Was zwölf Stunden im Bett ausmachen: Gestern war ich noch total groggy und sicher, den Rest der Tour mit einer Erkältung verbringen zu dürfen, jetzt habe ich nur noch Kreuzweh, bin aber wieder weitestgehend fit und sogar rechtzeitig für ein spätes Frühstück wieder auf den Beinen. Und viel Polarlicht habe ich in Tromsø auch nicht verpasst, die Prognosen waren dann doch schöner als das, was durch die Wolken kam.
Von Harstad habe ich zwar nichts mitgekriegt, aber ich gönne mir einen Blick auf die Risøyrinne, die zu Risøyhamn führt. Sie wurde auf Wunsch des Hurtigrutengründers Richard With ausgegraben und ist nur wenig tiefer als die Schiffe. Diesmal bin ich früh genug an Deck um zu sehen, wie die blinkenden Markierungen auf den Ort zuführen – wenn man mitten drin steckt, fällt das weniger auf.
Während Risøyhamn bin ich in der Reiseleiter-Sprechstunde, auch wenn sie heute kaum in Anspruch genommen wird. Eigentlich kein Wunder: heute gibt es nicht viele Gelegenheiten, länger von Bord zu gehen – wir bleiben kaum mehr als eine Stunde in jedem Hafen. Aber Kari hat für morgen Trolle in Sandnessjøen organisiert. Echte Norweger, kein China-Import.
Um 12 Uhr versammeln wir uns dann wieder alle an Deck 5: Die Busse der Vesterålen-Tour überqueren die Brücke vor Sortland pünktlich zu dem Zeitpunkt, wenn wir darunter durch fahren. Also: Kräftig winken. Nur Norwegerfahnen werden diesmal nicht verteilt, aber die Vielfahrer sind mit Handtüchern ausgestattet. Immer wieder ein netter Spaß. Und dann: Mittagessen, bevor die Busreisenden an Bord und im Restaurant sind:-) In Sortland für die halbe Stunde von Bord zu gehen lohnt sich eh nicht.
Stokmarknes um 14:15 erreichen wir in der Abenddämmerung – es macht sich bemerkbar, dass wir weiter im Süden und Westen sind. Ab Morgen gibt es sogar wieder Sonne, dann überqueren wir den Polarkreis. Im Hurtigrutenterminal erlebe ich eine kleine Enttäuschung: Dort hängen zahlreiche alte Fotografien aus der Geschichte der Hurtigrute, mit Beschriftungen auf Englisch und Norwegisch sowie der Bitte, ob man nicht eine Übersetzung in der eigenen Sprache liefern möchte (zum Teil sogar auf Deutsch). Tja… letztes Jahr hatte ich deutsche Texte geschickt und nichts gehört, und nach der Novembertour noch mal, dann mit Lesebestätigung. Angekommen ist die Mail also, nur geändert hat sich nichts. Schade eigentlich.
Im Dämmerlicht vertrete ich mir nur kurz die Füße an Land. Was mir neu ist: Es gibt nun auch einen direkten Zugang zur alten Finnmarken, wenn man in das linke Gebäude geht. Ich kannte das nur so, dass man durch das eigentliche Hurtigruten-Museum auf der anderen Straßenseite gehen muss. Nach Stokmarknes widme ich mich wieder meinem Laptop. Von der Fahrt durch den Raftsund ist nicht viel zu sehen, und den Trollfjord verpasse ich auch beinahe.
Und dann: Schon wieder essen, diesmal Buffet. Damit diejenigen, die in Svolvær einen Ausflug machen, nicht hungern müssen, gibt es Buffet und freie Platzwahl. Wir nutzen den zweistündigen Aufenthalt für einen Ausflug in den Anker, die urige Kneipe beim Scandic-Hotel. Svolvær hat seit dem letzten Besuch einiges an Eis dazugewonnen, eine rutschige Angelegenheit…
Trotzdem schaffen wir es rechtzeitig wieder auf das Schiff, und während der Fahrt nach Stamsund reißen die Wolken auf: Ein relativ schwacher, aber deutlicher Bogen aus Polarlicht ist im Norden zu sehen, bis er von den Lichtern Stamsunds überstrahlt wird.
Im Hafen sind die Verladearbeiten von Baumstämmen von einem LKW auf das benachbarte Schiff interessanter, und einige Zeit nach dem Ablegen ist das Polarlicht wieder schwach sichtbar, bis es gegen Mitternacht als Ambiente-Beleuchtung hinter den Wolken verschwindet – bei gleichzeitig verblassendem Polarlichtoval ein guter Zeitpunkt, um ins Bett zu gehen. Manche munkeln für die Überfahrt über den Westfjord von sieben Meter hohen Wellen, meine Prognose liegt bei angenehmen 1,5 Metern. Mal sehen, was die Nacht bringt.