Die Urlaubszeit ist vorbei, und mich hat’s mal wieder ins Ausland gezogen. Dieses Jahr stand Istrien auf dem Programm – getreu dem langjährigen Motto, im Sommer in den Süden zu fahren und im Winter in den Norden. Mit dem Auto sind’s ja nur rund neun Stunden nach Istrien/Nordkroatien, wenn alles gut geht, also stand das diesmal auf dem Programm. Ungewohnt: Kroatien ist zwar mittlerweile in der EU, aber weder im Schengen- noch im Euroraum. Also erstmal Geld wechseln und dann die Windschutzscheibe mit Vignetten für Österreich und Slowenien vollpflastern, bevor’s um Mitternacht los ging. Das Ziel: Nach Möglichkeit keine Staus mitnehmen, sondern lieber in Pula oder Rakalj ein bisschen rumhängen oder einkaufen, bis man in die Finca rein darf.
Das hat auch beinahe geklappt… Nachdem Österreich bei Nacht und Regen durchquert wurde, waren wir noch vor 9 Uhr an den Höhlen von Škocjan in Slowenien, die uns als Zwischenstop wärmstens empfohlen wurden. Eine Stunde später war dann auch Einlass, und der Besuch lohnt sich wirklich. Man kann entweder ein Stück dem unterirdischen Fluss folgen (unsere Entscheidung), in die Tropfsteinhöhlen gehen oder beides anschauen. Sehenswert.
Škocjan hat nur einen Nachteil: Es liegt vor der Grenze. Bis Koper kamen wir dann noch ganz gut durch, und für die rund 20 km von Koper bis zur Grenze waren es dann noch mal rund drei Stunden – und da gibt es tatsächlich Leute, die gegen Schengen und offene Grenzen sind. Wenn man immer nur in Sichtweite seines Kirchturms bleiben will, mag das ja reichen… Übrigens bestand die Zollkontrolle nur aus einem kurzen Blick auf den Ausweis. Na dann.
Villa Krase in Rakalj
Immerhin haben sowohl Slowenien als auch Kroatien gut ausgebaute, freie Autobahnen ohne Dauerbaustellen – warum kriegen wir das eigentlich nicht hin? Die Tempolimits halten zwar auf, aber so groß ist die Halbinsel Istrien dann doch nicht. Warum für die selbe Strecke unterschiedliche Mautgebühren anfallen, ist mir aber immer noch nicht klar.
An der Finca angekommen (sobald man von der Autobahn runter ist, sind die Straßen deutlich schlechter) hieß es dann erst einmal, die Mieter der Nachbarvilla rausschmeißen, die versehentlich bei uns einquartiert wurden. Und dann die Enttäuschung: Die Klimaanlage ist an die Heizung gekoppelt und kühlt erst ab 22 Uhr. Hä? Na, macht nichts, in Kroatien war es eh kühler als in Deutschland, und die Woche glänzte mit Regen und teilweise eher frischen Temperaturen. So wenig Sonnencreme hab ich noch nie in einem Urlaub am Mittelmeer gebraucht. Aber davon abgesehen ist die Villa okay (nein, der Pool ist wieder nicht beheizt – aber der Grillplatz ist schön).
Im großen Ganzen war die Woche ein Relax-Urlaub – sogar der Reiseführer war der Meinung, dass es außer ein paar hübschen Städten nichts zu sehen gibt. Also was macht man? Am ersten Abend einen kurzen Ausflug ins benachbarte Rabac, um anschließend in Labin Essen zu gehen.
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Die Wolken versprechen nichts Gutes
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Immerhin den Vögeln gefällt’s
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Was soll an einem Strandurlaub eigentlich so toll sein?
