Gestern Abend hat’s mal wieder etwas länger gedauert, und da ich einmal halbwegs wach von einer Tour zurückkommen will, verpasse ich heute früh das Einlaufen in den Trondheimer Hafen um 6:30. Macht aber nichts, andere Leute waren mit Kamera wach und haben so etwas schon einmal auf Youtube gestellt:
Man kann sich richtig vorstellen, wie es da im Speisesaal geklappert hat… Das Video wurde am 13. November eingestellt, ist aber wahrscheinlich älter: Als ich dann wach war und noch vor dem Frühstück zur Lofoten ging, lag sie mit der Backbordseite am Kai, und die Nordkapp lag vorne. Ein Besuch auf der Lofoten lohnt sich immer. Wer wirklich die klassische Postschiffreise erleben will, ist da genau richtig: Klein, verwinkelt und sympathisch, dafür ohne überflüssigen Luxus oder gar Stabilisatoren. Irgendwann mache ich vielleicht auch mal eine Teilstrecke auf ihr; längere Strecken und raue See überlasse ich aber den Enthusiasten. Wer da noch eine andere Tour machen will: Unter http://www.nostalgische-postschiffreisen.de gibt es auch Touren mit der Nordstjernen, die einst die Hurtigrute befuhr. Aber bei aller Liebe zur Nostalgie: Nach den Besuchen auf der alten Finnmarken, der Kong Harald und der Lofoten wusste so mancher die Nordkapp noch mehr zu schätzen. Das eigene Schiff ist immer das schönste.
In der Stadt Trondheim war ich nicht noch einmal, aber einige andere waren noch auf Souvenirjagd gegangen. Auch wenn die meisten Läden erst um 10:00 pünktlich zu unserer Abfahrt aufmachen, sollte die Tourist-Info vorher aufmachen und letzte Einkaufsmöglichkeiten bieten. Und Willi kam mit einer Empfehlung für ein Schuhgeschäft für mich zurück:-) Nach der Abfahrt in Trondheim um 10 Uhr begann der Stress: Zuerst wollte ein wunderbarer Sonne-Wolken-Mix fotografiert werden, dann machte Anna im Panoramasalon eine Info-Veranstaltung zur Ausschiffung in Bergen, anschließend gab es einen Abschiedstrunk für unsere Gruppe auf Deck 4, und ab 12 Uhr schon wieder Mittagessen – zum ging die Essenssitzung bis 14:30, damit es nicht zu stressig wurde.
Und kaum war das Mittagessen erledigt, stand eine nicht angekündigte Aktivität auf dem Plan: Krabben zerlegen auf Deck 7, mit Probehäppchen. Und das direkt nach dem Mittagessen… Kein Wunder, dass es zwar viele interessierte Zuschauer gab, aber bei weitem nicht jeder noch etwas probieren wollte. Oder gar konnte.
Einigen verschlugen auch die Wetteraussichten den Appetit: Ausläufer eines Tropensturms waren angekündigt, und Anna warnte uns schon mal vor, falls nötig Mittelchen gegen die Seekrankheit vorzubereiten. Ich hatte schon den Verdacht, dass in dem Eis zum Nachtisch nicht nur Smarties, sondern auch Pillen verarbeitet waren. Lecker war es trotzdem.
Auch wenn der Seegang langsam zunahm, war bis zum Abend kaum etwas von Sturm zu sehen. Die Wolken lockten die Fotografen an Bord und ermöglichten einen eindrucksvollen Sonnenuntergang. Der ansonsten ruhige Nachmittag wurde von keinen weiteren Aktivitäten unterbrochen, sodass man noch in Ruhe die Koffer packen konnte – morgen früh um 10 Uhr würde jeder die Kabine räumen müssen, damit die Aufräumarbeiten beginnen können. Nur in den Minisuiten gab es etwas mehr Zeit. Nach Kristiansund lag dann die Hustadvika vor uns, eine Strecke offenen Meers, die schon einiges an Wellengang zu bieten hatte. Es war nicht besonders schlimm, aber zum Abendessen erschienen doch einige nicht – zum Teil sicherheitshalber, zum Teil forderte die Seekrankheit ihren Tribut. Großer Respekt gilt wieder den Kellnern und Kellnerinnen, die trotzdem alles Essen heil an die Tische brachten. So musste ich meine letzten Ersatzklamotten doch nicht noch auspacken. Ein besonderes Highlight des Abends bot die Weinkarte: Zur Vorspeise war der empfohlene Wein ein Mack IPA India Pale Ale – ein Qualitätsbier mit viel Bitterhopfen, goldener Farbe und schöner Schaumkrone. Wenn ich das den Wengertern zu Hause erzähle, kriegen die die Krise…
Da keine große Polarlichtaktivität angesagt war und wir durch den beginnenden Sturm schaukelten, klang der Tag ruhig in der (schwach besuchten) Bar aus. Ein Geburtstag wurde gefeiert, dazu noch eine Reihe netter Gespräche, und nach einem letzten Blick in den Himmel ging es recht früh in die Kabine, um noch ein paar Sachen zu erledigen und morgen früh fit zu sein. Nur klopften Moni und Willi ein paar Minuten später an, weil gerade wieder Polarlicht zu sehen war, sogar recht hübsch. Man auf dem Schiff doch nie frei… Trotzdem vielen Dank, für die ganz große Show war ich zwar zu spät (und die Schiffsdurchsage ebenfalls), aber es war noch ein schöner Abschluss, wie im Norden die Aurora noch einmal für uns tanzte und schimmerte. Das Kamerastativ war natürlich ganz unten in meiner Tasche, aber es hat sich gelohnt. Wir waren natürlich schon wieder kurz vor Ålesund, aber für diese südlichen Breiten war es hübsch. Irgendwann gegen ein Uhr kam ich dann doch noch ins Bett…