Hurtigrute Tag 11: Trondheim

Der Tagesplan

Es gibt Tage, über die gibt es wenig zu erzählen – die letzten beiden Reisetage gehören dazu. Wir legen frühmorgens in Trondheim an, und das ist so ziemlich die letzte Gelegenheit, noch kurz im Rema Leergut abzugeben. Für viel mehr reicht die Zeit hier nicht, außer man steht extrem früh auf. Ob der Ausflug in die geheimen Gemächer des Nidaros-Doms stattfindet, weiß ich nicht – aber wahrscheinlich nicht. Viele Gäste (auch die Gruppe aus dem Schwäbischen) verlassen uns hier, dafür kommen zwei Gruppen für Konferenzen mit insgesamt 140 Teilnehmern an Bord, die bis Molde bzw. Kristiansund an Bord bleiben. Die angekündigte Schülergruppe entpuppt sich soweit ich das erkennen kann als Studenten einer Marineschule/Technischen Hochschule, die die Laptop-Konzentration an Bord deutlich in die Höhe treiben. Am Morgen hat jeder von denen entweder etwas zu Essen oder einen Laptop in der Hand, während für die andere Konferenzgruppe ein kleines Buffet vor dem Konferenzraum aufgebaut wird.

Trondheim

In Trondheim herrscht bestes Wetter, die Sonne lacht (uns aus). Das Coastal Experience Team nutzt die Neuankömmlinge aus, als wir den Hafen verlassen und der nordgehenden Richard With begegnen: Mit den neuen Gästen der Marineschule auf Deck 5, die mit Norwegen-Fähnchen ausgestattet werden, hat die Richard With beim Winkewettbewerb keine Chance.

Der Interessepunkt zu Munkholmen wird auch gleich auf Deck 5 verlegt bzw. auf das letzte Treffen im Konferenzraum später. Bei strahlendem Sonnenschein spurte ich nach der Schiffsbegegnung noch auf die andere Seite vom Schiff für ein paar Fotos von Munkholmen, und dann war es das fürs erste: Ich gehe in meine Kabine und schaue nach dem kleinen Tourfilm, den ich wieder vorbereite. Und ich frage mich, warum wir so Wetter nicht öfter hätten haben können, und vor allem nachts…

Auf dem Schiff gibt es derweil den zweiten Vortrag über die Polarforschung, mit Roald Amundsen zum Südpol, und im Anschluss um 11:15 das letzte Treffen mit dem Expeditions Coastal Experience Team: Johan erklärt den Ablauf des letzten Tags und verabschiedet uns schon einmal von Giske: Sie steigt heute schon aus. Normalerweise wechselt die Besatzung frei durch, je nachdem in welchem Hafens ie wohnen – nur Restaurantchef und Coastal Experience Team wechseln in der Regel nur in Bergen, damit wir immer die selben Ansprechpartner haben. Aber wir sind ja fast da.

Agdenes Fyr

Derweil verlassen wir bei immer noch schönem Wetter den Trondheimfjord und haben noch einen Blick auf den 200 Jahre alten Agdenes Fyr an der Fjordmündung. Wer will, kann Essen gehen, und um 15 Uhr ist dann unsere Abschiedsveranstaltung: Mein Tourfilm ist fertig und kann im steuerbord-rechten Konferenzraum gezeigt werden, und Peter hat schon mit dem Check-In der Gäste für das Flugzeug begonnen. Nach dem Film müssen wir den Konferenzraum frei machen und geben die übrigen Abreiseinformationen im Panoramasalon – nicht ganz einfach, da wir zwar einen Teil reserviert haben, sich andere Passagiere aber entweder gestört fühlen oder lautstark unterhalten. Naja.

Bis wir Kristiansund erreichen, sind wir fertig, also ab zu einem letzten Landgang mit einer Stipvisite bei den Statuen der Klippfiskkjerringa, der Klippfischfrau, die das Symbold der Stadt ist und an die Arbeiterinnen der Klippfisch-Industrie erinnert, sowie die des Heringsjungen gegenüber. Der Ausflug zum Marmorbergwerk Bergtatt startet jetzt ebenfalls – anders als bei meinem Besuch seinerzeit sogar bei Tageslicht, sodass man etwas von der Atlantikstraße sieht.

