Gestern war es dann doch später geworden – Nach 2600 Bildern habe ich erst einmal meinen Rechner angeschmissen, um die Bilder zu einem Timelapse zu verarbeiten. Bis Mittag ist er damit beschäftigt…
In der Zwischenzeit fahren wir unerbittlich gen Süden und verlassen die Polarlichtregion. Unser Kapitän hat auch gewechselt, Lars Larsen hat das Kommando von Yngve Johannessen übernommen und nimmt die Panoramaroute Richtung Polarkreis: Wir fahren an Selsøya und Selsøyvik vorbei, eine schöne Strecke. Dabei kommen wir auch an einer Toilette und Badewanne vorbei, die irgendjemand auf einer Insel aufgestellt hat. Kunst halt.
Wenig später passieren wir auch die kleine Ortschaft Selsøvik, kurz darauf kommt die Insel Vikingen in Sicht, auf der das Polarkreismonument steht. Auf dem Umlaufdeck ist mehr Platz als auf Deck 7, daher fotografiere ich die Polarkreiskugel von Deck 5 aus. Mit dem Hestmannen im Hintergrund ist das immer hübsch, und nun ist es auch deutlich heller als auf der nordgehenden Route.
Bei der Polarkreiszeremonie schaue ich nur kurz vorbei, schließlich habe ich noch unsere Abschlussveranstaltung am Abend vorzubereiten, und um 10:30 treffen wir uns schon zu einer kleinen Info-Veranstaltung zur Abreise unserer Gruppe. Sehr angenehm: Wir können morgen früh bis um 9 Uhr unsere Kabinen nutzen und somit in aller Ruhe die letzten Dinge packen.
Für den Hafen von Nesna kurz nach 11 bleibt mir kaum Zeit – die Zeit wird “verquatscht”, was auch mal sein muss. Derweil wird auf Deck 5 ein kleiner Markt aufgebaut und noch einmal der Inhalt des Shops präsentiert. Aber die Helgelandküste ist viel zu schön, um lange im Schiff zu bleiben…
Nächster Halt: Sandnessjøen um 12:30. Nix wie raus, ein paar Bilder machen und hoffen, dass die Sieben Schwestern sich heute einmal wieder zeigen. Die sieben Gipfel (der Legende nach versteinerte Königstöchter) waren in den letzten Jahren eher scheu. Auch diesmal sind es keine perfekten Bedingungen, aber es war schon schlechter.
Nach Sandnessjøen bleibt nur Zeit für ein kurzes Mittagessen, da wir kurz nach der Abfahrt den schönsten Blick auf die Gipfelgruppe haben. Während wir an ihnen vorbei fahren, muss ich noch kurz meine Kamera säubern, Schmutz hat sich auf dem Sensor abgelagert. Mist. Für den Point of Interest zu den Sieben Schwestern habe ich somit auch keine Zeit, dafür kann ich mittlerweile mein fertiges Polarlichtfilmchen Niri vom Expeditionsteam geben, der die Abschlusspräsentation vom Schiff macht.
Mittlerweile haben wir auch hohen Besuch erhalten: Der Helgeland Kammerkor gibt auf der Strecke nach Brønnøysund ein eindrucksvolles Konzert im Panoramasalon. Damit haben sowohl wir als auch das Expeditionsteam mal Pause, während draußen die Landschaft vorbei zieht. Kann es schöner sein?
In Brønnøysund stürze ich kurz vom Schiff und mache ein paar letzte Fotos für unsere Abschiedsshow. Die ist dann auch schon um 17:15, sodass mir diesmal keine Zeit für ein Eis bleibt. Da auf dem Schiff wieder ein Abendessen für Gäste vom Land stattfindet, gibt es etwas Verwirrung beim Vortragsraum, aber letztlich klappt doch alles: Wir können im Konferenzraum in aller Ruhe Skol und Adieu sagen und die Reise noch einmal Revue passieren lassen.
Dann geht das Programm auch schon weiter: Um 18:45 gibt es Farewell-Cocktail im Panoramasalon; Expeditionsteam und Offizieren sagen ebenfalls noch einmal kurz Ha det bra; da die Technik streikt, bleibt es auch dabei – die Bildershow wird auf 21:30 verschoben. Eine kurze Verabschiedung, aber in der Bar spielt Musik, und einige nutzen die Gelegenheit für ein Tänzchen.
Ab 19:30 gibt es ein Jule-Buffet, zu dem sich viele Gäste von der Küste eingefunden haben, die schon einmal Weihnachten vorfeiern und dafür das Schiff nutzen. Es ist gut was los auf der Nordlys. Da Buffet schneller geht als das Drei-Gänge-Menü, bleibt genug Zeit für einen kurzen Spaziergang durch Rørvik. Wir treffen hier auch auf die Trollfjord, aber da ich da dieses Jahr schon zwei Touren hatte, schaue ich mir lieber mal den Ort an – bislang hatte ich es noch nie hinein geschafft. Dummerweise regnet es wie blöd, aber für einen kurzen Eindruck langt es doch: Hübsch. Könnte mir auch gefallen.
Zurück auf der Nordlys werfe ich dann doch noch einen Blick auf die Trollfjord: Unsere beiden Schiffe liegen ganz schön schief im Hafen. Das liegt daran, dass jedes mit dem Ballast so getrimmt ist, dass bei Wind auf offener See möglichst gerade im Wasser liegt. Auf der Folda scheint also wieder etwas Wind zu sein…
Nach Rørvik treffen wir uns noch einmal im Konferenzraum: Es zeigt Niri seine (und viele meiner) Bilder von der Reise, anschließend hat Magnus noch einmal einen Auftritt. Diesmal kommt er als Peter Dass, der Priester und Poet, der diese Gegend vor vielen Jahrhunderten eindrücklich beschrieb.
Da es regnet, gibt es heute definitiv keine letzte Chance für Polarlicht. Wir lassen die Reise also in aller Ruhe in der Bar ausklingen, diesmal mit Live-Musik. Auf der Folda schaukelt es etwas, aber nicht allzu sehr. Zum Abschluss lasse ich es mir nicht nehmen, mich noch einmal am Bug in Regen und Gischt zu stellen – das habe ich auf dieser Reise viel zu selten gemacht. Und irgendwann um Mitternacht heißt es dann Feierabend.
Hallo Alex,
Ein sehr gelungener, humorvoller Reisebericht. Ich freu mich schon auf deinen Island Reisebericht und die nächste Tour mit dir.