Der letzte Tag an Bord! Das bedeutet: der Koffer muss bis um 9 Uhr bei den Aufzügen stehen, damit wir ihn am Hafen in Bergen wieder vom Kofferband nehmen und zum Bus bringen können. Um 10 müssen die Kabinen geräumt werden, ansonsten würde er also rund fünf Stunden im Weg stehen. Also Duschen und fertig packen – 24 kg, Mist. Also nochmal umpacken: 23,01kg – im Rahmen der Messgenauigkeit passt das, Uff. Ab mit dem Gepäck zum Aufzug, und dann mal kurz raus auf Deck 5.
Norwegen begrüßt mich passend zu dieser Reise mit Nieselregen in Florø; ich gehe frühstücken und nutze die letzte ruhige Stunde in der Kabine, um noch ein paar Dinge am Rechner zu erledigen. Um 10 Uhr ein ruhiges Plätzchen suchen, an dem nicht allzuviel gehustet wird – ich habe die Reise ohne Erkältung überstanden, und das darf auch gerne so bleiben, auch wenn sich jetzt alle auf Deck 4 und 7 in den öffentlichen Bereichen aufhalten. Für den Amundsen-Film, der in den beiden Konferenzräumen gezeigt wird, interessiert sich kaum jemand – aber er ist der Grund, warum wir gestern schon unsere Abschiedsveranstaltung machen mussten. Aber wer fährt schon nach Norwegen, um sich Filme anzusehen?
Zugegeben, Norwegen präsentiert sich gerade auch nicht von seiner schönsten Seite. Der Nieselregen weicht Nebel, der von grauem Himmel abgelöst wird. Bei schönem Wetter ist die vier, fünf Stunden Fahrt bis Bergen wunderschön, so sitzt man sie halt ab. Ich bin nach Florø tatsächlich nur noch einmal draußen – einmal für ein Foto und einmal zum Aussteigen. Ansonsten sitze ich ein letztes Mal in unserem Büro und passe auch auf Gepäck auf, während andere das letzte Mittagessen zu sich nehmen. Auch wenn Norwegen ein sicheres Land ist, hat man doch Hemmungen, das Gepäck unbeaufsichtigt in einem Konferenzraum oder sonstwo stehen zu lassen, vor allem wenn man es nicht abschließen kann und doch einiges an Kameraausrüstung drin ist, oder ein Laptop.
Irgendwann passieren wir den Steinsund, und die Küste zieht noch einmal zum Greifen an an uns vorbei, aber sonst ist die Fahrt ereignislos. Bemerkenswert, wie ruhig es auf dem Schiff ist: An einigen Tischen wird noch irgendwas gespielt, viele schauen auch einfach in den Nebel oder auf das Handy/Tablet. Die Uhr tickt…
Während wir Zeit totschlagen, malocht die Crew: Gegen 18 Uhr müssen alle Kabinen und der Rest vom Schiff wieder tiptop sein, damit die, die nach uns kommen, wieder auf einem schmucken Schiff einchecken können. Die Cruise Card wurde gestern schon gesperrt, wer auf dem Schiff noch etwas kaufen will, muss mit Karte zahlen. Aber die Kaffee-Flatrate in unserem Selec-Tarif funktioniert noch, von daher kein Problem.
Noch ein paar Gespräche, noch ein paar Fragen zur Abreise beantworten, noch ein paar EMails beantworten, noch ein bisschen im Netz suchen, wo mein nächster Urlaub hingehen könnte, noch einmal ds Handy aufladen, damit das mit der Bordkarte auch klappt und mir nicht zwischendrin der Saft ausgeht…
Und irgendwann ist es soweit: Wir sind pünktlich in Bergen, und die ersten Häuser tauchen im Nebel auf. Zeit, der Crew Adieu zu sagen und auf Deck 5 zu gehen. Reiseleiterprivileg: Wir dürfen zuerst raus, zusammen mit denen von der Crew, für die ihre 22-Tage-Schucht hier endet. Reiseleiterfluch. Jetzt ist noch einmal Arbeiten angesagt: Wo ist unser Bus, und erwischen wir alle unsere Gäste, damit die auch den richtigen Bus erwischen? Schaffen wir es vor den anderen Bussen zum Flughafen?
