Hurtigrute Tag 12: Zurück nach Bergen

Das Tagesprogramm

This is the end – ein letztes Mal klingelt der Wecker, ein letztes Mal Duschen im schwankenden Bad, und ein letztes Mal Frühstück. Die Nacht war dann doch recht kurz: Irgendwann so um drei Uhr ging es um das Westkapp, und irgendwer hat den Schleudergang angeschaltet. Da war doch gut Bewegung im Schiff. Aber auch hier geht noch mehr, und es war ohnehin schon alles an beweglichen Teilen vom Schrank in den Koffer gewandert.

Kurs Florø

Ich bin früh genug wach, um noch vor Florø mit dem Frühstück fertig zu sein: Ein wunderschöner Morgen mit ruhiger See und einigen Wolkenlücken. Ich bin sogar früh genug an Deck, um nicht das übliche Foto vom Containerstapel am Anleger zu schießen, sondern sehe die Lichter des Örtchens am Horizont, während wir uns dem Hafen nähern.

Nach Florø dann die Herausforderung des Tages: Den Koffer zukriegen, bevor die Kabine um 10 Uhr geräumt werden muss. Warum zum Geier bin ich schon wieder bei 22,8 kg (zzgl. Kofferwaage)? So viel habe ich doch gar nicht eingekauft… Aber egal, 23 kg darf ich ja, und ich habe ein paar Sachen aus dem Handgepäck in den Koffer ausgelagert. Also ab damit vor die Türe, damit er bis Bergen im Rumpf des Schiffes verstaut wird und nicht stört. Am Terminal in Bergen werde ich ihn wieder kriegen. Ein letzter Blick in die Kabine, und dann ab ins “Reiseleiterbüro”, unsere lange Tafel auf Deck 3. Viele Tipps für den letzten Tag können wir zwar nicht geben, aber hier gibt es Steckdosen. Nicht, dass das Handy mit der Bordkarte leer ist, wenn man es später braucht.

Nachdem wir Florø verlassen haben, kommen etwas ungeschütztere Seestrecken. Durch die Dünung geht es für die Richard With auf und ab – langsam, aber beständig. Programm gibt es für heute keines mehr, nur um 10:30 gibt es noch einen Film mit einem Blick hinter die Kulissen des Schiffs für alle, die bei der Versteigerung leer ausgegangen sind.

Zum Glück spielt das Wetter mit, und man hat noch etwas vom letzten Tag. Bei Regen ist das letzte Stück extrem nervig, aber so kann man Norwegen noch einmal genießen. Ein schönes Stück Strecke ist der Steinsund, den wir gegen halb zwölf durchfahren; aber wir kommen der Küste auch so immer wieder nahe genug für schöne Fotos – Norwegen ist fast zum Greifen nah, und man kann es bei Plusgraden auch gut an Deck aushalten.

An Deck gibt es noch einige Gespräche. Da gefragt wurde: Wer mal in Tromsø auf Polarlichtjagd gehen will, dem kann ich Dan Steinbakk von Arcticx.no sehr empfehlen. Und nein, ich kriege keine Provision – er ist einfach gut, und vor allem ist er mit kleinen Gruppen in einem VW-Bus unterwegs und nicht mit dem vollgestopften großen Reisebus. Aber Vorsicht: Das Wetter, das wir in Tromsø hatten, ist durchaus typisch, und die Nordlichtjäger dort fahren öfter rüber nach Finnland. Also den Reisepass/Perso nicht vergessen. Nordlichtjagd ist nicht immer so komfortabel wie auf der Hurtigrute, dafür ist man an Land und ohne festen Fahrplan flexibler. Und wer selber fahren will: Hertz montiert eher Spikereifen als Europcar. Norwegische Winterstraßen können eine interessante Fahrerfahrung bieten, vor allem im Sturm. Da wurde schon mal dem ein oder anderen Kleinbus die offene Türe abgerissen, und es ging ohne Seitentüre zurück durch den Schneesturm. Da haben wir es schon angenehmer:-)

Ansonsten dümpelt der Tag vor sich hin, und wer dem Gehuste im Schiff ausweichen will, geht an Deck. Immer wieder gibt es Leuchtfeuer mit Wellen zu sehen. Eine andere Sehenswürdigkeit: Die Deepsea Yantai kommt uns entgegen, eine Bohrinsel – ich wusste gar nicht, dass es die mit eigenem Antrieb gibt, aber sie bewegt sich wohl aus eigener Kraft fort. Laut Marinetraffic hat sie die Segel gesetzt…

