Hurtigrute Tag 9: Vesterålen und Lofoten

Das Tagesprogramm

Normalerweise vergesse am Vesterålen-Tag immer, das Telefon mit dem Infokanal (für die Nordlicht-Durchsagen) auszuschalten, und werde von der Info geweckt, dass die Teilnehmer der Vesterålen-Bustour sich bereit machen sollen. Aber diesmal nicht! Mein Wecker klingelt früher, außerdem findet die Busfahrt nicht statt, wegen unserer Verspätung und dem schlechten Wetter in Sortland. Allerdings kommt die Durchsage nicht wesentlich später, und ich mache mein Telefon wieder an, um sie auch in der Kabine zu verstehen.

Wir erreichen Harstad mit nur noch einer Dreiviertelstunde Verspätung; gar nicht schlecht dafür, dass ich Tromsø gestern verschlafen habe – die geplante Ankunft um 2 Uhr war mir dann doch zu spät.

Aber auch um 8 Uhr ist es in Harstad noch dunkel, hier herrscht weiterhin Polarnacht – und die Dämmerung hat keine Chance gegen die Wolken. Die morgendliche Schiffsbegegnung verpasse ich wegen unserer Verspätung, also ab zum Frühstück, und anschließend ins Büro: Margit bietet wieder Reiseleitersprechstunde an, und ich bin dabei, bis draußen die arktischen Lichtspiele der Polarnacht allmählich von Schwarz zu Grau wechseln. Die mystischen Vesterålen bleiben wieder einmal etwas zu mystisch.

Von Harstad aus fahren durch die verregneten Vesterålen weiter nach Risøyhamn. Im norwegischen Frühstücksfernsehen wurde Nordnorwegen viel Glück gewünscht, hier wird wohl das schlimmste im Sinne von regenreichste Unwetter seit einem Jahrzehnt erwartet. Gut dass wir auf einem Schiff sind, das zuverlässig schwimmt…

Vor Risøyhamn kommt wie immer die Risøyrinne; mein Plan, die Einfahrt vom Bug aus mitzuerleben scheitert am Wetter. Bei dem Wind komme ich nicht um das Eck rum… Also ein paar Bilder von Deck 5 Mitte, und dann hoch aufs Sonnendeck. Jan flucht über das Wetter und zieht den Interessepunkt trotzdem durch. Respekt!

Die flache Rinne wurde Anfang des letzten Jahrhunderts ausgebaggert, um Stokmarknes und Umgebung besser an den Rest Norwegens anzubinden, und hat fast genau die Tiefe eines Hurtigrutenschiffs; die Breite der Rinne wirkt bei dem Wind auch nicht viel vertrauenserweckender. Kurz nach 11 erreichen wir Risøyhamn und rauschen daran vorbei – es gibt wohl keine Fracht oder Passagiere, und so sind wir wieder ziemlich gut im Fahrplan.

Kurz darauf wird ein spontaner Vortrag über norwegische Traditionen von Karsten angekündigt. Ich werfe über den Fernseher einen Blick rein und komme zu dem Schluss, dass da nicht viel neues dabei sein dürfte. Eine andere Tradition fällt auch flach: Mangels Ausflug können wir keinen Ausflugsbussen zuwinken, als wir die Brücke bei Sortland überqueren. Das würde am Bug aktuell aber auch keinen Spaß machen.

Bei dem Wetter ist es kein großer Verlust, dass der Ausflug ausfällt (ebenso wie der über Land zum Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes), vom Schiff aus sieht man auch nicht weniger. Und durch die Scheiben vom Schiff betrachtet man die Vesterålen heute eh am besten. Also in aller Ruhe Mittagessen und die Reise nach Stokmarknes genießen, solange es noch hell ist. Der Regen wird schon einmal stärker…

Weihnachtsstimmung auf der Polarlys

Ich überlege mir ja ernsthaft, ob ich hier wirklich aussteigen soll, aber ich muss noch in den Coop, meine Einkaufsliste abarbeiten. Im Museum war ich ja vor zwei Monaten in aller Ruhe (bei ähnlichem Wetter): Schön gemacht, und die alte MS Finnmarken ist jetzt auch sicher vor den Elementen geschützt. Die Stunde Aufenthalt in Stokmarknes langt nur für einen halbstündigen Besuch auf dem Schiff; mittlerweile gibt es wieder günstigere Eintrittskarten im Vorverkauf auf unserem Schiff, und Jan macht am Museum einen Seiteneingang für “Fast Lane” auf.

Ich begnüge mich mit ein paar Fotos im Regen von außen und suche Schutz im Coop: Es gibt Labans Nissefest! Dann noch ein paar 200g-Tariergewichte aus Vollmilch von Freya, um die 23 kg für den Koffer auszureizen, und ich habe eigentlich alles, was ich brauche. Also zurück auf Schiff, Jacke trocken legen.

Als wir ablegen, wird auf Deck 7 wieder der berühmte Trollknerz zum Verkauf angeboten (und man darf die Tasse behalten!), parallel dazu gibt es im Konferenzraum einen englischsprachigen Vortrag mit Blick hinter die Kulissen unseres Schiffs; vom Raftsund ist nur Finsternis zu sehen. Statt an Deck zu sein mache ich lieber bei unserer zweiten Reiseleitersprechstunde mit – Flagge zeigen auf Deck 4, falls jemand Fragen hat. Da ist es schön warm und trocken…

Aber alles Gute findet ein Ende: Kurz vor 17 Uhr erreichen wir den Trollfjord, den wir trotz des Wetters wieder anfahren, um den Eingang zu beleuchten. Also nichts wie raus in den Regen, der in den Suchscheinwerfern des Schiffs noch eindrucksvoller wirkt.

Nordgehend mit Schnee statt Regen hatte man mehr gesehen…

Kommen wir zu den wichtigen Dingen: Da wir Svolvær um 18:30 erreichen wollen und es dort Ausflüge gibt (zumindest in die Brauerei, der Ritt mit dem Pferd über die Lofoten ist abgesagt – bei dem Wetter jagt man keinen Hund vor die Tür, und erst recht kein Pferd), gibt es schon um 17:30 Abendessen. Als Buffet, weil es so schneller geht. Das kurze Stück zwischen Raftsund und Svolvær hat überraschend viele Wellen zu bieten, die das Abendessen unterhaltsamer machen.

Svolvær erreichen wir trotzdem fast pünktlich im Dauerregen – das gibt diesmal wohl nur einen kleinen Abstecher in den Ort. Ein paar Bilder, ein paar Souvenirshops (nichts neues, was reizt), ein reich geschmücktes Haus bei der Kirche – das langt mir. Ab ins Schiff.

Da noch ein bisschen was Schaffen, und dann legen wir auch schon ab, Kurs Stamsund. Die abendliche Schiffsbegegung fällt aus: Die Kong Harald traut sich nicht über den Westfjord, lässt die Lofoten aus und fährt von Bodø aus direkt nach Norden, immer an der Küste lang, und übernachtet in Harstad. Könnte eine interessante Nacht geben, wenn wir den Westfjord überqueren.

Stamsund

Nach einer schaukligen Fahrt legen wir tatsächlich in Stamsund an, obwohl die enge Hafeneinfahrt bei Wind nicht ohne ist. Aber es steigen nicht nur drei Personen ein, sondern es wird auch einiges an Paletten ausgeladen. Wie es für die Fracht weitergeht? Keine Ahnung – wegen dem Wetter sind einige Straßen auf den Lofoten gesperrt.

Schließlich ist die Ladung gelöscht, und wir legen ab – mal sehen, wie unruhig die Überfahrt wird.

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