Es gibt Tage, über die gibt es wenig zu erzählen – die letzten beiden Reisetage gehören dazu. Wir legen frühmorgens in Trondheim an, und das ist so ziemlich die letzte Gelegenheit, noch kurz im Rema Leergut abzugeben. Für viel mehr reicht die Zeit hier nicht, außer man steht extrem früh auf. Ob der Ausflug in die geheimen Gemächer des Nidaros-Doms stattfindet, weiß ich nicht – aber wahrscheinlich nicht. Viele Gäste (auch die Gruppe aus dem Schwäbischen) verlassen uns hier, dafür kommen zwei Gruppen für Konferenzen mit insgesamt 140 Teilnehmern an Bord, die bis Molde bzw. Kristiansund an Bord bleiben. Die angekündigte Schülergruppe entpuppt sich soweit ich das erkennen kann als Studenten einer Marineschule/Technischen Hochschule, die die Laptop-Konzentration an Bord deutlich in die Höhe treiben. Am Morgen hat jeder von denen entweder etwas zu Essen oder einen Laptop in der Hand, während für die andere Konferenzgruppe ein kleines Buffet vor dem Konferenzraum aufgebaut wird.
In Trondheim herrscht bestes Wetter, die Sonne lacht (uns aus). Das Coastal Experience Team nutzt die Neuankömmlinge aus, als wir den Hafen verlassen und der nordgehenden Richard With begegnen: Mit den neuen Gästen der Marineschule auf Deck 5, die mit Norwegen-Fähnchen ausgestattet werden, hat die Richard With beim Winkewettbewerb keine Chance.
Der Interessepunkt zu Munkholmen wird auch gleich auf Deck 5 verlegt bzw. auf das letzte Treffen im Konferenzraum später. Bei strahlendem Sonnenschein spurte ich nach der Schiffsbegegnung noch auf die andere Seite vom Schiff für ein paar Fotos von Munkholmen, und dann war es das fürs erste: Ich gehe in meine Kabine und schaue nach dem kleinen Tourfilm, den ich wieder vorbereite. Und ich frage mich, warum wir so Wetter nicht öfter hätten haben können, und vor allem nachts…
Auf dem Schiff gibt es derweil den zweiten Vortrag über die Polarforschung, mit Roald Amundsen zum Südpol, und im Anschluss um 11:15 das letzte Treffen mit dem Expeditions Coastal Experience Team: Johan erklärt den Ablauf des letzten Tags und verabschiedet uns schon einmal von Giske: Sie steigt heute schon aus. Normalerweise wechselt die Besatzung frei durch, je nachdem in welchem Hafens ie wohnen – nur Restaurantchef und Coastal Experience Team wechseln in der Regel nur in Bergen, damit wir immer die selben Ansprechpartner haben. Aber wir sind ja fast da.
Derweil verlassen wir bei immer noch schönem Wetter den Trondheimfjord und haben noch einen Blick auf den 200 Jahre alten Agdenes Fyr an der Fjordmündung. Wer will, kann Essen gehen, und um 15 Uhr ist dann unsere Abschiedsveranstaltung: Mein Tourfilm ist fertig und kann im steuerbord-rechten Konferenzraum gezeigt werden, und Peter hat schon mit dem Check-In der Gäste für das Flugzeug begonnen. Nach dem Film müssen wir den Konferenzraum frei machen und geben die übrigen Abreiseinformationen im Panoramasalon – nicht ganz einfach, da wir zwar einen Teil reserviert haben, sich andere Passagiere aber entweder gestört fühlen oder lautstark unterhalten. Naja.
Bis wir Kristiansund erreichen, sind wir fertig, also ab zu einem letzten Landgang mit einer Stipvisite bei den Statuen der Klippfiskkjerringa, der Klippfischfrau, die das Symbold der Stadt ist und an die Arbeiterinnen der Klippfisch-Industrie erinnert, sowie die des Heringsjungen gegenüber. Der Ausflug zum Marmorbergwerk Bergtatt startet jetzt ebenfalls – anders als bei meinem Besuch seinerzeit sogar bei Tageslicht, sodass man etwas von der Atlantikstraße sieht.
Dann: Ab aufs Schiff, Ablegen genießen und auf zum letzten Abendmahl. Als wir ablegen, zeigt sich rechts der Sonne auch noch eine kleine Nebensonne als bunte Leuchterscheinung – ähnlich wie ein Regenbogen, nur an Eiskristallen in der Atmosphäre.
Beim Abendessen fällt meine Wahl auf die Rindshaxe. Derweil wechselt das Wetter draußen, für Molde ist Regen angesagt, und die Prognose scheint zu stimmen. Damit verschwindet auch unsere letzte Chance für Polarlicht auf dieser Reise. Der Captain hat auch keine Polarlichtsichtung eingetragen – jetzt müssen wir klären, wie das mit Polarlichtgarantie funktioniert und ob die bei Gruppenreisen im September greift. Aber heute ist Feiertag in Deutschland (3. Oktober), die Antwort muss dann morgen früh kommen.
Die Fahrt nach Molde verläuft dann in finsterer Nacht, aber die Hustavika ist friedlich und schaukelt kaum. Von der Erdgasanlage “Ormen Lange” sehe ich heute nichts. Normalerweise ist sie hell beleuchtet, aber vielleicht beschäftigt mich mein Blog zu sehr… Ein Blick nach draußen, es nieselt, ich mache ein paar Bilder von Molde und gehe wieder rein.
Und dann bimmelt das Handy, eine Whatsapp mit Polarlichtbildern von der Gangway, falls die wer brauchen kann. Panik! Ist das jetzt? Ich war vor 5 Minuten draußen und stand im Nieselregen… Aber nein, das Foto ist von Freitag und nicht aktuell. Also keine Panik, ich habe nichts übersehen. Schade eigentlich, aber hier ist aktuell ohnehin keine große Show zu erwarten.
So langsam muss man aber auch ans Kofferpacken denken – bis morgen früh um 9 sollten die Koffer bei den Aufzügen stehen, damit man sie nach dem Anlegen des Schiffs in Bergen im Terminal abholen und zum Bus bringen kann. In diesem Sinne: Gute Nacht!