Langsam wirkt die Polarnacht: Um 2 Uhr hatte ich meinen Rechner so weit gefüttert, dass ich ins Bett gehen konnte, und ich wurde tatsächlich erst irgendwann von meinem Wecker geweckt, rechtzeitig für das Frühstück und die Reiseleitersprechstunde um 9:30.
Bevor es soweit war, war noch Computerfüttern nötig – irgendwie müssen die hübschen Zeitraffer aus dem gestrigen Blogbeitrag ja erstellt werden. Das wird mich noch bis in den Nachmittag beschäftigen, bis alle Bilder durch sind.
Tromsø hat heute oder morgen den letzten Tag mit Sonnenschein, aber die helle Zeit samt Dämmerung wird schon deutlich kürzer. Zum Glück ist das Wetter klar, da bleibt ausreichend blaue Stunde für schöne Bilder.
Der erste Hafen, den ich mitkriege, ist Finnsnes. Von dem Ort sieht man von der Hurtigrute aus gar nicht mal so viel: Die Statue des Wikingers Ottar am Hafenbecken, das Häuschen mit der Schokoladenwerbung, ein paar Einkaufszentren und die Brücke zur Insel Senja lassen kaum erahnen, dass der Ort mit immerhin fast 5000 Einwohnern sich hinter den Hügeln noch ganz schön weiter erstreckt, und auf Senja auch noch weiter geht.
In Richtung Senja dampft das Meer wieder, und wir dampfen weiter Richtung Tromsø, durch die wunderschöne Landschaft. Davon bekomme ich aber nicht viel mit: Ich mache noch ein Nickerchen, bis die Passage des Gezeitenstroms Rystraumen kurz vor Tromsø durchgesagt wird.
Zeit, aufzustehen – Tromsø ruft! Und ausnahmsweise sogar bei gutem Wetter, auf den letzten Touren gab es entweder Regen oder andere Formen von Mistwetter. Dabei habe ich heute kein großes Sightseeing auf dem Plan: Einmal am Hafenbecken entlang bis zur ehemaligen Festung Skansen, dann zum Coop, Getränke kaufen und über den Marktplatz und die hübsche, hölzerne Domkirche zurück zum Schiff. Die Stadt präsentiert sich als weihnachtlich geschmücktes Lichtermeer, auch mit dem üblichen Deko-Kitsch.
Danach steht Shopping an: Es ist Black Week, ich werde im Schuhgeschäft fündig, im Kiwi (es gibt Mørketidsboller – lecker), bei Prinsess (nein, keine Bettwäsche) und stehe bei der Norli-Buchhandlung vor verschlossenen Türen – es ist Samstag, da schließen die schon um 16 Uhr. Tromsø trägt nicht umsonst den Beinamen Paris des Nordens, und anders als in Paris verstehe ich die Verkäufer hier wenigstens.
Und Weihnachtsmarkt ist auch: Neben ein paar kleinen Buden auf dem Marktplatz ist auch im Prostneset Center am Anleger ein Weihnachtsmarkt – im Gebäude, im Warmen.
Das Klima erklärt, warum Weihnachtsmärkte hier im Norden so selten sind. Wenn ich an den German Döner letzten Dezember auf dem Weihnachtsmarkt in Bodø denke, mit tiefgefrorenen Tomaten, Soße, die nicht aus dem Fladenbrot laufen kann, und Anfangs sogar heißem Fleisch…
Nachdem die Shoppingtour erledigt ist, geht es ab aufs Schiff, die letzten Bilder sortieren und Abendessen. Bei der Einfahrt nach Tromsø war bestes Wetter, beim ersten Gang in die Stadt gab es ein kurzes Schneegeriesel, und jetzt ist bedeckt. Also in aller Ruhe Essen. Das Nordkap-Buffett wurde einen Tag vorverlegt und ist jetzt das Tromsø-Buffet (mit selbem Speiseplan), trotzdem mit festen Zeiten und Sitzplätzen. So entgehen wir dem Geschaukel auf der Barentssee, wobei wir bislang einen Ententeich hatten. Der Nachteil beim Buffet: Man überfrisst sich doch immer wieder, vor allem bei der guten Küche der Nordlys. Burps. Meine Mørketidsboller werden den Tag wohl überleben. Vielleicht morgen statt Frühstück…
Die Wolkendecke hält, und wir bieten in aller Ruhe noch eine Reiseleitersprechstunde an, bevor wir Skjervøy erreichen. Tja, auch Skjervøy geht nicht immer – eine helle Sternschnuppe blitzt hinter den Woklen auf, aber Sterne oder Nordlicht haben keine Chance. Also Zeit für Blog schreiben und frühen Feierabend.