Hurtigrute Tag 8: Hammerfest und Loppa

Der Tagesplan

Wir sind auf Südkurs, und ab jetzt geht es Schlag auf Schlag – die Rückfahrt geht schneller als die Fahrt nordwärts. Geht ja auch bergab…

(Ja, ich weiß, blöder Witz. Aber man weiß wann man lachen muss…)

Gestern Nacht war es nach Mitternacht tatsächlich noch klar geworden bei ziemlich ruhiger See, aber von Polarlicht keine Spur. Dafür erwartete uns am Morgen ein schöner Himmel über Havøysund, das wir gegen 8:15 erreichen. Damit halten wir die nordgehende Richard With ein wenig auf, die unseren Liegeplatz will – das übliche Problem bei den kleinen Häfen hier im Norden.

Den Morgen verbringe ich bei unserer Reiseleitersprechstunde, auch wenn es heute nichts zu besprechen gibt – der Hauptstop ist Hammerfest, unser Liegeplatz immer noch das Industriegebiet gegenüber des Stadtzentrums, und das Wetter wird schlechter. Während es draußen langsam dämmert, wird die neue Ankunftszeit angesagt: Wegen Wind und Strömung werden wir verspätet ankommen, der Interessepunkt Melkøya wird auf etwa 11 Uhr verlegt.

Ansonsten tut sich heute Vormittag nicht viel, außer einer gewissen Katerstimmung bezüglich der Nordlicht-Aktivität.

Melkøya erreichen wir wie angekündigt gegen elf Uhr, und über der Flüssiggasanlage brennt diesmal eine sehr große Fackel. Da das Deck 7 der Polarlys fast ganz bis zum Heck verglast ist, bin ich auf Deck 5. Da ist zwar kein Windschutz, aber freie Sicht, und noch hält das Wetter. Von den Erzählungen des Coastal Experience Teams beim Interessepunkt auf Deck 7 bekomme ich so natürlich wieder nichts mit, aber was soll’s. Hier wird das Gas, das off-shore auf dem Schneewittchen-Gasfeld gefördert wird, komprimiert und per Dampfer verschifft – was einiges an Neubauten in Hammerfest verursacht hat.

Hammerfest

Als wir wenig später in den Hafen von Hammerfest einbiegen, beleuchtet die Flamme die tiefhängenden Wolken über Melkøya gespenstisch, das hat was von Mordor und verheißt nichts Gutes – es wird Regen geben. Viel Regen.

Der Hafenumbau sollte eigentlich längst beendet sein, aber wir legen erneut an der Fuglenes-Halbinsel an. Mittlerweile regnet es bei 3-6 Grad. Zwei Shuttlebusse warten darauf, diejenigen ins Stadtzentrum zu bringen, die Hammerfest auf eigene Faust erkunden wollen, außerdem warten die Ausflugsbusse. Viel Spaß beim Hike auf den Hausberg…

Nachdem alle versorgt sind, will das Expeditionsteam die verbliebenen Gäste zur Meridiansäule bringen. Ich kenne den Weg schon und breche gleich auf – mit einer kleinen Pause, um doch die Spikes anzuziehen. Der Regen hat den Schnee durch Eis ersetzt.

Die Säule erinnert an ein Projekt zur Erdvermessung durch Struve; von den anderen Landmarken, die er von hier aus angepeilt hat, ist nicht viel zu sehen. Mittlerweile regnet es nicht mehr, sondern schüttet, und ich kehre zeitnah um – den Weg zur Landspitze mit dem kleinen Freilichtmuseum und der kleinen Befestigung Skansen spare ich mir. Bis ich wieder am Schiff bin, bin ich nass genug, auch wenn die Kleidung hält. Aber mal ehrlich: 6°, Schneeregen und überfrierende Nässe kann ich auch zuhause haben, wenn auch ohne den unangenehmen Wind. Das kann Norwegen doch besser!

Ein Blick zurück

Wir verlassen Hammerfest dann kurz nach 13:15 – damit die Ausflüge stattfinden können, wurde unser Aufenthalt verlängert. Ich habe die Liegezeit und meine verfrühte Rückkehr aufs Schiff genutzt, um das Restaurant zu besuchen.