Dank Wolkenbruch war’s ganz schön nass, und auf Labin wurde dann verzichtet. Immerhin am Mittelmeer gibt’s Regen, wenn der Sommer in Süddeutschland schon zu trocken ist…
Nächster Tag, nächster Versuch: Pula. Die Stadt hat noch einige Reste aus römischer Zeit, darunter ein ziemlich großes Amphitheater. Nett: Man kann von außen reinschauen und spart sich den Eintritt. Weniger nett: Die Stadt ist recht klein und hat ein wunderbares Verkehrschaos. Daher spaltet sich die Gruppe auch rasch auf: Nur eines von zwei Autos hat einen funktionierenden Parkscheinautomat erwischt, der einen Parkschein für zwei Stunden ausgespuckt hat, nachdem er mein ganzes Kleingeld geschluckt hat – das andere Auto hat dann recht bald die Flucht ergriffen, denn wie erklärt man auf kroatisch, dass der Parkscheinautomat streikt?
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Das Amphitheater
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Noch andere hatten Parkscheinprobleme
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Die gut erhaltene Innenstadt
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Die Reste des alten Theaters
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Der Triumphbogen
Trotzdem blieb noch genug Zeit für ein lecker Eis. Pula ist durchaus sehenswert, und die Ruinen sind frei zugänglich. Bei uns wäre da längst so mancher Sicherheitszaun aufgestellt… Man muss alte Gemäuer natürlich mögen:-)
Hausgast: Ein kleiner Skorpion.
Am Abend gab es dann auch eine Begegnung mit der einheimischen Fauna: Ein kleiner Skorpion hatte sich in das Haus verirrt. Süß. (Weniger süß waren übrigens die Wespen, von denen es doch einige gab).
Am nächsten Morgen wäre Pool eine Option gewesen, oder sich mal den Ort anschauen und bis zum Meer wandern (die Panoramaroute, nicht der direkte Weg). Klar, wofür ich mich entschieden habe: Rakalj anschauen.
Die ganzen Dörfer der Region hinterlassen den Eindruck, dass nur die Ferienhäuser wirklich rausgeputzt sind. Ich habe selten innerorts so viele Ruinen gesehen. Zum Anschauen mal ganz nett, aber wohnen wollte ich da nicht. Immerhin ist das Meer wirklich so blau wie in den Reiseführern – man sollte nur nicht an den Abhängen hinunterschauen, das erspart stellenweise den Blick auf viel Plastikmüll. Auf dem Weg zum Strand liegen die Ruinen von Stari Rakalj – über die Mauerreste dieser bis weit in die Antike oder gar prähistorische Zeit zurückreichenden Festung und Siedlung gibt es so gut wie keine Infos, aber sie bieten einen schönen Ausblick. Und Schlangen gibt’s da auch.
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Faszinierende Bauweise
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Manchmal wird doch saniert.
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Der wird wohl nie wieder fahren…
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Die Ruinen von Stari Rakalj
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Sv. Agneza
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Postkartenstimmung bei Sv. Agneza
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Das tiefblaue Meer war wärmer als unser Pool
Am Abend stand noch einmal Labin auf dem Programm: Stadt anschauen und Essen gehen. Die Altstadt von Labin ist mit dem Navi nicht ganz einfach zu finden, aber trotzdem schön: Enge Gassen oben auf dem Berg und viele alte Häuser, die noch Spuren aus italienischer Zeit tragen. Das Essen war nicht schlecht, aber auch nicht so der Hit – unsere gegrillten Cevapcici und Würste konnten mit dem Restaurant locker mithalten.
Aus Labin wieder rauszukommen war dagegen abenteuerlich: Das Navi führte uns durch enge Gassen über einen Parkplatz mit Schranke irgendwie doch auf die Hauptstraße. Und die Tempolimits auf der Landstraße wurden noch weniger eingehalten als in Deutschland – nicht nur die tiefergelegten Proll-Schleudern überholen ziemlich wild, sondern auch die LKWs. (Eine Radarfalle haben wir übrigens doch auf der Landstraße gesehen.)
Sauwetter
Mittwoch war dann sowas wie Pooltag, wegen Sauwetter und Dauerregen. Und in Norwegen war Polarlichtalarm, grmpf… Immerhin: So Highlights wie den Plitvicer Park mit seinen Wasserfällen kann man sich da guten Gewissens schenken, Wasserfälle gibt’s schon genug auf der Terasse.
