Hurtigrute Tag 3: Trondheim

Treffen am Kai: Die Lofoten

Langsam komme ich auf der Hurtigrute an und lasse den deutschen Stress zurück – hier gibt’s genug (guten) Stress: Um 6 Uhr hat die Nordnorge in Trondheim angelegt, und wir nutzen den Aufenthalt, um im Ort zu frühstücken. 8 Uhr Aufbruch langt dafür aber locker. Vorher steht noch ein Fototermin an: Vor der Nordnorge liegt die Lofoten am Kai. Wir könnten Sie besuchen, und rückblickend hätte ich das vielleicht auch noch einmal tun sollen. 2020 wird sie aus dem Liniendienst gehen, da sie unter Denkmalschutz steht, aber gleichzeitig alle Schiffe behindertengerecht sein müssen. Mal sehen, was die Zukunft für den flotten Oldtimer bringt. Aber ich war ja schon ein paar mal dem letzten klassischen Hurtigrutenschiff, das noch im Dienst ist.

Hier war einmal ein Starbucks…

Also geht es direkt nach Trondheim. Rund 20-30 Minuten durch das Industriegebiet kann man dafür veranschlagen, wobei unser Ziel im schicken ehemaligen Industrieviertel Nedre Elvehaven liegt. Die alten Backsteinhäuser beherbergen jetzt ein lebhaftes Wohn- und Arbeitsviertel und leider keinen Starbucks mehr – der hat zum 1. November zu gemacht. Wir schreiben den 6. November.

So viel zu lieb gewonnen Traditionen.

Also ab durch Bakklandet mit seinen typischen kleinen Holzhäusern, und noch schnell einen Abstecher für die Touri-Fotos von Dom und Gamle Bybru.

Trondheim-Panorama

Die Gammle Bybro ohne Touris

Bei bestem Wetter, rund 8° und keinem Schnee kann man schon was aus den Bildern machen. Dabei hilft, dass noch kaum Menschen unterwegs sind: Die markante rote alte Stadtbrücke (Gamle Bybro) ohne Menschen habe ich auch noch nie zuvor erlebt. Dazu blieb knapp eine halbe Minute Zeit, dann wanderte ein kompletter Kindergarten ins Bild…

Der Nidaros-Dom, immer noch Krönungsstätte der norwegischen Könige, war ebenfalls recht ruhig. So konnten wir beobachten, wie ein paar Pilger (?) per Taxi zum Dom fuhren und direkt vor dem Stein hielten, der das Ende der Pilgerwege markiert, die zum Dom führen. So geht’s natürlich auch…

Japanfoto hat umgebaut

Trondheim selbst ist mittlerweile Großbaustelle: Der Marktplatz ist jetzt ein einziges großes Loch, wo vor einem Jahr noch eine recht bescheidene Baustelle war. Also rum um die Baustelle zum nächsten Starbucks, frühstücken, dann einmal durch den Trondheim Torg mit den überbauten alten Häusern und weiter am Königspalast vorbei. Und dann: Verwirrung. Da schicke ich jedes Jahr alle zum Japan-Foto, und der Firmenschriftzug ist weg!

Immerhin: An der Fassade steht noch unauffällig CEWE by Japan Foto, es gibt also immer noch einen Fotohändler am selben Platz. Das Sortiment erscheint kleiner, aber es gibt noch alles Wichtige. Uff. Hätte ich beinahe meinen Reiseführer umschreiben müssen…

Blick auf Munkholmen

Der Rückweg führt über den Bahnhof (an dem auch groß gebaut wird) über den Hafen zurück zum Schiff. Nach ein paar reizvollen Ausblicken auf die Insel Munkholmen geht’s wieder auf die Nordnorge, die um 12 Uhr wie geplant ablegt. Das Expeditionsteam gibt an Deck 7 Infos zu Munkholmen, während wir uns um das Mittagessen kümmern – schließlich steht heute Nachmittag der nächste Vortrag an.

Der Plan, den frühen Nachmittag in Ruhe im Panoramadeck für Vorbereitung und Bilder sortieren zu nutzen, scheitert aber: Linkerhand ziehen ein Militärschnellboot und ein Kriegsschiff die Blicke auf sich, während rechts die Fosen-Werft mit der Richard With und der Nordstjernen die Blicke auf sich zieht. Die Richard With wird zurzeit komplett umgebaut, und die Nordstjernen hilft dort als Hotelschiff aus.

Richard With und MS Nordstjernen in der Werft

Kjeungskjærfyr

Kurz darauf passieren wir den berühmten roten Leuchtturm Kjeungskjærfyr, während am Horizont Kriegsschiffe zu sehen sind und über uns Düsenjäger ihre Bahn ziehen. Den Überschallknall dieser Maschinen habe ich lange nicht mehr gehört und auch nicht vermisst…

Nach dem Leuchtturm laden Volker und ich zu einem Überblick über den Sternenhimmel, das Universum und die griechischen Sternsagen ein, dabei müssen wir gegen die Miesmuschelverköstigung auf Deck 7 und einen anschließenden Vortrag vom Schiff über die Wikinger antreten. Dafür ist die Resonanz gar nicht schlecht.

Stokksund

Pünktlich zum Stokksund sind wir fertig: Die enge Passage ist eines der vielen Highlights entlang der Küste und wird nur bei gutem Wetter durchquert – aber das haben wir ja auch! Der Hinweis auf den Stokksund kommt aber erst, als wir schon fast durch sind. Kurz nach 16 Uhr dämmert es auch schon, der Tag neigt sich dem Ende zu.

Land und Leute darf das Expeditionsteam dann wieder ohne Konkurrenz durch uns ab 17 Uhr präsentieren, und zum Abendessen um 18 Uhr sehen wir uns alle wieder – unsere Gruppe hat die erste Sitzung beim Abendessen, wie es sich für Nordlichtjäger gehört.

MS Spitsbergen in Rørvik

In Rørvik, nach der Fahrt über die recht ruhige Folda, treffen wir auf die Spitsbergen. Die halbe Stunde ist knapp für einen Besuch, aber trotzdem statten wir dem kleinen und fast leeren Schiff eine Stippvisite ab. Vorher noch ein kurzer Schock: Ist der Coop in Rørvik auch Geschichte? Das war immer die Station, um das Flaschenpfand abzuholen, wenn die Reise nur bis Trondheim geht. Aber er ist noch da, es wurde wohl nur eine Lagerhalle dem Erdboden gleich gemacht. Jedenfalls ist jetzt freier Blick auf den Kiwi-Supermarkt, der bislang verborgen war.

Tja, und kurz nach Rørvik gab es dann auch schon das erste Polarlicht. Dank DSGVO kann ich mein Video auf Twitter nicht mehr direkt einbinden, aber hier ist der Link: https://twitter.com/AlexKerste/status/1060129934511955969

Bilder gibt’s natürlich auch. Es war eine nette Show, wenn auch noch nicht das ganz große Feuerwerk, andererseits war die Polarlichtaktivität für diese Nacht sehr gering und wir noch weit im Süden. Ein paar Bilder diese langen Nacht gibt’s zum Abschluss noch hier:

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