Bergen

Bergen erreichen wir schließlich fast auf die Minute genau, dann dauert es nur noch ein bisschen, bis wir aussteigen können, unser Gepäck wiederkriegen und in die Busse steigen. Das gibt noch einmal etwas Chaos: Zwischen unseren beiden Bussen steht der Bus der französischen Gruppe, und da auf einem unserer Busse nur Airport steht, wollen noch einige andere Passagiere einsteigen. Aber schließlich ist alles sortiert, die Passagieranzahl stimmt, alle an Bord gehören auch zu uns, und es geht schnellstmöglich zum Flughafen, eine gute halbe Stunde nach unserer Ankunft am Jekteviksterminal in Bergen. Die Self-Checkin-Terminals für KLM funktionieren mal wieder so lala (am besten mit Reisepass), aber die Schalter sind besetzt, sodass alle rechtzeitig ihr Gepäck aufgeben und durch die Security kommen. Noch fast eine Stunde bleibt für die Shops vor und in dem Duty-Free-Bereich, sogar eine kleine Pølser ist noch drin, bevor es in den Flieger nach Amsterdam geht.

In Amsterdam sind wir pünktlich und haben für die meisten Anschlussflieger etwa eineinhalb Stunden Zeit – nicht zu viel unnötiges Rumgesitze also. Aber der letzte Tag zieht sich wie Kaugummi… und das ist das erste Mal, dass ich gefragt werde, ob ich nicht jemanden vom Flughafen nach Karlsruhe mitnehmen könnte, weil es keine vernünftige Verbindung nach Hause mehr gibt. Hat sich dann zwar erledigt (das Hotel in Frankfurt war schon gebucht), aber es lässt doch an die Anfangszeit meiner Nordlicht-und-Sterne-Touren denken, als noch ein Anreisetag in Bergen dabei war, und die Tour dafür schon in Trondheim endete. Da waren alle auch mit Umsteigen noch am selben Abend zuhause. Gute alte Zeit, auch wenn es nach Kirkenes dann noch schneller dem Ende zu ging.

Gate closed

Ebenfalls interessant: Am Flughafen wurde ich von anderen Passagieren angesprochen, wie man diese Gruppenreise überhaupt buchen könne, da sie das weder im Reisebüro noch auf der Webseite gefunden hatten. Interessant – meist haben wir eher den Fall, dass jemand nicht weiß, dass er eine Gruppenreise hat. Wenn das Reisebüre es nicht findet, hier kann direkt bei Hurtigruten Deutschland gebucht werden: https://www.hurtigruten.de/hurtigruten-gruppenreisen.

Vor lauter Gequatsche bekomme ich fast nicht mit, dass das Boarding pünktlich beginnt, und werde mit einem freundlichen “Gate closed” begrüßt – aber ich bin nicht alleine, der halbe Flieger muss warten, bis ein zweiter Transferbus kommt. Nur der erste Bus war voll, uff.

Ach ja, weil gefragt wurde, warum ich auf der Rückreise Maske trug: Wenn im Schiff irgendwas rumgeht, hat man eh kaum eine Chance, aber ich gehe davon aus, dass ich mir auf der Tour nichts eingefangen habe – der Coronatest vor dem Rückflug war jedenfalls negativ. Aber auf den Flughäfen wird die Luft aus aller Herren Länder doch noch gut gemischt, und auf einem meiner letzten Flüge saß ich direkt hinter jemanden, der drei Stunden lang gerotzt und geschnieft hat. Da schadet eine Maske nicht, auch wenn KLM die Sicherheitseinweisung vom Band durch den Hinweis ergänzen muss, dass man die Maske natürlich abnehmen muss, falls die Sauerstoffmasken von der Decke fallen. Aber ganz alleine bin ich damit nicht im Flieger.

Im Flugzeug gibt es dann eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Es gibt vorne und hinten eine Toilette, aber vorne darf nur die Business-Class ihr Geschäft verrichten. Das ist alles, was vom Glanz der Flugreisen übrig geblieben ist. Käsebrötchen und getrennte Toiletten.

Mit ordentlich Rückenwind bin ich eine gute Stunde später in Frankfurt, dann noch Gepäck holen, kurz was Essen, und ab auf die Autobahn – gegen ein Uhr morgens bin ich zuhause. Ich weiß, warum ich Direktflüge mag… es ist ein seltsames Gefühl, jetzt einen Tag später das Blog abzuschließen und die Bilder hochzuladen, noch bevor alle Gäste zuhause sind.

Aber ich muss nochmal sagen: Danke – es hat wirklich Spaß gemacht mit euch! Tusen takk, und alltid god tur!

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