Etwa um 7:33 haben wir den Polarkreis überquert, wie mir der Blick auf das Handy gepaart mit der Lautsprecherdurchsage bestätigt – den Blick aus dem Fenster spare ich mir allerdings, Frühstück ist für 9 Uhr geplant, und auf der Rückfahrt sehen wir die Kugel ohnehin besser. Im Bett ist’s auch nett. Unscharfe Bilder von der Kugel habe ich ohnehin schon genug, und auf der Rückfahrt kommen wir bei besserem Licht noch einmal an der Insel vorbei. Aber etwas früher aufstehen lohnt sich trotzdem: Gegen halb neun kam die MS Nordnorge in Sicht, und kurz darauf ertönte auch die Ansage über die Lautsprecher, dass wir in wenigen Minuten der Nordnorge begegnen. Hübsches Schiff, aber leicht erkältet: Vorne an den Rettungsbooten klebt noch Schnee, und das Begrüßungstuten klingt etwas dumpf und heißer.
Der erste Hafen auf dem Tagesprogramm ist Ørnes, und die grandiose Landschaft bietet eine schöne Kulisse für das Showprogramm des heutigen Tages: Die Polarkreistaufe. Ich hab das ja schon hinter mir, aber auch als Zuschauer ist es immer wieder ein großer Spaß. Neptun ist diesmal auch deutlich motivierter als beim letzten Mal (und diesmal habe ich auch eine Ahnung, wer unter der Maske steckt), sodass so mancher Passagier seine Eiswürfeltaufe kriegt.
Dabei ist nicht nur die Geräuschkulisse der Teilnehmer nett, sondern auch die One-Size-Fits-None-Größe der Neptun-Maske. Neptun muss öfter mal die Augen zusammenkneifen, um zu sehen, was er da macht:-) Aber trotz aller spitzer Schreie bleibe ich dabei, dass die Polarkreistaufe im Winter angenehmer ist als im Sommer, wenn der Temperaturunterschied zwischen Luft und Eis viel größer ist.
Nach der Show ging es wie gewohnt nach Bodø – mittlerweile gibt es eine Mehrheit dafür, Bodø als Budö und die MS Nordkapp als Nurdkapp auszusprechen. Aber mit zwei Schriftsprachen und ungezählten Dialekten ist Norwegen da wohl ohnehin recht flexibel.
Die Stadt Bodø ist nicht hübscher geworden, aber trotzdem lohnt sich der Gang in das Zentrum. Wollten Sie schon immer mal wissen, was die Reiseleitung in einer Stadt macht, während die Gäste die Stadt erkunden oder Ausflüge machen? Zur Auswahl stehen u.a.:
- Schuhe kaufen
- Optiker besuchen
- Als Ansprechpartner an Bord bleiben
- Internationale Küche beim Burgerking genießen
- Sightseeing
Kein Problem, ich bin ja nicht alleine und habe mich für Option 1 entschieden. Finnische Stiefel scheinen echt was zu taugen. Damit war der Aufenthalt zwar teurer als der Abstecher ins Rema 1000 beim letzten Mal, aber bei Kleidung ist Norwegen gar nicht mal so teuer wie man denken könnte.
Kurz nach der Abfahrt aus Bodø rief dann wieder die Pflicht: Vortrag Nummer 2 über die Sonne und das Leben der Sterne steht auf dem Programm, diesmal halte ich ihn wieder alleine. Im Anschluss wird noch die drehbare Sternkarte behandelt, die alle Reiseteilnehmer erhalten haben – ein Crashkurs zur Orientierung am Himmel.
Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang war bis Stamsund noch einige Zeit zu vertreiben: Heute gibt es für mich kein Abendessen auf dem Schiff, sondern wieder einmal eine kleine Zeitreise zum Lofotr Wikingerfest. Wenn man weiß, dass es ein reines Touri-Spektakel ist, kann man es durchaus genießen: Nach einer Busfahrt von knapp einer Dreiviertelstunde erreicht man ein rekonstruiertes, über 80m langes Wikinger-Langhaus, in dem ein Wikingerhäuptling zum Julfest einlädt. Sehr fein: Olav Dingsdabumsson (vielleicht merke ich mir den Namen irgendwann mal) wird wieder von einem motivierten Schauspieler gespielt. Weniger fein: Seine Halle ist bis auf den letzten Platz ausgebucht, auch Umhänge gibt es für die Besucher dieses Mal keine. Dafür Lamm mit Karotten, Steckrüben, Brot, Rahm und einer Art Marmelade, Met und Gesang.
Um die Götter zufriedenzustellen, bleiben anschließend noch knapp 20 Minuten für den Shop, die weise genutzt werden wollen – ansonsten müsste ich die Vesterålenrundfahrt mitmachen, die sich zwar lohnt, aber in aller Herrgottsfrühe losgeht. Und nachdem es gerade um Odin & Co ging, ist die Herrgottsfrühe gewiss das falsche…
Auf der rund 50-Minütigen Rückfahrt nach Svolvaer zeigte sich dann auch schon wieder das erste Polarlicht als leichter Grünschimmer auf dem Kameradisplay. Trotz aller Vorwarnung präsentierten uns unsere Gäste kaum Bilder der Fahrt nach Svolvaer (der “Hauptstadt des Lichts”). Nach Svolvaer gab es dann immerhin noch bis halb Zwölf Polarlicht – nicht die ganz große Show, aber immerhin schon mit einem Hauch von Farbe und durchaus gut sichtbaren Strukturen.
Was ich ganz vergessen habe: Trollfjord war auch noch. Diesmal mit Fiskekake-Ausgabe und Trolltrunk-Ausschank am Heck, Verkauf nur in der Bar und Beleuchtung vorne am Schiff. Aber jetzt habe ich auch eine wunderhübsche Trolltasse:-) Takk!