Bedeckter Himmel, aber ruhige See – wer nicht die Vesterålen-Rundfahrt gebucht hat, konnte heute ausschlafen und die Reise entspannt fortsetzen. Da ich die Bustour schon einmal gemacht hatte, entschied ich mich für letzteres – die Fahrt durch die Inseln ist ebenfalls reizvoll. Nachdem wir die Rundfahrer in Harstad abgesetzt hatten, passierten wir die erste Sehenswürdigkeit: Die alte Kirche von Trondenes. Da ihr rotes Dach heute nicht schneebedeckt weiß getarnt war, konnten wir sie sogar ganz gut sehen, wie Johann über den Infokanal allen mitteilte.
Die Kirche hat keinen Kirchturm (bzw. er steht separat neben der Kirche), wozu es natürlich eine Sage gibt – die auf einem der Gemälde im Utrøst-Cafe der Nordkapp dargestellt wird und mich sehr an den Bau der Götterfestung Asgard erinnert. Auch hier sollte der Erbauer um seinen Lohn geprellt werden. Manchmal fragt man sich, welche Moral die alten Geschichten vermitteln sollen…
Ein Highlight der Vesterålentour ist immer die Brücke bei Sortland: Das Schiff fährt immer genau dann unter der Brücke hindurch, wenn die Busse (bzw. heute der Bus) über die Brücke hinwegfährt. Da der Bus auf der Brücke nicht anhalten darf und man sie auch nicht zu Fuß überqueren darf, sorgt das immer für einen kleinen Verkehrsstau. Ende Januar wurde das Ereignis vom Tourguide ignoriert, aber Johann ist da besser – kurz nach 12 kam die Durchsage: “In wenigen Minuten fahren wir unter Brücke hindurch, wenn der Bus von der Vesterålen-Rundfahrt darüber fährt. Da ist es gut, vorne auf Deck 5 zu sein und dem Bus zuzuwinken. Das ist lustig.” Recht hat er, und damit es noch lustiger ist, bringt Johann eine Flagge mit zum Bug, wir wollen ja auch gesehen werden.
In Sortland machen wir nur kurz Halt, um die Busreisenden wieder an Bord zu nehmen. Die Vertäuung des Schiffs am Gabelstapler ist interessant:-) Natürlich bleibt das Tau nicht am Stapler, sondern wird damit nur zum Poller gefahren.
Bis zum nächsten Hafen in Stokmarknes haben wir etwas über eine Stunde Zeit, die natürlich für das Mittagessen draufgeht. Da nach Bildern gefragt wurde: So sieht es aus, nachdem der erste Ansturm vorbei ist:
In Stokmarknes wartet das Hurtigrutenmuseum auf uns, das wir mit einiger Verzögerung auch erreichen – damit wir dennoch eine Chance haben, einen Blick hineinzuwerfen, verschiebt sich auch unsere Abfahrt etwas. Meine Ziele heute: Der Shop (mit wenig Beute, aber ich kann die Frage beantworten, ob man dort Schiffsmodelle findet: Ja, aber nur von Midnatsol, Trollfjord und Finnmarken, sowie (in groß) von der alten Finnmarken – keine MS Nordkapp). Das Buch, das ich eigentlich gesucht habe, gibt’s nicht, aber immerhin nochmal die Trollturen und einiges zur Hurtigrute. Anschließend: Der Coop, da es am Mittagsbuffet wieder kein Eis gab.
Zurück an Bord steht eine Veranstaltung auf dem Programm: Der Küchenchef filettiert Fisch, und man kann ihn auch gleich probieren – roh oder mariniert. Norwegian Sushi. Lecker (auch wenn einige mittlerweile genug Fisch auf dem Speiseplan hatten).
Die Passagiere sind nicht die einzigen, die das ganze im Bild festhalten: Auch Johann und der Restaurantchef lassen die Handys mitlaufen, für Facebook und Youtube.
Die anschließende Fahrt durch den Raftsund ist schön, aber ereignislos, und den Trollfjord lassen wir links liegen. Dafür gibt es eine Windwarnung für das Westfjord heute Abend. Wer Probleme hat, sollte langsam an die Reisetabletten denken… Und noch eine wichtige Durchsage: Damit wir in Svolvaer mehr Zeit haben, gibt es das Abendessen schon um 17:30 und mit freier Platzwahl. Trotzdem zieht es sich bis nach dem Anlegen, bis alle ihr Dessert erhalten haben und in die Stadt gehen können.
Ein beliebtes Ziel ist die Magic Ice Galerie. Da ich da noch nie war, steht sie heute auf dem Programm. Über den vereisten Weg geht es ein paar Meter nach links, und 128 NOK ärmer kann ich die kleine Halle besichtigen, die voller Eisskulpturen ist. Ganz hübsch, aber wer das Eishotel in Kirkenes mitgemacht hat, muss da nicht unbedingt rein. Aber im Eintrittspreis ist ein kaltes Getränk enthalten, und die Skulpturen sind durchaus sehenswert.
Zum Abend geht es auf den Westfjord, und die See ist tatsächlich etwas unruhiger. Nach einigen Runden Kniffel leert die Bar sich langsam – einige suchen das Bett auf, während ich im Panoramasalon mein Blog schreibe und abwarte, ob bzw. wie oft die Gischt den siebten Stock erreicht, während die Nordkapp durch die Nacht fährt schaukelt. Morgen früh steht schon wieder der Polarkreis auf dem Programm.
Zum Abschluss noch eine kleine Impression der Nacht:
Wellen in der Finsternis – MS Nordkapp, 19.2.2015 from Alex Kerste on Vimeo.