Dann: Ab aufs Schiff, Ablegen genießen und auf zum letzten Abendmahl. Als wir ablegen, zeigt sich rechts der Sonne auch noch eine kleine Nebensonne als bunte Leuchterscheinung – ähnlich wie ein Regenbogen, nur an Eiskristallen in der Atmosphäre.

Beim Abendessen fällt meine Wahl auf die Rindshaxe. Derweil wechselt das Wetter draußen, für Molde ist Regen angesagt, und die Prognose scheint zu stimmen. Damit verschwindet auch unsere letzte Chance für Polarlicht auf dieser Reise. Der Captain hat auch keine Polarlichtsichtung eingetragen – jetzt müssen wir klären, wie das mit Polarlichtgarantie funktioniert und ob die bei Gruppenreisen im September greift. Aber heute ist Feiertag in Deutschland (3. Oktober), die Antwort muss dann morgen früh kommen.

Molde

Die Fahrt nach Molde verläuft dann in finsterer Nacht, aber die Hustavika ist friedlich und schaukelt kaum. Von der Erdgasanlage “Ormen Lange” sehe ich heute nichts. Normalerweise ist sie hell beleuchtet, aber vielleicht beschäftigt mich mein Blog zu sehr… Ein Blick nach draußen, es nieselt, ich mache ein paar Bilder von Molde und gehe wieder rein.

Und dann bimmelt das Handy, eine Whatsapp mit Polarlichtbildern von der Gangway, falls die wer brauchen kann. Panik! Ist das jetzt? Ich war vor 5 Minuten draußen und stand im Nieselregen… Aber nein, das Foto ist von Freitag und nicht aktuell. Also keine Panik, ich habe nichts übersehen. Schade eigentlich, aber hier ist aktuell ohnehin keine große Show zu erwarten.

So langsam muss man aber auch ans Kofferpacken denken – bis morgen früh um 9 sollten die Koffer bei den Aufzügen stehen, damit man sie nach dem Anlegen des Schiffs in Bergen im Terminal abholen und zum Bus bringen kann. In diesem Sinne: Gute Nacht!

Hurtigrute Tag 12: Back to Bergen

Der Tagesplan

So, das war es dann: Der letzte Tag bricht an, der Koffer ist gepackt (wieder 23 kg) und steht bei den Aufzügen, und unserer letzter Zwischenstop ist Florø – eine halbe Stunde zwischen 8 und 8:30 in der Morgensonne. 9 Uhr ist die erste Dealine heute, bis dahin müssen die Koffer bereit sein, damit sie im Laderaum zwischengelagert werden können. So erhält man sie bequem im Terminal in Bergen zurück und muss nicht den ganzen Tag auf dem Gepäck sitzen. Schließlich muss die Kabine spätestens um 10 Uhr geräumt werden, solange man keine Suite hat.

Florø präsentiert sich als Industriehafen und hat vom Schiff aus außer Landschaft und einer schönen Spiegelung in einer Glasfassade nicht viel zu bieten. Zeit, um zu Frühstücken und sich dann einen schönen Platz auf Deck 7 zu sichern. So weit im Süden fahren auch im tiefsten Winter viele Schiffe, sodass die Hurtigrute hier keinen Versorgungsauftrag hat und nur wenige Häfen anfährt. Daher brettern wir schnurstracks durch bis Bergen, zwischen Schären hindurch und mit kurzen Passagen hin zur offenen See, in denen überraschend viel Bewegung im Schiff ist. Heute früh am Westkapp war auch schon genug Wellengang, um mich zu wecken. Eine Erholungsreise ist das auch an den Tagen ohne großes Programm nicht – aber schlafen kann man zuhause!

Ab 10 Uhr läuft im Konferenzraum der Tourfilm des Schiffs, und um 10:45 ist Treffen an Deck: Wir passieren den engen Steinsund, Johan ruft zum Gruppenfoto auf, und wir nutzen das auch für ein eigenes Gruppenbild mit allen, die gerade da sind.

Es ist angenehm warm (irgendwas oberhalb von 10° laut Wetter-App – ein Thermometer habe ich auf diesem Schiff noch nicht gefunden), die Wolken bieten alles von blauem Himmel bis bedrohlich, Norwegen zeigt sich nochmal von seiner besten Herbst-Seite, während die Landschaft fast in Reichweite an uns vorbei zieht.

