Planeten für Frühaufsteher

Es wird langsam mal wieder Zeit, meine Beobachtungstipps fortzuführen – an neuer Stelle (hier statt im Tumblr-Blog), aber mit dem alten Konzept. Wobei ich jetzt etwas früher für Beobachtungschancen “warnen” will als bislang.

Zurzeit haben Frühaufsteher gute Chancen, Mars und Saturn zu beobachten: Der Rote Planet Mars steht geht in den frühen Morgenstunden im Südwesten, ein Stück oberhalb von Spica in der Jungfrau und auf einer Linie mit Arktur im Bootes oder Bärenhüter. Die beiden Sterne sind leicht zu finden, wenn man dem Schwung der Deichsel des großen Wagens folgt: Dann stößt man erst auf Arktur und dann Spika (und in ihrer Nähe der rötlich schimmernde Mars – im Gegensatz zum Stern Spika wird er nicht flimmern, wenn die Luft unruhig ist). Arktur, Spika und Regulus im Löwe bilden übrigens das Frühlingsdreieck aus den drei hellsten Sternen des Frühlingshimmels.

MArs und Saturn am Morgenhimmel. Grafik: Stellarium

Mars und Saturn am Morgenhimmel. Grafik: Stellarium

Mars gibt im Fernglas oder in kleineren Teleskopen nicht viel her, so ab 300facher Vergrößerung wird er langsam interessant. Reizvoller ist da schon Saturn, der ein Stück weiter links steht und schon im kleinen Teleskop seine Ringe zeigt. Bei 50x oder 100x ist er schon ein hübscher Anblick, während im Fernglas nur zu erkennen ist, dass er nicht ganz rund ist – Galilei schrieb einst von “Henkeln”, eine Beschreibung, die in einem modernen Großfernglas gut nachvollziehbar ist.

Tabs to close

Drei Wochen nach den Hurtigruten habe ich endlich mal wieder so was ähnliches wie ein freies Wochenende und komme vielleicht dazu, ein paar Baustellen zu schließen. Browser-Tabs gehören dazu:-)

Wer viel Lesestoff sucht, wird bei Stefan Gotthold fündig: Er hat in seinem Clear Sky Blog mittlerweile 72 Astro-Blogs vorgestellt. Darunter auch meins, so dass ich wirklich mal dazu kommen sollte, hier wieder Beobachtungstipps einzustellen. Wobei ich sie wohl nicht mehr in meinem Tumblr-Blog posten würde, sondern gleich hier.

Kostenloses Schulbuch von der DLR

Kostenloses Schulbuch von der DLR

Noch mehr Lesestoff ging neulich durch Twitter und den Rest vom Web: Die DLR hat mit Klett MINT ein Buch zum Sonnensystem herausgebracht. Als Lehrbuch für Grund- und weiterführende Schulen (Klasse 3-6) gibt es allen schöne Tipps, die mit Kindern arbeiten. Sehr cool: Es gibt auch viele kleine Experimente!

Das Buch gibt’s nicht nur gedruckt, sondern auch als PDF-Download unter http://www.dlr.de/next/desktopdefault.aspx/tabid-9383/16083_read-39594/ Mit Kopiervorlagen und mehr ist es nicht nur für Lehrer interessant, sondern für alle die astronomische Jugendarbeit machen.

Bitte mehr davon!

Und wenn ich schon beim Links weitergeben bin: Die DLR sucht noch neue Follower auf Twitter, und zwar für @DLR_Next, den Bereich für junge Leute. Denen zu folgen lohnt sich auch ohne den Leuchtkuli, mit dem grad Leute bestochen werden. Das oben erwähnte Buch ist übrigens auch von der DLR-Next-Sparte. Der Hintergrund für das #SpaßkämpfchenmitAlex ist eine Wette: Schafft es DLR_Next auf 10.000 Follower, bevor Alexander Gerst ins All fliegt? Ich hoffe doch:-)

A propos 10.000: Die Astrozwerge haben die 10.000 Blogaufrufe geknackt. Auf zur 100.000er-Marke! Dürfte jetzt ja schneller gehen:-)

Hab ich wen vergessen? Klar. Aber für’s erste muss das reichen. Obwohl…

Aus dem Today-I-Blog

Aus dem Today-I-Blog

Bunte Bilder: http://the-to-day-i-blog.tumblr.com Ich kenne die Künstlerin (naja, kennen ist vielleicht übertrieben), und mag sein, dass da mal ein neues Projekt bei raus kommt. Es ist immer wieder faszinierend, was dabei rauskommt, wenn man mal mit anderen Leuten spricht, und wie lange es manchmal dauert, bis aus einer Idee was völlig anderes wird. Und was heute prinzipiell möglich ist. Ohne das Hashtag tauchen übrigens auch die anderen Künstler auf, die in da ihre Werke zeigen.

Und Dog-Content hab ich auch noch gefunden. Erst dieser Tweet:


Und dann das hier. Ist schon gemein, sowas. Einfach arme Hunde ärgern.

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Das wars jetzt aber vorerst.

Und jetzt: Back to work.

Hurtigruten Tag 12 – Trondheim und der Rückflug

So stellt man sich ein Postschiff vor: Die MS Lofoten.

So stellt man sich ein Postschiff vor: Die MS Lofoten.

Das wars also: Ein letztes Frühstück, alles in den Koffer stopfen, wo man gestern wegen dem letzten Polarlicht nicht dazu gekommen war, und um 9:00 war Treffpunkt an der Rezeption ausgemacht. Aber als gute deutsch-schweizer Reisegruppe waren um 9 Uhr natürlich schon alle am Transferbus. Für einen Besuch auf der Lofoten, die mit der Nordkapp am Kai liegt, bleibt keine Zeit: Man ist ja auch Ansprechpartner und will ggf. beim Gepäck helfen, außerdem ist das die Chance, einige Leuten noch Adieu zu sagen.

Anstatt direkt zum Flughafen zu fahren und uns dort die Beine in den Bauch zu stehen, machen wir noch einen längeren Halt am Nidaros-Dom: Fast eineinhalb Stunden bleiben uns, um noch einmal Trondheim unsicher zu machen. Einkaufen, die Gassen bewundern… wir entscheiden uns für die Festung Kristiansten, die mit einem flotten Fußmarsch gut zu erreichen ist. Da oben bleibt nach gut 20 Minuten Fußweg zwar nicht viel Zeit, aber es langt, um einmal durch die alte Festungsanlage zu schlendern und bei herrlichem Wetter den Blick über Trondheim und zurück zur Nordkapp schweifen lassen, die noch im Hafen liegt. Als sie noch einmal tutet, damit alle Passagiere an Bord kommen, wird so richtig bewusst, dass die Reise nun zu Ende ist.

Hoch über Trondheim: Die Festung Kristiansten

Hoch über Trondheim: Die Festung Kristiansten.

Der berühmte Fahrrad-Lift

Der berühmte Fahrrad-Lift

Auf dem Rückweg stolpern wir noch über eine Sehenswürdigkeit, über die uns an Bord vorgeschwärmt wurde, die wir beim letzten Mal aber glatt übersehen hatten: Den Fahrradlift. Trotz des frühlingshaften Wetters ist er nicht in Betrieb, aber das Prinzip wird klar: Man setzt sich auf sein Rad, einen Fuß auf den Lift, und der katapultiert einen dann den Hügel hoch. Cool. Mit Einstellmöglichkeit für Anfänger und Profis. Sehr nett.

