Es gibt Tage, die schön sind, und über die es trotzdem nicht viel zu berichten gibt. Der Tromsø-Tag ist so einer. Am frühen Morgen legen wir in Harstad an, und wegen Moni, die gerade mit einer anderen Nordlicht-und-Sterne-Gruppe auf der südgehenden Kong Harald ist, bin ich um kurz vor 8 um Deck, winken und filmen. Hübsche Morgenstimmung, aber wer schläft? Moni. Na toll.
Dafür sehe ich eine nette Morgenstimmung, bevor wir in den Nebel fahren, und die beleuchtete Trondenes-Kirke vor Harstad. Auch hübsch, und ich brauche mein großes Tele gar nicht für die Kirche. Die Kirche ist die nördlichste mittelalterliche Steinkirche der Welt, der Kirchturm steht daneben.



Für mich steht dann erst einmal Frühstück an, und noch ein wenig Feinschliff an meinem vierten Vortrag: Um 10 Uhr erzähle ich etwas über die Sonne und das Leben der Sterne.
Und um 9:45 macht der Lektor der englischen Astronomie-Gruppe, Tom Kerrs, einen öffentlichen Vortrag über das Nordlicht auf Englisch. Während Hurtigruten Deutschland flache Hierarchien hat und alle Lektoren auch nach außen gleichberechtigt sind, hat Hurtigruten UK sich für ein “Zugpferd” für die PR entschieden. Schade, dass ich für seinen Vortrag keine Zeit habe, auch wenn er ins ganze Schiff übertragen wird. Aber ich darf selber reden, exklusiv für unsere Gäste.
Pünktlich zum Anlegen in Finnsnes bin ich fertig, und diesmal verpasst man draußen auch nichts: Nebel hüllt die Landschaft ein. Da war unsere Njörd-Beschwörung gestern wohl nicht so erfolgreich, auch wenn für die nächsten Tage zumindest ruhige See angekündigt ist.



Während das Expeditonsteam das Gathering heute mal am Vormittag macht, kümmere ich mich um mein Blog und das Polarlicht von gestern. Kp2. Das ist nicht viel.
Ein Nachteil, den man als Vielfahrer hat: Ich schaue kaum noch in das Ausflugsprogramm. Um 11 Uhr hätte es die Chance für eine Brückenbesichtigung gegeben. Die kenne ich zwar schon, aber es ist schön, dass überhaupt wieder Brückenbesichtigungen offiziell angeboten werden. Da gibt es zumindest gerade mehr zu sehen als draußen…
Wir fahren ruhig nordwärts, irgendwann wird per Durchsage auf den Gezeitenstrom Rystraumen hingewiesen, aber einen Point of Interest draußen an Deck gibt es diesmal nicht dazu. Irgendwann schaue ich trotzdem mal raus: Nett. Die Wolken haben aufgerissen, und es gibt arktische Lichtspiele. Endlich mal kein Tromsø mit Sauwetter, wie in letzter Zeit allzu oft.




Tromsø erreichen wir pünktlich um 14:15 in der beginnenden Abenddämmerung. Die Teilnehmer der “selbstfahrenden Hundeschlittenfahrt” werden zuerst von Bord gebeten, ich gehe etwas später auf Foto- und Einkaufstour. Das “Paris des Nordens” schont meine Kreditkarte diesmal allerdings. Ich war ja erst vor zwei Monaten hier im Urlaub, und vor uns liegt schon wieder die Finnmarken. Wegen diesem blöden Kreuzfahrer ist das Schoko-Regal im Kiwi komplett geplündert… Vor Weihnachten sind immer Rabattaktionen: Im Coop kostet die 200g-Tafel Freja noch 69 NOK, in Kiwi und Rema nur 29 NOK – billiger (und besser) als in Deutschland. Gut, dass ich weiß, wo ein Rema 1000 ist:-) Nur die leckeren Mørketidsboller (eine Art große Berliner, aber mit Schokoguss und Vanillefüllung) hat gerade kein Laden im Sortiment. Ich bin enttäuscht.
Ansonsten lasse ich mal Bilder sprechen:












Die Baustellen in Tromsø sind weniger geworden, und in der langen blauen Stunde kommt die Weihnachtsbeleuchtung richtig zum Wirken. Beeindruckend ist die lange Schlange vor dem kleinen “Raketen”-Würstchenstand. Keine Ahnung, was da so besonders sein soll (ja, er ist süß und niedlich), aber da wurde auf einem Schiff wohl gut Werbung für gemacht. Touristen gibt es in Tromsø mittlerweile auch im Winter genug. Nordlicht boomt, jetzt muss es sich nur mal zeigen.
Im Zuge der Bauarbeiten wurde die Fußgängerzone neu gemacht und hat jetzt fast durchgehend Fußbodenheizung. Das ist einerseits praktisch – weniger Rutschgefahr – aber dem Weihnachtsflair etwas abträglich. Aber es liegt hier noch genug Schnee rum, und glatte Stellen gibt es auch.
Viel mehr gibt es eigentlich nicht zu erzählen: Wir legen um 18:15 ab, das Tromsø-Buffett ist mir etwas zu Meerestier-lastig (statt Rentiereintopf gibt es als Alternative vom Land diesmal Hühnchen mit Kartoffeln und Tomatensoße – interessante Mischung), sodass ich letztlich bei Wurst- und Käsebroten lande. Auch mal eine nette Abwechslung, und auf Krabbenpulen und Krebseknacken habe ich keine Lust.
Draußen fängt es an zu schneien, und wir holen langsam die Finnmarken ein, die vor uns abgelegt hat und die wir morgen in Honningsvåg wieder treffen dürften – da sie keinen Versorgungsauftrag hat und keine kleinen Häfen anläuft, tuckert sie langsamer vor sich hin als wir auf der Hurtigrute.


Wir überholen sie langsam links auf der Überholspur, und gegen 20:20 kommt uns die südgehende Midnatsol an Backbord entgegen. Wir grüßen – das ist Tradition, die nordgehende Hurtigrute grüßt die südgehende, die die harte Route im Norden schon überstanden hat –, die Midnatsol grüßt zurück, die Finnmarken mischt sich ein, und schon sind wir mitten in einem Hupkonzert zwischen den beiden größten Schiffen der Flotte. Hat was.
Nach dem doppelten Schiffsbegegnung nimmt der Schneefall zu, und ich gehe wieder ins Schiff. Bei Skjervøy schaue ich noch mal raus: Auf dem Umlaufdeck liegt gut Schnee, aber der Schneefall hat nachgelassen, und der hübsche Hafen ist gut zu sehen. Skjervøy geht immer, wie es so schön heißt – Nordlichtaktivität ist auch da, aber der Himmel ist zu.
Da kann ich guten Gewissens für heute Feierabend machen und diesen Blogbeitrag abschließen.
In diesem Sinne: God natt!

