Hurtigrute Tag 1: Bergen im Regen

Es ist schon wieder soweit: Ich starte erneut zur Hurtigrute, diesmal in die Polarnacht: 2.-13. Dezember. Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, jetzt schon wieder zu fahren, aber irgendwann kam die Info, wann mein Flug geht – es sind wieder genug Gäste zusammen gekommen, dass ich überraschend nochmal darf. Eingeplant hatte ich das gar nicht – ich bin gerade fleißig dabei, mein nächstes Buch (Astrofotografie für Einsteiger, dpunkt-Verlag) fertig zu stellen. Naja, dann werden die Korrekturen halt auf dem Schiff gemacht, vielleicht komme ich dazu. Und wer kann bei einer Hurtigrute schon nein sagen?

Schaut schon mal gut aus

Klare Antwort: Die A8 kann nein sagen. Ich dachte mir, Sonntag ist wunderbar, da komme ich ohne Stau nach Stuttgart. Die A8 dachte sich: Das ist eine wunderbare Gelegenheit für eine Vollsperrung. Immerhin: Nachdem ich letzten Monat keine Stunde nach Stuttgart gebraucht hatte, ging es diesmal in eineinhalb Stunden mit einem Abstecher durch Pforzheim. Nicht schlecht für 80 km im Jahr 2018 über bundesdeutsche Autobahnen. Geregnet hat es auch, also eine wunderbare Einstimmung für Bergen.

Mit dem FlyAway-Service (mein Tipp für günstiges Parken in Flughafennähe) war die letzte Meile dann auch wieder kein Problem, nur beim Check-In von KLM gab’s Stau: Die beiden Priority-Bag-Drops waren nicht ausgelastet, von den beiden für das normale Volk war dagegen einer wohl mit Umbuchungen beschäftigt, sodass für meine Maschine letztlich eine Dame allein zuständig war. Hat dann immerhin geklappt, und ich hatte noch eine Stunde am schönen Stuttgarter Flughafen, um mich über die Getränkepreise aufzuregen. Die Ruhezone am Gate ist nett, aber 2,50 für eine kleine Flasche Cola ist Abzocke. Da lob ich mir Norwegen, wo es wenigstens Trinkwasserspender gibt, wenn einem schon aus Sicherheitsgründen die Getränke abgenommen werden. Grmpf.

Geldquelle Getränkeautomat

Wenn vor der Security wenigstens Pfandautomaten statt Spendenboxen stünden… Anyway, der Vorteil von KLM ist, dass es einen Snack (bis Amsterdam Rührkuchen, nach Bergen einen überraschend genießbaren Wrap) und etwas zu trinken gibt. Bei SAS gibt es nur Kaffee und Tee umsonst, dafür kann man sich den Platz aussuchen. Bei KLM kostet es Aufpreis, wenn man nicht einfach einen Platz zugeweisen bekommen will.

Und KLM überbucht die Maschinen gerne, oder macht sie auf jeden Fall randvoll. Halleluja, eine Premiere: Erstmals habe ich miterlebt, dass jemand Ärger gekriegt hat, weil er mit viel zu viel Handgepäck einsteigen wollte. Zumindest die Anzahl der Handgepäcksstücke sollte viel öfter kontrolliert werden. Tipp: Beim Gepäckkauf darauf achten, dass es unter den Sitz passt. Auch gut: Die Boardingkarte ist diesmal nicht auf magische Weise kurz vor dem Boarding aus der App verschwunden, sondern war die ganze Reise über verfügbar.

In Amsterdam war dann unsere gesamte Gruppe im Flieger, ein paarmal hatte ich auch mein Büchlein als Reiselektüre gesehen:-) Auch Hans, mein Ko-Lektor, wartete schon am Gate. Trotz Herbst und einer etwas wackligen Landung erreichten wir Bergen pünktlich, wo Kari und Bruno auf uns warteten. Der neue Flughafen ist deutlich gewachsen und man muss weiter bis zur Gepäckausgabe gehen als früher. Aber wie gewohnt geht es durch den Duty-Free-Shop, der schon ganz auf Weihnachten ausgelegt ist. Mit zwei Bussen ging es dann zum Schiff, mit einer überraschend großen Rundfahrt durch Bergen. Mittlerweile war es zwar schon stockfinster und regnerisch, aber wir besuchten auch ein paar Ecken der Stadt, die selten auf der Route liegen.

Den Weihnachtsmarkt in Bergen hatte ich auch noch nie gesehen…

Meet the Crew

Am Schiff angekommen dann das übliche Prozedere: Cruisekarte und erste Infos von unseren beiden Reiseleitern kriegen, die Kabine beziehen, die Sicherheitseinweisung auf dem Schiff anschauen (obligatorisch, die Kabinennummern werden abgehakt), das Gepäck in die Kabine bringen und Abendessen. Zwischendurch noch die Vortragstermine sichern. Das klappt diesmal wunderbar, das halbe Expeditionsteam sind alte Bekannte – cool! Wir haben ein gutes Team erwischt.

Die Nordkapp

Um 21:30 stellt sich die Crew vor, was mir noch ein Stündchen Zeit lässt, um kurz von Bord zu gehen und die Nordkapp von der anderen Hafenseite aus zu fotografieren. Mit Stativ und trotz Regen kommt das ganz gut. Für einen Besuch in der Pfefferkuchenstadt langt es diesmal aber nicht, auch weil ich zur Abwechslung mal wieder die Infoveranstaltungen vom Schiff anhören will. Auf den letzten Touren kam da immer Organisatorisches dazwischen.

Und die Nordkapp… erstes Schiff, erste Liebe. Nur dass ich mich immer noch nicht an das neue arktische Hotel-Design gewöhnt habe. Das sind immer wieder gemischte Gefühle, intuitiv suche ich das Ut-Røst-Cafe, die alten Gemälde und die schweren Stühle. Aber die zahlreichen bekannten Gesichter der Crew machen viel aus. Trotz Umbau: Ich mag diese Schiffsgeneration ja sehr, man kommt einfach gut mit den Leuten in Kontakt. Das hat diesmal auch schon wieder gut geklappt, es verspricht eine schöne Tour zu werden. Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen – die letzten Tage waren stürmisch, und nun, da ich diese Zeilen schreibe (gegen 1 Uhr), schaukelt es langsam. Wenn wir morgen zum Frühstück Stad und Westkap haben, dürfte es wieder ein unterhaltsames Frühstück geben. Und weiter im Norden erwartet uns hoffentlich auch klarerer Himmel – hier im Süden darf es ruhig bedeckt sein, wobei Bergen so recht hübsch aussah.

God tur, und god natt!

Bye, bye, Bergen

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