Hurtigrute Tag 5: Tromsø

Der Tagesplan

Der erste Hafen des Tages ist Harstad, das wir kurz vor acht wieder verlassen. Wer den Hafen verschläft, verpasst nicht viel: Es ist dunkel, es schneit, und die Baustelle am Hafen wächst munter weiter.

Südgehend beginnt hier der Vestrålen-Busausflug, und wenn es etwas heller ist, kann man am Ufer in der Ferne die alte Trondenes-Kirche erspähen, genau wie die Wasserfontaine, die vor dem Hafenbecken installiert ist. Jetzt ist davon nichts zu sehen, und das Wetter verleitet auch nicht dazu, länger draußen zu bleiben. Also: Ab zum Frühstücksbuffet, bevor zu viel los ist.

Das Frühstücksbuffet bietet ein englisch angehauchtes Frühstück mit Spiegelei, Würstchen und Bohnen, aber auch viel Fisch, Wurst und Käse inklusive des Brunøst. Da findet man eigentlich immer etwas. Interessant finde ich, dass auf den Monitoren des Schiffs (die das gedruckte Tagesprogramm ersetzt haben und dafür sorgen, dass ich nichts mehr mitkriege) auch das Schiffsbistro beworben wird – und da mit Hausmannskost in Form von Burgern geworben wird. Interessante Definition, aber eine nette Alternative zum eher gehobenen abendlichen A-la-carte-Menu im Restaurant.

Die See ist ruhig, das Wetter ist schlecht – da passt es ganz gut, dass um zehn Uhr unser zweiter Vortrag ansteht: Ich erzähle etwas über den aktuellen Sternenhimmel und die griechischen Sagen, die sich dort verbergen. Was ich vergessen habe zu erwähnen: Es gibt wunderbare Apps für das Handy, mit denen man auf dem Smartphone den aktuellen Sternenhimmel sieht, wenn man es nach oben hält. Celestron SkyPortal ist so eine kostenlose Möglichkeit, um sich einfach am Himmel zurechtzufinden.

Danach gibt es nichts zu sehen: Wir nähern uns Finnsnes, und der Blick aus dem Fenster zeigt nur weißen Nebel. Auch Finnsnes selbst zeigt sich betont kontrastarm, und die benachbarte Insel Senja ist nur zu erahnen. Ich statte Ottar fra Hålogaland einen Besuch ab – seine Statue steht am Hafenbecken und ist vom Heck des Schiffs bereits zu sehen; bei einer halben Stunde Aufenthalt langt das, um sich kurz die Füße zu vertreten. Ich muss ja nicht immer nur das Haus mit der Schokoladenwerbung direkt am Anleger fotografieren. Dafür fallen mir erstmals die Flaggen von Hurtigruten und Havila an dem Gebäude auf. Am Hafen gibt es neben dem Gabelstaplerballet auch die Versuche zu sehen, einen LKW zu entladen. Das klappt nur mäßig, als die Ladung vom Stapler zurück in den LKW kippt, klingt das nach Bruch…

Dann geht die Tour weiter nach Tromsø. Kurz vor dem “Tor zur Arktis” liegt noch ein Interessenspunkt: Der Rystraumen bei der Insel Ryøya. Hier verengt sich das Fahrwasser, und durch die Gezeiten gibt es starke Strömungen. Viel merkt man davon nicht, auch wenn die Maschinen des Schiffs mehr arbeiten müssen: Ein paar Änderungen an der Wasseroberfläche sind alles, was man sieht. Unter uns liegt mindestens ein Schiffswarack, und auf der Insel gab es bis 2014 versuchsweise Moschusochsen. Seit der letzte gestorben ist, steht die Insel zum Verkauf, wie Roman vom Expeditionsteam auf Deck 7 erklärt.

Das Wetter bessert sich – bislang haben wir echt Glück: Der Sturm ist uns etwas voraus, sodass wir zwar durchaus Wellengang haben, aber man konnte praktisch in jedem Hafen von Bord gehen, ohne im Regen zu stehen. Über Tromsø gibt es Wolkenlücken und somit noch eine gute Stunde Helligkeit, um ein paar schöne Fotos zu schießen. Robert macht schon Hoffnung, weil für heute Abend nur rund 60% Bewölkung angesagt sind. Und ziemlich bald kommt die Bewölkung dann auch in Form von dichtem Schneefall herunter…

Über Tromsø will ich gar nicht viel schreiben – ich war zuletzt über Silvester hier und arbeite meine Einkaufsliste ab, das Touri-Programm beschränkt sich daher auf einen kleinen Stadtrundgang. Tromsø ist nicht umsonst als Paris des Nordens bekannt, ich bin hier öfter einkaufen als in der Innenstadt von Karlsruhe…

