Dinge, die ich regelmäßig verpasse, Teil 1: Die Polarkreisüberquerung. Zumindest, wenn es am Vorabend noch Polarlicht gab und ich bis spät in die Nacht Bilder gesichtet und zum Film zusammengebastelt habe. Kurz nach sieben Uhr morgens war es diesmal so weit: Die Nordkapp überquert den Polarkreis, und das Hupen weckt sogar mich. Zum Aufstehen langt es trotzdem nicht, und es waren wohl auch nicht viele Gäste an Deck. Für schöne Fotos ist es auch noch zu dunkel… Mir tut die Crew immer leid, die um die Zeit versucht, Champagner zu verkaufen, während zumindest die Nordlichtfahrer noch im Bett sind – und im Augenblick stellt unsere Gruppe fast die Hälfte der Passagiere.
Das hübsche Örtchen Ørnes um Viertel nach neun ist ohnehin eindrucksvoller als die Insel mit der Polarkreiskugel: Die roten Häuschen zwischen den hohen Bergen sind ein echtes Postkartenmotiv.
Nach der Abfahrt aus Ørnes wird der Polarkreiswettbewerb aufgelöst: Der Gewinner, der den Zeitpunkt der Polarkeisüberquerung am genauesten geschätzt hat, erhält ein kleines Präsent und darf sogar als erster getauft werden. King Neptune kam wieder pflichtbewusst an Deck und ist diesmal richtig gut gelaunt. Allerdings trauen sich nicht allzu für die Polarkreistaufe in seine Nähe. Dabei ist es im Winter viel angenehmer als im Sommer, der Unterschied zwischen dem Eis und der Umgebungsluft ist nicht so groß.
Am Mittag in Bodø ist es überraschend windstill – normalerweise kenne ich die Stadt nur mit unangenehmem Wind oder gar nicht, weil ich noch mit dem Vortrag am Nachmittag beschäftigt bin. Dieses Mal gehe ich auch nicht einkaufen, sondern mache etwas Sightseeing mit Jürgen und den beiden Monikas. Von einem der Hotels hat man einen schönen Blick auf die Stadt.
Beim Weg entlang des Hafens sehe ich zwei neue Dinge. Die Hurtigrute ist ja sehr sicher, aber Unglücke geschehen immer wieder einmal. An Bord der Earling Jarl brach am 8. Januar 1958 ein Feuer aus, als das Schiff in Bodø am Kai lag. 14 Menschen starben, obwohl sofort mit den Rettungsmaßnahmen begonnen wurde. Seitdem wurde die Sicherheitsmaßnahmen noch deutlich verbessert. Das Denkmal, das an dieses Unglück erinnert, hatte ich vorher noch nicht gefunden.
Das Lachsmuseum ist nicht weit von dem Denkmal entfernt, in einer kleinen Ausstellung mit interaktivem virtuellem Fischbecken kann man sich hier über den Lachsfang informieren. Da eine reine Ausstellung langweilig ist, ist auch jemand da, der einen durch das kleine Museum führt. Dass die Lachse aus den Farmen einfach abgesaugt werde und nicht mit den Netzen herausgehoben werden, wusste ich auch nicht.
Um 15:00 hieß es schon wieder Abfahrt aus Bodø, und eine halbe Stunde später stand mein zweiter Vortrag auf dem Programm: Sternbilder, Deep-Sky-Objekte und die griechischen Sagen, dazu eine kurze Erklärung zur drehbaren Sternkarte. Untermalt wurde das mit etwas leichtem Geschaukel, da wir den Vestfjord überquerten. Der Ententeich von Nordsee störte aber kaum, nicht einmal die Leinwand hat gewackelt. Bei dem anschließenden Gespräch vor dem Vortragsraum war schon etwas mehr Bewegung, aber die Probleme hielten sich in Grenzen (soweit ich das mitbekommen habe). Wie es so schön heißt: Eine Hand für das Glas und eine für das Schiff.
A propos: Auch auf dieser Fahrt macht der Tour Guide auch ein kurzes Briefing, wobei es diesmal weniger um Wetter und Polarlichter geht als vielmehr um Essen (das neue A La Carte Menü muss promoted werden), die Ausflüge, und den Wein zu Abendessen. Von wegen “In Norwegen gibt es nichts geschenkt”: Wir dürfen ihn sogar einmal probieren.
Das Wikingerfest mache ich wohl nächstes Jahr wieder mit (die Show in dem rekonstruierten Langhaus macht mir immer wieder Spaß), diesmal hatte ich Zeit, um die Landschaft zu genießen. Leider war es regnerisch, heute also keine Chance für Polarlichter. Die Kamera zeigte einen Hauch von grünen Wolken: Die Aktivität war sehr gut, aber die Wolken waren stärker. In Svolvær war es regnerisch, mehr als ein kurzer Gang zum örtlichen Narvesen war nicht drin. Magic Ice ist ganz hübsch, aber da war ich letztes Jahr schon, und auf das Kriegsmuseum hatte ich keine Lust.
Am Abend steht noch der Raftsund auf dem Programm: Ab etwa 23 Uhr durchqueren wir die Trennlinie zwischen Lofoten und Vesterålen, vor dem Trollfjord wird wieder Halt gemacht. Bei der Dunkelheit fahren wir natürlich nicht hinein, aber er wird schön beleuchtet, während auf dem Achterdeck Fiskekake und der magische Trolltrunk angeboten werden. Danach lassen wir den Abend gemütlich ausklingen, die Ankunft in Stokmarknes um 1 Uhr ist dann ein guter Zeitpunkt, um Feierabend zu machen.