Blick zurück auf’s Westkap
Bei bestem Wetter sind wir in die Reise gestartet, und sogar das Westkap war recht freundlich: Das erste Stück offenes Meer wird pünktlich zum Frühstück passiert, und dementsprechend sind alle etwas um das Frühstücksbuffet herumgetorkelt. Trotzdem planen die Norweger weiterhin, das Westkap zu untertunneln – bei richtigem Sturm geht es anders ab.
Um 11 Uhr war dann Meet&Greet angesagt: Reiseleiter Kai, Ko-Lektorin Felicitas und ich stellten uns der 42-köpfigen Gruppe vor, klärten organisatorische Details und gaben die Vortragstermine bekannt, anschließend stand auch schon das Mittagessen auf dem Programm – etwas früher, damit auch jeder die Stadtführung am nächsten Halt mitmachen konnte, ohne auf eine Mahlzeit verzichten zu müssen. Allerdings hatte schon der kleine Schoko-Nachtisch genug Kalorien für eine ganze Familie. Uff…
Die Rute führt vom Westkap aus über Torvik in die Jugendstilstadt Ålesund. Jetzt weiß ich endlich, wie der Aksla bei Sonnenschein aussieht, letztes Jahr bei Sturm war doch ein Erlebnis der anderen Art. Auch diesmal habe ich die Stadt auf eigene Faust erkundet, man war ja doch noch nicht überall. Und nach dem Mittagessen war Bewegung nötig. Hübsche Kirche.
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Der Aksla
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Jugendstilstadt Ålesund
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Die Kirche
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Blick vom Schiff
Nach Ålesund ging es ruhig weiter. Unser Tourguide zeigte am Nachmittag den Hurtigrutenfilm über die Polarlichter, der mal wieder meinen halben Vortrag vorwegnahm (macht aber nichts, so merkt man es sich besser), und für den Abend war Sternbilder erklären angesagt. Es ist zwar noch einiges an Materie im Sonnensystem unterwegs, aber auf der Höhe Polarlichter? Wohl kaum.
Da das Schiff mit rund 150 Passagieren bei weitem nicht ausgelastet ist, gibt es nur eine Abendessensitzung um 19:00, im Anschluss hatte ich dann zu einer kurzen Sternführung auf dem Achterdeck eingeladen – der Käptn hatte die Beleuchtung ausgeschaltet, nur der Schornstein war noch erstrahlt, sodass die schwächeren Sterne fehlten. Aber das erleichtert immerhin die Orientierung, und Felicitas konnte den Komet Lovejoy im Fernglas präsentieren. Im Norden zog derweil Nebel auf.
Nebel?
Einen kurzen Sprint in die Kabine später hatte ich meine Kamera aufgebaut, und 30 Sekunden später war klar: Das ist grün. Ich konnte also jetzt schon das erste Polarlicht präsentieren, noch vor Kristiansund, auf 63° 6′ 26,53″ N und 7° 32′ 25,308″ O.
Ein Hauch von Polarlicht
Zugegeben, dieses schmale graue Band war jetzt nicht gerade das, weshalb wir hier sind, aber der Pflichtteil war erledigt. Diesmal droht uns keiner eine zweite Polarkreistaufe / Icebucket-Challenge an, weil es keine Polarlichter gibt.
In Kristiansund (22:15-23:00) ging wegen Stadtbeleuchtung eh nichts. Die Kollegen auf der Midnatsol zwei Schiffe weiter nördlich hatten auch schon etwas gesehen, und nachdem das Schiff kurz vor Mitternacht fast ausgestorben war, ging ich noch ein letztes Mal nach draußen. Da tat sich doch was, ein sanfter, aber deutlicher Bogen über dem Nordhorizont. Also zurück in die Kabine, Kamera plus Stativ holen und ab an den Bug: Keine Chance, mir hätte es fast das Stativ über Bord geweht. Am seitlichen Umlauf ging es dann, und mittlerweile war auch etwas Farbe und Bewegung zu erkennen:
Das erste richtige Polarlicht. 5 Sekunden bei 3200 ISO und 13mm/f2,4
Damit war klar: Das muss bekannt gegeben werden. Die Rezeption war zum Glück noch besetzt und konnte eine Durchsage machen. Viele haben es gehört, und das Deck hat sich dann langsam gefüllt. Das Licht wandelte sich allmählich zum breiten Band und zeigte Strukturen. So geht Polarlicht, zumindest so weit im Süden. Eineinhalb Stunden später leerte sich das Deck wieder, da morgen von 6-12 Uhr Trondheim auf dem Programm steht, aber das Licht tanzte schwächer weiter.
Dancing slowly: Die Farben waren dezent, aber mit der Zeit waren Veränderungen zu sehen. Irgendwo darunter ist die Midnatsol…
Und die Kollegen auf der Midnatsol? WOW. HAMMER. Die waren mit ihrem überfüllten Schiff (die Gäste der Kong Harald sind wegen Generatorschaden auf die Midnatsol umgesiedelt) näher dran und begeistert. Aber für den Einstieg können wir auch zufrieden sein (zumindest alle, die die Durchsage gehört haben).
Das Polarlicht über der Midnatsol, etwa Höhe Lofoten.
Und in unseren modernen Zeiten sieht man natürlich noch mehr: Daniel Fischer ist gerade mit einer Gruppe auf der Insel und war mitten drin statt nur dabei – festes Land hat natürlich den Vorteil, dass es nicht wackelt
Bei mir war dann als letzter gegen zwei Uhr Feierabend, und es blieb nur noch den Kamerakku wieder ans Ladegerät zu hängen und den Gang durch Trondheim zu streichen – um sechs Uhr aufstehen ist nicht mehr:-) Stattdessen werden morgen früh Bilder gesichtet und dieser Beitrag geschrieben.