Ein weiterer wunderbarer Tag mit bestem Wetter und ruhiger See: So kann die Reise weitergehen, auch wenn die letzte Nacht dank Trollfjord und Nordlichtsuche etwas kurz war. Aber schlafen kann man zuhause…
Vortragstechnisch ist heute unser freier Tag – wir haben versucht, die Vortragstermine rasch abzuhandeln, damit nichts dazwischen kommt. Es kam schon vor, dass die reservierten Räume südgehend auf einmal nicht mehr verfügbar waren, oder – viel schlimmer – der Seegang schlecht war. In den neuen Schiffen sind die Vortragsräume wie gewohnt ganz vorne, aber man sitzt quer zur Fahrtrichtung statt wie früher in Fahrtrichtung. Dafür gibt es keinen Beamer mehr, sondern zwei große Flachbildschirme, die das Bild zeigen.
Harstad am frühen Morgen mit der nördlichsten Steinkirche verpasse ich diesmal, nordlichtbedingt. War doch spät gestern… Der nächste Hafen auf der Route ist Finnsnes, das hinter dichten Nebelschwaden verborgen liegt. Ich verlasse den Bug etwas zu früh und verpasse einen schönen Lichtbogen vor dem Schiff. Als ich die Info kriege und wieder an Deck bin, stehe ich bei 5 Meter Sichtweite im Nebel. Schade. In Finnsnes kommen wir mit leichter Verspätung an – nicht viel, aber doch ausreichend, dass wir auf den Spaziergang um den Hügel verzichten. Die mittlerweile leicht glatten Straßen erleichtern diese Entscheidung.
Immerhin langt es für ein Foto des markanten Häuschens mit der Schokoladenwerbung, einen Abstecher zu dem Denkmal für Ottar von Hålogaland und ein paar schöne Bilder vom Schiff. Ohne den Bagger direkt vor dem Schiff wäre das perfekt – Norwegen ist im Augenblick wirklich im Baufieber.
Auf der Weiterfahrt begleiten uns immer wieder Nebelbänke, und unser treuer Begleiter taucht auch wieder aus: Die Sandefjord tuckert mit 2,5 Knoten munter weiter gen Hammerfest. Und wir nennen uns Hurtigrute…
Auf der Nordnorge gibt es derweil ein buntes Programm: Um 10:30 einen Film über Tromsø, eine Stunde später einen Vortrag über die Sami und kurz vor Tromsø um 13:30 einen Point of Interest an Deck 7 zum Rystraumen.
Zwischen die ganzen Aktivitäten muss natürlich noch das Mittagessen gequetscht werden. Für mich eine Premiere auf der Hurtigrute: Es gibt Pizza – auch für die Crew ist das eine willkommene Abwechslung zur norwegischen Coastal Kitchen. Gestern zum Frühstück wurden wir schon von frischen Pfannkuchen überrascht – die Küche der Nordnorge macht Lust auf mehr.
Der Höhepunkt des Tagesl ist natürlich Tromsø. Seit meinem letzten Besuch im Oktober 2017 hat sich einiges getan: Die Hurtigrute ist ein paar Meter weiter umgezogen und legt jetzt an einem neuen Hafengebäude an. Function follows Design, wie so oft in der modernen Architektur: Früher stieg man einfach aus dem Schiff aus und konnte Tromsø erkunden, heute steigt man aus, umrundet einen Treppenturm, fährt mit der Rolltreppe einen Stock höher, passiert die neue Tourist Information und einige Geschäfte, um über eine lange Rampe wieder auf Bodenniveau herabzusteigen. Eigentlich hätte die Gangway des Schiffs wohl vor dem Treppenturm liegen sollen, aber dann hätte die hintere Ladeluke beim Öffnen den Treppenturm platt gemacht. Aber es sieht chic aus.
Obwohl die Sonne gerade untergeht, entscheiden wir uns spontan, doch ein Taxi zum Storsteinen (bzw. dem Fjellheisen-Lift) zu nehmen. Gut 20 Euro kostet der Spaß, da wir noch eine Gruppe anderer Deutscher mit dem selben Plan treffen, sitzen am Ende rund acht Personen in dem Großraumtaxi, sodass die Fahrtkosten sehr human sind. Der Lift auf Tromsøs Hausberg kostet noch einmal 20 Euro, aber es lohnt sich: Wir erwischen noch die Abendstimmung und haben einen wunderbaren Ausblick auf unsere Lieblingsstadt.
Klarer Himmel in den prächtigsten Farben und angenehme Temperaturen um den Gefrierpunkt – was will man mehr?
Wunderschön. Als es dunkel wird und es sich auf dem Berg füllt – Hurtigruten bietet das auch als Busausflug an – verlassen wir den Storsteinen wieder und gehen zu Fuß an der Eismeerkathedrale vorbei über die ewig lange Brücke zurück ins Zentrum. Ein kurzer Besuch an der Domkirke und Tromsøs Greatest Gift Shop, dann steht Abendessen an. Wir gönnen uns für 30 Euro eine Pizza um Cola im Yonas. Teuer, aber sättigend, und wir können das Abendessen zugunsten der Nordlichtjagd ausfallen lassen.
Bei der Abfahrt um 18:30 ist noch nicht viel von Nordlicht zu sehen, aber kurz danach gibt es eine gute Show Bug voraus – natürlich noch fast im Hafen. Tromsø geht immer…
Je weiter wir uns von Tromsø entfernen, desto schwächer wird die Show, bis nur noch ein ruhiges Band übrig bleibt. Schade: Die ruhige Seestrecke zwischen Tromsø und Skjervøy ist berüchtigt für Nordlicht.
In Skjervøy bleibt durch die Stadtbeleuchtung nicht mehr viel vom Polarlicht übrig, und wir legen an. Wohl dem der an Deck blieb: Es gibt noch einmal eine kurze, heftige Show. Ich hatte meine Kamera auch schon abgebaut, nur ein paar Schnappschüsse waren möglich. Und gerade als das Schiff eine Durchsage zum Nordlicht macht, endet die Show schlagartig. Mist.
Nach Skjervøy kommt leider nicht mehr viel – so wird es zwar auch wieder spät, aber das Warten hat sich kaum gelohnt. Das Nordlicht flackert zwar immer wieder mal auf, aber es bleibt doch sehr verhalten. Im Zeitraffer schaut es trotzdem nett aus.