Aber es gibt kein Zurück: Wenig später sitzen wir im Bus, auf dem Weg zum Flughafen Trondheim, ein gutes Stück außerhalb der Stadt. Wie in Frankfurt heißt es auch hier, sein Gepäck selber einchecken – obwohl es hier wenigstens noch echte Mitarbeiter gibt, falls es Probleme gibt. Die Security ist diesmal kein Problem (zumindest für alle, die weder braunen Käse noch Marmelade [läuft als Flüssigkeit und somit als Terrorwaffe {ich frag mich grad, ob die skandinavischen Airlines Surströmming im Handgepäck zulassen würden – es ist schon was dran an der Erkenntnis, dass der einzige Beitrag der Schweden zur internationalen Küche die Edelstahlküche ist…}] oder die Sprudelflasche fürs Vesper dabei haben – der Käse darf durch, der Rest muss verzehrt oder entsorgt werden), und dann bleibt genug Zeit, um den Duty-Free-Bereich zu erkunden. Der Versuch, unsere letzten Kronen bei der Pizzeria loszuwerden, scheitert kläglich: Die Gruppe um Volker und mich wird als Trinkgeld für die Fahrt noch auf eine Runde Pizza eingeladen. Besten Dank nochmal Richtung Bodensee:-)

Unwiederstehlich: Trollturen von Ivar Rødningen. Gab's auch auf Französich; die Wahl fiel leicht...

Unwiderstehlich: Trollturen von Ivar Rødningen. Gab’s auch auf Französisch; die Wahl fiel leicht…

In der Buchhandlung werde ich dann aber doch noch etwas Geld los: Nachdem das mit dem norwegisch lesen schon so gut klappt und die Fahrt nicht die letzte gewesen sein wird, schlage ich hier zu. Was gibt es besseres, um zuhause eine Sprache zu lernen, als Bücher in ihr zu lesen? Ich lande bei den Kinderbüchern. Der Verlag der Trollturen sitzt sogar in Trondheim. Beim Vergleichen der Beute hätte Kirsten dann beinahe verraten, wie die Geschichte ausgeht…

Und irgendwann ging dann die Abreise weiter, zuerst ins verschneite Oslo, wo wir am teuersten Burgerstand unsere letzten Kronen los wurden. Praktisch: Zahl mit Kronen und den Rest mit Kreditkarte. Blöd: Unsere Mitreisenden denken langsam, dass wir nur am Essen sind.

Vorher bot sich in einer Buchhandlung noch die Gelegenheit, weitere Kronen loszuwerden. Beim Angebot “Zwei Bücher zum Preis von einem” kann ich nicht wiederstehen, auch wenn’s englische Romane sind. Hier rächt sich meine Geizigkeit: Wenn ich mir das Datenroaming für eine weitere Woche gegönnt hätte, hätte ich gleich gesehen, dass Norwegen auch dann kein Schnäppchenland für Bücher ist, wenn eins umsonst ist. Was für Preise…

Bevor wir in die Maschine nach Frankfurt einsteigen, können wir der Gruppe noch Ade sagen, die weiter nach Süden fliegt, und und ab dafür. In Frankfurt kommt sogar alles Gepäck an, das Auto ist auch noch da, und dann sind wir fort. Das war’s mit Nordlicht und Sterne 2014 für uns.

Ich habd doch ganz schön viel fotografiert, wie die GPS-Daten verraten...

Ich hab doch ganz schön viel fotografiert, wie die GPS-Daten verraten…

Was bleibt? Die Idee, im Herbst mal nach Tromø zu fliegen, um Polarlichter von Land aus zu fotografieren. Die Überzeugung, die Reise nochmal machen zu wollen. Die Erkenntnis, dass dieses Pepsi Max gar nicht so schlecht ist (an Bord gab’s keine Coke). Über 6000 Fotos – alle 1,5 Kilometer eines, zum Glück fast alle mit GPS-Koordinaten. Und eindeutig dieser Hurtigrutenvirus. Ich bin jetzt auch im Ambassador-Programm und hoffe, dass sich dafür nicht Hurtigruten bei mir 5% Rabatt und 25% Frühbucherrabatt gönnt, wenn ich die nächste Tour begleite…

Am nächsten Tag kommt dann der Schock mit der Realität wieder, beim Blick in die Mailbox. Mit dem Schwanken an Land hab ich zum Glück keine Probleme, aber mir fehlen die å und ø. MÅ wäre doch ein viel passenderes Kennzeichen für “Monnem” als MA, oder?

Mit anderen Worten: Wann geht das nächste Schiff?

Hurtigruten Tag 11 – Trollfjord, Antarktis, 7 Schwestern und ein letztes Mal

Langsam ist wirklich Endspurt bei unserer Reise, kaum zu glauben. Und endlich: Ein schönes Bild vom Trollfjord! Oder zumindest von der MS Trollfjord, die uns nordgehend um kurz nach acht Uhr morgens begegnet – ein schöner Auftag für einen herrlichen Tag.

Die nordgehende MS Trollfjord, an einem richtge gudn Morgn in Paradies.

Die nordgehende MS Trollfjord, an einem richtge gudn Morgn in Paradies.

Warten auf das perfekte Bild

Warten auf das perfekte Bild

Die Begrüßung der beiden Schiffe sollte auch jeden noch so motivierten Langschläfer geweckt haben, sodass eine Stunde später alle Mann auf dem Sonnendeck sind: Wir überqueren erneut den Polarkreis. Nach etwas Verwirrung (Tourguide Marco: Backbord/Links sehen Sie die Insel mit dem Globus [hektisches Gerenne nach links] die wir gleich Steuerbord/Rechts passieren werden [hektisches Gerenne zurück]) sind dann alle auf Position, und bei bestem Wetter verlassen wir gegen 9:20 das Polargebiet. Bis zum nächsten Mal… Immerhin dürfte bei diesem herrlichen Wetter jedem das gewünschte Bild gelungen sein, und es gibt noch eine Überraschung: Das Nebelhorn der Nordkapp hat nicht nur alle Passagiere, sondern auch ein paar Seeadler geweckt, die nun den Globus umkreisen. Ein hübscher Anblick.

Natürlich gibt es auch bei dieser Polarkreispassage eine kleine Überraschung: Einen Löffel Lebertran, und man darf den Löffel sogar behalten. Von wegen, in Norwegen gibt’s nichts geschenk. Unverschämt sind allerdings die älteren Passagiere, die den Lebertran wegschütten und sich nur Löffel und den Schnaps hinterher sichern. Leider hatte ich das nicht gesehen, so geht’s ja mal gar nicht.

Polarkreiskugel mit Seeadler

Polarkreiskugel mit Seeadler

Um 11:15 stand dann ein ganz besonderes Highlight an: Marco zeigt die Bilder, die er bei 60? Antarktis-Reisen gemacht hat. Ein eindrucksvoller Kontinent, aber man muss Eis und Pinguine mögen. Durchaus sarkastisch berichtet er von den Problemen, die bei diesen Expeditionsreisen auftreten (zum Beispiel, dass bei Kap Hoorn bei schlechtem Wetter eigentlich jedem schlecht wird – aber die Passage dauert ja nur 36 Stunden) und wie klein die Nordkapp neben den riesigen Kreuzfahrtschiffen ist. Der Vortrag war auf Englisch, da wir den deutschen ein paar Tage zuvor verpasst hatten. Aber dass er nur ein wenig geknipst hat, glaubt ihm bei diesen Bildern niemand. Wenn das keine Lust auf eine Antarktistour macht… Schon mal mit dem Sparen anfangen.

