlich mit der geplanten Verspätung von einer Stunde, sodass die Busfahrt durch die Vesterålen nach Sortland stattfinden kann – der Hike mit dem Expedition Team auf einen Berg fällt dagegen aus Zeitmangel aus.

Harstad
Trondenes Kirche von der Trollfjord aus

Der Hafen von Harstad ist weiterhin Baustelle, und wir legen nur relativ kurz an. Immerhin drei Busse nehmen an dem Ausflug teil, bei etwas über 300 Passagieren an Bord also gut ein Drittel. Einer davon ist Günter, sodass ich ein paar Bilder der Busfahrt zeigen kann. Von der Trondenes-Kirche gab es einen hübschen Blick auf unser Schiff, für mich neu in dem Museum ist ein Freilichtmuseum mit einem rekonstruierten Bauernhof. Von da führt die Bustour unter anderem mit einer Fähre bis nach Sortland, wo wir die Teilnehmer wieder an Bord nehmen.

Ich verbrachte die Fahrt wie üblich an Bord – eine zweigeteilte Fahrt: Während der ersten Hälfte schönes Wetter, dann zunehmend Wolken und Regen. Aber ideal, um den Tag entspannt zu genießen. Highlights gibt es natürlich auch auf dem Schiff: Da ist zuerst die Fahrt durch die Risøyrinne, dann Risøyhamn mit Ladetätigkeit und einem Blick auf den Königsstein, der an die Einweihung der Risøyrinne erinnert, und zuletzt, kurz vor Sortland, werden alle aufgerufen, nach vorne auf Deck 6 zu kommen, um den Bussen zuzuwinken, denen wir an der Brücke bei Sortland begegnen. Immer wieder ein netter Spaß, und ich behalte die Flagge noch ein wenig, um beim Anlegen am Kai weiter zu winken.

Von Sortland ging es bei zunehmend schlechterem Wetter gemütlich weiter nach Stokmarknes, wo das neue Hurtigrutenmuseum wartet. Wir hatten allerdings wieder genug Verspätung eingefahren, dass es nur für einen Rundgang um die neue Halle langt, in der die alte Finnmarken nun vor den Elementen geschützt ist – und bei Tag auch vor interessierten Blicken; nur bei Nacht ist sie durch die Glasfassade gut zu sehen.

Das Hurtigrutenmuseum

Ein Besuch lohnt sich in der knappen halben Stunde, die wir diesmal Aufenthalt haben, leider nicht – allerdings ist der neue Eintrittspreis von 220 NOK auch zu viel für den kurzen Aufenthalt. Er mag noch gerechtfertigt sein, wenn man zwei Stunden Zeit hat, aber so dürfte er die meisten Besucher abschrecken. Sehr schade, auch wenn der Neubau und der Erhalt des Schiffs natürlich viel Geld verschlingt. Es gibt aber auch einen Ausflug mit Busfahrt zum Hurtigrutenmuseum, bei dem man mehr Zeit für Schiff und Museum hat.

Nach Stokmarknes kommt der Raftsund: Bei gutem Wetter ist es faszinierend, bei Mistwetter eher mystisch anzuschauen, wenn die hohen Berge am Schiff vorbei ziehen. Im Raftsund sind auch ein paar Seeadler zu sehen, während Niri auf Deck 9 einen Point of Interest veranstaltet; den Trollfjord lassen wir aber wegen des schlechten Wetters aus. Im Winter könnten wir ohnehin nur bis zu seiner Mündung fahren, so setzen wir unsere Fahrt fort und sind sogar zehn Minuten vor der geplanten Ankunftszeit in Svolvær.

Fischersfrau in Svolvær

Die Einfahrt in Svolvær verpasse ich: Es gibt schon ab 17:30 Buffet – in erster Linie wegen den Ausflüglern, die z.B. die Lofoten bei Nacht und drohendem Regen auf dem Pferderücken erleben wollen, aber das gibt auch mir die Chance, einmal in Ruhe durch Svolvær zu gehen und mein Leergut zu entsorgen.

Hinter der Kirche ist ein großes Einkaufszentrum; der Kiwi hat auch nach 19 Uhr noch offen. Ansonsten gibt es hier wenige Möglichkeiten zum Geld ausgeben: Die meisten Läden schließen am Samstag um 19 Uhr. Ein kurzer Besuch bei den Rørbua-Fischerhäuschen nachempfundenen Ferienwohnungen des Scandic-Hotels, und dann der Gedanke, dem Magic Ice doch noch mal eine Chance zu geben. Die Eisgalerie hat einiges an Kunstwerken aus Eis, und normalerweise sage ich: Wer das Eishotel gesehen hat, kann sich das Magic Ice (ein weiteres gibt es in Tromsø, zumindest letztes Jahr noch) sparen. Und heute, wo ich es einmal probiere, hat es wegen Krankheit an Samstag und Sonntag geschlossen. Tja dann…

Dafür macht Svolvær seinem Name als Hauptstadt des Lichts alle (Un-) Ehre: Ein großer Skybeamer beleuchtet die tiefhängenden Wolken. Lichtverschmutzung gibt es auch in Norwegen. An Deck 9 der Trollfjord sind die Unverzagten auf der Suche nach Wolkenlücken – ein bisschen schimmert das Polarlicht durch, aber die Wolken sind meist stärker.

Die anschließende Überfahrt nach Stamsund ist ereignislos, wir kommen pünktlich an und legen deutlich verspätet ab – vielleicht hat der Reitausflug länger gedauert?

Das Wetter ist mies, es schneit/regnet immer wieder, und zwischendrin blitzt ganz kurz ein bisschen Polarlicht auf – als ob es uns verhöhnen wollte.

Bevor es auf den Westfjord geht, schaue ich noch einmal raus, aber keine Chance auf klaren Himmel. Mist.