Tag 9 – Quer durch die Vesterålen

Schneebedeckte Berge vor schneeschwerem Himmel

Schneebedeckte Berge vor schneeschwerem Himmel

Bedeckter Himmel, aber ruhige See – wer nicht die Vesterålen-Rundfahrt gebucht hat, konnte heute ausschlafen und die Reise entspannt fortsetzen. Da ich die Bustour schon einmal gemacht hatte, entschied ich mich für letzteres – die Fahrt durch die Inseln ist ebenfalls reizvoll. Nachdem wir die Rundfahrer in Harstad abgesetzt hatten, passierten wir die erste Sehenswürdigkeit: Die alte Kirche von Trondenes. Da ihr rotes Dach heute nicht schneebedeckt weiß getarnt war, konnten wir sie sogar ganz gut sehen, wie Johann über den Infokanal allen mitteilte.

Der Kirchbau zu Trondenes im Utrøst-Cafe

Der Kirchbau zu Trondenes im Utrøst-Cafe

Die Kirche hat keinen Kirchturm (bzw. er steht separat neben der Kirche), wozu es natürlich eine Sage gibt – die auf einem der Gemälde im Utrøst-Cafe der Nordkapp dargestellt wird und mich sehr an den Bau der Götterfestung Asgard erinnert. Auch hier sollte der Erbauer um seinen Lohn geprellt werden. Manchmal fragt man sich, welche Moral die alten Geschichten vermitteln sollen…

Ein Highlight der Vesterålentour ist immer die Brücke bei Sortland: Das Schiff fährt immer genau dann unter der Brücke hindurch, wenn die Busse (bzw. heute der Bus) über die Brücke hinwegfährt. Da der Bus auf der Brücke nicht anhalten darf und man sie auch nicht zu Fuß überqueren darf, sorgt das immer für einen kleinen Verkehrsstau. Ende Januar wurde das Ereignis vom Tourguide ignoriert, aber Johann ist da besser – kurz nach 12 kam die Durchsage: “In wenigen Minuten fahren wir unter Brücke hindurch, wenn der Bus von der Vesterålen-Rundfahrt darüber fährt. Da ist es gut, vorne auf Deck 5 zu sein und dem Bus zuzuwinken. Das ist lustig.” Recht hat er, und damit es noch lustiger ist, bringt Johann eine Flagge mit zum Bug, wir wollen ja auch gesehen werden.

In Sortland machen wir nur kurz Halt, um die Busreisenden wieder an Bord zu nehmen. Die Vertäuung des Schiffs am Gabelstapler ist interessant:-) Natürlich bleibt das Tau nicht am Stapler, sondern wird damit nur zum Poller gefahren.

Bis zum nächsten Hafen in Stokmarknes haben wir etwas über eine Stunde Zeit, die natürlich für das Mittagessen draufgeht. Da nach Bildern gefragt wurde: So sieht es aus, nachdem der erste Ansturm vorbei ist:

Die alte Finnmarken aus ungewohnter Perspektive.

Die alte Finnmarken aus ungewohnter Perspektive.

In Stokmarknes wartet das Hurtigrutenmuseum auf uns, das wir mit einiger Verzögerung auch erreichen – damit wir dennoch eine Chance haben, einen Blick hineinzuwerfen, verschiebt sich auch unsere Abfahrt etwas. Meine Ziele heute: Der Shop (mit wenig Beute, aber ich kann die Frage beantworten, ob man dort Schiffsmodelle findet: Ja, aber nur von Midnatsol, Trollfjord und Finnmarken, sowie (in groß) von der alten Finnmarken – keine MS Nordkapp). Das Buch, das ich eigentlich gesucht habe, gibt’s nicht, aber immerhin nochmal die Trollturen und einiges zur Hurtigrute. Anschließend: Der Coop, da es am Mittagsbuffet wieder kein Eis gab.

Zurück an Bord steht eine Veranstaltung auf dem Programm: Der Küchenchef filettiert Fisch, und man kann ihn auch gleich probieren – roh oder mariniert. Norwegian Sushi. Lecker (auch wenn einige mittlerweile genug Fisch auf dem Speiseplan hatten).

Die Passagiere sind nicht die einzigen, die das ganze im Bild festhalten: Auch Johann und der Restaurantchef lassen die Handys mitlaufen, für Facebook und Youtube.

Die anschließende Fahrt durch den Raftsund ist schön, aber ereignislos, und den Trollfjord lassen wir links liegen. Dafür gibt es eine Windwarnung für das Westfjord heute Abend. Wer Probleme hat, sollte langsam an die Reisetabletten denken… Und noch eine wichtige Durchsage: Damit wir in Svolvaer mehr Zeit haben, gibt es das Abendessen schon um 17:30 und mit freier Platzwahl. Trotzdem zieht es sich bis nach dem Anlegen, bis alle ihr Dessert erhalten haben und in die Stadt gehen können.

