Hurtigrute Tag 7: Kirkenes

Kurs Kirkenes

Der Tag fängt wunderbar an: Ich verpasse zwar Vadsø, aber ich habe rechtzeitig daran gedacht, die automatische Netzwahl meines Handys abzuschalten, damit es sich nicht ins russische Netz einbucht. Und der Morgenhimmel zeigt, wie hell die Polarnacht sein kann. Das Foto entstand kurz nach acht, als die Wolken über Kirkenes aufrissen. Mittlerweile sind wir ja wieder auf der Höhe von Tromsø, nur weiter im Osten und abseits des Golfstroms. Das Ergebnis: Bei -6 Grad ist es schon ordentlich frisch an Deck.

Zu den Huskys

Ausflüge habe ich keine geplant, daher kann ich ganz entspannt alle anderen aussteigen lassen, bevor ich mich auf den ca. 15 Minuten langen Spaziergang Richtung Stadtzentrum mache. Wie Arno so schön bemerkt, ist in Kirkenes richtig was los, wenn die Hurtigrute anlegt… Die Straßen sind schneebedeckt, sodass es sich gut läuft – Eis ist da viel unangenehmer. So ist es ein gemütlicher kleiner Spaziergang, der am Russendenkmal und der Andersgrotte (dem alten Bunker aus dem 2. Weltkrieg) vorbei führt.

Die Polarlys in Kirkenes

Das Städtchen wird von den typischen quadratischen Holzhäuschen geprägt, die nach dem zweiten Weltkrieg in Serienproduktion entstanden, um die verbrannte Erde nach dem deutschen Rückzug wieder bewohnbar zu machen. Bei vielen sieht man, wie sie Stück um Stück erweitert wurden. Und überraschend viele Häuser sind schwarz gestrichen.

Während ich im Ort bin, zieht der Himmel zu, und es beginnt zu schneien. Also heute nur ein kurzer Besuch im Ort, bevor es wieder zurück aufs Schiff geht. Zum Einkaufen finde ich auch nichts, wenn man von Vorräten im Rema 1000 mal absieht. Das hat immerhin den Vorteil, dass ich früh Mittagessen kann, bevor die Ausflügler vom Schlittenhundefahren und der russischen Grenze zurückkommen. Es hat dieses Jahr ungewöhnlich früh gechneit, sodass die Schlittenhunde jetzt schon arbeiten können.

Wir legen diesmal erst deutlich nach 12:30 ab, anscheinend wurde wegen einem verspäteten Passagier ausnahmsweise noch einmal angelegt. Also wird es wieder nichts mit der regulären Liegezeit und einem Besuch beim Hexendenkmal. Vielleicht langt es ja für die Festung Vardøhus; Eisbaden wird um diese Jahreszeit auch noch nicht angeboten. Die Überfahrt ist etwas holprig – auch wenn es wohl nur zwei Meter hohe Wellen sind, ist das bislang spürbarste Geschaukel auf dieser Fahrt.

Vardø

Vardø erreichen wir mit einer halben Stunde Verspätung; kurz bevor wir den Hafen erreichen, begrüßen uns die teils hell beleuchteten Kuppeln und Gebäude der Weltraumüberwachung. Bei planmäßiger Abfahrt um 16:45 langt der halbstündige Aufenthalt nicht einmal für einen Besuch bei der Festung, ich begnüge mich also mit ein paar Fotos vom Schiff herunter, bevor es in den Vortragsraum geht: Thomas hält um 17:00, kurz nach dem Ablegen, seinen Vortrag über 50 Jahre Mondlandung. Anscheinend haben wir doch mehr Fracht, zu Beginn des Vortrags liegen wir noch im Hafen.

Und eine Stunde später hat sich daran nichts geändert, erst gegen Ende des Vortrags legen wir ab. Das ist eigentlich gar nicht schlecht, da es gut Bewegung im Schiff hat, als wir den Hafen verlassen. Nur: Warum die Verspätung? Im Hurtigrutenforum taucht die Meldung auf, dass wir wieder Probleme mit Seitenstrahlruder hätten (wegen dem wurde vor neulich eine Fahrt abgebrochen). Die Schiffsdurchsagen waren im Vortragsraum leider nicht zu hören. Jedenfalls haben wir nun gut 75 Minuten Verspätung – mal sehen, wie lange wir morgen in Hammerfest sein werden…

Das Abendessen (lecker Rentier) findet auf der Barentssee statt, wobei es überraschend wenig Ausfälle gibt. Sind doch fast alle alle Passagiere seefest? Wäre ja schön, Seekrankheit wünsche ich niemandem.

Nach dem Essen gibt es zwar etwas Polarlicht, aber die Wolken sind stärker: Es schimmert nur sporadisch und schwach durch die Wolken und ist weitaus schwerer zu sehen als an unserem zweiten Abend. Aber für morgen sind die Vorhersagen optimistisch, was das Wetter vor Tromsø und die Polarlichtaktivität angeht.

Båtsfjord

Båtsfjord erreichen wir erwartungsgemäß mit Verspätung kurz vor 21 Uhr (statt 19:45), viel Zeit konnte der Captain nicht herausholen. Immerhin sehe den großen Fischerhafen so einmal, oft genug fällt die Liegezeit mit den Resten des Abendessens zusammen. Der Himmel ist leider zu; von der Finnmarken kurz vor Tromsø erreicht uns derweil eine Erfolgsmeldung.

In der Barentssee sieht es weniger gut aus: Zwar scheint immer wieder etwas Polarlicht durch Wolkenlücken, aber es bleibt “kameragrün” – für das bloße Auge bleiben hellere Wolken, die sich ein wenig von den dunkleren echten Wolken abheben, aber von echtem Farbensehen oder gar einer echten Show sind wir weit entfernt.

Die Lofoten

Vor Berlevåg ziehen wir dann wieder eine Warteschleife: Die Lofoten hat ebenfalls einiges an Verspätung und blockiert den Hafen. Erst gegen 23 begegnen wir ihr vor der Hafeneinfahrt – ein echtes Erlebnis, denn oft werde ich sie nicht mehr sehen können: Dank der unterschiedlichen Anforderungen von Denkmalschutz und behindertengerechtem Umbau wird sie in naher Zukunft aus dem Liniendienst gehen. So kann ich sie noch einmal hupen hören, auch wenn sich der schwarze Schiffsrumpf kaum vom Meer abhebt. Das kleine Schiff liegt auch tief im Meer und taucht tief in die Wellen ein. Da haben wir es schon komfortabler, wenn auch nicht so “authentisch”.

Rushhour in Berlevåg

Berlevåg konnten wir aber auch nicht auslassen, um Zeit zu sparen: Neben dem Gabelstapler warten mehrere Autos am Kai, Passagiere wollen ein- und wohl auch aussteigen. Ich bin gespannt, wann wir morgen Hammerfest erreichen.

Über Nacht darf mein Rechner die Bilder dieses Abends verarbeiten. Das Ergebnis: Die See war doch recht unruhig, und die Wolken stark.

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