Wir haben Glück, bei 21 Gästen klappt alles rasch, und wir fahren um 15:15 zum Flughafen, wo wir als erste eintreffen. Bei der Gruppengröße können wir uns die Automaten sparen, stellen uns einfach alle am KLM-Schalter an und sind trotzdem noch vor den drei Bussen mit Engländern an der Security. Bleibt noch eine knappe Stunde bis zum Boarding: Unser Flugzeug hatte heute früh in Madrid eine Stunde Verspätung gehabt, davon sind noch 10 Minuten übrig. Eine halbe Stunde nach seiner Landung rollen wir schon auf die Startbahn.
In Amsterdam haben wir eine leichte Verspätung, aber immer noch ausreichend Zeit, dass alle ihre Anschlussflüge erreichen sollten. Bei mir gibt es eine schöne Überraschung: Ich wurde von Platz 4A (Economy) auf 3A (Business Class) hochgebucht.
Beim Boarding funktioniert das tatsächlich: Mich erwarten Priority Boarding, richtig viel Beinfreiheit, eine Flasche stilles Wasser und ein Karton mit Nudelsalat, Chili-Crackern und zwei kleinen Makronen statt des nachts üblichen Päckchen Crackern als Snack. Wobei man KLM zugute halten muss, dass die immerhin eine Kleinigkeit zu Essen und ein Getränk austeilen – bei der Lufthansa gibt es ein kleines Schokolädchen.
Und die Cola wird in einem richtigen Glas serviert.
Da kommt man sich für gut eine Stunde doch fast vor wie High Society… für die Stunde Flugzeit wäre mir das den Aufpreis aber nicht wert, auch wenn die Economy teilweise schon sehr eng bestuhlt ist. Stuttgart erreichen wir fast pünktlich, das Auto springt auch noch an, und gegen ein Uhr bin ich dann endlich zuhause.
Meine nächste Tour steht mit etwas Glück im März an, mal sehen.
Hallo Alexander. Vielen Dank für den Blog! Hat die letzten 9 Tage echt Spaß gemacht mitzulesen. Bin erst etwas später auf Deine Website gestoßen. War Tag für Tag ein bisschen wie Adventskalender. Die Tipps und Deine Erfahrungen helfen mir super weiter. Dirch die früheren Reisen muss ich erst noch durch. Ach ja, und ich habe beim lesen oft schmunzeln, aber auch manchmal schwer schlucken müssen. Suppengang bei Seegang lieber weglassen. Bin gespannt wie es dann bei mir im Januar auf der Hurtigrute wird. Der Topf für Wolken und Regen und Wind müsste ja demnächst leer sein…. Hinweis: Es ist meine erste Seereise. Und hoffentlich klappt es mit meiner „Spontan-Fotographiererei“ mit der ich bisher eigentlich immer gut gefahren bin. Lohnt sich ein „Klammeraffen-Stativ“ mitzunehmen? Habe großes (c-rope) und kleines (Hama-klemmstativ) und beide mit Möglichkeit für den Phone-Aufsatz. Bei einer längeren Belichtungszeit + Seegang kann ich mir weder Freihand noch Stativ vorstellen. Grüße
Danke für die netten Worte:-) Für den Überblick kann ich natürlich meinen Reiseführer empfehlen: https://www.amazon.de/Nordlicht-Sterne-mit-Hurtigruten-Polarlichtjagd/dp/B0BG5FXPDY/
Die offenen Seestrecken sind ja alle nicht so lang; auf dem Schiff gibt es gute Tabletten gegen Seekrankheit, die man in Deutschland nicht bekommt.
Ich benutze die Cullmann Multiklemme CC60, um meine DSLR an die Reling zu klemmen, die ist für die meisten Schiffe groß genug um dran zu passen. Als Sicherung schlinge ich den Kameragurt um die Reling, dafür habe ich Karabinerhaken, um ihn abnehmen und durchfädeln zu können.
Wenn du nur das Handy nimmst (ich habe das iphone 12 Mini, also auch kein zu neues Modell), langt für Polarlicht auch freihand. Ein kleines Stativ ist aber auch dann kein Fehler – und sei es für das Erinnerungs-Selfe an Land.
Gute Reise!