Und weiter geht’s im Programm: Mittagessen (ein letztes Mal), dann ein kleiner Umtrunk mit der Gruppe zum Abschied, garniert mit meinen Reisefotos, die die letzten Tage noch einmal Revue passieren lassen, und Infos zum Ausschiffen morgen früh: Wir haben eine Stunde länger als die normalen Passagiere, die in Trondheim aussteigen, und da wir erst später am Flughafen sein müssen, bleibt uns noch genügend Zeit für einen weiteren Aufenthalt in Trondheim.

Anschließend gibt’s schon den nächsten Fototermin: Die sieben Schwestern, dieses Mal nicht der Wasserfall in einem Fjord (der nur im Sommer befahren werden kann), sondern eine Bergkette, die in einigen Sagen eine Rolle spielt. So nah wie wir an der Küste vorbeifahren ist das ein klarer Fall für’s Ultraweitwinkelobjektiv.

De syv Søstre – die sieben Schwestern.

De syv Søstre – die sieben Schwestern.

Noch einmal die herrliche Landschaft genießen, und dann erreichen wir auch schon Brønnøysund – ein malerisches Städtchen mit einer wunderschönen Hafeneinfahrt. Hier haben wir über eine Stunde Zeit – genug, um die Ortschaft zu erkunden, Bilder vom Schiff zu machen oder im Einkaufszentrum Braunen Käse zu bunkern. Diese Norwegische Spezialität ist allerdings nicht mein Ding und hat denjenigen, die zugeschlagen haben, am nächsten Tag leichte Probleme bereitet: Der Scanner der Flughafensecurity konnte mit dem Zeug auch nichts anfangen, da war dann Taschen ausräumen angesagt.

Das Loch im Torghatten von Norden...

Das Loch im Torghatten von Norden…

Im Sonnenuntergang ging die Reise dann weiter – rechtzeitig, um das Loch im Berg aufs Bild zu bannen. Von Brønnøysund aus kommen ist es sehr dezent, beim Blick zurück dann deutlich auffallender.

... beim Blick zurück dagegen deutlich auffallender.

… und beim Blick zurück deutlich auffallender.

Viel Zeit für Fotos blieb aber nicht, da um 18:30 schon wieder das Abendessen serviert wurde. Und so segelten wir in den herrlichen Sonnenuntergang, und das Abenteuer nahm sein Ende.

Moment.

Klarer Himmel? Da war doch was. So weit südlich sind wir noch nicht, dass Polarlichter keine Chance hätten, und die Prognosen sehen gar nicht schlecht aus. Also wird gleich nach dem Essen auf Deck gestürmt (nach einem Abstecher auf die Kabine, Kamera und Stativ holen), der Kapitän gebeten, das Licht abzuschalten (klappt hervorragend – vielen Dank für diesen Service) und Ausschau gehalten.

Vorerst ist nichts zu sehen, also sammeln wir uns erstmal im Svalbard-Salon mit der Bar. Einige unserer Gäste laden uns zum ein oder anderen Drink ein, und so habe ich dann auf einmal zwei Guiness vor mir stehen (nachdem ich meins ausgetrunken hatte). Auch nicht schlecht – nur das mitten drin der Polarlichtalarm los geht. Schnell ein guiness ausgetrunken und ab an Deck: Die Show geht weiter. Ab 23 Uhr können wir über eine Stunde noch einmal das Schauspiel in der Ferne bewundern, das wir langsam hinter uns lassen. Das gute daran: Draußen wird mein Guiness auch wieder kalt:-)

Ein letztes Mal klicken die Kameras, und zum Abschied gibt sich das Polarlicht noch einmal Mühe – auch wenn es das letzte überwältigende Ereignis nicht mehr toppen kann.

Ein Polarlicht zum Abschied, Blick vom Heck zurück.

Ein Polarlicht zum Abschied, Blick vom Heck zurück.

Diesmal machen sich die neu zugestiegenen Fahrgäste negativ bemerkbar: Irgendjemand, der zumeist nur Englisch versteht, steht immer vor der Kamera. Aber wir haben doch die Gelegenheit für letzte Abschiedsfotos. Was bleibt, sind randvolle Speicherkarten und die Erinnerung an eine einmalige, wiederholenswerte Fahrt. Der Hurtigrutenvirus hat eindeutig identifiziert.

Nochmaaal!

Hurtigruten Tag 10 – Vesterålen, Trollkopf, Stokmarknes

Welcher Teufel hat mich eigentlich geritten, nach dem Mitternachtskonzert die Vesterålen-Rundfahrt zu machen? Auch das “En richtge gudn Mor’n in Paradies”, das Marko über die Lautsprecher sendet, ändert nichts daran, dass die Nacht viel zu kurz war: Kurz nach acht sitzen wir im Bus, wo uns unser Reiseführer darüber aufklärt, dass die Notausgänge durch die “roten Extras” über den Fenstern gekennzeichnet sind (nette Umschreibung für die Nothämmerchen), vorne wahrscheinlich ein Feuerlöscher ist und wir auf der Karte, die er durchgehen lässt, die schwarze Tour machen. Oder die blaue, so genau weiß er das nicht. (Immerhin ist das der einzige Zettel, der rumgeht – auf der Nordkapp-Tour waren es ein paar Bilder zu viel, die so gezeigt wurden.)

Vermittelt ein Gefühl von Weite: Die mittelalterliche Trondenes-Kirke bei Harstad.

Vermittelt ein Gefühl von Weite: Die mittelalterliche Trondenes-Kirke bei Harstad.

Die Vesterålen-Bustour wurde von Marko als der Ausflug mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis angepriesen – verkaufen kann er ja:-) Der erste Halt war nach kurzer Fahrt die Trondenes Kirke. Vor über 1000 Jahren wurden hier die ersten Wikinger zwangsgetauft; die Kirche selbst ist aber nicht ganz so alt. Innen ist sie prächtiger als außen, und bevor wir sie und das benachbarte (sehenswerte) Museum erkunden können, steht erst einmal eine kleine Messe an.

Im Museum werde ich dann auch endlich bei meiner Souvenirjagd fündig: Hier gibt’s die Gläser, mit denen wir uns beim Wikingerfest auf den Lofoten zugeprostet hatten (Skøl!), und für die ich im dortigen Shop keine Zeit hatte. Gekauft. Das Wikinger-Spiel, das sie auch anbieten, lasse ich aber liegen. Nächstes Jahr vielleicht… Wer es online spielen will: Hnefatafl. Hat seinen Reiz.

Blick von der Brücke über den Gezeitenstrom.

Blick von der Brücke über den Gezeitenstrom.

