Irgendwie wird die Hurtigrute ja zur (guten) Gewohnheit: Ich darf schon wieder eine Nordlicht und Sterne Tour für Astronomie.de und Hurtigruten Deutschland begleiten. Diesmal mit der Nordlys – einem Schiff der so genannten neuen Generation, also einem der älteren Schiffe aus den 90er Jahre, und vor allem einem, das noch nicht umgebaut wurde, sondern noch den alten Charme hat. Sehr schön. Vom 24.11. bis zum 4.12. geht die Reise diesmal, Bergen-Kirkenes-Trondheim.
Es gibt nur ein Problem: Ich fliege um 10 Uhr in Stuttgart ab, dank Security soll man zwei Stunden vorher am Flughafen sein, dazu kommt eine halbe Stunde für den Shuttle vom FlyAway Parkservice, bei dem ich mein Auto wieder unterstelle, und zwischen Heilbronn und Stuttgart liegt die A8. Für die 100km plane ich mal lieber zwei Stunden ein, wegen Berufsverkehr, Baustellen und viel zu klein geplanter Autobahn. Wichtige Erkenntnis: Wenn ich um 5:30 losfahre, ist die Strecke sogar in einer guten Dreiviertelstunde machbar. Ich bin also viel zu früh und viel zu müde in Stuttgart. Na, was soll’s. Eine Stunde später im Berufsverkehr hätte es nicht geklappt.
Immerhin ist der Flieger weitestgehend pünktlich, und am Flughafen bleibt genug Zeit für Frühstück und das alter Ratespiel “Wer gehört zur Gruppe, wer hat Gepäckanhänger von Hurtigruten?” Die ersten “Verdachtsfälle” habe ich bereits…
Bis Kopenhagen wird das Wetter besser, und es bleibt bei rund zwei Stunden genug Zeit für Mittagessen und Kontakte knüpfen: Die ersten Vermutungen bewahrheiten sich, ich habe die ersten Gäste identifiziert und komme ins Gespräch, bis das Boarding beginnt. Gegen 15:30 landen wir, und irgendwie bringe ich das Kunststück fertig, als letzter die Maschine zu verlassen und als erster mit Gepäck in die Wartehalle zu kommen, wo Sabine schon auf uns wartet. Mittlerweile werden die Reise zu Familientreffen: Mit ihr und Ekkehard (mit dem ich letzten Monat auf der Finnmarken war) war ich vor rund einem Jahr unterwegs, und auf dem Schiff wartet Angelika, die schon bei meiner ersten Tour Reiseleiterin war. Neu sind mein Ko-Lektor Hans und eben das Schiff, die Nordlys.
Bald wird es auch etwas voller in der Wartehalle, aber wir haben noch eine Stunde, bis die letzte Maschine aus Amsterdam landet und alle Gäste da sind. Soweit läuft alles glatt: Auch wenn die Lufthansa streikt, haben SAS und KLM alle sicher nach Bergen gebracht, und in der Stadt regnet es. Es ist ja doch einiges an Wind und Regen für den Süden Norwegens vorausgesagt…
Als es gegen 17:30 dann mit fast allen Gästen zum Schiff geht (zwei haben es geschafft, auf eigene Faust vor uns auf der Nordlys anzukommen, sodass wir sie am Flughafen vergeblich gesucht hatten), ist von Bergen natürlich nicht mehr so viel zu sehen. Die Orientierungsrundfahrt ist daher kurz, ohne dass man etwas verpasst. Auch Weihnachtsmärkte oder -beleuchtung sind rar: Ein paar Lichterketten, die über die Bäume geworfen wurden, und die beleuchteten Giebel von Bryggen sind eigentlich schon alles.
Nach etwa einer Stunde treffen wir dann am Hurtigrutenterminalen auf Angelika und Hans, und das Schiff ist auch fast vertraut: Genau wie die Nordkapp gehört sie zur mittleren Generation, und sie hat noch das klassische, maritime Design. Nicht ganz die Nordkapp, aber nah genug dran:-) Im Gedächtnis hatte ich sie aber wohl mit der Nordnorge verwechselt – zumindest gab es ein Schiff, dass der Nordkapp noch ähnlicher war. Aber die Nordnorge wird ja auch modernisiert, schade für die Freunde des klassischen Designs.