So bleibt auch etwas Zeit, um Margits Vortrag vorzubereiten. Wenn sie im Dezember unterwegs ist, erzählt sie immer gerne etwas über die norwegischen Weihnachtsbräuche – was sind Nisse, was wird an Weihnachten gegessen und getrunken, was hatte es mit der norwegischen Butterkrise auf sich? Bei der Gelegenheit kommen auch alle Nisse raus, die uns so zugelaufen sind. Das Schiff macht sich schon Sorgen um den eigenen Nisse-Bestand, aber wir sind da autark. Der Vortrag könnte auch ohne Weihnachtsdeko auf dem Schiff stattfinden.

Gut eine Stunde hat sie Zeit, dann geht das Schiffsprogramm zügig weiter, Jan braucht den Raum. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das eine Ausflugspräsentation ist oder schon das tägliche Gathering – der für 15:30 angesetzte Vortrag zur Geschichte der Hurtigrute wird jedenfalls nach hinten verschoben (oder war das der Englische?), aber ich habe eh keine Zeit – wir müssen unsere Nisse einfangen und aufräumen:-) Vor dem Vortragsraum wartet übrigens die Hurtigruten-Foundation: Diesmal werden eine Seekarte und die Postflagge angeboten, um Gelder zu sammeln. Diesmal gibt es aber keine Versteigerung, stattdessen kann man Lose kaufen.

Langsam kommt auch ordentlich Bewegung ins Schiff. Wir sind zwar noch nicht auf der offenen Seestrecke der Loppa, aber es schaukelt schon ganz ordentlich. Øksfjord erreichen wir mit einer guten halben Stunde Verspätung gegen 16:30, kurz vor dem Hafen kann man endlich auch wieder problemlos an Deck gehen. Es hat ordentlich geschaukelt.

Und dann geht es auf die Loppa. Loppa macht Hoppa… der Captain bittet darum, nicht rauszugehen.

Die neue Route

Zu unserer Reiseleitersprechstunde kommt bei dem Seegang keiner, aber zumindest unser Teil vom Restaurant ist gut gefüllt. Tone, unsere Kellnerin, bittet darum, dass niemand die Suppe bestellen möge. Wir tun ihr den Gefallen, bei dem Seegang hat die Crew so schon genug zu tun – Respekt für die Leistung!

Und die Polarlys? Fährt einen Schleichweg an Bergsfjord vorbei, um nicht allzusehr durchgeschüttelt zu werden. Trotzdem ist gut Bewegung im Schiff, obwohl nicht umfällt oder zu Bruch geht. Dank der Polarnacht sehe ich aber nichts von der Landschaft, die ich noch nicht kenne. Schade eigentlich.

Die meisten Passagiere sind wohl trotzdem froh, als wir endlich Skjervøy erreichen – gegen 21 Uhr, statt wie geplant um 19:30. Statt der geplanten 15 Minuten liegen wir 45 Minuten im Hafen. Etwa eine Stunde vor dem Anlegen wurde nachgefragt, ob ein Arzt an Bord ist – hoffentlich nichts zu schlimmes, aber vielleicht der Grund für unsere längere Liegezeit.

Um 21 Uhr findet dann der vom Nachmittag verschobene Vortrag zur Geschichte der Hurtigrute statt, und gegen 21:45 legen wir ab.

Wenig später treffen wir die nordgehende MS Nordnorge. Ich gehe zum Winken an Deck: An Bord ist Ingrid mit einer anderen Nordlicht-und-Sterne-Gruppe, die hoffentlich mehr Glück hat als wir. Eigentlich hätte ich mit ihr im nächsten März fahren sollen, mal sehen, ob die Tour stattfindet. Jetzt muss sie erst einmal die Loppa überstehen…

Danach war es das mit unruhiger See: Die Strecke nach Tromsø ist windgeschützt, da ist die Fahrt angenehm ereignislos. Unsere Ankunft wird auf 1:45 oder zwei Uhr geschätzt – damit entfällt das Mitternachtskonzert natürlich, und ich werde auch keinen Kneipenbummel unternehmen, sondern Tromsø hoffentlich verschlafen.

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