Unsere Tour führt uns durch Harstad auf die andere Seite der Insel, wo eine kleine Wanderung ansteht: Eine kleine Brücke führt über einen Gezeitenstrom mit herrlich klarem Wasser. Einige vorsichtige Mitreisende hatten schon Spikes angelegt, aber obwohl am Straßenrand noch Eis lag, war die Wanderung auch so gut zu bewältigen: Keine zehn Minuten später saßen wir wieder auf der anderen Seite der Brücke im Bus und waren alle ganz erschöpft:-)

Eine Theorie, warum wir hier zu Fuß über die Brücke mussten, ist ihre Traglast… aber so musste sie die Touristen aus drei Bussen und einen leeren Bus aushalten – schließlich musste er uns ja am Ende unserer Wanderung wieder einsammeln, und dazu mussten wir ihn erst einmal über die Brücke lassen. Egal, war trotzdem schön, und so haben die Anwohner des benachbarten Gehöfts auch etwas zu sehen (Guck mal, die Touris wieder!).

Dann ging es mit dem Bus auf die Fähre, wo Kaffee und (etwas) Kuchen serviert wurden – aber der Blick von der Fähre auf die Landschaft war reizvoller als die Aussicht, sich einen Platz suchen zu müssen. Vorbei an einem neu errichteten, vollautomatisierten Kuhstall ging es weiter zum Trollkopf. Man braucht wirklich nicht viel Fantasie, um in dem Gebirgszug einen schlafenden Troll zu erkennen.

Der Trollkopf.

Der Trollkopf.

Wer im Bus keine Fotogelegenheit hatte: Wir legen einen kurzen Fotostopp ein, der auch gut genutzt wird. Je weiter wir durch die traumhafte Landschaft der Vesterålen fahren, desto besser wird das Wetter. Tragisch: Wir kommen auch an den Ruinen eines Orts vorbei, der vor einigen Jahren von einer Lawine ins Meer gespült wurde. So schön die Landschaft auch ist, ungefährlich ist sie nicht, erst recht nicht im Winter. Ein Denkmal erinnert an den Ort. Auf der Fahrt kommen wir auch an weiteren verlassenen Häusern vorbei: Viele junge Menschen zieht es in die Städte.

 

Die Nordkapp von oben

Die Nordkapp von oben

Für die nächste Fotogelegenheit müssen wir noch zwei Ehrenrunden drehen: Vor Sortland führt eine Brücke über den Sund, und wir haben die Gelegenheit, unser Schiff von oben zu sehen – am Bug haben sich die Mitreisenden versammelt, um uns zuzuwinken. Da man auf der Brücke nicht anhalten darf (wohl aber langsam fahren), mussten wir unsere Überfahrt gut timen.

Andi und Daniela, das schweizer Pärchen, mit dem wir mittlerweile guten Kontakt haben, hat die Nordkapp übrigens mittlerweile in Nordknapp umgetauft – dieser ständige Stress, das Schiff, die Vorträge oder die Polarlichter nicht zu verpassen… (Bei dieser Gelegenheit schöne Grüße in die Schweiz, ich meld mich noch!)

Gut möglich, dass es der Ausflug mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis ist, aber eins weiß ich: Wenn ich ihn nochmal buche, dann nicht unbedingt nach dem Mitternachtskonzert. In 24 Stunden zweimal hintereinander in einer Kirche… Schön war die Reise aber auf jeden Fall, und unser Reiseführer hat auch einiges zu erzählen gewusst.

Auf der Brücke der Finnmarken.

Auf der Brücke der Finnmarken.

Zurück an Bord, ist unser nächster Halt Stokmarknes mit dem Hurtigruten-Museum. Wir folgen dem Rat, gleich auf die Finnmarken zu gehen, die Teil des Museum ist – so können wir uns in Ruhe umsehen. Auf die Brücke der Nordkapp dürfen wir nicht mehr (wegen 9-11 in New York, und weil irgendein Idiot vor nicht allzu langer Zeit an allen Knöpfen gedreht hat, sodass das Schiff beinahe außer Kontrolle geraten war. Vielen herzlichen Dank – Intelligenz ist wirklich kein Selektionsmerkmal), aber auf der Finnmarken können wir uns umschauen. Das Schiff ist wohl etwa die Größenordnung der MS Lofoten – und danach weiß man den Luxus der Nordkapp umso mehr zu schätzen. Gemeinschaftsdusche auf dem Gang, aber ein extra-Salon für die Damen – na danke. Dann doch lieber die Nordkapp, die noch nicht so imposant wie die Midnatsol und die anderen modernen Hurtigrutenschiffe ist, aber auf der man es sehr gut aushalten kann. Eine Mehrtagestour auf der MS Lofoten dürfte schon etwas spezieller sein, wobei ich verstehen kann, dass es genug Interessenten dafür gibt.

Im Museumsshop werde ich dann darauf aufmerksam gemacht, dass mein Schiff in acht Minuten ablegt – Nordknapp, wohl wahr. Weiter geht die Reise durch Fjorde und Sunde mit schneebedeckten Bergen, bis wir gegen 17 Uhr das nächste Highlight erreichen: Den Eingang des Trollfjords, diesmal bei Tag. Wir platzieren uns auf dem Sonnendeck, und diesmal hält der Kapitän Bug voraus vor dem Trollfjord – hinenfahren darf er nicht, das Risiko durch herabstürzendes Eis oder Gestein ist zu groß.

Wer macht das erste Bild vom Trollfjord?

Wer macht das erste Bild vom Trollfjord?

So sieht er also bei Tag aus… Das Gedränge an der Reling war übrigens nicht nötig, diesmal bleibt genügend Zeit für Fotos.

Mittlerweile sind wir weit genug südlich und das Wetter ist wieder schlecht genug, dass heute kein Polarlicht-Alarm kommt (obwohl in diesem Gebiet regelmäßig noch schöne Polarlichter gesehen wurden), und wir lassen den Abend gemütlich ausklingen. Ich nutze die Zeit, um für unsere Abschlussveranstaltung morgen Abend noch eine kleine Diashow zusammenzustellen, um die Reise Revue passieren zu lassen.

Was ebenfalls ausklingt: Mein Datenroaming. An Bord gibt es zwar WLAN, aber das Internet ist a) langsam und lässt b) keine E-Mails durch. Mit dem Gruppenbild hatte ich mein Highspeed-Datenvolumen bereits gestern aufgebraucht, und ich war zu geizig, nochmal zu verlängern (oder für 3 Euro Tagespässe zu buchen). Also war ich erst mal offline. Auch schön.

Hurtigruten Tag 9 – Hammerfest, Øksfjord und Mitternachtsspektakel

Der erste Schneefall

Der erste Schneefall

Erneut nehmen wir Kurs auf Hammerfest, gut ausgeruht nach einer ereignislosen Nacht und einer überraschend ruhigen Barentssee. Allmählich gibt es sogar erste Spuren von Winter: Etwas Schnee liegt auf dem Sonnendeck und den Rettungsbooten. Für Ende Februar und diesen Breitengrad allerdings erschreckend wenig…

Bei der Gelegenheit noch ein Wort zur Schiffsausstattung: Um das Stromnetz zu schonen, stehen private Föns auf der Verboten-Liste, dafür gibt es in jeder Kabine einen fest installierten Fön. Dieses Milliwatt-Modell und ich werden aber wohl keine Freunde mehr. Der Schlauch wird zwar schön warm, aber mit der lauen Warmluftbrise, die er produziert, sind trockene Haare ein Geduldsspiel. Naja, besser als nicts, und die Hurtigruten-Schiffe sind ja bekanntlich keine Kreuzfahrtschiffe.