Ein beliebtes Ziel ist die Magic Ice Galerie. Da ich da noch nie war, steht sie heute auf dem Programm. Über den vereisten Weg geht es ein paar Meter nach links, und 128 NOK ärmer kann ich die kleine Halle besichtigen, die voller Eisskulpturen ist. Ganz hübsch, aber wer das Eishotel in Kirkenes mitgemacht hat, muss da nicht unbedingt rein. Aber im Eintrittspreis ist ein kaltes Getränk enthalten, und die Skulpturen sind durchaus sehenswert.

Zum Abend geht es auf den Westfjord, und die See ist tatsächlich etwas unruhiger. Nach einigen Runden Kniffel leert die Bar sich langsam – einige suchen das Bett auf, während ich im Panoramasalon mein Blog schreibe und abwarte, ob bzw. wie oft die Gischt den siebten Stock erreicht, während die Nordkapp durch die Nacht fährt schaukelt. Morgen früh steht schon wieder der Polarkreis auf dem Programm.

Zum Abschluss noch eine kleine Impression der Nacht:

Der Inhalt ist nicht verfügbar.
Bitte erlaube Cookies, indem du auf Akzeptieren im Banner unten rechts klickst. Dadurch werden auch eingebettete Videos freigeschaltet und ggf. Daten an Vimeo, Youtube oder Twitter übertragen.

Wellen in der Finsternis – MS Nordkapp, 19.2.2015 from Alex Kerste on Vimeo.

Hurtigruten Tag 10 – Vesterålen, Trollkopf, Stokmarknes

Welcher Teufel hat mich eigentlich geritten, nach dem Mitternachtskonzert die Vesterålen-Rundfahrt zu machen? Auch das “En richtge gudn Mor’n in Paradies”, das Marko über die Lautsprecher sendet, ändert nichts daran, dass die Nacht viel zu kurz war: Kurz nach acht sitzen wir im Bus, wo uns unser Reiseführer darüber aufklärt, dass die Notausgänge durch die “roten Extras” über den Fenstern gekennzeichnet sind (nette Umschreibung für die Nothämmerchen), vorne wahrscheinlich ein Feuerlöscher ist und wir auf der Karte, die er durchgehen lässt, die schwarze Tour machen. Oder die blaue, so genau weiß er das nicht. (Immerhin ist das der einzige Zettel, der rumgeht – auf der Nordkapp-Tour waren es ein paar Bilder zu viel, die so gezeigt wurden.)

Vermittelt ein Gefühl von Weite: Die mittelalterliche Trondenes-Kirke bei Harstad.

Vermittelt ein Gefühl von Weite: Die mittelalterliche Trondenes-Kirke bei Harstad.

Die Vesterålen-Bustour wurde von Marko als der Ausflug mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis angepriesen – verkaufen kann er ja:-) Der erste Halt war nach kurzer Fahrt die Trondenes Kirke. Vor über 1000 Jahren wurden hier die ersten Wikinger zwangsgetauft; die Kirche selbst ist aber nicht ganz so alt. Innen ist sie prächtiger als außen, und bevor wir sie und das benachbarte (sehenswerte) Museum erkunden können, steht erst einmal eine kleine Messe an.

Im Museum werde ich dann auch endlich bei meiner Souvenirjagd fündig: Hier gibt’s die Gläser, mit denen wir uns beim Wikingerfest auf den Lofoten zugeprostet hatten (Skøl!), und für die ich im dortigen Shop keine Zeit hatte. Gekauft. Das Wikinger-Spiel, das sie auch anbieten, lasse ich aber liegen. Nächstes Jahr vielleicht… Wer es online spielen will: Hnefatafl. Hat seinen Reiz.

Blick von der Brücke über den Gezeitenstrom.

Blick von der Brücke über den Gezeitenstrom.

Unsere Tour führt uns durch Harstad auf die andere Seite der Insel, wo eine kleine Wanderung ansteht: Eine kleine Brücke führt über einen Gezeitenstrom mit herrlich klarem Wasser. Einige vorsichtige Mitreisende hatten schon Spikes angelegt, aber obwohl am Straßenrand noch Eis lag, war die Wanderung auch so gut zu bewältigen: Keine zehn Minuten später saßen wir wieder auf der anderen Seite der Brücke im Bus und waren alle ganz erschöpft:-)

Eine Theorie, warum wir hier zu Fuß über die Brücke mussten, ist ihre Traglast… aber so musste sie die Touristen aus drei Bussen und einen leeren Bus aushalten – schließlich musste er uns ja am Ende unserer Wanderung wieder einsammeln, und dazu mussten wir ihn erst einmal über die Brücke lassen. Egal, war trotzdem schön, und so haben die Anwohner des benachbarten Gehöfts auch etwas zu sehen (Guck mal, die Touris wieder!).

Dann ging es mit dem Bus auf die Fähre, wo Kaffee und (etwas) Kuchen serviert wurden – aber der Blick von der Fähre auf die Landschaft war reizvoller als die Aussicht, sich einen Platz suchen zu müssen. Vorbei an einem neu errichteten, vollautomatisierten Kuhstall ging es weiter zum Trollkopf. Man braucht wirklich nicht viel Fantasie, um in dem Gebirgszug einen schlafenden Troll zu erkennen.

Der Trollkopf.