Wir haben bis 18:15 insgesamt vier Stunden Aufenthalt, aber um 18 Uhr gibt es bereits Essen: Nordkap-Buffet. Also, Tromsø-Buffet, das wurde vorverlegt, aber es gibt trotzdem eine reichhaltige Auswahl vor allem an Meeresfrüchten. Wenn die Wetteraussichten besser sind, lasse ich das Essen auf dem Schiff gerne ausfallen und gönne mir eine Pizza in Tromsø (es könnte ja schon zur Essenszeit Polarlicht geben), aber diesmal sieht es schlecht aus – also doch Buffet. Danach steht erst einmal nichts an – Sauwetter. Kurz nach 21 Uhr sollten wir der Havila Castor begegnen. Eine Durchsage dazu macht das Schiff nicht, und als ich um 21:10 an Deck will, sehe ich nur eine Wand aus dichtem Schneefall. Na toll.

Sieben Minuten später fährt sie an uns vorbei, und aus der Türe heraus mache ich doch einen Schnappschuss von ihr. Da kann ich guten Gewissens zur Auktion um 21:30 gehen: Um die Hurtigruten-Foundation zu unterstützen, gibt es eine Auktion, deren Gewinne in Umwelt- und Bildungsorientierte Projekte fließen. Sie läuft so lala. Die Bilanz:

  • Eine gebrauchte Seekarte der Region um Tromsø (signiert) wechselt für 800 NOK den Besitzer.
  • Die Postflagge, die hinten am Schiff weht, bringt 2400 NOK.
  • Für 2200 NOK gibt es eine Backstage-Führung für vier Personen: Mit Blick auf die Brücke, in den Maschinenraum und in die Kombüse.
  • Dann warten noch ein Kurs in Getränkemixen mit dem Barkeeper sowie ein Essen für zwei Personen mit den Offizieren auf Gebote – das Mindestgebot liegt bei 1000 NOK und wird in beiden Fällen nicht erreicht. Auf einem Kreuzfahrtschiff wäre das wohl erfolgreicher gewesen… Gelohnt hätte es sich aber, zwei Personen lassen für ein Essen im Kysten-Restaurant an Bord auch gerne 1000 NOK liegen.
Skjervøy

Der letzte Hafen des Tages ist Skjervøy, wo wir pünktlich zum Ende der Auktion anlegen. Skjervøy geht immer, wie es unter Nordlichtjägern heißt, aber diesmal sieht es wieder bedeckt aus über der Stadt, als ich einen Blick von der Backbordseite auf den Ort werfe.

Bis ich auf die andere Seite des Schiffs gehe, wo es klar ist und ein Nordlichtbogen über dem Schiff steht. Schnell eine SMS an Robert, der sich das auch ansieht und dem Expeditionsteam Bescheid sagt. Bis die zum Überprüfen an Deck sind, ist es aber schon wieder zugezogen. Hoffentlich haben wir die Nordlichtgarantie jetz nicht verspielt… beim Ablegen habe ich meine Kamera aufgebaut und festgestellt, dass das wohl meine letzte Fahrt mit der Richard With ist: An der Reling am Bug kann ich meine Kamera nicht festschrauben. Ich kann so nicht arbeiten. Also klemme ich sie an die Backbord-Seite und lasse sie arbeiten. Ein Stück nach Skjervøy reißt der Himmel dann wieder auf, Robert informiert alle Gruppenmitglieder, die in der Whatsapp-Gruppe sind, und durch die Wolkenlücken bietet sich ein nicht besonders helles, aber schönes Polarlicht: An der Steuerbordseite ist es besonders gut zu sehen und tanzt auch einige Minuten. Sehr schön. Durch den Dunst wirkt es zwar etwas blass, aber das ist schon gar nicht schlecht. Zum Glück habe ich noch meine zweite Kamera mit Stativ dabei, die Steuerbord abdecken konnte und eine bessere Ausbeute hatte.

Etwa zwei Minuten Polarlicht hinter Skjervøy, Blick Backbord

Etwa eine halbe bis Dreiviertelstunde gab es eine Chance; und als auch das Schiff eine Durchsage macht, ist das Schauspiel so gut wie vorbei. Um Viertel nach elf hole ich meine klatschnasse Kamera wieder an Bord, Robert demonstriert noch einmal seinen Kamera-Gimbal, und das war es für diese Nacht dann auch: Wir haben ordentlich Seegang, aber auch als die Wolken nach Mitternacht noch einmal aufreißen, gibt es kein schönes Licht mehr – allenfalls ein schwaches Hintergrundschimmern. Also: Feierabend.

Ach ja, besonders fies: Später sehen wir einige Handy-Bilder, die während der Auktion entstanden waren und ebenfalls sehr schönes Polarlicht zeigten – aber die Auktion war wohl wichtiger, da hat auf der Brücke keiner Meldung gemacht. Grmpf.

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