Mit 10.000 Einwohnern nennt sich Hammerfest nördlichste Stadt Europas, obwohl Honnigsvåg seit ein paar Jahren ebenfalls Stadtrecht hat. Das Städtchen hat einiges zu bieten, wie wir beim Studieren des Stadtplans (und beim Ausprobieren unserer Norwegischkenntnisse) herausfinden. Zum Beispiel das Lekeland, an dem wir leider vorbeistürmen. Oder den Mikkelgammen – das Zelt vom Mikkel, zu dem wir leider nicht vordringen können, da an Land doch noch einiges an Schnee liegt. Und natürlich der Isbjørnklubben, den wir auf Rat der erfahreneren Mitreisenden aber erst auf dem Rückweg machen.

Sehr bequem: Eine bis zur Sitzebene eingeschneite Parkbank.

Sehr bequem: Eine bis zur Sitzebene eingeschneite Parkbank.

Da in Hammerfest doch noch einiges an Schnee liegt, brechen Nick, Sandra und ich den Weg zum Mikkelgammen nach dem ersten Meter des steilen Zickzackwegs ab. Andere trauen sich fast bis ganz oben, und einige wenige unserer Reisegruppe sogar bis ganz oben – aber nicht mehr herunter. Zum Glück fährt ein Bus zurück zum Hafen… Mit rund 10.000 Einwohnern ist auch Hammerfest sehr übersichtlich, und die Zahl der Sehenswürdigkeiten ist überschaubar. Auf dem Rückweg treffen wir wieder mit Volker und Sabine zusammen und nutzen den örtlichen Supermarkt, um uns mit Süßigkeiten einzudecken. Eis gibt’s auch – wenn ich am Nordkap schon keines hatte, dann wenigstens in Hammerfest. Auf dem Weg zum Hafen treffen wir dann noch Kirsten, die uns zu einem Fotoshooting an einem Eisbärpärchen überredet. Dabei erregt die wohl nördlichste Dönerbude Europas unsere Aufmerksamkeit: Nach einer sehr fischlastigen Woche wäre das eine willkommene Abwechslung, aber sie macht erst um 13:00 auf – eine Viertelstunde, nachdem wir Hammerfest verlassen haben. Schlechtes Timing.

Im Isbjörnklubben gibt es Ausstellung und Souvenirshop (Immerhin: Ich finde einen kleinen Eisbär als Magnet, ideal um z.B. den Magnetstreifen der Cruisecard zu löschen…), und wer will, kann auch Clubmitglied werden. Damit haben wir Hammerfest dann auch abgehakt (einige Cafes sehen ganz einladend aus, aber die Zeit drängt), und die Fahrt geht weiter südwärts. Mein heutiger und letzter Vortrag gegen 15 Uhr (Thema: Sternbilder und Sternsagen) hat eine fixe Deadline: Um 16:30 sollen sich alle an Deck zum Gruppenfoto versammeln. Dann passieren wir nämlich den Øksfjord-Gletscher, der eine schöne Kulisse abgibt. Bei über 70 Teilnehmern habe ich zum Glück ein Weitwinkelstativ dabei…

Polarlicht-Tromsoe2014-1Beim Abendessen werden wir unter Druck gesetzt: Der Kapitän meldet erste Polarlichter. Und das heute, wo noch das Mitternachtskonzert in Tromsø auf dem Plan steht. Wir bleiben standhaft und essen brav auf (bezahlt ist bezahlt), und dann geht’s an Deck. Zunächst ist nicht so viel los, und die Polarlichter sind Bug voraus – da ist ohnehin kein Platz, sich mit der Kamera an Deck 5 zu positionieren. Nachdem das Polarlicht steuerbord voraus nachlässt, geht’s auf das Sonnendeck – und dann geht die Show erst richtig los. Mal zieht sich ein breiter, langsam verändernder Bogen quer über den Himmel, mal tanzt das Polarlicht richtig schnell über den Himmel. Die Grünfärbung ist deutlich zu erkennen – umwerfend.

Ach da kommt das Polarlicht her...

Ach da kommt das Polarlicht her…

Mal ist das Polarlicht eher schwach, um sich dann wieder voll ins Zeug zu legen – es gibt fast keine Pause, und das Himmelsschauspiel schlägt alle in den Bann. Die Frage, wohin man die Kamera richten soll, ist praktisch unbeantwortbar: Es flackert immer wieder an den verschiedensten Stellen auf. Einmal zischt sogar eine Sternschnuppe durch ein Polarlicht!

Mal unscheinbar und breit...

Mal unscheinbar und breit…

... mit langsamen Veränderungen...

… mit langsamen Veränderungen…

... und dann einfach nur der Hammer: Das Polarlicht zeigt, was es kann!

… und dann einfach nur der Hammer: Das Polarlicht zeigt, was es kann!

Irgendwann ist klar: Wenn das so weitergeht, kann das Mitternachtskonzert in Tromsø noch so toll sein: Dann wird Polarlicht geguckt! Nach fast drei Stunden, als wir uns Tromsø nähern, verblasst das Schauspiel aber dann doch langsam, und gegen die Lichter der Stadt dürfte es keine Chance mehr haben. Eigentlich schade…

Das Finale.

Das Finale.

Immerhin können wir uns so doch das Konzert in der Eismeerkathedrale anhören: Drei Musiker geben eine Stunde lang eine sehr schöne Darbietung, mit Orgelmusik, mal a capella. Die Stimmung passt zu dem Himmelsschauspiel, das wir erleben durften, und nach etwa einer Stunde geht es zurück auf’s Schiff. Feierabend für heute (auch wenn einige noch einmal Ausschau nach Polarlichtern halten, obwohl morgen früh der Vesterålen-Ausflug auf dem Programm steht).

Hurtigruten Tag 8 – Kirkenes

Willkommen in Russland?

Willkommen in Russland?

Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Kirkenes markiert den Wendepunkt unserer Reise. Weiter nach Osten kommen wir nicht, auch wenn mein Laptop meint, wir wären schon viel weiter – er hat auf Zeitzone Moskau/Murmansk umgestellt und meint, er wäre in der russischen Föderation. Naja. Wer will, kann immerhin einen Ausflug zur russischen Grenze machen, aber Schlittenhunde und Schneehotel reizen mich doch mehr.

Nach kurzer Busfahrt erreichen wir kurz nach 9 Uhr morgens das Lager der Schlittenhunde. Über 100 Hunde warten hier gespannt auf Bewegung; jeweils sieben bis acht ziehen einen Schlitten mit zwei Gästen und einem Musher oder einer Musherin. Bei Bedarf wird warme Kleidung gestellt; ich verlasse mich auf meinen Mantel und – was sich als weise herausstellt – meine Sonnenbrille. Immerhin legen die Hunde in 20 Minuten fünf Kilometer zurück. Bei Tempo 15 wird es durchaus frisch, auch wenn es für die Huskies schon fast zu warm ist. Dank der eisigen Wegstrecke erreichen sie trotzdem ein gutes Tempo, wälzen sich aber auch bei jeder Pause zum Abkühlen im Schnee. Wir haben ein gutes Gespann erwischt: Unser Schlitten fällt bei der wilden Hatz nicht um. Ein Riesenspaß für uns und die Hunde, die eindeutig Spaß an ihrer Arbeit haben.

Kurze Abkühlung im Schnee.

Kurze Abkühlung im Schnee.

