Hurtigrute Tag 9: Vesterålen im Nebel

Morgenstimmung um 10 Uhr

Die Nacht war begleitet vom Säuseln meines Laptoplüfters, der die 3300 Bilder der Fahrt nach Tromsø zu dem Zeitraffer verrechnet hat, den ich gestern noch gepostet hatte. Damit ist meine externe Festplatte auch voll, jetzt muss der Laptop für den Rest der Reise als Bilderspeicher reichen…

Da es gestern doch etwas später war, habe ich heute ein spätes Frühstück eingeplant (dafür kein Mittagessen – ein Vorteil des Ambassador-Programms ist der Obstkorb im Zimmer) und starte wieder einmal erst nach Harstad in den Tag. Mein erstes Foto heute entstand also erst am Vormittag: Die schneebedeckten Berggipfel der Vesterålen bieten eigentlich pausenlos Fotomotive, und heute auch noch jedes Wetter von klarem Himmel bis düster-drohenden Wolken.

Point of Interest

Kurz nach zehn gibt es auf Deck 7 einen Interessepunkt zur Insel Andøya und zur Risøyrinne – das Fahrwasser ist hier nur sieben Meter tief, nur zwei Meter tiefer als der Tiefgang unseres Schiffs. Zahlreiche Bojen markieren die Fahrrinne, und in Risøyhamn erinnert der Königsstein an die Einweihung und spätere Vertiefung der Rinne. Bei traumhaften Wetter ist das einer der schöneren Streckenabschnitte und durchaus eine Alternative zur Bustour durch die Vesterålen – ebenfalls eine schöne Tour, aber sie beginnt in aller Herrgottsfrühe in Harstad. Erst in Sortland kommen die Ausflügler wieder an Bord.

Königsstein

Der Aufenthalt in Risøyhamn ist nur kurz, aber schön. Mit dem Schiff durch die Berge zu fahren hat seinen Reiz. Besonders eindrucksvoll ist das im Frühjahr, wenn wir den Raftsund nach Stokmarkes noch im Hellen passieren, dafür bietet diese Jahreszeit ihre eigenen Lichtspiele.

Andererseits haben wir November, und da gibt es auch in Norwegen Nebel. Während der Fahrt nach Sortland zieht er auf: Was für eine Suppe! Gut, dass die Schiffe per GPS und nicht nur auf Sicht steuern. Bei Sortland passieren wir die Brücke wieder zeitgleich mit den Ausflugsbussen, viel früher ist sie auch nicht zu erkennen. Eigentlich eine gute Gelegenheit, um den Ausflüglern zuzuwinken, aber diesmal stehen wir vier alleine am Bug im Schneetreiben. Eine Durchsage gibt es diesmal nicht, und wir sehen die Brücke auch erst kurz bevor wir unter ihr durch sind. Das hat schon mehr Spaß gemacht…

Im Hafen von Sortland sehen wir die Ausflügler, hier ist das Wetter auch kurzzeitig besser. Aber viel sieht man heute nicht von der Landschaft: Nebel und dichte Wolken versperren den Blick auf die Vesterålen.

Stokmarknes ist ebenfalls erst kurz vorher zu sehen: Die Lichter der Gründungsstadt der Hurtigrute sind erst aus ein paar hundert Meter Entfernung zu erkennen. Am Hafen tut sich was: Die alte MS Finnmarken, ein Hurtigrutenschiff aus den 1950er, das hier an Land liegt, erhält endlich einen Schutzbau. Daher kann sie zur Zeit allerdings nicht besichtigt werden, aber das Hurtigrutenmuseum lohnt sich auch so. Von dem Örtchen ist bei dem Wetter ohnehin nicht viel zu sehen.

Die Finnmarken bietet jetzt schon einen anderen Anblick als in den vergangenen Jahren. Das Expeditionsteam nimmt Stokmarknes zum Anlass, um nach der Abfahrt einen Vortrag über die Geschichte und Zukunft der Hurtigrute einzufügen. Die abendlichen Treffen mit dem Expeditionsteam gibt es übrigens hier nicht, daher werden meine Polarlichtfilme auch nicht auf dem Schiff gezeigt:-)

Die Fahrt von Stokmarknes durch den Raftsund nach Svolvær verläuft durch Dunkelheit und Nebel, es gibt nichts zu sehen. Daher wird auch der Besuch am Trollfjord gecancelt, und wir erreichen Svolvær etwas früher. Heute gibt es Buffet, damit alle eine Chance auf Abendessen haben, die auf Ausflüge gehen. Mein Ausflug führt durch das verschneite Svolvær in die Kneipe.

Svolvær

Der Abend verspricht ruhig zu werden: Das Wetter ist bedeckt mit ein paar kleineren Wolkenlücken. Wir machen es uns auf Deck 7 so bequem, wie das im Multe möglich ist, sortieren Bilder und schauen immer wieder mal raus, was das Wetter macht. Viele Wolken – also ein entspannter Abend. Kurz vor Stamsund kommt einer unserer Gäste leicht frustriert rein: Seine neue Jacke funktioniert (die Helly-Hansen-Teile taugen echt was) und hat auch dem Schneesturm getrotzt, nur mit Polarlicht ist nichts. War ja klar, dass eine Minute später Polarlicht Bug voraus gemeldet wird.

Also alles ein einpacken, die Kamera holen und im Stau feststecken – kein Durchkommen nach vorn zum Bug. Ab auf Deck 7: Die Beleuchtung ist zu hell. Ab auf den Umlaufgang von Deck 5 steuerbord: Passt – schöne Show für zehn Minuten, ein schönes helles Band. Mehr davon bitte:-)

Kurzes Schauspiel vor Stamsund

Als wir in Stamsund ankommen und die Beleuchtung angeht, endet auch das Himmelsschauspiel: Wir stehen im Schneegestöber. Kurze Pause also, bis ich den Fehler mache, wieder raus zu gehen, um den Ort zu fotografieren: Polarlicht hinter Schneesturm. Das hatte ich auch noch nicht…

Also kein Feierabend nach der Abfahrt aus Stamsund: Es gibt immer wieder ziemlich gutes Polarlicht, und es stellt sich die Frage, ob wir noch eine Durchsage machen lassen. Als es richtig los geht, ist die Sache klar: Ich stürme runter zur Rezeption, um eine Durchsage machen zu lassen – letztes Mal hatte Thomas den undankbaren Job, und es ist wahrscheinlich für ein Jahr mein letztes Polarlicht. Aber wir sind ja nicht zum Spaß hier!

Wie üblich ist die große Show vorbei, bis ich wieder an Deck bin, aber mindestens bis Mitternacht wechseln sich Polarlicht, Wolken und Schnee ab – dann machen wir Feierabend, auch wenn der Westfjord überraschend ruhig ist. Aber morgen droht ja schon wieder die Polarkreisüberquerung. Um 8:45 ist es so weit, also Zeit für Feierabend.

Ein schönes Abschieds-Polarlicht

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