Der Trollkopf.

Wer im Bus keine Fotogelegenheit hatte: Wir legen einen kurzen Fotostopp ein, der auch gut genutzt wird. Je weiter wir durch die traumhafte Landschaft der Vesterålen fahren, desto besser wird das Wetter. Tragisch: Wir kommen auch an den Ruinen eines Orts vorbei, der vor einigen Jahren von einer Lawine ins Meer gespült wurde. So schön die Landschaft auch ist, ungefährlich ist sie nicht, erst recht nicht im Winter. Ein Denkmal erinnert an den Ort. Auf der Fahrt kommen wir auch an weiteren verlassenen Häusern vorbei: Viele junge Menschen zieht es in die Städte.

 

Die Nordkapp von oben

Die Nordkapp von oben

Für die nächste Fotogelegenheit müssen wir noch zwei Ehrenrunden drehen: Vor Sortland führt eine Brücke über den Sund, und wir haben die Gelegenheit, unser Schiff von oben zu sehen – am Bug haben sich die Mitreisenden versammelt, um uns zuzuwinken. Da man auf der Brücke nicht anhalten darf (wohl aber langsam fahren), mussten wir unsere Überfahrt gut timen.

Andi und Daniela, das schweizer Pärchen, mit dem wir mittlerweile guten Kontakt haben, hat die Nordkapp übrigens mittlerweile in Nordknapp umgetauft – dieser ständige Stress, das Schiff, die Vorträge oder die Polarlichter nicht zu verpassen… (Bei dieser Gelegenheit schöne Grüße in die Schweiz, ich meld mich noch!)

Gut möglich, dass es der Ausflug mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis ist, aber eins weiß ich: Wenn ich ihn nochmal buche, dann nicht unbedingt nach dem Mitternachtskonzert. In 24 Stunden zweimal hintereinander in einer Kirche… Schön war die Reise aber auf jeden Fall, und unser Reiseführer hat auch einiges zu erzählen gewusst.

Auf der Brücke der Finnmarken.

Auf der Brücke der Finnmarken.

Zurück an Bord, ist unser nächster Halt Stokmarknes mit dem Hurtigruten-Museum. Wir folgen dem Rat, gleich auf die Finnmarken zu gehen, die Teil des Museum ist – so können wir uns in Ruhe umsehen. Auf die Brücke der Nordkapp dürfen wir nicht mehr (wegen 9-11 in New York, und weil irgendein Idiot vor nicht allzu langer Zeit an allen Knöpfen gedreht hat, sodass das Schiff beinahe außer Kontrolle geraten war. Vielen herzlichen Dank – Intelligenz ist wirklich kein Selektionsmerkmal), aber auf der Finnmarken können wir uns umschauen. Das Schiff ist wohl etwa die Größenordnung der MS Lofoten – und danach weiß man den Luxus der Nordkapp umso mehr zu schätzen. Gemeinschaftsdusche auf dem Gang, aber ein extra-Salon für die Damen – na danke. Dann doch lieber die Nordkapp, die noch nicht so imposant wie die Midnatsol und die anderen modernen Hurtigrutenschiffe ist, aber auf der man es sehr gut aushalten kann. Eine Mehrtagestour auf der MS Lofoten dürfte schon etwas spezieller sein, wobei ich verstehen kann, dass es genug Interessenten dafür gibt.

Im Museumsshop werde ich dann darauf aufmerksam gemacht, dass mein Schiff in acht Minuten ablegt – Nordknapp, wohl wahr. Weiter geht die Reise durch Fjorde und Sunde mit schneebedeckten Bergen, bis wir gegen 17 Uhr das nächste Highlight erreichen: Den Eingang des Trollfjords, diesmal bei Tag. Wir platzieren uns auf dem Sonnendeck, und diesmal hält der Kapitän Bug voraus vor dem Trollfjord – hinenfahren darf er nicht, das Risiko durch herabstürzendes Eis oder Gestein ist zu groß.

Wer macht das erste Bild vom Trollfjord?

Wer macht das erste Bild vom Trollfjord?

So sieht er also bei Tag aus… Das Gedränge an der Reling war übrigens nicht nötig, diesmal bleibt genügend Zeit für Fotos.

Mittlerweile sind wir weit genug südlich und das Wetter ist wieder schlecht genug, dass heute kein Polarlicht-Alarm kommt (obwohl in diesem Gebiet regelmäßig noch schöne Polarlichter gesehen wurden), und wir lassen den Abend gemütlich ausklingen. Ich nutze die Zeit, um für unsere Abschlussveranstaltung morgen Abend noch eine kleine Diashow zusammenzustellen, um die Reise Revue passieren zu lassen.

Was ebenfalls ausklingt: Mein Datenroaming. An Bord gibt es zwar WLAN, aber das Internet ist a) langsam und lässt b) keine E-Mails durch. Mit dem Gruppenbild hatte ich mein Highspeed-Datenvolumen bereits gestern aufgebraucht, und ich war zu geizig, nochmal zu verlängern (oder für 3 Euro Tagespässe zu buchen). Also war ich erst mal offline. Auch schön.