Heute startet meine letzte Hurtigrute dieser Saison (vom 25. Februar bis zum 8. März 2022), und es wird immer seltsamer. Die Tour im Oktober fing mit einem kaputten Flugzeug in Amsterdam und Kofferchaos bis Tromsø an, dafür war Corona absolut kein Thema mehr; bei der Dezembertour hatte alles geklappt, wobei Corona drohend über allem schwebte und Norwegen die Maßnahmen hochfuhr, als wir die Tour beendeten (wobei wir auch die letzten waren, die überhaupt noch mit einfachem Schnelltest ins Land und aufs Schiff kamen), und jetzt sinken die Corona-Zahlen in Norwegen langsam wieder deutlich unter die 2000er-Marke, und die Pandemie ist praktisch für beendet erklärt. Aber gut: Vor der Abreise hatte ich nur zur Sicherheit noch einen offiziellen Schnelltest in Deutschland gemacht, und um bei dieser “vorsichtigen” Probennahme irgendwas zu finden, müsste es schon mit dem Teufel zugehen. Kein Wunder, dass auch in Deutschland die Zahlen sinken.
A propos Teufel: Jetzt ist in der Ukraine die Hölle los. Und ich gehe dahin arbeiten, wo andere Urlaub machen, nach Norwegen. Alles sehr surreal.
Und weil es so schön ist, werden heute Flughäfen blockiert, um gegen den Klimawandel zu protestieren:
Ich halte diesen Blog ja eigentlich politikfrei, aber manchmal kann ich nicht anders.
Da grenzt es fast schon an ein Wunder, dass ich an der Dauerbaustelle auf der A8 bei Pforzheim gut durchkomme und am KLM-Schalter in Stuttgart keine Wartezeit habe. Und die gute Frau ist leicht verwundert, dass ich für Norwegen weder European Passenger Location Form noch PCR-Test brauche. Damit muss ich auch kein Impfzertifikat vorzeigen.
Aber deutsche Effizienz ist ja berühmt: Nur eines von drei Security-Gates hat offen, sodass doch eine Dreiviertelstunde drauf geht, bis ich endlich im Terminal bin. Schließlich soll man ja zwei stunden vorher da sein. Dafür haben wir zur Abwechslung mal freundliches Personal an der deutschen Security, muss man auch mal erwähnen.
Davon abgesehen läuft es aber: Das Flugzeug ist da, das Wetter ist schön (nach eineinhalb Monaten trübem, stürmischen Mistwetter wird’s in Süddeutschland schön, wenn ich gehe), und zur angenehmen Zeit um 11:45 heben wir ab Richtung Amsterdam. Die Maschine ist natürlich ausgebucht, wie man es von KLM gewohnt ist.
Über den Aufenthalt in Amsterdam gibt es nicht viel zu sagen: Gut eineinhalb Stunden, davon geht die Hälfte für den Weg von Terminal B nach D drauf. Der kleine Garten vor Terminal D, an dem es Frischluft gäbe, ist weiterhin gesperrt, also ab zum Gate und dann zum Flieger. Wieder mal sehr voll; die Durchsage bittet darum, doch Handgepäcktrolleys aufzugeben. Mittlerweile sollte unsere ganze Gruppe da sein, in Bergen zeigt sich, dass das nicht geklappt hat. Vier fehlen, weil die Verbindungen nicht geklappt haben. Lag es an den Klimaaktivisten oder dem Streik der Security in Düsseldorf?
In Bergen – wo sich die ersten Passagiere sofort die FFP2-Maske runterreißen – erwartet uns Günter, unser Reiseleiter, der auch gleich seine Beziehungen spielen lässt: Während es auf den letzten Touren fast direkt aufs Schiff ging, machen wir endlich wieder einen Abstecher durch das Paradies (der Stadtteil Bergens heißt wirklich so) und sehen etwas von der Stadt. In letzter Zeit konnte man froh sein, wenn es für einen Abstecher nach Bryggen gelangt hat.
Fototechnisch war die kleine Stadtrundfahrt nicht trivial – die Busscheiben spiegeln und sind getönt, dazu kommt noch die anbrechende Dämmerung – aber schön war es allemal, endlich wieder einmal etwas mehr von Bergen zu sehen.
Und dann: Ab auf’s Schiff! Günter kann Gruppen-Checkin machen und verteilt die Unterlagen plus mein Buch an alle Gäste, dann geht es in die Hurtigruten-Lounge, den Sicherheitsfilm anschauen, und dann auf die Trollfjord. Genau: Die Trollfjord, die eigentlich unter neuem Namen Expeditionsreisen ab Hamburg durchführen sollte, ersetzt jetzt die normalen Linienschiffe, die Werftaufenthalt haben. Sonst würden wir heute ohne Schiff da stehen, da die Richard With, die eigentlich fahren sollte, in der Werft ist und einen neuen Antrieb erhält. Also sind wir mit einer gerade mal 25-köpfigen Gruppe (wenn hoffentlich alle das Schiff erreichen) auf dem größten Schiff, das gerade die klassische Postschiff-Route fährt. Und auf einem echten Schiff: Die Trollfjord wurde noch nicht umgebaut und hat noch das klassische Schiffs-Feeling. Sehr schön!
An Bord steht die übliche Hektik an: Irgendwann gegen 18:30 sind wir am Schiff, dann heißt es Kabine beziehen und etwas essen – bis 20 Uhr soll es Essen geben, also ab zum Bergen-Buffett. Habe ich schon mal erwähnt, dass die Trollfjord für die beste Küche bekannt war? Stimmt immer noch. Um 20:30 legen wir ab, da muss man natürlich an Deck sein.
Dann noch ein schneller Rundgang durch’s Schiff und aus Versehen eine Infoveranstaltung mitkriegen: Hier stellt sich die Crew vor und Niri vom Expeditionsteam erklärt das Wichtigste. Irgendwie sind die Termine völlig untergegangen, ich konnte auch noch keinen Tagesplan finden.
Anschließend ab in die Kabine, auspacken, und dann ist der Tag auch schon gelaufen. Morgen liegen wir dafür dann in Ålesund – fast wie ein Kreuzfahrtschiff…