Es ist wirklich nichts dran am Jahr: Die Nordlichtsaison ist wieder in vollem Gange! Ende September war ich in Norwegen, Urlaub in den Lyngenalpen und auf Senja. Da das Urlaub war, hat es das nicht ins Blog geschafft, aber neben vielen Wolken gab es auch ein paar Abende mit schönem Polarlicht.
Und letzte Woche war die Sonne sehr aktiv, sodass sogar in Süddeutschland mal wieder Polarlicht zu sehen war – in der einzigen klaren Nacht in meiner Gegend aber erst um vier Uhr morgens. Das ging an mir vorüber… aber über Norwegen war auch eine geschlossene Wolkendecke, von daher hätte es auch nichts gebracht, wenn wir eine Woche früher gestartet wären.
Und jetzt starte ich zur nächsten Hurtigrute durch, wieder elf Tage mit der MS Nordkapp, mit Abfahrt am 16. November 2025 – einem Sonntag. Das ist mir prinzipiell sehr recht, da ist die A8 bei Pforzheim nämlich einigermaßen frei und befahrbar, und ich bin in einer Stunde am Flughafen. Mit Abflug um 11:55 klingelt der Wecker somit sogar zu einer humanen Zeit. Der Flughafen Stuttgart empfiehlt ja, mindestens zwei Stunden und frühestens drei Stunden vor Abflug da zu sein. Zwei Stunden sind ausreichend, denn vorher ist bei KLM eh niemand am Schalter…
Immerhin sind diesmal schon zwei Leute am geschlossenen Schalter, sodass es irgendwann los geht – rechts für die paar Priority-Fluggäste, links für das normale Volk. Aber schnell geht hier gar nichts: Rechts wird längere Zeit diskutiert. Ich bekomme nicht mit, worum es geht, aber es erinnert mich an die Kinokasse, wenn erst einmal gefragt wird, was heute an empfehlenswerten Filmen läuft. Und vor mir stockt es dann auch bald: Da hat wohl jemand eingecheckt, aber im Anschlussflieger keinen Sitzplatz. Ich hatte gestern beim Online-Checkin keine Bordkarte erhalten, muss ich mir jetzt auch Sorgen machen? Fängt ja gut an. Obwohl nur zehn Leute vor mir sind, dauert es doch seine Zeit, bis ich mein Gepäck endlich los werde und zur Sicherheitskontrolle komme. Diesmal lege ich meine Keilschrifttafel gleich raus, über die stolpern die Scanner jedes mal. Diesmal auch – verwirrte Blicke – nimmt denn keiner was zu lesen mit in den Flieger, oder nur Papier und EBook? Neumodischer Kram:-) Aber es hilft nichts, mit zwei Kameras bin ich wohl terrorverdächtig und darf zum ausführlichen Sprengstofftest. Da Sonntag ist, bleibt noch Zeit für Schwätzchen. Wie ist das Wetter in Norwegen? Nicht zu kalt, außer in Kirkenes. Führt ihr irgendwann mal Stempelkarten für die Sprengstofftests ein? Ist nichts geplant. Ein bisschen Smalltalk darf sein, bis der Automat mich für unbedenklich erklärt und ich weiter zum Gate darf.
Die Sitzplätze direkt am Gate sind mittlerweile in eine Eurowings-Lounge umgewandelt, also darf ich mir ein Stück weiter weg einen Platz suchen. Eine Stunde habe ich noch – wie wäre es mit einer Umfrage durch das Flughafenpersonal? Warum nicht? Aber die gute Frau fragt nur nach Reisezweck und Ziel, und wo ich gerne hinfliegen würde – ich habe keine Chance, über die überzogenen Getränkepreise im Duty-Free-Bereich herzuziehen, oder warum ich innerhalb Deutschlands gar kein Ziel anfliegen wollte und in Europa auch nur Fernziele, da Flugreisen schon lange keinen Spaß mehr machen. Egal, langsam wird’s Zeit für das Boarding. Ich meinen Platz sicher, und der Flug nach Amsterdam ist ereignislos – wir landen sogar etwas zu früh, sodass ich zwei Stunden Umsteigezeit habe.


In Schiphol wird immer noch gebaut, die Essensecke ist fertig. Das war früher auch einladender als der moderne, kalt-weiße Salon. Draußen sieht es dagegen eher finster aus, nur ein paar freundliche Flecken sind zwischen den dunklen Wolken zu sehen. Und am Gate? Erst einmal ein kurzer Gatewechsel, D77 ist aber noch geschlossen, und ich muss oben warten. Schließlich öffnet es, die Passagiere sammeln sich, und KLM fragt, ob nicht jemand später fliegen will, der Flug wäre überbucht. Klasse. Aber es findet sich wohl jemand, denn irgendwann beginnt das Boarding, und es geht weiter nach Bergen, wo wir kurz vor 17 Uhr landen. Kurz in den Duty Free Shop (Der Weihnachtsvorverkauf für Schokolade hat wohl schon begonnen, fein), dann den Koffer holen, und raus, wo Kai schon wartet. Wir sind diesmal nur zu zweit, unsere Gruppe ist kuschlig klein. Trotzdem heißt es noch ein wenig warten, ein Koffer wird doch vermisst.

Trotzdem dauert es nicht zu lange, bis alle im Bus sitzen und wir erst in den Tunnel fahren und dann noch eine längere Orientierungsfahrt quer durch Bergen machen. In der dunklen Stadt kann ich auch nicht sagen, ob ich überall schon war, wo wir diesmal langfahren. Das Wetter? Regnerisch mit Schneeflocken. Prinzipiell nicht schlecht: Auf meinen meisten Fahrten hatten wir eher schlechtes Wetter, wenn es in Bergen schön war. Trotzdem ist für Morgen ebenfalls Regen angesagt, und die Prognose ist nicht zu optimistisch. Aber das muss ja nichts heißen.
Und sind wir am ehemaligen Hurtigrutenterminal, das jetzt Jekteviksterminal heißt, seit auch Havila wie Kystrute bedient. Nach dem obligatorischen Sicherheitsfilm (da-damdamdamdadamm) beginnt die Arbeit: Bei der Crew vorstellig werden, um die ersten Termine abzuklären (vom Expeditionsteam kenne ich niemanden, vom Serviceteam schon eher), die Kabine beziehen, die letzten Gäste suchen, die ersten Fragen beantworten, die WhatsApp-Gruppe befüllen, Abendessen, um 20:30 auf Deck zum Ablegen und um 21 Uhr das erste Gathering mit dem Expeditionsteam: Die Offiziere werden vorgestellt, dann kommen die Infos zum Leben auf dem Schiff und dann die Vorhersage für die nächsten beiden Tage samt Ausflugsprogramm.
Kurz vor elf komme ich dann in meine Kabine, kann meinen Koffer auspacken, Blog schreiben und Feierabend machen, während wir Kurs auf die offene See nehmen. Morgen früh steht das Westkap an, mit Gegenwind und 5-6 Meter hohen Wellen. In diesem Sinn: Gute Nacht!



