Hurtigrute Tag 4: Bodø ohne Gepäck und Polarlicht

Der Tag beginnt viel zu früh: Zwischen 6:30 und 8:30 überqueren wir den Polarkreis. Um das mitzuerleben, muss man also früh aufstehen. Zur Belohnung zeigt sich Norwegen wechselhaft: An steuerbord drohende Wolkenberge, an backbord einiges an blauem Himmel. Was das wohl für den Tag verheißt? Wetterprognosen sind da echt knifflig.

Der Blick voraus bessert sich, als der Hestmannen und die Insel Vikingen mit dem Polarkreismonument in Sicht kommen. Vielleicht wird’s ja doch noch was? Um 7:41:45 überqueren wir den Polarkreis, und Anfang Oktober ist es auch noch hell genug, dass man die Kugel schön sehen kann.

Die südgehende Nordnorge

Ich bin mal wieder nur auf dem Umlaufdeck 5, Sekt zum Anstoßen gibt es hinten auf Deck 7. Statt Sekt entscheide ich mich nach einem kurzen Blick nach oben und der Begegnung mit der Nordnorge für echtes Frühstück, bevor ich es mir vor dem Restaurant bequem mache – das ist die häufigste “Reiseleiterecke”, am Futtertrog kommen alle vorbei und finden einen. Steckdosen und Blick nach draußen gibt es auch.

Besonders lange halte ich es drinnen aber nicht aus – draußen ist es einfach zu schön. Der erste Hafen nach dem Polarkreis ist das wunderschöne Ørnes, kurz danach erfolgt die Polarkreistaufe. Njørd kreuzt auf, ruft die anderen Götter an, setzt seinen Mund-Nasen-Schutz auf und tauft alle, die erstmals den Polarkreis überqueren.

Nach Ørnes bliebe Zeit zum Mittagessen, das ich aber schon wieder ausfallen lasse (Menu und feste Zeiten passen irgendwie nicht zu meinem Tagesrhythmus). Stattdessen noch ein bisschen Vortrag, Kontakt mit Hurtigruten (Evas Baustelle, aber ich bin dabei), und Norwegen genießen, bis gegen 13 Uhr Bodø in Sicht kommt. Und unsere Koffer? Einer unsere Gäste witzelt schon, dass sie in Bodø bestimmt auf die Nordnorge verladen worden wären. Tja… Si tacuisses…

Nun, erst einmal in die Stadt gehen. Am Kai war keine Aktivität in Richtung Gepäck zu sehen, also kaufe ich zur Sicherheit in Bodø noch ein Gorillapod-Stativ. Das größte Modell trägt meine kleine Kamera gerade so… Aber immerhin, nachdem ich jahrelang das Fotohuset Johnson als Einkaufsmöglichkeit empfohlen habe, war ich nun auch mal drin. Dann noch kurz durch das Einkaufszentrum und zum Hafen: Dort liegt die alte Gamle Salten neben der neuen Fähre Salten. Ein paar schöne Fotomotive ergeben aich, auch wenn man nicht mehr in die Dachrestaurants der Scandic- und Radisson-Blu-Hotels kommt. Dann geht es mit Hochspannung zurück zum Schiff, Koffer suchen.

Die natürlich wieder nicht an Bord sind, als ich wieder zurückkomme. Immerhin hat Hurtigruten von KLM die Info erhalten, dass sie morgen in Tromsø wären. Langsam kippt die Stimmung – ich gebe den Tipp, dass Tromsøs Greatest Souvenir Shop auch die großen Sami-Messer verkauft, falls man mit KLM direkt verhandeln möchte. Als handelsübliche Meinungsverstärker.

Nachdem wir in Bodø ablegen, halte ich nach den schlechten Nachrichten meinen zweiten Vortrag über den Sternenhimmel. Anschließend gibt’s eine traumhaft ruhige Überfahrt auf die Lofoten, mit genialem Sonnenuntergang und perfekter Lofotenwand. Und ich muss während Sonnenuntergang zu Abend essen…

Svolvær

Als wir Stamsund erreichen, ist der Himmel so lala und zieht allmählich zu. Wir konnten mittlerweile unsere Gruppe in die Bar zu einem kleinen Umtrunk einladen. Während der Himmel draußen dicht ist, kommen wir so ins Gespräch und machen uns einen schönen Abend, bis wir Svolvær erreichen. Man quatscht sich fest, und erst als wir den Hafen verlassen, löst die Gruppe sich auf.

Um 23:15 gibt es Norways Coastal Kitchen als Einstimmung auf den Trollfjord, den wir gegen 23:45 erreichen. Ich war echt schon lange nicht mehr auf der Tour: Wir fahren nordgehend natürlich nicht in den Trollfjord, sondern beleuchten nur den Eingang – südgehend, wenn wir bei Tag hier sind, fahren wir hinein. Davon, dass der Trollfjord mit den Schiffsscheinwerfern beleuchtet wird, kriege ich aber nicht viel mit.

Trollfjord

Und das Polarlicht? Gibt es, aber hinter den Wolken. Denen, die an Deck ist, zeige ich das Wölkchen, das schwächer als unsere Schiffsabgase am Himmel zu erahnen ist. Eine Durchsage lohnt sich deshalb nicht, nur die Kamera kann nachweisen, dass es wirklich grün ist.

Da muss sich Norwegen noch etwas mehr anstrengen.

Stattdessen regnet es, als ich gegen 1 Uhr noch einmal rausschaue. Na dann gute Nacht – es war ein langer Tag.

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