Und da die Entscheidung gefallen war, bereits am Freitag zurückzufahren (statt wie alle anderen die Villa am Samstag zu übergeben), drängte die Zeit allmählich, um den Rest Istriens zu erforschen. Also standen am Donnerstag bei wieder schönem Wetter zwei weitere hübsche Küstenstädtchen auf dem Plan: Poreč und Rovinj, die beide eine überschaubare Altstadt haben.
Poreč empfängt den geneigten Touri mit einem großen Parkplatz nur wenige Gehminuten von der Innenstadt entfernt – kein Vergleich mit dem Verkehrschaos in Pula. Das Highlight der Stadt ist die Euphrasius-Basilika. Der Komplex geht in Teilen auf das fünfte oder sechste Jahrhundert zurück. Hier kann man problemlos genauso viel Zeit verbringen wie im Rest des Altstädtchens. Sehr schön: Kein Fotoverbot:-)
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Der Platz vor der Altstadt.
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Der Eingang zur Euphrasius-Basilika
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In der Taufkapelle
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Blick auf die Basilika
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Im Bischofspalast
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Bischofspalast und Glockenturm
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Im Inneren der Euphrasius-Basilika
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Das romanische Haus
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Der fünfeckige Turm
Der Aufstieg auf den Glockenturm lohnt sich, unter den vier Glocken hat man einen wunderschönen Blick auf die Stadt. Wann geläutet wird, ist zum Glück am Eingang angeschlagen… Die Basilika selbst wirkt erst einmal recht schlicht, wobei sie von dem prächtigen Schmuck der Apsis dominiert wird. Auf einer Seite haben die Rundbögen noch schöne Stuckverzierungen, auf der anderen Seite wurden sie bei einem Erdbeben zerstört.
Knapp eine Autostunde weiter liegt Rovinj ebenfalls auf einer Halbinsel im Meer. Hier heißt es, rechtzeitig einen der Parkplätze anzufahren, um nicht im Verkehrschaos stecken zu bleiben – Parkeinweiser sorgen dafür, dass sich nicht alles am Stadttor staut. Rovinj empfängt uns mit echter Postkartenromantik: blauer Himmel, blaues Meer und ein paar Wölkchen. In den engen Gassen der Stadt ist auch die Sonne kein Problem, auch die Touristenmassen verteilen sich einigermaßen. Die Stadt wird von der Kirche aus dem 18. Jahrhundert dominiert, die für die kompakte Altstadt eigentlich zu groß erscheint.
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Rovinj
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Und immer wieder Ruinen…
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🙂
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Santa Eufemia
Der Eingang zum “unterirdischen Königreich”
Und damit wäre Istrien eigentlich abgehakt. Nur eines gönne ich mir am letzten Tag noch: Das unterirdische Königreich Feštinsko kraljevstvo – eine kleine, 1930 entdeckte Tropfsteinhöhle, die nur eine halbe Autostunde von Rakalj entfernt ist. In zehn Meter Tiefe gibt es eine ganze Reihe von interessanten Formationen. In einer rund zwanzigminütigen Führung geht es rund hundert Meter in den Berg hinein; die weiter entfernten Regionen sind in staatlichem statt in Privatbesitz und daher nicht zugänglich. Selbst erkunden darf man die Höhle nicht, da es zu viele Souvenirjäger gab, die Stalagtiten abgebrochen haben, aber dafür darf fotografiert werden – zumindest ohne Blitz, auch wenn sich da kaum jemand daran hält.
Und das war’s dann mit Istrien – nach einem erstaunlich günstigen Abendessen in der Dorfdisko (zumindest wenn es nach der Lautstärke der Beschallung der Pizzeria geht) ging’s dann in einem Rutsch zurück nach Süddeutschland, ins Warme. Bemerkenswert: Beim Fahrerwechsel in Österreich zeigte das Thermometer 9°. In Tromsø waren’s zur selben Zeit 12,3°. Irgendwas läuft hier doch falsch.