Nach der Fahrt gab es für uns ein warmes Getränk, während die Hunde schon wieder durchstarteten: 60 Teilnehmer hatten die Tour gebucht (eigentlich sogar 62, aber die letzten Nachzügler mussten wieder zurücktreten – die Schlittenhundefahrt und die Schneemobile sind die Touren, die man frühzeitig buchen sollte), daher wurde die Masse in drei Fahrten abgearbeitet.

Das "WC" im Schneehotel – eine von vielen Skulpturen.

Das “WC” im Schneehotel – eine von vielen Skulpturen.

Im Anschluss an die Fahrt war genug Zeit, um das Schneehotel anzusehen. Ganz aus Schnee ist ein Hotel mit Rezeption, Bar und mehreren Zimmern errichtet worden. Jedes Zimmer ist mit Wandreliefs verziert, die von sehr schön bis sehr kitschig reichen. Wem das WC (oder heißt das EC? Eis-Closett?) zu kalt war, kann auch im Hauptgebäude aus Stein sanitäre Einrichtungen nutzen. Wenn es draußen -40° hat, soll die Temperatur in den Zimmern bei molligen -18° liegen. Die Betten sind auch aus Eis, Bettwäsche (und wohl auch Schlafsäcke) immerhin nicht. Perfekt, um eine Beziehung abkühlen zu lassen…

Kirkenes selbst bietet wohl keine weiteren Sehenswürdigkeiten, und viel Zeit bleibt ohnehin nicht mehr: Das Schiff ruft. Auch die Gruppe, die die russische Grenze besucht hat, ist wieder vollständig zurückgekommen. Das nächste Ziel ist Vardø, wo man die alte Festung besuchen kann (die wohl gerade geschlossen ist) oder im Eismeer baden kann (was einige australische Touristen sogar machen. Viel Spaß).

Vardø bietet die Option, im Eismeer zu baden.

Vardø bietet die Option, im Eismeer zu baden.

Für mich wird’s wieder ernst: Vor dem Abendessen steht noch mein vierter Vortrag an – Unser Kosmos, eine Reise durch das Universum. Natürlich steht auch wieder die Frage nach Polarlichtern an, aber obwohl der Kapitän wieder so lieb ist, das Licht auf dem Sonnendeck abzuschalten, gibt es nur ein paar strukturlose grüne Schimmer hinter den Wolken – zu wenig für schöne Beobachtungen, aber ideal um mit den Mitreisenden zu plaudern.

Besser wurde es an diesem Abend nicht, und visuell war noch weniger zu sehen als auf dieser Aufnahme

Besser wurde es an diesem Abend nicht, und visuell war noch weniger zu sehen als auf dieser Aufnahme.

Übrigens, was man bei der Polarlichfotografiererei nicht vergessen sollte: Danach die Kamera wieder auf Normalbetrieb zurücksetzen. Ansonsten macht man beim nächsten Fotohalt erst ein Bild mit hoher ISO-Zahl, Spiegelvorauslösung und Langzeitbelichtung. Das nervt:-)

Hurtigruten Tag 7 – Nordkap

Heute ist’s beinahe stressig: Um 11 Uhr war Anmeldeschluss für die Schlittenhundefahrt in Kirkenes (gebucht), und um 11:15 legen wir in Honnigsvåg an. 3,5 Stunden liegt die Norkap hier. Wer einen Ausflug gebucht hat, geht entweder in das Fischerdorf Skarsvåg und besucht das Weihnachtshaus oder fährt wie wir zum Nordkap. Wer dazu keine Lust hat, kann das Highlight von Honnigsvåg mitnehmen: Wer zu Fuß bis zur Shell-Tankstelle geht, kann so den 71. Breitengrad zu Fuß überqueren. Hey hey!

Markiert den 71. Breitengrad: Die Shell-Tankstelle.

Markiert den 71. Breitengrad: Die Shell-Tankstelle.

Wir nehmen den Bus zum Nordkap.

Mittlerweile lassen sich Nordkap und Honnigsvåg bequem auf der Straße erreichen, sogar ohne Maut: Die Straße ist abbezahlt, und somit keine Maut mehr fällig. Das wäre mal was für Deutschland, wo eher umgekehrt gehandelt wird.

Die letzten Kilometer bis zum Nordkapp besteht Konvoi-Pflicht: Alle müssen auf der schmalen Straße hinter dem Schneepflug herfahren, der bei Temperaturen um den Gefrierpunkt aber nicht viel zu tun hat und ein ordentliches Tempo vorlegen kann. Der Hund des Fahrers, der auf den glatten Wegen so seine Probleme hat, zieht einige Blicke auf sich. Endlich geht’s im Konvoi los, über eine Hochebene, die schon sehr arktisch aussieht – weit mehr als das Plateau bei Tromsø gestern. Immerhin nähern wir uns dem nördlichsten Punkt Europas. Das Wetter sieht (fürs Nordkap) gut aus: Immer wieder scheint die Sonne durch die Wolken

Gleichzeitig trostlos und faszinierend

Gleichzeitig trostlos und faszinierend

Am Nordkap selbst folgen wir wieder dem Rat von Tourguide Marko und stürmen nicht sofort zum Globus, sondern schlittern über eine Eisfläche zum Aussichtspunkt im Westen. Mit dem Geländer geht es ziemlich gut, auch wenn wir den Mitreisenden böse Blicke zuwerfen, die sich mit Spikes ausgestattet haben. Einfach so über das Eis zu gehen, so eine Unverfrorenheit.

Aber der Weg lohnt sich, und auf die letzten Meter stört auch kein Eis mehr. Wir haben nicht nur freien Blick auf das Kliff des Nordkaps samt Globus und Touristen, sondern auch nach Westen: diese Landzunge namens Knivskjellodden ist in Wirklichkeit Europas nördlichstes Ende. Genau wie das Nordkap selbst liegt es auf der Insel Magerøya, aber noch einmal 1400 Meter weiter nördlich, markiert also nicht das nördlichste Ende des europäischen Festlands. Der Fußmarsch dorthin dauert aber länger als wir Zeit haben.

Blick aufs Nordkap

Blick aufs Nordkap

Als wir dann zurückgehen und uns das Nordkap samt Globus ansehen, sind die meisten anderen schon wieder in der Nordkaphalle (mit dem Cafe, das sogar für Norweger zu teuer ist), und wir haben freie Bahn. Nachdem alles fotografiert ist, was zu fotografieren ist, geht es auch für uns in die Nordkaphalle. Wer dort den Informationsfilm nicht ansehen will (der sich wirklich lohnen soll), kann die Zeit im riesigen Souvenirshop vertreiben. Ich werde da zwar auch nicht fündig, andere ergattern ein Glas Marmelade.

Arktis-Stimmung am Nordkap

Arktis-Stimmung am Nordkap

Als wir das Nordkap schließlich verlassen (auch hier wieder die Warnung, pünktlich zu sein – wer zu spät kommt, wird erst am nächsten Tag abgeholt), wird das Wetter auch wieder etwas schlechter: Es zieht zu. Honnigsvåg selber bietet wenig sehenswertes, sodass wir direkt aufs Schiff gehen.

Gegen 16:30 passieren wir die kleine Felsformation der Finnkirche, und anschließend bekommen wir Besuch von Krabbenfischern. Die großen Königskrabben breiten sich langsam westwärts aus und werden gefischt. Bei der Vorführung der Krabbenfischer, die in voller Fahrt am Schiff anlegen und ihren Fang präsentieren, kann jeder eines der großen Tiere in die Hand nehmen. Man darf raten, was es später zu Essen gab:-)

Was ist das? Grünes Polarlicht. Was macht das? Grüne Wolken.