Aber die Dinge ändern sich, und auch auf der Nordlys gibt’s was Neues: Sie ist jetzt Expeditionsschiff. Damit kümmern sich jetzt gleich vier Leute statt des Bordreiseleiters um die Gäste und bieten jede Menge kleine Veranstaltungen und Präsentationen an. Das ist an sich gar nicht schlecht, aber die Suche nach einem Vortragsraum ist natürlich kniffliger. Aber das Expeditionsteam sind nette Leute, und wir finden gute Termine. Dabei ist natürlich auch hilfreich, dass die Nordlys mit rund 100 Passagieren alles andere als ausgelastet ist. Damit kann einer erfolgreichen Reise eigentlich nur noch das Wetter im Weg stehen.
Bis zur Abfahrt um 22:30 ist neben der Vortragsorganisation natürlich noch einiges zu tun: Kabine beziehen, um 20:30 die Vorstellung der Crew mit der Infoveranstaltung vom ReiseExpeditionsleiter, Abendessen (das Weihnachtsbuffet, das auch für Besucher aus der Stadt offen steht), und natürlich der Besuch Kiwi, dem Supermarkt um die Ecke. Und wie es sich so ergibt, ist die Pepperkakebyen direkt ums Eck, die Bergener Pfefferkuchenstadt. Wenn man weiß, wo man hin muss, ist das trotz strömenden Regens machbar. Also verkürze ich das Abendessen und mache mich auf zu einem kurzen Besuch. Was soll ich sagen: Eindrucksvoll. Die Bergenser haben ihr Hallenbad leer geräumt und Bergen in Pfefferkuchen nachgebaut. Ob das 90 NOK Eintritt wert ist, ist schwer zu sagen, aber gelohnt hat sich trotzdem, auch wenn ich nur ein paar Minuten da war – echtes Hurtigrutenfeeling halt.
Der Hafen von Bergen bis hin zu Fløyenbahn, Håkonshalle und Arienkirche sowie vieles mehr sind liebevoll bis fantasievoll nachgebildet. Hat was.
Trotzdem muss ich bald schon wieder auf dem Schiff sein, zur Info-Veranstaltung. Ich will doch wissen, was es mit dem Expeditionsschiff auf sich hat. Ralf und Eskild geben die üblichen Infos zum Leben auf dem Schiff, als Expeditionsschiff gibt es noch jede Menge Point of Interests, bei denen etwas erzählt wird. Das kann gut werden, ich bin gespannt. Außerdem werden zu den normalen Exkursionen noch “Hikes” angeboten – getreu der norwegischen Freiluftliebe gibt es also Wandertouren für aktiveres Publikum. Könnte interessant werden – abwechslungsreich, hoffentlich ohne zu viel zu sein. Und das Expeditionsteam ist auch auf Polarlichtjagd. Dann dürften die Durchsagen und die Schiffsbeleuchtung schon mal kein Problem sein. Fein.
Zur Abfahrt trifft man sich dann an Deck, die Nordlys hat ja auch die beiden windgeschützten Bereiche auf Deck 7. Der Raucherbereich ist überraschend voll… und was ich an den kleinen Schiffen mag: Es leichter, ins Gespräch zu kommen. Dürfte eine sehr angenehme Tour werden.
Bergen verlassen wir im strömenden Regen dann erst gegen 23:40 – es gab wohl ein paar Problemchen, die erst noch gelöst werden mussten. Das wird doch kein Finnmarken-Déjà-vu geben? Wie dem auch sei, nachdem wir die Brücke passiert haben, wird es langsam Zeit für Feierabend. Schließlich war es ein langer Tag.
In der Nacht schaukelt es ein wenig, aber immerhin gleichmäßig. Das Westkap morgen früh dürfte interessant werden – ich freu mich schon.