Ab 11:30 gibt es Mittagessen, und wir versuchen immer noch eine Antwort zu erhalten, wie es mit der Nordlicht-Garantie läuft. Sie gilt ja erst bei Reisen ab Oktober, andererseits sind wir ja die Gruppenreise Nordlicht und Sterne. Auf jeden Fall steht im Schiffs-Logbuch keine Sichtung – ein absolutes Novum für mich. Eine Reise ohne Nordlicht, und das während des Sonnenfleckenmaximums, und während zuhause immer noch sommerliche Temperaturen und Sonnenschein herrschen. Ich muss meine Niederlage eingestehen 🙁

Falls die Polarlichtgarantie für unsere Gruppenreise schon gilt, gibt es eine halbe Reise mit Innenkabine und Anreise auf eigene Kosten, wobei es sich aktuell durchaus lohnt, selbst einen Flug zu buchen (z.B. über Fluege.de schauen und direkt bei der Airline oder eurem Reisebüro buchen) und mit dem Ambassador-Status (den ja nach Anmeldung jeder erhält, der eine Reise auf der Hurtigrute gemacht hat) gegebenenfalls upzugraden. Drei Varianten bieten sich dann an: Direktflug ab Frankfurt nach Bergen, mit dem Schiff entweder nur nach Kirkenes (die billigste Version), oder noch verlängern bis Tromsø und zwei, drei Übernachtungen für Hundeschlittenfahrten und/oder Polarlichttour einplanen (die teuerste Version mit der höchsten Polarlichtchance), oder weiter bis Trondheim, wo man dann mittags oder am frühen Nachmittag direkt zurückfliegen kann (die schönste Option) – einen Transferbus vom Hafen bietet das Schiff meistens an. Wenn es in den Winter geht, empfiehlt es sich, zur Sicherheit einen Tag vor dem Rückflug einzuplanen, falls das Schiff etwas Verspätung hat und der Flug so knapp ist wie unser Rückflug diesmal. Und bei der Anreise einen Tag in Bergen einzuplanen lohnt sich eh! Meinen Reiseführer habt ja schon:-)

Und für alle, die länger in Tromsø vor Ort bleiben wollen, kann ich die lokalen Tourguides wie Dan Steinbakk von http://arcticx.no/ empfehlen. Die fahren auch nach Finnland, falls es in Norwegen mal wieder nur Wolken gibt, und sind angenehmer als die großen Reisebusse.

Nun, zurück zur Tour: Wir sind zu schnell, sodass der Captain noch einen kleinen Umweg durch die landschaftlich (noch) reizvollere Route macht und wir Bergen trotzdem rechtzeitig erreichen. Und dann geht alles ganz schnell: Der angekündigte Regen fällt aus, und wir können trocken in den Bus einsteigen (nachdem ein Busfahrer doch noch zugibt, dass er für Gruppe Peter da ist (wenn schon nicht für Nordlicht und Sterne – aber Schwamm drüber).

Die knapp halbstündige Fahrt zum Flughafen machen wir noch weitestgehend ohne in den drohenden Berufsverkehr zu kommen, dann alle zum KLM-Schalter, weil die Check-In-Automaten in der Regel ähnlich unkooperativ sind wie es Wolken und Nordlicht auf dieser Tour waren, weiter zur Ark-Buchhandlung direkt hinter der Security für den Tax Refund, und dann ab zum Gate – bleibt eine gute halbe bis dreiviertel Stunde Luft, um noch in den Duty Free zu gehen. Und dann ab in den Flieger, eineinhalb Stunden Umsteigezeit mit Gatewechsel in Amsterdam, ab nach Stuttgart, wo mein Parkplatz noch 20 Minuten lang bezahlt ist, und rechtzeitig ab auf die Autobahn. Kurz vor 1 Uhr bin ich dann zuhause, und wieder ist eine Tour zuende – die supergut war, auch wenn das Polarlicht diesmal gestreikt hatte. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht, mit einer tollen Gruppe!

In diesem Sinne: Takk for turen, og alltid god tur!