Was ist das? Grünes Polarlicht.
Was macht das? Grüne Wolken.

Nach dem Abendessen versammelt sich alles auf Deck 7, aber der Blick vom Sonnendeck in den Nachthimmel zeigt keine nennenswerten Polarlichter. Genauer gesagt: Da ist grün zu sehen, vor allem auf Fotos, aber das ganze ist hinter den Wolken. Mit anderen Worten: Wir sehen fahlgrün-schimmernde Wolken, was nur mäßig spektakulär ist. Kurz nach 20 Uhr fange ich daher mit meinem dritten Vortrag an: Das Sonnensystem. Merkur und Venus kann ich problemlos abhaken, und auch meine kleine Meteoritensammlung zeigen. Irgendwann kommt Volker rein, der Polarlichtwache gehalten hat, und meint, dass Lichter zu sehen sind – allerdings nur “kameragrün” und nicht “bloßes-Auge-grün”. Die Mehrheit entscheidet sich, dass es sich nicht lohnt, deshalb raus zu gehen, und ich kann mit Mars weitermachen. Mit Rot-Blau-Brillen sind 3D-Ansichten des roten Planeten möglich, bis Volker kurz vor halb zehn wiederkommt: Jetzt lohnt es sich wirklich! Also zeige ich noch rasch die letzten vier 3D-Bilder in 15 Sekunden, und dann geht’s ab an Deck. Das war’s mit dem Vortragsprogramm für heute, und nachdem ich abgebaut und meine Kamera geholt habe, geht’s auch für mich ab an Deck.

Wow.

Polarlichter über uns: Eine Corona.  Mitten drin: Der Große Wagen.

Polarlichter über uns: Eine Corona.
Mitten drin: Der Große Wagen.

Wir sind jetzt mitten im Polarlichtoval direkt unter einem Polarlicht, die Lichtvorhänge sind auf allen Seiten von uns. Grün ist deutlich zu erkennen, manchmal auch ein Hauch von rot. So muss das. Die Fahrt auf der Barentssee, bei der wir eher unruhige See befürchtet hatten, belohnt uns mit einem unruhigen Himmel. Wahnsinn. Wenn das letzte Mal die Pflicht war, gibt der Feuerfuchs, der über den Schnee rennt und dabei Funken schlägt (um meine Lieblingserklärung für Polarlichter zu zitieren) sich diesmal richtig Mühe. Wahnsinn. Das Grün ist gut zu sehen, und die Bewegung der Lichtbänder ebenfalls.

Tanzende Vorhänge aus Licht.

Tanzende Vorhänge aus Licht.

Etwa eine Dreiviertelstunde währt das Schauspiel, bevor wir vorläufig einpacken und den Abend bei Guiness und Gesprächen ausklingen lassen können. Im Warmen bemerke ich dann auch, warum mich mein Kugelkopf im Stich gelassen hat: Jedesmal, wenn ich ihn drehen wollte, hat er sich vom Stativ abgeschraubt. Am Stativ sind drei kleine Inbusschrauben, mit denen er fixiert werden kann. Jetzt weiß ich, warum Dörr da zwei Inbusschlüssel beigelegt hat, die in Heilbronn liegen… Die Bilder sehen schon einmal vielversprechend aus, und wenn man sie zu einem Film zusammenfügt, stört das Schwanken des Schiffs auch weniger als bei Einzelaufnahmen.

Ein geisterhaftes Schauspiel

Ein geisterhaftes Schauspiel

 

Hurtigruten Tag 6 – Tromsø und erste Polarlichter

Heute ist mein freier Tag – genauer gesagt, es steht kein Vortrag an, und am morgen ist auch kein Ausflug fällig. Dementsprechend nutze ich die Nacht, um mal einen Blick in die Reiseunterlagen zu werfen: Das kleine Buch, das Hurtigruten verteilt (früher gab’s wohl mal einen DuMont Reiseführer, jetzt machen sie’s selber – und gut) ist sehr interessant, und gegen halb zwei morgens will ich dann doch Feierabend machen. Nur noch mal kurz rausschauen, ob Polarlichter zu sehen sind: Es ist taghell. Ich habe gar nicht gemerkt, dass wir mittlerweile in Stokmarknes angelegt haben und daher alle Lichter an sind, wie im Hafen üblich. Der Gang um’s Schiff zeigt dann den geschäftigen Hafen und die alte Finnmarken, die mittlerweile Teil des Hurtigrutenmuseums ist. Um diese Nachtzeit gehe ich aber nicht rüber, sondern mache lieber ein paar Fotos und dann ab ins Bett.

Die Finnmarken am Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes.

Die Finnmarken am Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes.

Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen (mittlerweile ist Mittwoch, der 26. Februar – der sechste Tag unserer Reise und der fünfte im Schiffsplan – unser Tag in Bergen zählt ja nicht zum Schiffsprogramm) ist malerisch: Die Sonne ist nur hinter leichter Bewölkung versteckt, und die Berge sind schneebedeckt. Das ist fast der erste Schnee, den ich in diesem Winter sehe…

Ein vielversprechender Sonnenaufgang

Ein vielversprechender Sonnenaufgang

Mit spätem Aufstehen, Gesprächen mit den Gästen, Frühstück und Mittagessen kriegt man den Tag auch sehr schnell rum, dazu noch ein bisschen Planung für die nächsten Vorträge: Ich versuche, sie schnell rum zu kriegen, da wir zwar einige Ausweichtermine haben, falls das Wetter doch einmal schlecht wird, aber man weiß ja nie… wenn ich vorne im Vortragsraum rumtanze, um Windstärke zehn auszugleichen, ist das nicht besonders produktiv, und von den Zuhörern hätte auch niemand was davon. Außerdem ist das Schiff zwar frisch aus der Werft und gut mit Desinfektionsmitteln ausgestattet, aber bevor doch ein Virus zuschlägt, gehe ich lieber auf Nummer sicher. Jedenfalls sind alle Termine so gelegt, dass möglichst alle an Bord sind (es werden doch einige Landausflüge angeboten) und wir nicht ständig anlegen bzw. nicht in einer Region sind, wo es viel zu fotografieren gibt. Morgen ist ein Abendtermin vorgesehen, ansonsten sind alle Vorträge tagsüber.

Den ersten Halt des Tages habe ich verschlafen: Harstad mit der nördlichsten mittelalterlichen Steinkirche der Welt. Macht aber nichts: Beim Vesterålen-Ausflug ist sie auch eine Station. A propos Ausflug: Heute war auch Anmeldefrist für den Ausflug zum Nordkap (das sich anders als unser Schiff wirklich nur mit einem p schreibt). Unser Tischnachbar beim Abendessen (neben dem wir auch schon auf dem Hinflug gesessen hatten) hat die Nordlicht-und-Sterne-Tour schon zweimal gemacht und will dem Nordkap ebenfalls noch eine Chance geben: Bislang kennt er es nur mit Schneegestöber oder Nebel – sehr mystisch, aber nicht sehr fotogen.

Die Nordkapp neben dem Kreuzfahrtschiff Boudicca im Hafen von Tromsø.

Die Nordkapp neben dem Kreuzfahrtschiff Boudicca im Hafen von Tromsø.

Der interessanteste Hafen ist heute Tromsø. Etwa vier Stunden haben wir in der größten nordnorwegischen Stadt zur Verfügung, von 14:30-18:30. Da die größte Stadt Nordnorwegens nur 69.000 Einwohner hat, sollte das reichen. Im Hafen liegen wir neben dem zum Glück einzigen Kreuzfahrtschiff, dem wir auf der Reise begegneten: Die 1973 in Dienst gestellte Boudicca. Schon im Vergleich mit ihr wirkt die Norkapp gar nicht mehr so groß, aber viel gemütlicher und sympathischer.

Wir erkunden Tromsø wieder auf eigene Faust. Der Weg führt uns am schnurstracks am Polarmuseum vorbei über die markante Brücke bis zur Eismeerkathedrale. Der moderne Bau prägt das Statdtbild und liegt mehr oder weniger auf einer Verkehrsinsel. Das Design ist nicht ganz mein Geschmack, aber durchaus interessant. Das Eintrittsgeld sparen wir uns allerdings – auf der Rückfahrt steht das Mitternachtskonzert auf dem Plan, da sind wir dann eh in der Kirche. Stattdessen ist der Storsteinen unser nächstes Ziel: Der Hausberg, auf den eine Seilbahn fährt. Über die zum Teil mit gut 5-10 cm Eis bedeckten Straßen finden wir die Talstation dann auch, und auf dem Weg erreicht mich auch der erste Anruf aus der Heimat: Auf meinem Blog tut sich gar nichts mehr – ob alles klar ist, oder ob ich mit dem Gepäck verloren gegangen wäre? Ich sollte die Seite doch besser pflegen…

Vom Berg aus bietet sich eine überwältigende Aussicht nicht nur auf Tromsø: Das eis- und schneebedeckte Plateau vermittelt einen Eindruck von Arktis oder Hochalpen, und die Geländer zum Abhang hin bieten einen Hauch von Abenteuer. Sie sind vorhanden, aber weitestgehend unter Eis und Schnee verborgen…

Sonnenuntergang über Tromsø.

Sonnenuntergang über Tromsø.

Auf dem Plateau sind wir alles andere als alleine, es wird nicht nur als Ausflugsziel genutzt, sondern auch von vielen Fotografen. Da steht einiges an professionellem Equipment, viele haben Fotostative aufgebaut. Nun, wir fotografieren uns und die Umgebung freihand, und als die Sonne sich vom Himmel zurückzieht, verlassen wir auch allmählich das Plateau. Immerhin haben wir ein Schiff zu erreichen. An der Seilbahn gab es erst einmal Stau, und wir können dem Quietschen der Bahn zuhören. Deutscher Standard ist das nicht, aber sie funktioniert, und unten angekommen entscheiden wir uns, mit dem Stadtbus zurück zum Schiff zu fahren. Von dem Plan, der Dame in der Hurtigrutenjacke zu folgen, nehmen wir Abstand: Der Bus macht erst noch eine kleine Stadtrundfahrt, und sie steigt fern vom Hafen aus – wohnt wohl hier und gehört nicht zur Nordkapp.

Domkirche in Tromsø

Domkirche in Tromsø

Am Hafen angekommen bleibt noch genügend Zeit für einen kurzen Stadtrundgang. Sehr sehenswert (und für meinen Geschmack hübscher als die Eismeerkathedrale) ist die Domkirke, die vor dem tiefblauen Abendhimmel noch schöner wirkt. Ein Reinfall ist der weltbeste Souvenirshop ein paar Meter weiter, den wir ohne Beute wieder verlassen. Schade eigentlich. Der Drop-In-Tattoo-Laden reizt auch niemanden von uns.

Zurück auf dem Schiff ist beim Abendessen die Spannung hoch: Wird es heute was geben? Noch ist alles ruhig, aber später gibt der Kapitän dann Alarm: Polarlichter! Um 20 Uhr gelingt mir meine erste Polarlichtaufnahme, die ich weiter unten ja schon gepostet hatte.

Tour Guide Marko gibt Tipps zur Fotografie (maximal 800 ISO, ruhig 20-30 Sekunden belichten), und damit gelingen einige gute Aufnahmen. Was weniger gut geklappt hat: Mein Rat vom ersten Vortrag, man möge sich doch im Voraus schon einmal mit seinen Kameraeinstellungen vertraut machen. Aber die meisten Probleme sind lösbar, und es wird fotografiert was das Zeug hält. Andere halten sich auch an meinen Rat, sich nicht nur mit der Technik zu beschäftigen, sondern das Schauspiel auch mit bloßem Auge zu beobachten. Ich hab da leicht reden: Meine Kamera steht auf Serienaufnahme und werkelt alleine vor sich hin, was auch gut so ist: Sie steht an der Reling, und vor lauter Menschen komme ich eh nicht mehr an sie ran. Bös erwischt hat es unser junges schweizer Pärchen: Das hat zwar ein gutes Stativ und eine gute Kamera, aber der Händler hat keine Adapterplatte beigepackt. In dem seiner Haut möchte ich nicht stecken, wenn die beiden wieder zuhause sind. Später verleiht Volker immer wieder sein Stativ, während eine Auswahl meiner Aufnahmen den Teilnehmern zur Verfügung steht (die Geheimseite ist mittlerweile online, mit einer Auswahl der gelungen Fotos). Problematisch sind eigentlich nur die Leute, die ständig vor Kameras stehen oder über Stative fallen – anscheinend sind die Polarlichter immer da am schönsten zu sehen, wo gerade eine Kamera steht, obwohl sie sich über den gesamten Himmel erstrecken. Noch besser ist eigentlich nur der Kollege, dem bei dem Schauspiel nur die Frage einfällt: “Wo ist eigentlich das Sternbild Krebs?” Das hat mich dann doch etwas aus der Bahn geworfen…

Kurz nach Tromsø: Das erste Polarlicht als Vorhang aus Licht.

Kurz nach Tromsø: Das erste Polarlicht als Vorhang aus Licht.

Und wie sieht ein Polarlicht aus? Ich nenne mich zwar Schriftsteller, aber ich wünschte, ich hätte die richtigen Worte… Die Bilder und Filme vermitteln einen falschen Eindruck. Sie bestehen aus Einzelaufnahmen von 5-30 Sekunden, dementsprechend läuft das Schauspiel wesentlich langsamer ab (obwohl wir im Lauf der Reise auf innerhalb von Sekunden Veränderungen sehen). An diesem Abend ist es eher ein breites Band mit vertikalen Strukturen, das sich langsam verändert. Die grüne Färbung ist sehr dezent, aber es ist auch kein besonders starkes Polarlicht, das wir heute sehen. Da geht noch mehr! Das geisterhafte Schimmern lässt aber leicht verstehen, welchen Eindruck das Polarlicht früher auf die Menschen gemacht haben muss. Fast zwei Stunden lang können wir es beobachten, dann verblasst das Schauspiel, ohne ganz zu verschwinden. Gegen Mitternacht mache ich die letzten Bilder, aber hier ist es nur schwach hinter Wolken zu erkennen. Und in unserer Gruppe herrscht Erleichterung: Entgegen aller Befürchtungen seit dem regnerischen Bergen hatten wir Erfolg, (fast) alle sind beeindruckt, und die Pflicht ist erledigt. Was jetzt an Polarlichtern kommt, ist die Kür.

Polarlichtjagd auf dem Sonnendeck

Polarlichtjagd auf dem Sonnendeck